Aug 21, 2017 04:41 CET

Wenn wir anderen etwas nützen, so erfahren wir Gegenliebe. Diese Liebe können wir in uns speichern. Der Vorrat an Gegenliebe stärkt unsere seelische Gesundheit. Ein großer Gewinn ist zum Beispiel wenn die anderen für uns beten, weil wir ihnen geholfen haben.

Ein Mann glaubte, er werde sterben  und sagte zu seinem Sohn, er solle nach seinem Tod seinen Obstgarten verschenken. Und zwar sagte er : "Verschenke den Garten an die Bedürftigen und die Waisenkinder, damit dies mir ein Licht in der Dunkelheit des Weges zum Jenseits sei."

Doch bald ging es dem Mann wieder besser.  Da bat er eines Abends, dass sein Sohn ihn zu dem Obstgarten begleitet und ihm den Weg leuchtet.  Sein Sohn ging hinter ihm und so nützte dem Vater das Licht der Leuchte, die der Sohn in der Hand hielt, nicht viel.  Da sagte der Vater: "Mein Sohn, du gehst hinter mir und ich habe nicht genug Licht. Diese Lampe beleuchtet nur deinen Weg."

Der Sohn erwiderte: "Ach Vater! Was nach deinem Tod passieren wird, ist nicht anders.  Das Licht wird   mir etwas nützen, und dir nicht viel Nutzen bringen. Denn du willst von Besitztümern spenden, die die Welt dir wieder abgenommen hat und mir geschenkt hast und du spendest  aus einem Besitz, den du selber nicht mehr nutzt und nicht mehr nutzen kannst.  Es wäre gut, wenn du aus deinem Besitz Gott zuliebe etwas spendest und darauf  verzichtest, solange du noch Nutzen für dich daraus ziehen könntest und er dir Genuss bereitet."

                                      

Der Koran hat auf diesen feinen Unterschied  beim Spenden hingewiesen. Es heißt im Vers 254 der Sure 2 (Baqara): 

"O die ihr glaubt, gebt aus von dem, womit Wir euch versorgt haben, bevor ein Tag kommt, an dem es keinen Verkauf, keine Freundschaft und keine Fürsprache gibt! ...."

 

Das Gott-Dienen ist in jeder Form ein hilfreicher Faktor für die seelische Gesundheit und es gehört zu den Fertigkeiten des Lebens Gott zu dienen. Religiöses Verhalten fördert, wie Forschungsergebnisse zeigen, das seelische Wohlbefinden. Psychologische Studien haben ergeben,  dass der Mensch bei der Durchführung einiger Dinge innerlich gestärkt wird und an Zufriedenheit und erhöhtes Selbstvertrauen gelangt.  Zu diesen Dingen gehört das Spenden an andere. Wenn wir aus innerer Neigung heraus spenden, so hat es beidseitig eine wohltuende Wirkung auf die Psyche -sowohl bei dem Wohltäter als auch bei dem, der die Hilfe empfängt. Das  Spenden trägt auch zur Gesundung der Gesellschaft bei, die Zeuge dieser höheren Einstellung wird. Der Spender stärkt nicht nur sein eigenes Selbstvertrauen und seine Zufriedenheit sondern auch die Zuversicht des Spendenempfängers und der Gesellschaft und er sorgt für die Verbreitung des Mitgefühls. 

Überhaupt: Wenn wir anderen etwas nützen, so erfahren wir Gegenliebe. Diese Liebe können wir in uns speichern. Der Vorrat an Gegenliebe stärkt unsere seelische Gesundheit. Ein großer Gewinn ist zum Beispiel wenn die anderen für uns beten, weil wir ihnen geholfen haben.  Wenn wir jedoch keine Gegenliebe gespeichert haben, so hat dies Depressionen und Frust zur Folge. 

