Das Buch der Könige auf Kino-Leinwand und Theaterbühne
Schahnameh – des Buch der Könige von Firdausi ist das bedeutendste poetische Werk der Welt in der Farsi-Sprache: ein einmaliges dramatisches Erzählwerk, mit zahlreichen historischen und mythischen Figuren. Für Theater und Film ist Schahnameh ein großer Schatz der Inspiration.
Vor vielen Jahren hat der iranische Filmregisseur Abdul Husain Sepanta den Film „Firdausi“ gedreht. In diesem sechsten historischen Film Irans hat er das Leben Abul Qasim Firdausis (940 bis 1020 nach Christus) und Ausschnitte aus dem weltberühmten Werk dieses iranischen Dichters –Schahnameh – Buch der Könige verfilmt. Sepanta war ein Kenner der iranischen Literatur. Er hat außerdem noch drei weitere Filme in Anlehnung an die iranische Geschichte und Literatur in seinem Arbeitszeugnis stehen, nämlich „Schirin und Farhad“, „Tscheschman-i sia“ (Dunkle Augen) und „Leila und Madschnun“.
Der Film „Firdausi“, eine über 80-Jahre alte Produktion aus dem Jahre 1934, wurde restauriert und am 4. Dezember dieses Jahres im iranischen Kinomuseum in Teheran vorgeführt.
Die Filmgeschichte beginnt damit, dass Firdausi bekümmert aus dem Fenster auf die baufällige Brücke seines Wohnortes Tus (in Nordostiran) blickt. Darauf folgt die Szene davon, wie der Dichter dem Ghaznawidenherrscher Sultan Mahmud Ghazni (der von 999-1030 herrschte) und seinem Hofstaat aus seinem weltbekannten Werk Buch der Könige vorliest. Gegen Ende des Filmes begegnen wir dem gealterten und vereinsamten Firdausi. Er hört vor seinem Fenster vorbeiziehende Kinder seine Gedichte hersagen. Und ganz zum Schluss erscheint wieder die Brücke von Tus im Film. Zwei Männer tragen den verstorbenen Firdausi über die Brücke hinüber und ihnen folgt nur ein Mensch: die Tochter des Verstorbenen.

Abdul Husain Sepanta hat den Film über Firdausi anlässlich des 1000. Geburtsjubiläums dieses namhaften Dichters gedreht. Damals herrschte Resa Schah, der Vater des gestürzten iranischen Schahs. Dieser befahl, dass die Szenen, wo Firdausi vor Sultan Mahmud Ghaznawi erscheint, geändert werden müssen. Aber diese Szenen existieren in dem restaurierten Exemplar des Filmes, welches jetzt in Teheran vorgeführt wurde.
Erzählerisch gesehen ist der Film relativ erfolgreich. Beeindruckend ist zum Beispiel die Szene, wo Firdausi die Kinder seine Gedichte aufsagen hört, denn an dieser Stelle spiegeln sich auf beste Weise die Gefühle des großen Dichters wider. Zu den Ausschnitten aus dem Schahnameh, die der Literaturkenner Sepanta verfilmt hat, gehört die dramatische Geschichte des Kampfes zwischen dem Nationalhelden Rostan und Sohrab.
Vor dem Sieg der Revolution wurden noch weitere Kinofilme im Iran produziert, die alle eine Anlehnung an die Geschichten aus dem Buch der Könige sind, nämlich die Filme „Rostam und Sohrab“, Bijan und Manije“, Siawasch auf Tacht-e Dschamschid“ und „Der Sohn Irans kennt nicht seine Mutter“. Nach dem Sieg der Revolution wandten sich junge Dokumentationsfilmemacher, Regisseure und Animatoren verstärkt dieser alten iranischen Literaturquelle und Firdausi zu. Das Filmrepertoire der Gemeinschaft Junges Kino und des Tus-Festivals hält eine größere Zahl von Amateur- und Dokumentationsfilmen bereit, die ihn Anlehnung an den Schahnameh gedreht wurden, wie: „Trauer eines Helden“, „Brot, Liebe und Tus“, „Die Geschichte des Schahnameh“, „Firdausi“, „Das Haus der Kraft“, „Schahnameh und die Leute“, „Firdausi und die anderen“, „Simorgh“, „Zal und Simorgh“, „Eine Reise durch die Bühnenbilder des Schahnameh“, „Licht des Epos“, „Tod des Siawasch“ und weitere.
Im Schahnameh geht es um Heldenmut, innere Größe und Moral. Dieses Werk enthält viele dramatische Geschichten und so liefert es weitgehend Stoff für die Schaffung neuer Werke speziell für Film und Theater.

Dass die Geschichten aus dem Buch der Könige von Firdausi sich für die Theaterbühne eignen, hat Behruz Gharibpour mit seiner ersten Marionettenoper bewiesen. In Zusammenarbeit mit Loris Tjeknavorian dem iranischen Komponisten und Orchesterleiter hat er die Tragödie „Rostam und Sohrab“ in diese Form auf die Theaterbühne gebracht. In einer Verschmelzung von Gesang, Musik und Puppentheater führt er lebendig die bewegende Geschichte von Rostam und Sohrab, aus dem Buch der Könige, vor Augen.
Die Marionettenoper „Rostam und Sohrab“ ist in den vergangenen Jahren mehrmals unter Regie von Behruz Gharibpour und in Zusammenarbeit mit dem iranisch-armenischen Komponisten Tjeknavorian im Teheraner Firdausi-Saal aufgeführt worden.
Die Oper beginnt damit das Firdausi gerade alte iranische Heldenmythen in Reime fasst. Dem folgt die Szene, wo sich das Ross von Rostam in den Hof des Königs von Samangan verlaufen hat und Rostam auf der Suche nach ihm inmitten einer festlichen Gesellschaft gerät. Auf dieses Fest verliebt er sich in Tahmineh, die Tochter des Königs.
