Jul 15, 2016 22:12 CET

Liebe Freunde! Sie haben im letzten Programm über die Barzach-Verkörperung der Taten des Menschen erfahren. Sie erfuhren, dass die materiellen Schleier  im Reich der Zwischenwelt beiseite weichen und das wahre Gesicht der Taten entsprechend den Bedingungen im Barzach zum Vorschein tritt.

Die sinnbildliche Gestalt der gottesdienstlichen Handlungen und der guten Werke wird sehr angenehm sein und umgekehrt werden die üblen Taten - des Unrechts und der Rebellion gegen Gott - in abstoßender Gestalt erscheinen.  Nun möchten wir eine markante Eigenschaft des Menschen im Barzach näher besprechen.

Nach dem Tod, wenn die Schleier der Materie fallen, verlangt es den Menschen im Barzach danach, ihren Familien und Freunden über ihr Befinden zu berichten. Denjenigen, denen es in der Zwischenwelt gut geht,  wird nach Fallen der stofflichen Schleier bewusst, dass ihre Vorstellung im Leben von der Zwischenwelt sehr unklar und mangelhaft gewesen ist. Dies soll allerdings nicht bedeuten, dass das, was in den islamischen Quellen über den Barzach steht, unzulänglich und unklar wäre. Es gibt in den Koranversen und Überlieferungen durchaus diesbezügliche Fingerzeige und besondere Punkte, die der Mensch aber in seinem irdischen Leben nicht bemerkt oder nicht nachvollziehen kann.

Im Koran und den Überlieferungen  von  Worten des Propheten (der Segen Gottes sei auf ihm) und   den Makellosen Imamen aus seinem Hause (Friede sei ihnen)  stehen klare und vielsagende Hinweise darauf, dass der Mensch nicht weiß und nicht wissen kann, wie die jenseitigen Welten sind, und was dort geschehen wird: Die Worte: „Ma adraka“ – „Woher kannst du es wissen?“  kommen öfters im Koran im Zusammenhang mit der  Beschreibung des Jüngsten Tages und des Jenseits vor.  Dies zeigt, dass es dem Menschen im Leben nicht möglich ist, die besondere Bedingungen in der Zwischenwelt und dem Jenseits geistig zu erfassen, weil dies Welten sind, die jenseits der hiesigen stehen. Im Vers 19 der Sure 83 (Sure Muffafin) steht über die höchsten Plätze im Paradies:

„Aber wie kannst du wissen, was `Illieyuun ist?“

Und in den Versen 5 und 6 der Sure Humaza (Sure 104) sagt Gott über den Höllenbrand:

„Aber wie kannst du wissen, was Al-Hutama – (das zermalmende Feuer)  ist?“

„Das Feuer ( des Zornes) Gottes,  das entflammt ist,“  

Aus der mehrmaligen Anwendung des   Passus  „ma adraka – „wie kannst du wissen, was …“ , geht  klar hervor, dass  der Mensch sich auf Erden viele Realitäten des Jüngsten Tages und der jenseitigen Welt nicht vorstellen kann, weil es sein  Begriffsvermögen übersteigt.

 

Kein Mensch weiß im  Diesseits  viel über das Reich der Zwischenwelt und seine Beschaffenheit, denn weder besitzt der  Mensch dafür die notwendigen  Kenntnisse noch  reicht sein Wortschatz zur Beschreibung des Barzachs aus.  Es besteht auch bei den Gläubigen nur eine  verallgemeinernde und verschwommene Vorstellung. Wenn diese dann den Barzach betreten, sehen sie sich   einer neuen unbekannten Ordnung gegenüber.  Viele Dinge werden ihnen klar, die sie vorher  im hiesigen Leben nicht verstanden haben. In dem Moment wünschen sie sich: „Ach könnte ich doch den Gläubigen auf Erden die frohe Kunde von diesem Reich mitteilen  und ihnen von dem schönen Leben im Barzach, das sie erwartet, erzählen.“

In der Sure Ya-Sin (Sure 36 ) finden wir ein Beispiel. Dort heißt es in den Versen 26 und 27, dass ein geläuterter  Mensch, der  die Rechtleitung fand und sich für die Religion eingesetzt hat, einen solchen Wunsch hegt:

"Da wurde (zu jenem gläubigen Mann, der auf dem Wege Gottes Märtyrer geworden war im Barzach)) gesprochen: `Geh in das Paradies ein.` Er sagte: `O wenn doch meine Leute wüssten,`“

"wie mein Herr mir vergeben und mich zu einem der Geehrten gemacht hat!`"

                                     

Manche der Gläubigen fühlen sich nach dem Tod so erlöst wie jemand, der aus einem Albtraum  aufgewacht ist.

