May 16, 2017 19:34 CET

Die Koranverse über das Ewige Leben im Paradies motivieren den  Menschen dazu den Weg zu wählen, über den er an einen höheren Rang und größere Segensgaben im Paradies gelangt. Die Einwohner des Paradieses leben  nämlich nicht alle auf der gleichen Stufe.  Wir möchten heute u.a. darüber sprechen, wer es würdig ist die höheren Stufen des Paradieses zu erreichen.                                                                           

  

In einigen  Überlieferungen heißt es, dass die verschiedenen Stufen des Paradieses so weit auseinander liegen, dass es 100 Jahre dauert, von einer zur nächsten zu gelangen und manchmal heißt es, dass sie so weit auseinander liegen wie Himmel und Erde.  Außerdem erfahren wir aus den Überlieferungen,  dass diejenigen auf den tieferen Stufen des Paradieses  nicht diejenigen auf den höheren beneiden. Neid ist eine schwere  seelische Plage und Plagen gibt es im Paradies für keinen.

Jemand der nicht weiß, was Liebe und Sehnsucht ist, kennt nicht den Genuss  des Liebenden beim Zusammentreffen mit dem, den er liebt.  Und deshalb beneidet er ihn nicht. 

Nur wer beim Gott-Dienen die Freude verspürt hat, mit seinem geliebten Gott zusammenzutreffen, kennt diesen hohen Genuss und möchte ihn gegen keinen  anderen eintauschen. Da nun der Gottliebende  beim Gott-Dienen auf Erden  ein höheres spirituelles Erfahrungsniveau als andere erreicht, gelangt  er  auch im Paradies  auf die Stufe höherer Genüsse.  Unterdessen haben andere zwar im Leben Gott gedient, aber keine solche Verzückung beim  Gott-Dienen erlebt. Sie werden daher zwar im Jenseits für ihr Gott-Dienen belohnt, aber sie werden dort nicht in den Genuss der höheren  Freuden der Gottliebenden  gelangen, wobei allerdings- wie gesagt - ihre Freude an einem Leben auf einer niedrigeren Stufe des Paradies auch  nicht durch Neid getrübt wird.

Imam Ali (Friede sei mit ihm) sagt: „Das Paradies weist mehrere verschiedene Stufen auf, von denen einige  vortrefflicher sind als andere.“ 

Diese Unterschiede im Paradies  entsprechen der Gerechtigkeit Gottes. Denn jeder erreicht im Leben entsprechend seiner Anstrengung einen anderen  Grad der Vollkommenheit.  Durch jedes rechtschaffene Werk wird der Rang des Menschen angehoben, während  jemand, der sich weniger Mühe gegeben hat nur eine Stufe erreicht, die darunter liegt.  Es leuchtet ein, dass  der Rang derjenigen Paradiesbewohner, die erst in der Dschahannam (der Hölle)  geläutert werden mussten,  sehr verschieden von dem Rang derjenigen ist, die im Leben jede Sünde vermieden oder nur sehr wenig gesündigt  haben.

Der Prophet Gottes (der Segen Gottes sei auf ihm und Friede seinem Hause) sagt hierzu: „Ihr Gläubigen! Fürchtet Gott!  Ihr werdet das Paradies nicht aus der Hand verlieren, auch wenn einige eurer Sünden zur Folge haben, dass eure Einkehr ins Paradies verschoben wird. Übertrefft euch  heute gegenseitig bei dem Streben nach  Erreichung der Stufen des Paradieses.“ (Bihar ul Anwar, Bd. 2)

Eine der ersten Stufen des Paradieses sind jene schönen dicht bepflanzten Gärten, welche Gott für die Paradiesbewohner bereitstellt.  Diese Stufe des Paradies wartet  mit allen ihren Gaben und ihrem  Segen  darauf, die Gäste Gottes aufzunehmen und zu bewirten.  Im Vers 19 der Sure 32 steht:  

„Was nun diejenigen angeht, die glauben und rechtschaffene Werke tun, so wird es für sie die Gärten der Zuflucht zur gastlichen Aufnahme geben für das, was sie zu tun pflegten.“

 

Diese ewige Wohnstätte  wird von Gott für  diejenigen als Belohnung bereitgestellt, die sich mit Leib und Seele und dem was sie besaßen für Gottes Sache eingesetzt haben. Denn sie haben mit ihrem Leben und ihrem Besitz einen edlen Tausch mit Gott begangen.

