Nachruf für den unermüdlichen Ayatollah Modschtahed Schabestari
Vor circa 3 Wochen, dem 17. November 2021 erfuhren wir aus den Nachrichten, dass Ayatollah Mohsen Modschtahed Schabestari gestorben ist.
Ayatollah Schabestari war Mitglied im Landesinteressenrat der Islamischen Republik Iran, einer der Wegbereiter der Islamischen Revolution und Mitbegründer der „Gemeinschaft kampfbereiter Geistlicher“. Er hinterlässt zahlreiche wissenschaftliche Werke und hat sich für die Revolution verdient gemacht.
Religionsgelehrte und religiöse Denker spielen selbstverständlich zu jeder Zeit eine wichtige Rolle bei den politischen Veränderungen und für die islamische Wachsamkeit. Wir sehen dass die Geistlichen in der Gegenwartsgeschichte nicht nur spirituell der Gesellschaft weitergeholfen haben, sondern in vielen Abschnitten der Islamischen Geschichte, auch politisch den Menschen den Weg wiesen. Sie haben ihr politisches Verantwortungsgefühl gegenüber der Gesellschaft unter Beweis gestellt und die religiöse Kultur, die islamischen Werte und Überzeugungen verbreitet. Ayatollah Mohsen Modschtahed Schabestari ist einer von den Geistlichen, die deutlich die Islamische Revolution unterstützt haben. Er hat dabei verschiedenen Aufgaben übernommen. Unter anderem war er der Freitagsimam in Tabriz und der Vertreter des Revolutionsoberhauptes, des befugten Rechtsgelehrten, in der Provinz Ost-Aserbaidschan.
Mohsen Modschtahed Schabestari wurde 1937 in Schabestar, einem Stadtkreis der nordwestiranischen Provinz Ost-Aserbaidschan, in einer Gelehrtenfamilie geboren. Damals herrschte Resa Pahlavi, der Vater des Schahs. Diese Gelehrtenfamilie hat bei der Aufklärung der Bevölkerung über das Unrecht und die Unterdrückung des Schah-Regimes eine wichtige Rolle gespielt. Sein Vater, Ayatollah Mirza Kazem Schabestari hat die kommunistische Denkweise und die Kolonialherrschaft bekämpft und die territoriale Integrität Irans betont. Seiner Initiative ist die Gründung der Theologischen Ausbildungsstätte in Schabestar und die Gründung einer Theologischen Schule in Tabriz zu verdanken.
Nach dem theologischen Grundstudium in seiner Heimatstadt ging Ayatollah Mohsen Schabestari an das Theologische Ausbildungszentrum in Qom. Er war einer der besten Schüler Imam Chomeinis. Über den Unterricht von Imam Chomeini hat er gesagt:
„Nachdem ich begonnen hatte, seine Seminare zu besuchen, wuchs meine Verbundenheit mit ihm und meine Achtung vor ihm zunehmend. Ich besuchte in Qom die oberste Stufe des Fiqhs. Der Imam (r.h.) war sowohl hinsichtlich seiner Darlegungsmethodik und seiner Forschung, seines Mutes und seiner Denkweise und seines revolutionären Wesens einmalig. Er besaß außerordentliche Anziehungskraft und die meisten Theologieschüler und die Gelehrten, die an Forschung interessiert waren, nahmen an seinem Seminar teil.“
Ayatollah Schabestari hat viele Jahre gegen das Pahlavie-Regime gekämpft. Er stand wie andere Geistliche und Revolutionäre in den ersten Reihen der Kampffront gegen das willkürliche Schah-Regime. Zusammen mit Ayatollah Schahid Motahhari, Schahid Mufateh, und Schahid Beheschti gründete er in Teheran die „Gemeinschaft kampfbereiter Geistlicher“ und besonders in den letzten beiden Jahren vor dem Sieg der Revolution ist er durch Herausgabe von Proklamationen und durch Reden und Aktivitäten im Rahmen dieser Gemeinschaft tätig gewesen. Er hatte die Aufgabe, die Proklamationen der „Gemeinschaft kampfbereiter Geistlicher“ zu verfassen, die der Aufklärung über das Regime dienten. Deswegen wurde er vom Geheimdienst des Schahs, dem berüchtigten Savak, verfolgt und mehrmals festgenommen. Dieser kampfbereite Geistliche verkehrte in den Jahren vor dem Sieg der Revolution ständig zwischen Tabriz und Qom. Er gilt als einer der Eckpfeiler der revolutionären Bewegung in seiner Heimatstadt Schabestar. Schon in den Anfängen der revolutionären Bewegung war er präsent gewesen, zum Beispiel befand er sich unter denen , die in Qom der historischen Ansprache Imam Chomeinis zuhörten, bei der Imam gegen das Kapitulationsgesetz des Schahs protestierte. Mit diesem Gesetz konnten Ausländer bei Kriminaltaten nicht mehr im Iran gerichtlich belangt werden.
