Jun 17, 2023 07:52 Europe/Berlin

US-Niederlagen im Irak und in Afghanistan

Das Scheitern und der Niedergang der westlichen liberalen Ordnung sind eine Tatsache, die sich im   internationalen System abspielt. Die Vereinigten Staaten von Amerika als Führer dieser Ordnung hat auch Schwäche erlitten und die Komponenten seiner wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und ideologischen Macht schwinden. Die USA sind  laut   verfügbaren Beweisen und Fakten sowie dem Bekenntnis ihrer politischen Persönlichkeiten und Forschungs-Think Tanks, in komplexen Problemen gefangen und die Anzeichen des Niedergangs ihrer globalen Autorität sind in verschiedenen Dimensionen sichtbar. In dieser 12-teiligen Beitragsserie möchten wir Ihnen, liebe Zuhörer, Beispiele für den Machtverlust dieser globalen Hegemonialmacht  in Westasien bringen.

Nach dem dubiösen  Vorfall vom 11. September 2001 starteten die Vereinigten Staaten eine weltweite Kampagne gegen den Terrorismus. Durch unrealistische Versprechungen unter dem Motto „Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus“ und durch die Erhöhung des Militärbudgets begann Washington in der ersten Phase einen blutigen Krieg in Afghanistan und zwei Jahre später im Irak. Auf diese Weise änderten die USA nach weniger als drei Jahrzehnten ihre Politik, die sie nach der Niederlage in Vietnamkrieg eingeschlagen hatten.

Mit dem Versprechen,  Demokratie im westasiatischen Raum zu fördern und  Ausbreitung von Extremismus und Terrorismus zu verhindern, startete das Weiße Haus Kriege, die die US-Steuerzahler mehr als zwei Milliarden Dollar kosteten. Dieser Ansatz brachte Westasien statt  Demokratie mehr   Extremismus und Terrorismus, die Region wurde in einen Hort  für verschiedene Terrorgruppen verwandelt, so wurde die IS-Terrorgruppe (Daesch)  in dieser Zeit aus der Taufe gehoben.

Ein klares Beispiel für das Scheitern der US-Pläne in Westasien ist  der Fall Afghanistan. Aufgrund seiner geopolitischen Lage und seiner Eigenschaften gilt  das Land am Hindukusch als sehr wichtig für die Errichtung der globalen Hegemonie der USA. Zu den geopolitischen Merkmalen Afghanistans gehören: die Nähe zu Russland und China als zwei mächtigen Rivalen der USA; Nähe zum westasiatischen Raum; Bereitstellung der Grundlage für die weitere Expansion der NATO nach Osten;  Nachbarschaft zur Islamischen Republik Iran; Nähe zu Zentralasien und zum Kaukasus und zum    Indischen Ozean, Nähe zu der Straße von Hormus und dem Persischen Golf; und die Nachbarschaft zu  beiden aufstrebenden Atommächte Pakistan und Indien.

 

Während die USA Afghanistan  im Jahr 2001 Demokratie versprachen, stieg die Zahl der Terroristen im Jahr 2015 auf 100.000, verteilt auf 44 Terrorgruppen.  Dies führte zu einem Anstieg der Terror- und Selbstmordanschläge weltweit von 1.880 auf über 14.000. Die Zahl der Opfer dieser Angriffe belief sich im Jahr 2015 schätzungsweise auf fast 40.000 Menschen, was einem Anstieg von 397 % im Vergleich zu 2001 entspricht. Die US-Invasion in Afghanistan und im  Irak hat  nicht nur den Terrorismus nicht beseitigt, sondern auch sein Wachstum nicht stoppen können. Denn der Krieg gegen den Terror hat zu Chaos  in der Region geführt, was terroristischen Gruppen, darunter IS, die Möglichkeit bot, weitere Mitglieder zu rekrutieren.

Professor „Noam Chomsky“, ein prominenter US-Wissenschaftler, glaubt in Bezug auf die US-Invasion in Afghanistan: „Washingtons unmittelbare Reaktion auf die Ereignisse vom 11. September bestand darin, Afghanistan anzugreifen.“ Als die USA  in Afghanistan einmarschierten, war die Basis des fundamentalistischen und radikalen Terrorismus auf nur einen Teil  Afghanistans beschränkt. Mittlerweile hat sich diese Basis auf der ganzen Welt ausgebreitet. Die Zerstörung eines großen Teils Zentralasiens und Westasiens hat die Macht der Vereinigten Staaten nicht vergrößert.

Wie man weißt,  haben die USA das Land am Hindukusch nach 20 Jahren Besatzung auf demütige Art und Weise verlassen müssen.   Durch die  Einigung mit  den Taliban in Katar hat Washington den Weg für die Rückkehr der Taliban an die Macht geebnet. Das Ergebnis dieses Krieges  für die USA waren Kosten in Höhe von   mehr als 2,3 Billionen Dollar. Außerdem  kamen dabei fast 2.500 US-Bürger  ums Leben   und 21.000 weitere wurden auch verletzt. Hinzukommt, dass die USA keines ihrer erklärten Ziele erreicht haben. Darüber berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua: Der Fall Kabuls läutete den Todesstoß für die Hegemonie der Vereinigten Staaten von Amerika ein, und einige chinesische Medien nannten Afghanistan den „Friedhof des Imperialismus“.

