Europäische Konzerne im  katarisch-iranischen Gasfeld
(last modified Wed, 06 Jul 2022 07:57:44 GMT )
Jul 06, 2022 09:57 Europe/Berlin
  • Europäische Konzerne im  katarisch-iranischen Gasfeld

Der Ukrainekrieg hat zu Veränderungen bei den Energiegleichungen auf der Welt geführt und die europäischen  Verbrauchsländer haben, nachdem Moskau in Reaktion auf die starken Wirtschaftssanktionen des Westens seine Gasausfuhr reduzierte, nach Ersatzquellen und anderen Bezugsgebieten gesucht.

 

 

 

Jüngst hat Katar mit zwei europäischen Ölkonzernen einen Vertrag abgeschlossen – der französischen Total und der italienischen Eni. Bei dem Vertrag geht es um den Ausbau der Gasquellen in dem iranisch-katarischen Gasfeld, dem Süd-Pars-Feld welches im Vertrag als  Nordfeld bezeichnet wird. Etwa 9 Prozent des 28 Milliarden Dollar Projektes wird laut dem mit Katar abgeschlossenen Vertrag den beiden europäischen Konzernen zugeteilt, wobei der Anteil von Total etwas mehr als das Doppelte von dem Anteil von Eni ausmacht.

 

Diese Investitionen zur Steigerung der Gasgewinnungsvorräte auf der Welt sind wegen des bestehenden internationalen Bedarfes und dem gestiegenen Energiepreis sowie der daraus resultierenden zunehmenden Inflation verständlich. Der Haken an der Sache ist nur, dass diese Investitionen in gemeinsame Ressourcen möglicherweise Probleme mit sich bringen, wenn sie nicht  auf  allen Seiten des gemeinsamen Gasfeldes stattfinden um eine gleichmäßige Verwaltung des Abbaus zu erreichen und den Schutz des Gasfeldes zu berücksichtigen. Leider wurde die bisherige Ausbeutung der gemeinsamen Ressourcen von dem Prinzip der Konkurrenz beherrscht  und diese Situation wird sich durch Mitbeteiligung von ausländischen Konzernen verschlechtern, wodurch den gemeinsamen Ressourcen Schaden zugefügt wird.

                                          

Es kann gut sein, dass der Abbau der gemeinsamen Gasressourcen aus dem Nordfeld – nämlich Süd-Pars-Feld  nicht von dem Prinzip Konkurrenz verschont bleibt, solange es nicht zu kontinuierlichen strategischen Freundschaftsbeziehungen zwischen Iran und Katar gekommen ist.  Erfreulicherweise wurden jedoch aufgrund des strategischen Wandels die Voraussetzungen für solche strategische Kooperationen geschaffen und, nebenbei gesagt, kann die gemeinsame Entnahme aus diesen Quellen den Ausbau der Kooperationen zwischen Iran und Katar fördern. Im Gegensatz dazu können die Beziehungen zwischen beiden Ländern bei der Mitbeteiligung von ausländischen Unternehmen beeinträchtigt werden, da diese Unternehmen von der Politik ihrer Regierungen beeinflusst werden.

                            

 

Das gemeinsame Gasfeld Irans und Katars ist eine der großen Gasreserven der Welt mit einem hohen Potential  für den Ausbau der gemeinsamen Zusammenarbeit. Die Fläche des Gasfeldes beträgt circa 9700 Quadratkilometer und davon liegen 3700 Quadratkilometer in den iranischen Gewässern und 6000 Quadratkilometern in den Gewässern von Katar. Das Gasfeld beinhaltet schätzungsweise 1.300 Billionen Kubikfuß Gas , davon liegen etwa 500 Billionen Kubikfuß auf iranischem Gebiet. Das Naturgas macht 51 Trillionen Kubikmeter aus und die Naturgasflüssigkeiten 7,9 Milliarden Kubikmeter.