Ayatollah Schabestari intensivierte vor allen in den Moscheen seine kämpferischen Aktivitäten mit zunehmender Erstarkung der Revolutionsbewegung. Er pflegte zu sagen: „Die Moschee ist ein wichtiger Verteidigungswall und gilt immer als Zentrum der Verbreitung der Islamischen Kultur. Die Moschee ist nicht nur ein Ort für die Verrichtung des Gebetes. Die kulturellen Angelegenheiten der Gesellschaft müssen daher von der Moschee aus verfolgt werden, genauso wie in der islamischen Frühzeit die Moschee eine wichtige Position für alle kulturellen, sozialen, politischen und religiösen Bereiche innehatte, so dass sie als Zentrum für Gerichtsbarkeit und Mobilisierung von Kräften galt, muss sie auch heute auf der kulturellen und auf anderen Ebenen aktiv sein. Der Feind greift mit kulturellen Mitteln und mit einem soft war das Land an und die Moscheen und Kultur- und Kunstzentren müssen den Feinden mit effektiven Programmen entgegenwirken.“ Ayatollah Schabestari war angesichts dieser Tatsachen darum bemüht, vermehrt junge Menschen für die Moscheen und religiösen Zentren zu gewinnen.
Ayatollah Schabestari ist einer von den Religionsgelehrten gewesen, die im Februar 1979 kurz vor dem Revolutionssieg an der Teheraner Universität in den Sitzstreik traten. Hauptorganisator dieses Sitzstreikes war Dr. Beheschti gewesen. Nachdem Imam Chomeini am 21. Bahman 1357 – dem 10. Februar 1979 –alle aufgerufen hatte, das militärische Ausgangsverbot zu missachten und die Menschen auf die Straße strömten, erschien auch Ayatollah Modschtahed Schabestari unter ihnen und spornte sie zum Widerstand an. Am nächsten Tag siegte die Revolution.
Von 1994 bis 2017 wirkte Ayatollah Schabestari aufgrund Anweisung des Revolutionsführers als Imam (Vorsteher) des Freitagsgebetes von Tabriz. Er wurde viermal von der Bevölkerung in das Führung-Expertengremium gewählt und war in der ersten, zweiten, vierten und fünften Legislaturperiode des Parlamentes Abgeordneter der Teheraner Bevölkerung.
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Ayatollah Schabestari bezog eine revolutionäre und entschiedene Position gegenüber Unheilstiftern und imperialistischen Feinden der Islamischen Republik. Er sagte: „Die arroganten Weltmächte haben gegen die iranische Nation einen Militärkrieg in Gang gesetzt, und konnten damit vier Jahrzehnte lang nichts erreichen, also stellten die Feinde der iranischen Nation die ungerechten Sanktionen und den Wirtschaftskrieg oben an auf die Tagesordnung. Diese Nation hat jedoch mit ihrer Standhaftigkeit bewirkt, dass die Feinde die Hoffnung auf einen erfolgreichen Wirtschaftskrieg aufgeben. Also haben die arroganten Mächte einen Nervenkrieg eingesetzt und die Strategie ihres Nervenkrieges bestand darin, die Tatsachen im Lande hinsichtlich der Fortschritte in der Wissenschaft, Industrie und Technologie zu verdrehen. Der Feind will nicht einsehen, dass die jungen Menschen in diesem Land die feindlichen Sanktionen in verschiedenen Bereich überbrückt haben – durch wissensorientierte Unternehmen, durch Bauprojekte wie die Persischer-Golf-Großraffinerie, die Konstruktion von ballistischen Raketen, den Abschuss von Satelliten ins All und die Wiederbelebung von landwirtschaftlichen Anbauflächen überall im Land wie zum Beispiel in Chuzistan.“ Ayatollah Schabestari sagte, dass die Tatsachen vom Feind mit dem Ziel verfälscht werden, die Bevölkerung einzuschüchtern und die Jugend zu entmutigen, ihren Eifer zu stoppen und Enttäuschung unter der Bevölkerung gegenüber der Staatsordnung zu verbreiten.
