Jul 30, 2016 17:49 CET

In diesem Teil geht es um weitere Aspekte des Aufenthaltes im Barzach.

 

Solange der Mensch noch im Diesseits ist, weiß er – wie wir schon erwähnten - nur sehr wenig über die Zwischenwelt – denn der Verstand kann diese Welt nicht erfassen,  er hat sie nicht mit eigenen Augen gesehen, und wer einmal dort ist, der kann nicht darüber berichten. Es ergeht ihm wie dem Ungeborenen, welches keine Kenntnisse von der hiesigen Welt hat, solange es noch nicht geboren wurde. Es muss erst auf die Welt kommen und in ihr leben, um über die Größe und den diesseitigen Segen  zu erfahren.  Ähnlich ist es mit dem Wissen über den Barzach.  Der Koran sagt über die Unkenntnis des Menschen von den jenseitigen Welten in  Sure 32, Vers 17:

„Und niemand weiß, welche (beseligenden) Freuden im Verborgenen für sie vorgesehen sind zum Lohn für das, was sie (in ihrem Erdenleben) getan haben.“

 

Der geehrte Prophet (s) übermittelt von Gott folgende Verheißung: „Ich habe für meine rechtschaffenen Diener Glücksgüter bereitgestellt, welche  kein Auge erblickt und kein Ohr gehört hat und an die keiner je gedacht hat.“ (Madschma`al Bayan… Band 7 und 8)

Das Reich des Barzach ist kein stoffliches Reich und deshalb gelten die spezifischen Aspekte der Materie dort nicht. Die Zeit ist zum Beispiel ein spezifischer Aspekt der Materie und da es in der Zwischenwelt keine Materie gibt, gibt es auch keine Zeit.  Natürlich können wir Menschen uns schwer eine zeitlose Welt vorstellen.   Aber dies ist kein Beweis dafür, dass es keine solche Welt gibt.  Im Heiligen Koran wird in der Sure 2 Vers 259 vor Augen geführt, was  der Prophet Jeremia  erlebt hat:

"Oder (hast du auch nicht über) den (nachgedacht), der an einer Stadt vorüberkam, die wüst in Trümmern lag? Da sagte er: `Oh, wie soll Allah dieser nach ihrer Zerstörung wieder Leben geben?` Und Allah ließ ihn für hundert Jahre tot sein. Dann erweckte Er ihn wieder. Er sprach: `Wie lange hast du verharrt?` Er sagte: `Ich verharrte einen Tag oder den Teil eines Tages.` Da sprach Er: `Nein du verharrtest einhundert Jahre. Nun betrachte deine Speise und deinen Trank! Sie sind nicht verdorben. Und betrachte deinen Esel. Wir machen dich damit zu einem Zeichen für die Menschen. Und betrachte die Knochen, wie Wir sie zusammensetzen und dann mit Fleisch bekleiden.` Und als ihm dies klargemacht worden war, sagte er: `Ich weiß, dass Allah Macht hat über alle Dinge.`"

 

In diesem Vers der Sure 2 geht es offenkundig um den Tod und die Wiederbelebung eines Gottesfreundes, des Propheten Jeremias. Gemäß der Zeitrechnung der diesseitigen Welt, ist er 100 Jahre in der Barzach gewesen, aber als Gott ihn fragt, wie viel  Zeit nach seinem Tod vergangen ist, sagt er: „ein Tag oder einen Teil eines Tages.“  An diesem Dialog  im Koran wird eine Wahrheit des Reiches, welches dem Tod folgt, offensichtlich, nämlich dass dieses Reich jenseits der uns bekannten Zeitrechnung steht.  Als Gott dem Propheten Jeremia sagt, dass er hundert Jahre verweilt hat, wird diesem klar, dass sich die Dauer des Verweilens  in der jenseitigen Welt nicht  mit der Zeitrechnung auf der diesseitigen messen lässt, denn er hat gedacht, dass es höchstens ein Tag gewesen wäre. Um ihm eine Vorstellung davon zu geben, wie lange er im Barzach war, sagt Gott, dass er dort gemäß  der weltlichen Zeitberechnung 100 Jahre geweilt hat.

