May 29, 2017 11:15 CET

Wir haben in den vergangenen beiden Teilen  über das Paradies und seine Stufen gesprochen und sie haben erfahren, dass das Paradies verschiedene Stufen hat, da auch die Stufen, die seine Bewohner im Leben erreicht haben, verschieden sind.Heute möchten wir kurz über Dschahannam sprechen.


 

Dhahannam ist die bekannteste Bezeichnung für die Hölle. Dieses Wort bedeutet sowohl „Feuer“ als auch „Tiefe“.  Im Koran wird ein Ort, an dem es lauter Pein und Schmerz gibt,  als Dschahannam bezeichnet. Es ist der Ort an dem Gottes Zorn herrscht. In Wahrheit ist die Hölle der Ort, an dem die Barmherzigkeit Gottes nicht mehr gilt. Der Mensch gelangt aufgrund dessen, was er im Leben an Schlechtem  gesagt und getan hat, an diesen Ort. In Dschahannam gibt es nur Pein, Schmerz und Entbehrung. Aber diese lassen sich nicht mit den Qualen im Leben vergleichen. Die Pein im Leben lässt sich beseitigen, aber die Pein in Dschahannam nicht. Sie ist im Gegensatz zu der Pein im Leben unveränderbar, denn sie ist die manifestierte Wahrheit der Taten und Worte des Menschen.  Im Koran steht zum Beispiel, wer das Eigentum eines Waisenkindes an sich reißt, der schluckt in Wahrheit Feuer. Im Vers 10 der Sure 4 lesen wir:

Diejenigen, die den Besitz der Waisen ungerechterweise verschlingen, verzehren in ihren Bäuchen nur Feuer; und sie werden der Feuerglut ausgesetzt sein.“

   

 

In Wahrheit sind die schlechten Taten selber die Strafe für diese Taten, d.h.  Tat und Lohn decken einander und daher heißt es im Vers 90 der Sure 27:

( Sure Naml):

 „ Wer aber (am Jüngsten Tag  mit einer schlechten Tat kommt, – diese werden mit ihren Gesichtern (voran) ins (Höllen)feuer gestürzt: „Wird euch denn (mit dieser Strafe des Höllenbrandes)  etwas anderes vergolten als das, was ihr zu tun pflegtet?“

Jemand der schlechte Eigenschaften hat, Schlechtes  tut und es nicht bereut und nicht bestrebt ist, durch reuevolle Umkehr etwas an seinem Proviant für das Jenseits zu ändern, hat selber sein Feuer in Dschahannam entfacht.  Er hat mit eigenen Händen sich selber zum Feuer gemacht und kann nicht mehr von ihm weg.  Denn Personalität und Ich des Menschen gehören untrennbar zusammen.

In Dschahannam  wird jeder entsprechend seiner Sünden und Taten im Leben, seine spezielle Strafe erhalten. Besonders schwer sind die Strafen für diejenigen, die andere massiv unterdrückt haben und ihnen großes Unrecht zufügten, sie gepeinigt und misshandelt haben oder diejenigen die einen Propheten Gottes ermordet oder die Zeichen Gottes verspottet haben und sich hochmütig verhielten.

Der Koran führt Merkmale für die Hölle an und eines der wichtigsten Merkmale ist die gewaltige Hitze ihres Feuers. Im Vers 81 der Sure 9 (Sure Tauba) steht: 

Sure 9, „… Sag: Das Feuer der Hölle ist noch heißer; wenn sie (es doch) verstehen würden!“

 

قُلْ نَارُ جَهَنَّمَ أَشَدُّ حَرًّۭا ۚ لَّوْ كَانُوا۟ يَفْقَهُونَ 

Der Satz:  „wenn sie es doch verstehen würden“  unterstreicht noch einmal dass das Feuer der Hölle unvorstellbar heiß ist   - Das arabische Verb  Faqoha (von dem يَفْقَهُونَ  abgeleitet ist) bedeutet nämlich „wissen und verstehen“, „genau begreifen“. Wenn die Menschen wirklich begreifen würden wie unerträglich der Höllenbrand ist, würden sie nicht so dreist sündigen und sich im Leben sehr viel vorsichtiger verhalten. Dieses Feuer verbrennt den Menschen von innen. Es ist fürchterlich und gewaltig und sein Lärm ist so groß, dass es alle in Schrecken versetzt: siehe Sure 25 (Verse 11 und 12)

Aber nein! Sie erklären die Stunde für Lüge. Doch haben Wir für diejenigen, die die Stunde für Lüge erklären, eine Feuerglut bereitet.