Diese ewige Wohnstätte wird Adn genannt und ist eine der höchsten Stufen des Paradieses. Das Adn liegt in der Mitte des Paradieses. Imam Ali (F) sagt: „Das Adn liegt zwischen allen Paradiesgärten und ist  dem Thron Gottes, des Allbarmherzigen am nächsten von allen.“ 

Im Adn treten die Engel zur Begrüßung durch alle Tore ein und sie verkünden den Geretteten im Paradies wegen ihrer Geduld im Leben einen wunderbaren Ausgang an.

In Sure 13 (Sure Raad)  heißt es in den Versen 23 und 24,

„Die Gärten Edens, in die sie eingehen werden, (sie) und diejenigen, die rechtschaffen waren von ihren Vätern, ihren Gattinnen und ihren Nachkommenschaften. Und die Engel treten zu ihnen ein durch alle Tore: `

 

„`Friede sei auf euch dafür, dass ihr geduldig wart!`“ Wie trefflich ist die endgültige Wohnstätte!“

 

Es werden die Propheten und ihre Nachfolger und die anderen Gottesfreunde sein, die dieses Adn betreten. Sie bedürfen keiner Fürsprache, sondern sind selber am Jüngsten Tag Fürsprecher und außerdem Zeugen.

Das Wort Firdaus bezeichnet ebenso  eine hohe Stufe des Paradieses. Es  kommt zweimal im Heiligen Koran vor.  In einer Überlieferung heißt es aus dem Munde des Propheten (S): „Das Paradies hat 100 Stufen und der Abstand zwischen den Stufen ist wie der zwischen Himmel und Erde.

Das  Firdaus ist die höchste Stufe. In ihm entspringen die vier Flüsse des Paradieses.  So bittet um das Firdaus, wenn immer ihr Gott um etwas bittet.“

Die beste Stufe des Paradieses ist also Firdaus. Im Vers 107 und 108 der Sure 18 (Sure Kahf) lesen  wir:

 

„Gewiss, für diejenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, wird es die Gärten des Paradieses (Dschannat ul Firdaus)  zur gastlichen Aufnahme geben,

„ewig darin zu bleiben, und sie werden nicht begehren, davon wegzugehen.“

Das Firdaus-Paradies ist die Wohnstätte von Gläubigen, die würdige, rechtschaffene Werke vollbracht haben. Es sind Gläubige, die eine höhere Stufe des Glaubens und der Gottesfürchtigkeit und Rechtschaffenheit erreicht haben.   In einer Überlieferung von Imam Ali (S) heißt es: „Alles hat  einen Gipfel und der Gipfel und beste Teil des Paradieses ist Firdaus und er gehört Mohammad und denen aus seinem Hause. Wie  kann es auch  anders sein?  Denn der Prophet (der Segen Gottes sei auf ihm und Friede denen  aus seinem Hause (Ahl-ul Bait)  sind die besten Menschen und daher müssen sie auf den höchsten Rang des Paradieses zu stehen kommen.“  Gemäß Überlieferung  werden auch die besonderen Gottesfreunde, und die Sadiqin (die  Aufrichtigen ) und Märtyrer  ins Firdaus einkehren. An diesen Überlieferungen ist also  zu erkennen, dass das Firdaus selber noch einmal verschiedene Stufen aufweist.  Der Prophet und sein Haus stehen auf den höchsten Stufen des Firdaus und die Märtyrer und Aufrichtigen auf den niedrigeren Stufen.   In einer anderen Überlieferung steht, dass auch diejenigen, die das Gute gebieten und das Schlechte verwehren im Firdaus leben. Der Prophet und die Makellosen aus seinem Hause sind natürlich das beste  Beispiel für jemand, der das Gute gebietet und Schlechte verwehrt.

