Jul 13, 2017 19:04 CET

Dies ist der vorletzte Teil unserer Sendereihe  „Die Große Rückkehr“. Wir haben inzwischen sowohl über das Paradies als auch über die Hölle gesprochen. Gemäß dem Heiligen Koran werden die Menschen am Jüngsten Tag in drei Gruppen aufgeteilt:

 

Die einen sind die wahren Gläubigen und sie dürfen ins Paradies einkehren. Eine andere Gruppe  sind die Anführer und des Unglaubens und  der Heuchelei sowie ihre Anhänger. Sie werden in die Hölle herabgeschickt. Es gibt aber noch eine  andere Gruppe, die zunächst weder die Hölle noch das Paradies betritt.

 

Diejenigen in der  Gruppe der aufrichtig Gläubigen  sind dank des Glaubens zur  absoluten Sicherheit gelangt.  Sie haben Sinnloses gemieden.  Ihr Leben verlief gezielt auf dem Wege Gottes.  Sie haben von ihrem Besitz an andere gespendet, blieben sittsam und nahmen sich vor Sünden in Acht und machten sofort reuevoll Umkehr, wenn sie doch einmal einen Verstoß begingen.  Sie dankten Gott im Herzen und mit Worten und mit Taten, waren mit Beginn eines jeden Tages Gott eingedenk, verrichteten ihr Gebet und baten  Ihn um Beistand  und taten gute Werke.  All ihr Tun war auf Gott ausgerichtet:  Ihr Gott-Dienen, ihr Streben nach einem Unterhalt und nach Wissen, ihr Eheleben und ihre Freundschaften, Sport und Freizeitgestaltung – alles stand im Zeichen Gottes. 

Die erste Gruppe ist also die Gruppe der Gläubigen während die Gruppe der hartnäckigen Ungläubigen die zweite Gruppe bilden. Es  sind die verschworenen Feinde Gottes gewesen, die auf keine Weise den rechten Weg betreten wollten. Sie glaubten nicht an den Tag des Jüngsten Gerichtes. Hemmungslos begingen sie alle möglichen Sünden.

 

Die dritte Gruppe von Menschen, die weder zu den absolut Gläubigen noch zu den  absolut Ungläubigen gehören,  setzt sich aus Menschen zusammen, die keine Feinde Gottes waren und Gutes taten, aber  manchmal aus Unachtsamkeit oder Oberflächlichkeit Gott-Ungehorsam und schwere Sünden begingen. Einige von ihnen vermischten sogar ihren Glauben mit Götzenglauben.  

                          

Im Jenseits werden diejenigen, die im Diesseits an Gott geglaubt haben und rechtschaffen handeln ins Paradies einkehren können und diejenigen, die nicht an Gott glaubten und Recht und Wahrheit missachteten und nach Belieben sündigten in die Verdammnis abgeführt.  Zugleich gibt es zwischen Paradies und Hölle eine Trennmauer. Sie wird im Koran „Araf“ genannt.  Hier befindet sich die oben genannte dritte Gruppe von Menschen am Jüngsten Tag.

 

Als jemand Imam Sadiq (Friede sei mit ihm) über diese dritte Gruppe befragte, sagte er: „Es sind die, die genauso viel Gutes getan haben wie Schlechtes. Wenn Gott sie ins Paradies bringt, so hat Er sich erbarmt, und wenn Er sie bestraft, dann hat er ihnen kein Unrecht angetan.“

 

Araf اعراف ist die Mehrzahl von Urf عُرْف . Mit Urf wird eine hohe Stelle bezeichnet und daher wird die Mehrzahl „Araf“ auch mit „die Höhen“ übersetzt. Die dritte Gruppe wird also am Jüngsten Tag auf diesen Höhen festgehalten. Gott hat in seinem Himmelsbuch Koran diese Höhen als etwas bezeichnet was Paradies und Hölle voneinander wie ein Vorhang trennt. Er hat Araf  als einen Platz beschrieben, von dem aus alle gesehen werden können. Im Vers 46 der Sure 7, die den Namen Araf trägt, steht  wie folgt:

 

„Und zwischen ihnen ist ein Trennwall. Und auf dessen Höhen sind Männer, die jeden an seinem Merkmal erkennen. Sie rufen den Bewohnern  des (Paradies)gartens zu: „Friede sei auf euch!“ Sie sind aber in ihn nicht eingetreten, und sie hoffen (auf ihn).“

 

Araf ist  eine besondere Position zwischen Seligkeit und Verhängnis, zwischen  Paradies und Hölle.  Dieser Ort liegt sowohl neben dem Paradies als auch neben der Hölle  und diejenigen, die sich dort befinden, können sehen, wie es den Paradiesbewohnern und den Hölleninsassen ergeht.