„Wenn sie sie aus der Ferne sieht, hören sie (bereits) von ihr Grollen und Fauchen.“

 

Imam Ali  (a) sagt über Dschahannam und seine Insassen:

„Was aber die Ungehorsamen betrifft, so wird Er sie an den schlechtesten Platz bringen, (ihnen) die Hände an die Nacken fesseln, … sie in Gewänder aus Pech kleiden, die aus Feuer geschnitten wurden, in einer Qual, deren Hitze gewaltig  sein wird, und hinter Türen, die ihren Bewohnern verschlossen sind in einem Feuer voller Schreie, Lärm, aufsteigenden Flammen und furchtbarer Stimmen. Seine Insassen werden nicht entkommen, seine Gefangenen nicht ausgelöst und seine Fesseln nicht zerschnitten werden. Es gibt keine Dauer für (diese) Bleibe so dass sie vergehen könnte, …noch eine Frist, die verstreicht,  für die Leute, die sich darin befinden.“ ( aus Nahdsch-ul Balaghah, Rede 109)

Im Dschahannam herrscht nicht nur Feuer und Hitze sondern auch Schande und Schmach. Im Vers 192 der Sure 3 heißt es:

 

„Unser Herr, gewiss, wen Du ins (Höllen)feuer eingehen lässt, den hast Du (damit) in Schande gestürzt. Und die Ungerechten werden keine Helfer haben.“

 

In Dschahannam brennt nicht nur der Leib sondern auch die Seele . Die Insassen der Hölle empfinden große Schmach. Sie haben im Leben Gott vergessen und nicht auf ihn geachtet und nun beachtet Gott sie nicht.  Dies ist schlimmer als jedes Feuer. Die Hölleninsassen sehen, welche Gaben die Paradiesbewohner erhalten und dies bereitet ihnen noch mehr Pein.  Aus einem Gespräch zwischen Paradiesbewohnern und Hölleninsassen, ist zu entnehmen, dass sich die Verheißung über die Hölle  bewahrheitet hat: Im Vers 44 der Sure 7 (Araf) steht:

" Die Insassen des (Paradies)gartens rufen den Insassen des (Höllen)feuers zu: „Wir haben gefunden, dass das, was uns unser Herr versprochen hat, wahr ist. Habt (auch) ihr gefunden, daß das, was euer Herr versprochen hat, wahr ist?“ Sie sagen: „Ja!“ Und dann ruft ein Rufer unter ihnen aus: „Allahs Fluch (kommt) über die Ungerechten,“

 

Nicht nur das Feuer der Hölle ist eine Qual für Gottesleugner und Götzenanbeter sondern auch die Höllennahrung. Um die Menschen von hässlichen Taten, deren Resultat die Höllenpein ist, abzuschrecken, warnt Gott sie vor dem, was die Hölleninsassen trinken müssen.

Zu den Getränken in der Hölle gehört sprudelnd heißes Wasser, das laut Vers 29 der Sure 18   (Kahf) eine Wirkung hat wie geschmolzenes Erz („…Gewiss, Wir haben den Ungerechten ein Feuer bereitet, dessen Zeltdecke sie umfangen hält. Und wenn sie um Hilfe rufen, wird ihnen mit Wasser wie geschmolzenem Erz geholfen, das die Gesichter versengt – ein schlimmes Getränk und ein böser Rastplatz“) Laut    Vers 15, Sure 47 (Mohammad) zerreißt dieser Trunk die Därme der Hölleninsassen.

Ein anderer Trunk der Hölleninsassen ist eine stinkende eitrige Flüssigkeit, wie dem Vers 57 der Sure 38 (Sad) zu entnehmen ist (– sie sollen es kosten – heißes Wasser und stinkender Eiter).

Aber auch der Schatten in der Hölle bereitet Qual – es sind feurige Rauchwolken, die Unheil auf die Verdammten herabschicken. Zudem werden die Insassen der Hölle auch von heißen Giftstürmen ( auf  Arabisch Samum سَموم genannt., gepeinigt.  Diese Glutwinde sind so schrecklich,  dass die Paradiesbewohner dankbar sind, dass sie vor dieser Strafe bewahrt wurden:

„Da erwies Allah uns eine Wohltat und bewahrte uns vor der Strafe des Glutwindes.“ ( Vers 27 der Sure 52 (Tur))

 

Von der einen Seite der mörderische Glutwind, von der anderen stinkender Trunk und der düstere,  heiße,  erstickende Schatten der Rauchwolken!  Die Nahrung der Insassen der Verdammnis ist ebenso schrecklich. Sie essen vom Zaqqum-Baum. Seine Früchte sind absolut bitter und schmecken schlimmer als Verwestes. Außerdem sehen diese Früchte abstoßend aus. Wenn sie nicht die Kehle herunterkommen, beginnen sie zu kochen. Aber der Hunger ist so unerträglich, dass den Hölleninsassen nichts anderes übrig bleibt, als vom Zaqqum-Baum zu essen.

Zari` ضَریع  ist ein weitere Nahrung der Hölleninsassen. Es ist übel schmeckendes stinkendes Gras. Kein Tier isst davon aber es ist die ständige Speise der Hölleninsassen. Allerdings sättigt es sie überhaupt nicht.

Gott warnt im Koran auch davor, dass die Hölleninsassen entflammbare Kleider tragen müssen und Feuer ihre Gesichter überdeckt (siehe Vers 50, Sure 14 (Ibrahim):

„Ihre Kleider werden aus Pech sein, und das Feuer wird ihre Gesichter überdecken.“

Die Kleidung schmückt den Menschen im Leben und schützt ihn vor Kälte und Wärme und Gefahren. Aber in der Hölle müssen die Insassen Kleidung tragen, die hässlich ist und stinkt und entflammbar ist. Diese Strafe ist wie die anderen aber nichts anderes als die verborgene Wahrheit der hässlichen Taten, die sie auf der Welt begangen haben, zum Beispiel Unrecht, das sie  Waisenkindern und Schwachen und Entbehrenden antaten.