Aug 04, 2016 17:33 CET

Im Namen Gottes! Liebe Hörerinnen und Hörer, Die Provinz Ilam war letzte Woche unser Reiseziel, wo wir uns mit den geografischen und historischen Gegebenheiten dieser Region vertraut gemacht haben. Darüber hinaus haben wir auch die unberührte Natur und hervorragende Landschaft dort dargestellt. Heute möchten wir uns damit näher befassen.

Der Großraum Schirwan und Chardawal liegt im Nordosten der Provinz, etwa 737 km von Teheran entfernt. Es herrscht dort ein mäßiges Gebirgsklima. Es handelt sich um ein historisches Zentrum der Provinz, dessen Geschichte bis zu den Sassaniden zurückreicht. Die alte Stadt Schirwan befand sich im Norden des Flusses Seymareh; heute sind noch Ruinen aus Stein und Mörtel aus der Zeit der Sassaniden erhalten geblieben. Bauten und Ruinen wie die Stadt Sarab Kalan, die historische Zitadelle, der Feuertempel Sam, 160 Hügel und Werke aus der Antike in Halilan und Mobin etc. weisen auf die historische Bedeutung dieser Region hin.

der Feuertempel Sam in Schirwan

Die historische Stadt Sirwan in Ilam liegt auf den Berghängen am Fuße von Sarab Kalan im Großraum Schirwan und Chardawal. Dieses historische Naturgebiet befindet sich in den Tälern von Zagros. Die Stadt entstand während der Sassaniden, sie galt noch im frühislamischen Zeitalter (5. Jahrhundert n. Islam) zu den Zivilisationszentren. Das Baumaterial bestand aus Stein, Mörtel und Gips. In ihrer Blütezeit galt sie als Hauptstadt  der Provinz Mas de Bazán (ماسبذان) und als eine wichtige und wohlhabende Stadt der Sassaniden, in der Brücken, Straßen, Gelände, Zitadellen und Wohnräume gebaut waren und heute noch teilweise erhalten geblieben sind.

Die Kaz-Abad-Hügel sind weitere wertvolle und historische Werke dieser Region. Große und kleinere Hügel ziehen sich im Dorfbezirk Halilan im Nordosten dahin.  Im östlichen Teil des großen Hügels wurden bemalten Tongefäße und Scherben gefunden, die über 3000 Jahre alt sind; zudem wurden große Steine in roher Form oder gemeißelt entdeckt. Im Norden des großen Hügels befindet sich ein großer Friedhof, in dem verschiedene Grabformen mit Beilagen und  Tongefäßen entdeckt wurden.

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Das antike Gelände der Sam-Zitadelle in Schirwan zählt ebenfalls zu den historischen Bauten der Provinz. Sie besteht aus drei Teilen, die miteinander in Verbindung stehen und dennoch mit einiger Entfernung voneinander und separat gebaut wurden. Historisch ist das Gelände wohl zwischen  der Spätzeit der Parther und frühsassanidischer Zeit einzuordnen. Die Architektur geht von militärischen und Verteidigungszwecken aus. Die Zitadelle ist auf dem unwegsamen Gelände und auf dem unzugänglichsten Punkt  des Hügels gebaut worden. Die Wachtürme, Räume und Eingänge sind der natürlichen Lage der Bergfelsen angepasst worden.  Die Gesamtarchitektur weist sassanidische Züge auf. Stein, Gips, Mörtel, Gips und Tonerde bilden das eigentliche Baumaterial. Am Gelände sind 500 Jahre alte Pappeln zu bestaunen, Wasserquellen sprudeln aus dem Boden und Wurzeln des Agarwood, die bei Festen und Feierlichkeiten für den Wohlgeruch sorgen, werden hier gewonnen.

Die Stadt Mehran ist das Zentrum von Großraum Mehran, die an der Grenze zum Irak liegt. Mehran ist auf sehr ertragreicher Erde gebaut worden. Reza-Khan befahl seinerzeit, dass sich die vier Nomaden und Sippen „Zarwasch Abdeh, Zarwasch Schokr, Saifi und Malekshahi“( ملخطاوی، صیفی، زروش شکر ، زروش عبده) hier fest ansiedeln sollen. Die Regierung nannte die Region Mehran. Mehran ist von Kurden bewohnt und es wird Kurdisch gesprochen. Es herrscht überwiegend das Nomadenleben; die Sippe Malekschahi gehört zu den wichtigsten in der Region. Das Einkommen stammt hauptsächlich aus der Landwirtschaft, die auf Anbau von Getreide basiert.

