Seltene Tier- und Pflanzenarten im Iran (9 - die Indische Gazelle)
Heute erfahren sie mehr über ein graziles Tier in der iranischen Natur.

Die Indische Gazelle ist eines der schönsten Tiere im Iran. Sie wird hierzulande Dschebir oder auch Ahuye Kawir (Wüstengazelle) genannt. Leider ist dieses Tier im Iran schon seit einigen Jahren wegen Dürrezeiten und unerlaubter Jagd vom Aussterben bedroht. Diese Gazellenart gibt es auch noch in Pakistan und Indien.
Die Indische Gazelle gehört zu den Hornträgern. Es besteht eine große Ähnlichkeit zu anderen Gazellen aber von diesen ist sie besonders durch eine andere Fellfarbe und die Hörner zu unterscheiden. Die indische Gazelle hat ein kurzhaariges Fell von dunkelgelb rötlicher Farbe, wobei die Bauchpartie und Schwanzregion weiß sind. Die Farbe der normalen Gazelle ist jedoch heller und sandfarben. Die Indische Gazelle wiegt ungefähr 25 Kilogramm. Nicht nur die Männchen sondern auch die Weibchen tragen Hörner. Im Gegensatz zu anderen Gazellen sind die Hörner der Indischen Gazelle nicht weit nach außen ausladend, sondern stehen ungefähr parallel zu einander und die Spitze der Hörner ist nach vorne gekrümmt. Durchschnittlich sind die Hörner des männlichen Tieres 10 cm kürzer als bei den anderen Gazellen.

Die Indische Gazelle zeigt eine gute Anpassungsfähigkeit an die harten Bedingungen in Wüsten- und Steppenlandschaften. Ihr Wasserbedarf ist gering und sie deckt ihn aus Pflanzen. Das Tier ist ausgesprochen schnell und erreicht eine Geschwindigkeit von 80 km pro Stunde. Es macht dabei jedoch keine Sätze in die Luft. Dieses Tier von der Gattung der Gazellen zieht das Leben in den Gebirgen vorgelagerten Hügeln und im hohen Gebüsch dem Leben in der flachen Ebene vor. Sein größter Feind in der Natur ist angesichts dessen Habitat und hoher Geschwindigkeit der Gepard. Die Indische Gazelle ist sehr menschenscheu. Ihr ausgezeichneter Gehör- und Geruchssinn und die scharfen Augen lassen es sehr schnell eine Gefahrenquelle und Bedrohung bemerken und die Flucht ergreifen.

Die Paarungszeit dieser Gazelle im Iran fällt je nach dem natürlichen Lebensraum etwas unterschiedlich aus. In den warmen Gebieten ist sie Anfang und in den kühleren erst Ende Herbst. Wie bei allen anderen Hornträgern kommt es in dieser Zeit zu harten Kämpfen zwischen den männlichen Tieren, wobei manchmal einer der Rivalen nicht nur verletzt wird sondern sogar stirbt. Bis auf die Paarungszeit leben die männlichen Tiere meist zusammen und getrennt von der Herde mit weiblichen Tieren und deren Jungtieren. Zu Beginn der Paarungszeit geht die Herde der männlichen Tiere auseinander und jedes ihrer Mitglieder macht sich auf die Suche nach einigen Weibchen, bestimmt ein Revier für sich und verteidigt es gegenüber fremden Eindringlingen in einem Zweikampf mit seinen Hörnern. Aus diesem heftigen Kampf geht in der Regel das ältere Tier als Sieger hervorgeht. Nach einem kurzem Gefecht mit den Hörnern verzieht sich das jüngere Männchen wieder, denn anderenfalls könnte es verletzt oder sogar getötet werden.

Das Weibchen ist ungefähr 170 Tage also fast ein halbes Jahr trächtig und die Jungen kommen Anfang Frühling zur Welt. Kurz vor der Geburt zieht sich das Muttertier von den anderen in der Herde zurück. Bevor es sein Junges zur Welt bringt, sucht es nach einem geeigneten Ort für die Geburt. Es inspiziert auf der Suche nach einem Ort mit möglichst großer Sicherheit genau die lokalen Bedingungen wie Wetter, Windrichtung und Einfall des Sonnenlichtes. Das Neugeborene ist zu Beginn sehr schwach und hilflos und kann sich nicht vom Fleck rühren. Die Mutter reinigt sein Fell mit der Zunge, trocknet es und gibt ihm Milch zu trinken Dann bringt das Weibchen sein Junges an einen neuen sicheren Ort und grast in der nahen Umgebung. Die Gazelle stillt ihr Junges in den ersten Morgenstunden und am späten Nachmittag und danach wechselt sie normalerweise erneut das Versteck für ihr Kleines, um es weiter vor Raubtieren zu schützen

In den ersten zwei Wochen ist die junge Gazelle nicht in der Lage, der Mutter zu folgen. In seinem Versteck wartet das Junge auf die Rückkehr der Mutter. Seine Fellfarbe ist sehr gut der natürlichen Umgebung angepasst und daher ist es normalerweise sehr schwierig sein Versteck ausfindig zu machen. Nähert sich ein Mensch seinem Versteck, so zeigt es bis in einen Umkreis von zwei Metern keine Reaktion. Aber wenn jemand näher kommt, springt es auf, ergreift die Flucht und alarmiert seine Mutter mit blökender Stimme. In der freien Wildnis wird das Weibchen der Indischen Gazelle mit 18 Monaten erwachsen, aber das männliche Tier ist erst mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif.

Doch nun zum Lebensraum des Dschebir - der Indischen Gazelle - im Iran. Diese Gazellenart lebt in Wüstengegenden und den Steppen in der südlichen Hälfte des Landes und am Rande der iranischen Kawir-Gebiete. Um ein Aussterben zur verhindern, wurde ihr Lebensraum unter Schutz gestellt. Auf diese Weise wird auch die illegale Jagd auf dieses selten gewordene schöne Tier unterbunden. Die größte Population des Dschebir lebt in einem der größten und ältesten Naturschutzgebiete Iran, dem zentral gelegenen Parke-Meli Kawir - Kawir-Nationalpark, südöstlich von Teheran. Weitere Herden dieser Gazellenart leben in dem Naybandan-Wildnispark, dem größten Schutzgebiet Irans im Landeskreis Tabbas der Provinz Südchorasan in Ostiran, ebenso wie in den Naturschutzgebieten Bahram und Hormud in der südlichen Provinz Fars. Die Wildhüter der Islamischen Republik Iran haben inzwischen weitgehende Schutzmaßnahmen für die Indische Gazelle begonnen, um sie vor dem Aussterben im Iran zu bewahren.