 

in der Nacht von 19. auf 20. März 2003 haben die Angriffe der USA und ihrer „Koalition der Willigen“ auf den Irak begonnen. Wegen angeblicher Massenvernichtungswaffen in den Händen von Machthaber Saddam Hussein gab der damalige US-Präsident George W. Bush den Kriegsbefehl. Die Massenvernichtungswaffen gab es allerdings nie – und auch sonst endete die Operation im Fiasko.

Auch wenn der Krieg 2003 begann – die Vorzeichen gab es schon lange davor. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 griffen die USA zunächst Afghanistan an, bald war bei Präsident Bush aber von einer ganzen „Achse des Bösen“ die Rede – inklusive des Iran und des Irak.

Im Herbst 2002 war Bush noch konkreter: Er bekräftigte vor den Vereinten Nationen die Entschlossenheit der USA, notfalls im Alleingang gegen den Irak vorzugehen – Unterstützung bekam er umgehend vom britischen Premierminister Tony Blair, dessen Image ab diesem Zeitpunkt als „Bushs Pudel“ einigermaßen beschädigt war.

Noch im Herbst gab der US-Kongress grünes Licht für eine Militäroperation. Im Februar 2003 sollte eines der dunkleren Kapitel der US-Politik folgen: US-Außenminister Colin Powell legte dem Sicherheitsrat angebliche Beweise vor, wonach der Irak Massenvernichtungswaffen besaß und Verbindungen zu Terrororganisationen hatte.

Ein Mandat der UNO erhielten die USA, unter anderem wegen des Widerstands vieler europäischer Länder, dennoch nicht. Später sollte sich herausstellen: Die Beweise waren falsch, die USA waren unter anderem falschen Informanten aufgesessen. Powell bedauerte Jahre später seinen Auftritt.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass der US-Plan für den Irak nicht aufgegangen war. Statt des Aufbaus einer Demokratie versank das Land in Terror und Gewalt, statt nationaler Versöhnung begann der Bürgerkrieg. Die anderen „Willigen“ zogen sich bald zurück, es blieben US-Armee und private Söldner, etwa von der Firma Blackwater. Es häuften sich Bombenanschläge und Selbstmordattentate.

Wie viele Menschen durch den Krieg ums Leben gekommen sind, darüber gehen die Schätzungen weit auseinander. Manche Studien sprechen von 120.000 Toten, andere von bis zu einer Million im Zeitraum von Kriegsbeginn bis zum Abzug der US-Truppen 2011. Die Zahlen divergieren vor allem, weil unklar ist, wie viele Menschen aufgrund der indirekten Kriegsfolgen wie der zerstörten Infrastruktur ums Leben kamen.

 

Nach dem 11. September unternahm Amerika einen massiven Versuch, sich als Supermacht, die eine unipolare Weltordnung schaffen will, zu präsentieren. Auf dieser Grundlage beabsichtigte Amerika aufgrund der strategischen und geoökonomischen Bedeutung der westasiatischen Region, diese Region zu seiner eigenen   Einflusszone zu machen. Der Umsetzungspunkt dieses Plans war der Irak. Eines der Hauptziele des US-Angriffs auf den Irak war die Schaffung einer neuen politischen Ordnung in Form des Plans „Großer Naher Osten“, auf dessen Grundlage ganz Westasien Veränderungen und Spaltungen erfahren sollte.

 

Nicht nur, dass die Vereinigten Staaten ihre erklärten Ziele im Irak und in Afghanistan, zu denen der Aufbau eines Nationalstaats, die Förderung der Demokratie und die Bekämpfung des Terrorismus gehören, nicht erreicht haben, auch ihre  Interventionen  in anderen Ländern  wie Syrien, Jemen und Somalia blieben ergebnislos und brachten ihnen lediglich Machtverlust, Niederlage und Misskredit. Der Hegemonie-Verlust der USA  beschränkt sich nicht nur auf den fehlenden Einfluss und die Gefährdung der Interessen dieses Landes im westasiatischen Raum, sondern er führte auch zudem  zum  Auftreten terroristischer Operationen in Europa und Amerika, insbesondere in den Jahren 2011 bis 2017. So dass selbst der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, der die schlechten politischen und wirtschaftlichen Bedingungen aufgrund der zahlreichen Kriege der Vereinigten Staaten einräumt, immer wieder auf das ungünstige Ergebnis der Kriegsführung seines Landes hinweist.

William Odom, Direktor der US-amerikanischen National Security Agency in der Ronald-Reagan-Regierung, sagt: „Wie viele Kritiker betont haben, ist Terrorismus kein Feind, sondern eine Taktik, denn Amerika selbst hat eine lange Geschichte der Unterstützung von Terroristen und der Anwendung terroristischer Taktiken.“

Die Analyse der Entwicklungen der letzten beiden Jahrzehnte zeigt, dass die USA die Ziele, die sie  unter dem Vorwand der Anschläge vom 11. September 2001 verfolgten, weder im politischen und sozialen Bereich noch im wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Bereich erreichen konnten. Jetzt wird es  nach zwei Jahrzehnten deutlich, dass die USA  aus der aktuellen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und globalen Hinsicht   von Tag zu Tag tiefer in den selbstgemachten Sumpf versinken. Der Misserfolg  ihrer  umfangreichen Pläne  in Afghanistan und im Irak ist ein klares Hinweis auf  für  den Niedergang der USA als  Weltmacht.

Liebe Hörerinnen und Hörer, wir sind am Ende der Sendung angelangt, in der nächsten Folge beleuchten wir die politischen Folgen des Niedergangs der US-Hegemonie im westasiatischen Raum. 

Bis dahin alles erdenkliche Gut!

 

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