Ayatollah Modschtahed Schabestari hat am theologischen Ausbildungszentrum und danach in Teheran in verschiedenen Fächern unterrichtet. Drei Jahre lang hatte er einen Lehrstuhl für Religionswissen und Religionsrecht an der Theologischen Fakultät der Teheraner Universität inne und in Tabriz übernahm er den Lehrgang für die oberste Stufe islamischer Jurisprudenz (Dars-e Charedsch-e Fiqh). Die Bücher von Ayatollah Modschtahed Schabestari behandeln vor allem die Themen Koranexegese, Glaubensfragen sowie islamische Rechtsprechung und ihre Methoden. Zu seinen Werken gehören unter anderen die Auslegung der Sure Dschumua und der Sure Munafiqun, der Sure Hamd und Ichlas, ein Buch über die kontinuierliche Verwaltung durch den befugten Rechtsgelehrten (Wilayat-i Faqih) und ein Buch über die Wilayat der Imame sowie ein Buch über die Leitkultur in der Islamischen Gesellschaft, um einige seiner Werke zu nennen.
Ayatollah Schabestari widmete sich nicht nur der Lehre sondern auch kulturellen Angelegenheiten, gründete mehrere Bibliotheken, und richtete eine Musala – einen großen Platz für das Gemeinschaftsgebet – ein, hat theologische Schulen in Tabriz wiederbelebt oder gegründet und die Initiative zur Einrichtung eines Zentrums ergriffen, welche sich um die Angelegenheiten der Moscheen kümmert. 2013 gab er die Zeitschrift Adineh Tabriz heraus. Er wurde auch Anfang August 2017 seitens des Oberhauptes der Revolution für 5 Jahre als eines der Mitglieder des Landesinteressenrates bestimmt.
Ayatollah Schabestari war ein treuer Helfer Imam Chomeinis und seines Nachfolgers Ayatollah Khamenei. Überall wo es um die Verteidigung der Revolution ging, war er vorne an und er hat bis an seine Lebensende standhaft an der Revolution und der Islamischen Staatsordnung festgehalten.
Revolutionsoberhaupt Ayatollah Khamenei hat in einer Botschaft diesen Gelehrten als einen der erfolgreichsten und aktivsten Geistlichen bei Dienstleistungen gegenüber der Gesellschaft, Rechtleitung der Allgemeinheit und Verwaltung der Theologischen Ausbildungsstätten in Teheran und Tabriz bezeichnet und gesagt:
„Seine Mühen während der langen Zeit seines Auftrages als Vorsteher des Freitagsgebetes in Tabriz sind unvergesslich und die nachhaltige Wirkung seiner Tätigkeit in der theologischen Ausbildungsstätte in Teheran und an anderen Orten wird Gottes Segen für ihn bewirken. Inschallah - So Gott will. Ich bitte Gott, den Höchsterhabenen, um Vergebung und hohe Einstufung für diesen würdigen Gelehrten.“
Die Beisetzung Ayatollah Mohsen Modschtahed Schabestari, des verstorbenen Mitglieds des Landesinteressenrates, fand am letzten Freitag unter Teilnahme eine Anzahl von Geistlichen und Bürgern in Qom statt. Er ruht nun in der Heiligen Stätte von Hadhrat-e Masuma) (F), der Schwester Imam Ridhas (F).