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Die Steintafel „Golgol“( گل گل ) der Assyrer befindet sich in Mehran. Die Tafel ist etwa 3000 Jahre alt und bezieht sich auf die Zeit von Aschur Banipal. Sie ist 135 x 90 cm groß und befindet sich an der östlichen Flanke eines Felsen oberhalb des Dorfes Golgol-Malekschahi 270 cm über dem Boden und senkrechter Haltung. Auf der Tafel ist ein assyrischer Soldat mit Helm und einem Pfeil, Mond und Sterne zu sehen.  Am unteren Ende sind in Keilschrift einige Zeilen eingraviert; 1973 wurde sie von Herrn Wandenberg übersetzt. Der Text berichtet über die Eroberung von Ilam und Lurestan (Herrschaftsgebiet der Kassiten) durch Assyrer. Es heißt in einem Teil: „Die großen Götter haben mich  durch ihren Segen in ihren Reihen auf den Thron meines Vaters gesetzt und sie haben mir die Herrschaft über die Welt überlassen.“

Die Steintafel „Golgol“ in Ilam

Großraum Iwan befindet sich im Norden von Ilam und 761 km von Teheran entfernt. Ein mäßiges Gebirgsklima herrscht in dieser Region. Iwan ist aus der neuen Aufteilung der Provinz als Großraum hervorgegangen. Landwirtschaft und Viehzucht haben hier großes Potenzial. Die Natur ist anmutig und die historischen Werke attraktiv für Touristen. Die Bewohner Iwans gehören zur Kalhor-Sippe und sprechen die Kalhori-Sprache.

Der Feuertempel Siahkal ist ein imponierendes Werk aus der Zeit der  Sassaniden, das 25 km von Iwan und in einer gleichnamigen Region am südlichen Ufer des Gangir-Flusses liegt.

Der Tempel ist einer der besterhaltenen Feuertempel aus der vorislamischen Zeit; er ist einzigartig und archäologisch von unermesslichem Wert. Der Bau ist auf einem quadratischen Grundriss „5 x 5 m“  aufgebaut worden und ist zehn Meter hoch. Die Wände sind einen  Meter dick. In ihnen hat man Feuernischen und im Dach Löcher eingebaut; die letzteren dienen wohl dem Abzug von Rauch. Um das Gebäude wurde ein Garten angelegt, der aber im Laufe der Zeit verschwand. Das Gebäude ist aus Stein, Mörtel und Gips gebaut worden.

Der Feuertempel Siahkal

Archäologische Studien haben ergeben, dass um dieses Bauwerk weitere Gebäude mit einer Architektur aus der gleichen Zeit wie der Feuertempel gestanden haben; daher wird die Vermutung gestärkt, dass sich hier die verlorene Stadt „Aryujan“ oder Aryohan (اریوجان/آریوحان) einst befunden hat.

Aus Dokumenten und Berichten von Reisenden geht hervor, dass Aryohan am Ufer des Gangir-Flusses gestanden hat. Diese Werke sowie andere Funde belegen die Existenz einer historischen Stadt in dieser Region.

Der Bogen Shirin und Farhad geht ebenfalls auf die Zeit der Sassaniden zurück.  Er liegt im Dorf Tschehel Zari am Kuschk-Engpass im Großraum Iwan. Das Bauwerk besteht aus zwei Bögen und einem Eingang; die Bögen sind aus massivem Gestein gebaut worden und sind gewaltig; ihre Architektur ist besonders und einzigartig; es wurde kein Mörtel benutzt.

                                       

Abdanan ist das Zentrum des gleichnamigen Großraums. Hier ist der Boden reich an Mineralien wie Öl, Schwefel und Alaune. Das viele Wasser und die Wälder und Felder zeigen, dass Landwirtschaft und Viehzucht hier große Bedeutung spielen. Zahlreiche historische Werke präsentieren sich in der Region, darunter Gur Gabran – Grab der Zoroaster, und die Krodit-Zitadelle. Abdanan verfügt über zahlreiche Erholungsorte.

 Der Zwillingssee Siah-Gav ist eine der  erstaunlichsten und seltensten Naturerscheinungen im Iran, die der Region die Möglichkeit verleihen kann, national und international zu einem beliebten Urlaubs- und Touristenort aufzusteigen. Der Siah-Gav-Fluss fließt zunächst durch die Felsen und Täler des Kabir-Kuh hinab,  Richtung des 45 km entfernten Abdanan im Südosten und teilt sich schließlich in zwei Seen auf, der erste liegt mit einem geringen Höhenunterschied über dem zweiten See.

 Der Zwillingssee Siah-Gav in Abdanan

In dem klaren Wasser tummeln sich bunte Fische, die um die Mittagszeit ein leuchtendes Lichtspiel bieten. Die Seen sind rund und jeweils 60 Meter im Durchmesser und 3 Meter tief; sie werden durch einen natürlichen und 1.5 Meter  breiten Bach miteinander verbunden.

Im Frühling und Spätwinter gilt die Region als Besuchs- und Erholungsort der Einwohner von Ilam und Abdanan, doch das Klima ermöglicht den Besuchern  in jeder Jahreszeit einen angenehmen Aufenthalt.

Das Seewasser ist reich an Mineralien und Schwefel; im See sprudeln Süßwasserquellen.

Die Provinz Ilam hat eine Fülle an historischen und natürlichen Sehenswürdigkeiten aufzuweisen, die aber nicht alle leider in einer Sendung vorzustellen sind; daher können wir nur einen Besuch empfehlen.

Und damit verabschieden wir uns für die Woche.