Den Gläubigen erscheint die stoffliche Welt, die sie beim Tod verlassen,  nur noch wie ein enges dunkles Gefängnis.

Sobald sie aus diesem Kerker  befreit sind, beginnt ein schönes Leben im Barzach für sie. Sie haben  eine weite freudenreiche Welt  betreten.

In einem Hadith, dass Scheich Tusi bringt, heißt es: „Die Welt ist für den Gläubigen ein Gefängnis und für den Ungläubigen das Paradies.“

                                    

Wenn sündige Menschen den Barzach betreten, wünschen sie, sie könnten ihren Freunden auf der Welt über die Realität im Barzach berichten. Wenn sie die unvorstellbare Pein des Barzachs zu spüren bekommen,  verlangt es ihnen danach, ihre  Freunde und Familien und Gleichgesinnten zu alarmieren und sie  aus der Unwissenheit und der Gleichgültigkeit zu befreien.

Der Mensch, der im Barzach Strafe erfährt, möchte alle über die verborgene Realität  informieren. Aber niemand auf der Welt kann die Schreie der leidenden Barzachbewohner hören.

Dschabir Ibn Abdullah, ein Getreuer des Propheten Gottes  (S) überliefert, dass der Prophet gesagt hat:

„Wenn der Feind Gottes (Kafir) die Welt verlässt und seine Leiche zum Grab getragen wird, (sieht seine Seele dies und) sagt zu den Trägern seines Körpers:  „O meine Brüder! Hört ihr mich nicht?  Ich beklage mich bei euch über euren armen Bruder (über mich selber). Der Feind Gottes (Satan) hat mich verführt und mich (ins Verderben)  hineingestoßen, und dann hat er mir nicht geholfen.  Er hat mir geschworen, dass er es gut mit mir meint und mich auf diese Weise überlistet.

Ich  beklage mich bei euch über die diesseitige Welt, die mich verleitet hat, damit ich ihr vertraue, und als ich mich mit ihr beschäftigt habe, hat sie mich zu Boden geworfen.

Und ich beklage mich bei euch über meine Freunde, die mich dem Tod überlassen haben und sich dann von mir abwandten und mich alleine ließen.

Und ich beklage mich bei euch über meine Kinder, die ich unterstützt habe und denen ich den Vorzug gegenüber mir selber gab, aber die mein Hab und Gut einverleibten und mich dem Tod überließen.

 Und ich beklage mich bei euch über  meinen Besitz. Ich habe nicht darauf geachtet, was davon  Gott zustand und die Sühne beschwert  mir nun den  Hals, während die anderen sich an meinem Besitz erfreuen.  

Ich beklage mich bei euch über mein Haus für dessen Bau  und Erhalt ich ausgegeben habe, was ich besaß, aber in dem jetzt andere wohnen.

Ich beklage mich bei euch über die lange Zeit, in der ich im Grab wohne …! O meine Brüder! Wenn ihr könnt, lasst nicht zu dass sie mich ins Grab legen. 

Hütet euch vor dem, was über mich gekommen bin und wisset, dass sie  mir Feuer und Schmach und den Zorn Gottes, des Allmächtigen, verkündet haben. Ich bereue es schwer, dass ich es versäumt habe, Gott zu gehorchen. Wehe mir wegen diesem langen Wehklagen.  Es gibt niemanden, dessen Fürsprache für mich akzeptiert wird und es gibt keinen Freund, der mit mir Mitleid hat. Wenn ich noch einmal auf die Welt zurückkommen dürfte, würde ich mir den Weg des Glaubens vornehmen und würde mich zu den Gläubigen reihen.“

 

Imam Ali  (gegrüßet sei er)  sagt im Zusammenhang mit der  der Sure Takathor 102 über das Verlangen der Gläubigen und Ungläubigen im Barzach, ihren Freunden und Bekannten von der  Zwischenwelt berichten:

 

„Sie sehen mit eigenen Augen die Gefahren ihrer Bleibe widerwärtiger, als sie befürchtet hatten, und sehen, dass deren Zeichen mächtiger sind, als sie sie eingeschätzt haben.

Beide Ziele, ob die Segnungen des Barzach-Paradies oder die Qualen des Jenseits stehen bereit und haben sich ihnen dargeboten.  Daher herrschen der höchste Grad an Angst für die Sünder und Abgeirrten und der höchste Grad an Hoffnung für die Gläubigen und Rechtschaffenen während ihrer Bleibe im Barzach. Wenn sie darüber sprechen könnten, könnten sie nicht beschreiben, was sie gesehen und erblickt haben.“   (gemäß Predigt 221, Nahdschu-l Balaghah).

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