                                     

Gott sagt im Vers 55 der Sure Rom (Sure 30) über die Zeit im Barzach und am Jüngsten Tag:

„Und an dem Tage, wo die Stunde herankommt, werden die Schuldigen schwören, dass sie nicht länger als eine Stunde (in der Zwischenwelt) weilten - so sehr sind sie an (Selbst-) Täuschung gewöhnt.“

 

An diesem Vers ist zu sehen, dass sich am Jüngsten Tag  die Übeltäter hinsichtlich der Zeit, in der sie im Barzach waren, irren. Sie schwören, nur ein paar Stunden im Barzach gewesen zu sein. Aber Gott belehrt sie, dass sie sich wieder einmal irren, so wie sie sich auch auf Erden laufend geirrt haben.  Genauso wie sie im Diesseits Gott und die Wahrheit verkannt haben, so irren sie sich auch am Jüngsten Tag hinsichtlich der Dauer ihres Barzach-Aufenthalts. Ihr Aufenthalt in der Zwischenwelt Barzach lässt sich nicht zeitlich messen. Dies geht auch aus dem darauffolgenden Vers 56 der Sure Rom (Sure 30) hervor, denn dort heißt es:

 

"Doch die, denen Kenntnis und Glauben verliehen wurden, sagen (zu den Übeltätern): `Ihr habt wahrlich gemäß dem Buche Allahs bis zum Tage der Auferstehung ( in der Zwischenwelt) geweilt. Und das ist der Tag der Auferstehung, allein ihr wolltet es nicht wissen.`

Wenn die Sünder sagen, sie hätten eine Stunde in der Zwischenwelt verbracht, so weist Gott dies also nicht zurück und macht auch keine andere Zeitangabe für ihren Aufenthalt, sondern er lässt die Sünder aus dem Mund der Gläubigen erfahren, dass sie bis zum Tag der Auferstehung  im  Barzach blieben. D.h. alle bleiben solange dort, bis diese Zwischenwelt am Tag der Auferstehung aufgehoben wird und sie das Reich des Jenseits betreten.  Die Übeltäter drücken aber ahnungslos die Dauer ihres Barzach-Aufenthaltes gemäß der irdischen Zeitrechnung aus und schwören,  sie hätten  nur eine Stunde im Barzach verbracht.

 

Darauf, wie lange die Dauer des  Aufenthalt im Barzach im Nachhinein empfunden wird, verweist auch die Sure 20. Dort steht in den  Versen 102 bis 104 :

„an dem Tage, da in den Sur gestoßen wird. Und an jenem Tage werden Wir die Schuldigen mit bläulichem Körper   versammeln ;

 "sie werden einander heimlich zuflüstern: `Ihr weiltet nur zehn (Tage in der Zwischenwelt).`"

" Wir wissen am besten, was sie sagen. Dann wird der Vernünftigste von ihnen sagen: `Nur einen Tag verweiltet ihr.`"

 

Auch in diesen Versen wird die Situation der Übeltäter beschrieben, nachdem sie von dem Reich des Barzachs in das Reich des Jenseits gebracht worden sind. Wir entnehmen aus diesem Vers, dass sie sich über die Dauer ihres Aufenthaltes im Barzach nicht einig sind. Es heißt, dass Gott am besten weiß, weshalb die Übeltäter sich irren und sogar der beste und verständigste von ihnen sich täuscht.

Den Übeltätern ist in Wahrheit nicht klar geworden, dass jedes Reich seine eigenen Gesetze und Maßstäbe hat. Es sind Regeln, die nur in dem jeweiligen Reich gelten, und nicht in den anderen Welten.  Die Zeit und Zeiteinteilung, die wir auf Erden kennen, bezieht sich auf die materielle Welt, in der wir leben,  und die nicht-stofflichen Reiche des Barzachs und Jenseits stehen über dieser Zeit.

Der Aufenthalt eines jeden Menschen im Barzach hängt von seinen Taten und Motivationen in der irdischen Welt ab . Es heißt in den Überlieferungen, dass diejenigen, die Gott nahestehen und Seine Freunde und wahren Gläubigen , in der  Zwischenwelt Barzach lauter Freuden genießen und der Barzach für sie im Nu vorbei ist. Aber für einige der Gottesleugner und –verleumder  wird der Barzach wie tausende von Jahren sein, auch wenn sie im Nachhinein sagen, dass es nur ein paar Tage gewesen seien.

Dieses unterschiedliche Erleben des Barzachs  hat mit den  irdischen Taten zu tun. Ob es jemandem im Barzach blendend geht und dieser Aufenthalt für ihn im Nu vorbeigeht  oder ob jemand im Barzach leidet und  das Gefühl hat, dass dieser nicht enden wolle, hängt von den Taten des Menschen ab.

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