Gott nennt  in der Sure Muminun (Sure 23 )  im Vers 11 namentlich das Firdaus , nachdem er die Eigenschaften der Gläubigen (Muminun) aufgezählt hat. Es heißt dort über sie:

die das Paradies (Firdaus) erben werden; ewig werden sie darin bleiben.“

Zu den Merkmalen von Gläubigen, die vorher zu Beginn dieser Sure genannt werden zählt die andächtige Verrichtung des  täglichen Ritualgebets. Es wird als erstes genannt und es heißt  „Den Gläubigen wird es ja wohl ergehen,“ „denjenigen, die in ihrem Gebet demütig sind,“

Demütig im Gebet zu sein bedeutet, dass ihr Gebet nicht nur aus bedeutungslosen Worten und Körperbewegungen besteht, sondern  dass sie während dieses Gebetsdienstes  so sehr Gott, ihrem Herrn zugewandt sind und ihr Herz so andächtig ist, dass sie sich von allem anderen abwenden und  sich mit Gott verbinden.

Der Prophet (S) sah einmal, wie einer während des Gebetes mit seinem Bart spielte. Da sagte er: „Wenn sein Herz demütig wäre, würden auch die Bestandteile seines Körpers demütig sein.“

Demütig-Sein  ist Gottergebenheit und ein innerer Zustand, der auch nach außen hin wirkt. 

Nach der demütigen Verrichtung des Gebetes wird als zweite Eigenschaft der Gläubigen in der gleichnamigen Sure 23  gesagt, dass die Gläubigen  sich von „Laghw“, von  allem Sinnlosen zurückhalten.  Sie verfolgen bei allem ein nützliches Ziel.  Das arabische Wort „Laghw“  steht für jegliches sinnlose Denken, Handeln und Reden.

  Als nächstes Merkmal der Gläubigen nennt die Sure 23 eine Eigenschaft, die soziale und finanzielle Dimensionen hat, nämlich die Zahlung der Zakat-Abgabe. Die Gläubigen zahlen die Zakat-Steuer.  Die an vierter Stelle genannte Eigenschaft der Gläubigen bezieht sich auf die Sittsamkeit und die Enthaltung von unerlaubtem (Intim-)verkehr.  Die Gläubigen halten sich außerdem an ihr Bündnis mit Gott und die Vereinbarungen mit den Menschen. Es heißt im Vers 8 über die Gläubigen: „und denjenigen, die auf die ihnen anvertrauten Güter und ihre Verpflichtung achtgeben,“ 

Die Bedeutung von anvertrauten Gütern ist weit gespannt.  Es handelt sich sowohl  um Dinge ,die  die Menschen einander als Pfand anvertrauen als auch um das, was  Gott und die Propheten als Pfand in die Hände der Menschen legen.  So sind die verschiedenen  Gaben, mit denen Gott die Menschen bedenkt alles anvertraute Güter von Ihm: wie die Himmelbücher, die Weisungen Seiner Statthalter, aber auch Eigentümer und Kinder, ein einflussreiches Amt usw.  Jedenfalls fühlen sich die  Gläubigen allen diesen anvertrauten Gütern gegenüber zur Pfandtreue verpflichtet. 

Nach Nennung der vorzüglichen Eigenschaften von Gläubigen zu Beginn der Sure 23  verheißt Gott ihnen das Firdaus:

„Das sind die Erben,“

„die das Paradies (Firdaus) erben werden; ewig werden sie darin bleiben.

Wenn hier von „erben“ gesprochen wird, so kann dies ein indirekter Hinweis darauf sein, dass die Gläubigen das Firdaus eigentlich ohne große Mühe erhalten.  Zwar sind für die Erreichung der höchsten Stufen des Paradieses viele Anstrengungen, Enthaltsamkeit und Selbstveredlung nötig, aber im Vergleich zu der gewaltigen Belohnung im Jenseits, wirken diese Werke geringfügig, und es ist als ob der Mensch ohne Mühe an diese Belohnung gelangt ist, wie jemand der  durch das Erben mühelos an das Eigentum seines Vaters gelangt.

Jedenfalls ist Firdaus - diese hohe Stufe des Paradieses nicht für alle Paradiesbewohner bestimmt, sondern nur für diejenigen,  die sich im Leben mit den höchsten Eigenschaften von Gläubigen geschmückt haben. 

 

 

 

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