 

Der Koran spricht im obigen Vers von einem „Hidschab“ der zwischen der Bleibe der Seligen und der Unseligen trennt. Das Wort Hidschab sollte man jedoch nicht wörtlich nehmen und sich daher nicht  vorstellen, dass ein Vorhang oder eine Mauer  zwischen Paradies und Hölle trennen würde.  Vielmehr ist hier mit Hidschab gemeint, dass ein unsichtbares Hindernis besteht, welches nicht zulässt, dass die Gläubigen und Ungläubigen sich miteinander vermischen. Trotz  der Trennung können die Paradieseinwohner und die Hölleninsassen einander rufen und hören, denn in anderen Koranversen  erfahren wir darüber, dass sie  mit einander sprechen. Im Vers 44 der Sure Araf heißt es zum Beispiel, dass die Paradiesbewohner die Hölleninsassen rufen und sagen:

 

„Wir haben gefunden, dass das, was uns unser Herr versprochen hat, wahr ist. Habt (auch) ihr gefunden, dass das, was euer Herr (an Strafe) versprochen hat, wahr ist?“ 

 

 Wenn es nun heißt, dass Männer auf den Höhen (Araf) zwischen Paradies und Hölle sind, die die Paradiesbewohner und die Hölleninsassen an ihren Merkmalen erkennen, dann muss es sich um besondere Personen handeln, die dazu fähig sind.

Diese Männer der Araf können nicht nur am Äußeren jeden Hölleninsassen und Paradieseinwohner erkennen sondern auch an ihren Gesichtern feststellen, welche Eigenschaften sie besitzen und welche Taten sie begangen haben. Ihnen ist klar, ob jemand zu denen gehört, die im Leben nur bestrebt waren, Geld anzuhäufen oder die sich an jemandem vergriffen haben oder ihre Eltern so schlecht behandelt oder missachtet haben, dass diese sie verwünschten.

                     

 

 

Aus dem Vers 46 und darauffolgenden Versen  der Sure 7 (Araf) geht hervor, dass die Männer auf Araf sowohl mit den Paradiesbewohnern als auch mit den Hölleninsassen sprechen. Sie  tadeln die Hölleninsassen furchtlos, während sie die Paradiesbewohner mit “Friede“ grüßen.

Araf ist also eine Station im Jenseits. Die Propheten und Gottesfreunde werden Araf aufsuchen, um sich um diejenigen zu kümmern, die an der Einkehr ins Paradies gehindert werden.  Gehindert werden zum Beispiel Gläubige, die unterdrückt wurden, und unverschuldet ahnungslos waren und deren guten Werke mit schlechten vermischt sind. Sie hoffen auf die Barmherzigkeit Gottes und auf die Fürsprache derer, die Gott nahe stehen. 

 

Der angesehene Koranexeget Allameh Tabatabai schreibt in seinem Korankommentar Al-Mizan:

„Aus den Versen und den Überlieferungen ist insgesamt zu entnehmen, dass Araf eine schwierig überwindbare Station   auf dem Weg zum Paradies der ewigen Seligkeit ist. Natürlich überwinden ihn die Starken, nämlich die Rechtschaffenen und Reinen, sehr schnell. Aber diejenigen, die Gutes und Schlechtes vermischt haben, können dies nicht und werden aufgehalten.

 

Es ist auch natürlich, dass, ähnlich wie ein Befehlshaber, der an schwer passierbaren Stellen  am Ende des Heeres reitet,  bis alle Kräfte diese Stellen hinter sich gebracht haben, auch die Fürsorger und Vorbilder der Menschen dort anhalten um den Schwachgehaltenen unter den Gläubigen zur Hilfe zu eilen , damit diejenigen, die eine Rettung verdienen, dank ihrer Hilfe gerettet werden.  Bei der Station Araf halten sich also zwei Gruppen auf: schwachgehaltene und mit Sünden befleckte Gläubige, die Barmherzigkeit erfahren und die großen Wegführer (nämlich Propheten, Imame und Rechtschaffene) die immer Helfer der Schwachen sind.“

 

Scheich Saduq, (Ibn Babawaih)  der bekannte Koranexeget und Gelehrte schreibt in seinem Werk Itiqadat:

 

„Araf ist ein hohes Hidschab (hier: wie Hindernis) zwischen den Paradiesbewohnern und den Hölleninsassen und oben auf ihm stehen Männer, die alle,  die von den Toten auferstanden sind, an ihren Gesichtern erkennen.  Die Paradiesbewohner kehren nicht ins Paradies ein, es sei denn dass diese Männer sie erkennen und die Hölleninsassen betreten nicht die Hölle, ohne dass  sie nicht deren Ablehnung und Abscheu begegnen und an diesem Hidschab sind Mustasafin (Unterdrückte) die auf die Barmherzigkeit  Gottes hoffen.“

 

Über die Leute von Araf steht in der  Exegese des zeitgenössische Korangelehrten, Ajatollah Naser Makaram-e Schirazi Folgendes: „Es gibt am Araf zwei Gruppen. Eine Gruppe von Gottesmännern und großen Persönlichkeiten, die Gottes Thron nahestehen, und eine Gruppe von Unterdrückten und jene, die ihr rechtschaffenes Tun mit Dingen die nicht rechtschaffen sind,  vermischt haben. Bei einigen überwiegen die guten Taten die schlechten und bei einigen die schlechten die guten und sie sind in Wirklichkeit  in der Schwebe zwischen Paradies und Hölle.   Aber jene Gottesmänner erkennen alle in dieser Gruppe an ihren Gesichtern und sie sagen zu denen, die Fürsprache und Vergebung verdienen und in den Genuss der Schirmfreundschaft  der Freunde Gottes kommen: `Geht ins Paradies!` Die  anderen aber schicken sie in die Hölle.“

 

 

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