Jul 07, 2017 10:46 CET

Im letzten Beitrag berichteten wir von den Zitadellen, die in- und außerhalb der Städte erbaut wurden. Bei Angriffen flüchtete die Bevölkerung in diese Burganlagen. Meistens war daher immer für genug Nahrungsvorräte in diesen Festungen gesorgt. Er musste für den Fall einer mehrmonatigen Belagerung reichen.Die Zitadellen und Burgen waren von hohen Schutzmauern umgeben.

An den Resten der ersten menschlichen Siedlungen im Iran ist zu sehen, dass man bereits damals Verteidigungsmauern und Schutzwälle errichtete.Später baute man dann statt  Schutzmauern  Burgen. Diese wurden oftmals  an  hoch gelegenen Orten errichtet. Ein berühmtes Beispiel ist die Alamuth-Burg.

Diese Burg liegt auf einem hohen Gipfel  mit roten und grauen Gesteinsgängen. Nur über einen sehr schmalen Weg ist die  Alamuth-Burg von Norden aus zu erreichen.  Alamuth liegt nordöstlich eines Dorfes namens Gaazarkhan in einer Höhe von 2100 m über dem Meeresspiegel. Die Gegend nennt sich Rudbar Alamuth und gehört zur Stadt Qaswin. Qaswin liegt  westlich von Teheran.

 

Der Name Alamuth erinnert sofort an eine Sekte, die sich Ismaeliten nannte und von  Hassan Sabbah angeführt wurde. Die Alamuth-Burg diente dieser Sekte als Regierungssitz von dem aus sie ihre Glaubenslehre verbreitete.  In historischen Aufzeichnungen wird die Alamuth-Burg auch als Gefängnis bezeichnet. Aber wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass hier oftmals hohe Persönlichkeiten gelebt haben.

 

Die Bevölkerung in Rudbar nennt den Alamuth-Burg auch Hassan-Burg. Die Burg besteht aus zwei Abschnitten, einen größeren und höheren im Westen und einen niedrigeren im Osten. Die Burg ist ungefähr 120 m lang und die Breite variiert von 10 bis 35 m. Die Burgmauern sind aus Gestein und Gipsmörtel. An der Südkante liegt  eine Höhlenkammer  im Felsen, die als Wächterhaus diente.  Diese Burg weist auch ein Wasserbecken aus Gestein auf, welches sich  immer wieder mit dem Wasser aus  einer Ton-Rohrleitung füllt,  die bei  der Goldar-Quelle am nördlichen Berghang beginnt.  Für den Winter wurde Wasser in Felsbecken gespeichert.

 

Die beim Bau der Alamuth-Burg verwendeten Ziegelsteine haben eine quadratische Fläche von 21 x21 cm und sind 5 cm hoch. Sie dienten zur Fassadenverkleidung. Zur Befestigung der Mauern wurden hölzerne Verstrebungen benutzt.  An einigen Stellen muss es  Kachelmosaike gegeben haben. Unter anderem hat man Stücke von einer Kachel in hellblau gefunden, auf der ein Menschengesicht abgebildet gewesen ist.

Ein interessanter Aspekt der Alamuth-Burg ist ein 2-m-hoher Tunnel im Keller,  der vom Südturm zum Nordturm der Burg führt. In dieser Burg hat es einmal eine große Bibliothek mit mehreren Tausend Buchexemplaren in verschiedenen Sprachen gegeben.

Der bekannte Geograph und Historiker Hamdollah Mostowfi schrieb, dass die Al-Alamuth-Festung 860 nach Christus erbaut wurde und Hassan Sabah die Festung 1093 eroberte. Im Jahre 1256 wurde Al-Alamuth auf Befehl des Mongolen Halaku Khan in Brand gesteckt. Unter den Saffawiden wurde die Burg restauriert.  Reste der Burg sind heute noch zu sehen.

 

Der iranische Historiker Ata Malek Dschowaini hat den Berg auf dem die Alamuth-Festung steht mit einem knienden Kamel, das den Kopf zu Boden beugt,  verglichen.  Es heißt einer der Deylamitenfürsten schickte einen Adler auf die Jagd.  Dieser ließ sich auf einem hohen Berg nieder. Auf diesem erbaute der Emir die Alamuth-Burg.

Normalerweise denkt jeder erst an Hassan Sabbah, wenn er den Namen der Alamuth-Burg hört. Wir sollten daher sehen, wer er war.

 

Hassan Sabbah hat in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach Christus zur Zeit der Seldschuken gelebt.  Er gehörte der ismaelitischen Schule an. Machtzentrum dieser islamischen Religionsrichtung waren Ägypten und die Fatimidenherrscher, die diese Religion in ihrem Land zur  Staatsreligion erklärt hatten.

Hassan Sabbah, der aus  Rey , im Süden des heutigen Teherans kam und Lehrzentren im nordöstlichen Neyschabur und in Ägypten besuchte, schloss sich der Sekte der Ismaeliten an. Bei seiner Rückkehr warb er mit feurigen Reden für diese Glaubensschule und versammelte Anhänger um sich. Er drang in das Gebiet von Al Alamuth ein und besetzte die dortige Burg. Sabbah eroberte  auch noch viele andere Burgen in ganz Iran. Seine Gegner ließ er  mit Terroranschlägen beseitigen. Zum Beispiel tötete er Chadscheh Nazam ul Molk Tussi, den iranischen Gelehrten und Wesir. Die Bewegung des Hassan Sabah der selber circa 90 Jahre alt wurde, wurde schließlich nach circa 95 Jahren von Halaku Khan zerschlagen.

Die Geschichte Hassan Sabahs wurde mit vielen Legenden und teilweise widersprüchlichen Überlieferungen verwoben. Einige betrachteten ihn als Gottlosen und andere als Muslim, der vom Weg abgeraten war.  Da er eine neue Religion verbreitete, war er gegen die abbassidischen Kalifen und die Seldschuken-Herrscher und hatte viele Gegner im Iran. Das Vorgehen seiner Anhänger führte zu vielen Konflikten in der Gesellschaft. Deshalb war er gezwungen, sich in die Alamuth-Burg  zurückzuziehen.  Die Ismaeliten hatten genug Wasser auf ihrer Festung. Sie betrieben sogar Ackerbau. So konnten sie sich noch viele Jahre lang in dieser Burg am Leben erhalten.