Die Puppenspielgruppe „Araan“ hat viel Zeit in die Einübung dieser Marionettenoper investiert, denn sie muss mit sehr großen Puppen umgehen. Zum Beispiel ist die Marionette für Rostam 80 cm hoch. Jede Marionette wird mit mindestens 12 Strängen in Bewegung versetzt, damit sie möglichst natürlich wirkt. Die armenischen Opernsänger, die an dieser Marionettenoper teilnehmen, haben drei Monate lang an der Universität von Eriwan, Armenien, Persischunterricht gehabt, damit sie die Poesie von Abul Qasem Firdausi in einem flüssigen Persisch darbieten können.
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Der Schahnameh von Firdausi zeichnet sich nicht nur durch seine menschliche und moralische Tiefe aus, sondern ist auch ein Lehrwerk für die Kunst der Erzählung, die gelungene Anordnung der Ereignisse und des Aufbaus von Dialogen sowie passende Ausmalung des Hintergrundes und der Szenen. Dieses klassische Literaturwerk enthält also wertvolle Anleitung für Künstler verschiedener Kunstzweige. Auch für die Hersteller von Animationen.
Der junge iranische Künstler Aschkan Rahgozar (geb. 1986) hat nach erfolgreicher Produktion mehrerer kurzer Animationen diesmal einen Animation-Spielfilm, mit dem Titel „Acherin dastan“ – die letzte Geschichte (auf Englisch: The last fiction) gedreht. Diese erste lange Animation von ihm stützt sich auf eine Erzählung aus dem Schahnahmeh von Firdausi. „Die letzte Geschichte“ läuft zur Zeit in Teheran in den Kinos.
„Die letzte Geschichte“ wurde in freier Anlehnung an die Erzählung über Zahak geschrieben. Als der Schatten des Bösen das Land beherrscht, rüstet der legendäre König Dschamdschid sein Heer um gegen die Krieger des Ahriman – des Sinnbildes des Bösen, anzutreten. Mit Gottes Beistand kann Dschamschid siegen und den Königsthron besteigen. Siegestrunken verlangt es ihn jedoch nach mehr Erfolgen. Er lässt seine Tochter Schehrnas zurück und zieht mit einem Heer seiner kühnsten Soldaten nach Norden, auf der Suche nach Ahriman. Doch kehrt er nicht mehr von diesem Feldzug zurück.
Der arabischstämmige Mirdas, der über das heutige Syrien herrscht, hinterlässt nach seinem Tod nur seinen Sohn Zahak. Als Nachfolger seines Vaters schafft dieser es den Thron von Dschamdschid zu besteigen. Zahak ist ein finsterer Geselle und verbreitet nur Übel im ganzen Land.
Zahak schließt mit dem Vertreter des Bösen – mit Ahriman - ein Bündnis. Er befiehlt dass die Steuergelder zu verdoppeln sind und dass jeder, der keine Steuern zahlen kann, seine Söhne in den Palast schicken muss. Die Menschen weigern sich. Da schickt Zahak täglich seine Soldaten aus, damit sie ihm Jünglinge in den Palast holen, deren Hirn er den zwei Schlangen auf seiner Schulter zum Fraß geben muss, weil Ahriman ihm das so eingeflüstert hat. Die Menschen sind empört. Der Anführer ihrer Proteste ist Kaveh, ein Schmied. Er und sein Sohn Ruzbeh entschließen sich gemeinsam mit anderen gegen den grausamen König Zahak zu revoltieren.
Die Animation“Die letzte Geschichte“ ist in jeder Hinsicht gelungen, sowohl in Bezug auf die Erzählung und Regie als auch auf den Einsatz von Ton und Musik und dem Aufbau des Dramas. Normalerweise wird Zahak mit einem abstoßenden grimmigen Gesicht dargestellt. Aber in der Animation „Die letzte Geschichte“ von Aschkan Rahgozar ist Zahak zunächst ein gut aussehender junger Mann. Dieser verwandelt sich erst allmählich durch seine Entscheidungen und falschen Methoden in jenen Zahak, der alle äußeren Merkmale eines Monsters besitzt. Anfangs hat Zahak in der Animation von Rahgozar noch einen grauen Charakter, aber dieser wird mit der Zeit pechschwarz.
Die Animation beginnt mit den Beobachtungen eines Soldaten, der Zeuge eines Krieges zwischen Menschen und Dämonen wird. Der Film steckt von Anfang an voller Action und es ist Rahgozar gelungen diese Action bis Ende des Films beizubehalten, ohne den Zuschauer zu ermüden, was an sich schon eine Kunst bei einem längeren Film ist.
Aschkan Rahgozar hat die erste iranische Animation geschaffen, in dem bekannte Schauspieler anstelle der Animation-Figuren sprechen. Dies lässt den Film zu einem Kassenerfolg werden. Die Stimmen bekannter Schauspielerwie Frau Bita Farrahi und Parwiz Parastui passen sehr gut zu der Filmgeschichte, ebenso wie die Musik und der Gesang. Das Drehbuch für Animation „Die letzte Geschichte“ beruht auf verschiedenen Versionen der Nacherzählung der Geschichte von „ Dschamdschid und Zahak“. Rahgozar hat diese verschiedenen Versionen miteinander kombiniert. Unter anderem hat er auch Bundahishn als Quelle herangezogen. Bundahishn ist ein Buch in der Pahlaviesprache , welches im 9. Jahrhundert nach Christus zusammengestellt wurde.
Die Animation „Die letzte Geschichte“ hat schon auf vielen renommierten Festivals geglänzt, wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und hat große internationale Filmunternehmen auf sich aufmerksam gemacht.