Das iranische Erdölministerium schätzt die Gasreserven  im iranischen Teil dieses gemeinsamen Gasfeldes auf 14 Trillionen zusammen mit weiteren 18 Milliarden Tonnen Naturgasflüssigkeiten, was ungefähr 7,5 Prozent des Gesamtgases auf der Welt ausmacht und ungefähr die Hälfte des Gases Irans. Aber gemäß Angaben der  Internationalen Energieagentur lassen sich von den 14 Trillionen Kubikmetern im iranischen Teil nur 10 Trillionen Kubikmeter abbauen. Dies entspricht 36 Prozent der gesamten iranischen und 5,6 Prozent der Gesamtmenge der internationalen Gasressourcen.   

 

Katar deckt seine gesamten Inlandsbedarf an Gas und den Gas-Export aus dem Nordfeld. Die Gasvorräte im katarischen Teil dieses gemeinsamen Feldes betragen schätzungsweise 36 Trillionen Kubikmeter und die Internationale Energieagentur schätzt die Gasmengen, die im katarischen Teil gewonnen werden können, auf 26 Trillionen Kubikmeter.

                          

 

Katar hat 10 Jahre früher als Iran mit der Gasgewinnung aus dem gemeinsamen Gasfeld begonnen. Die von ihm gewonnene Gasmenge beträgt mehr als das Doppelte der von Iran entnommenen Gasmenge. Iran konnte trotz der auferlegten Sanktionen sowohl seine Produktionskapazität auf das Niveau von Katar erhöhen und sogar noch darüber hinaus steigern  und ebenso mengenmäßig seine Raffinerieprodukte sowohl für den Inlandsbedarfs als auch für die Ausfuhr erhöhen.

 

Iran hat im Jahre 2003  aus den Phasen 2 und 3 des Süd-Pars-Feldes täglich 56 Millionen Kubikmeter Gas gewonnen und diese Abbaumenge wurde nach Abschluss der Phasen 1 und 4 bis 10 im Jahre 2009 auf 285 Millionen Kubikmeter am Tag gesteigert.

 

Von 2009 bis 2013 hat während des Ausbaus der Phasen des Süd-Pars-Feldes keine Steigerung der Gasproduktion seitens Irans stattgefunden. Aber  2013 wurden nacheinander die Phasen 12, 15 und 16 abgeschlossen und so erreichte 2016 die Produktionskapazität  Irans in dem gemeinsamen Süd-Pars-Gasfeld 453 Millionen Kubikmeter täglich. Der Ausbau in diesem Gasfeld führte zur Nutzung der Phasen 17 bis 21 und zu der Rekordhöhe von 570 Millionen Kubikmeter täglich im Jahre 2017 und nach Inbetriebnahme der Gasbohrinseln A und C der Phase 14 konnten 610 Millionen Kubikmeter täglich entnommen werden. Damit wurde in den letzten Jahren ein Gleichgewicht zwischen Iran und Katar hinsichtlich des Abbaus aus den gemeinsamen Gasressourcen erzielt.

                                        

 

Doch unter den neuen Bedingungen die durch die Mitbeteiligung des italienischen Ölkonzerns Eni und der französischen Total an dem katarischen Teil der gemeinsamen Gasvorräte entstanden sind, besteht die Befürchtung, dass wieder das erreichte Gleichgewicht bei der Nutzung des gemeinsamen Gasfeldes verlorengeht und das Gebiet nicht einheitlich verwaltet wird. Unterdessen kann die gemeinsame Nutzung sowohl die Vorteile auf beiden Seiten steigern als auch die bilaterale Zusammenarbeit stärken. Sie kann vor allen Dingen zum Schutz des gemeinsamen Gasfeldes parallel zur Nutzung beisteuern und ein neues Modell für gemeinsame Nutzung von gemeinsamen Gas- und Ölfeldern in der Region und sogar auf internationaler Ebene liefern.