Infaq - etwas spenden

 

Aber nun sollte sich jeder fragen,  wie groß sein Spendergeist eigentlich ist? Hat er schon einmal sein Essen jemandem anderen gespendet und ist selber hungrig geblieben? Oder hat er es geschafft etwas von dem, was er selber benötigt einem anderen, der es noch dringender braucht, zu geben?  Ist nicht eine materielle Spende eines der Merkmale für das Mitgefühl. Sie erlaubt uns doch anderen in finanzieller Not  zu helfen!  Wenn sich jemand in die Situation eines anderen versetzt und aus seiner Sicht  die Probleme sieht, und diese Probleme beseitigen hilft, ist es  doch nichts anderes als praktiziertes Mitgefühl. Wenn der Mensch spendet, übt er Selbstverzicht und erfährt den Genuss der Selbstentfaltung.  Das Spenden von Geld und Gütern ist ein schönes Zeichen für das Überwinden der Selbstsucht und ein Schritt zur Verbesserung der seelischen Gesundheit.

 Als die Tochter des Propheten, Fatima (Friede sei mit ihr) und ihre Söhne drei Tage hintereinander ihr Essen den Bedürftigen schenkten, obwohl sie es selber benötigten, hat der Koran dies in der Sure 76 (Ensan) in den Versen 8 und 9 wie folgt gelobt: 

"und sie geben  Speise zu essen einem Armen, einer Waisen und einem Gefangenen (obwohl sie gerne diese Speise selber gegessen hätten) 

„Wir speisen euch nur um Allahs Angesicht willen. Wir wollen von euch weder Belohnung noch Dank."

 

 

 

Das Spenden gehört zu den vom Schöpfer genannten gottesdienstlichen Handlungen. Es kann in Form einer religiösen Pflicht gefordert werden wie im Falle der Abgabe von Chums und Zakat oder auch empfohlen werden  in Form von freiwilligen Spenden wie zum Beispiel Hilfen an die Entbehrenden,  liebevolle Behandlung der Waisen usw. Der Koran gibt zahlreiche Anreize  zum Verzicht auf materielle Dinge zugunsten von anderen. Zum Beispiel heißt es, dass Gott weiß, wenn der Mensch etwas spendet:  

In der Sure 3 (Ale Imran) heißt es im Vers   92

"Ihr werdet die wahre Güte nicht erreichen, bevor ihr nicht von dem ausgebt, was euch lieb ist. Und was immer ihr ausgebt, so weiß Allah darüber Bescheid."

Wenn wir Gott zuliebe etwas spenden, so ist es als ob wir aus einem Fluss einen Eimer Wasser entnehmen: Diese Wassermenge wird rasch wieder ausgeglichen. 

 

Im Vers 39 der Sure Saba lesen wir: 

إِنَّ رَبِّی یبْسُطُ الرِّزْقَ لِمَنْ یشَاءُ مِنْ عِبَادِهِ وَ یقْدِرُلَهُ وَ مَا أَنْفَقْتُمْ مِنْ شَیءٍ فَهُوَ یخْلِفُهُ وَ هُوَ خَیرُالرَّازِقِینَ؛

 

Sag: Gewiß, mein Herr gewährt die Versorgung großzügig, wem von Seinen Dienern Er will, und bemisst auch. Und was immer ihr auch (an Spenden)  ausgebt, so wird Er es euch ersetzen, und Er ist der Beste der Versorger.

 

Es ist auf einen wichtigen Punkt im Zusammenhang mit dem Spenden zu achten. Und zwar ist es immer wichtig, andere würdig zu behandeln . Ein Spendenempfänger darf nicht herabgesetzt und bloßgestellt werden.  Daher lehrt der Islam, dass der Spender die Bitte eines Bedürftigen als Gelegenheit willkommen heißen soll, sich Gott gegenüber für seine Gaben dankbar zu zeigen und eine höhere spirituelle Stufe zu erreichen.  Es wird empfohlen, unauffällig und wenn möglich unerkannt, jemandem der bedürftig ist, eine Spende zukommen zu lassen. Auf diese Weise wird der Ruf und das Selbstwertgefühl des  Hilfeempfängers bewahrt und dies trägt allgemein zu einer gesünderen Gesellschaft bei. 

 

Es gelten bestimmte Bedingungen für das Spenden von Geld und Sachen. Zum Beispiel ist Maßhalten angesagt.  Durch diesen Grundsatz wird es möglich auch weiterhin spenden zu können. Der Koran empfiehlt, nicht zu untertreiben und geizig zu sein,  und nicht zu übertreiben. Er mahnt, nicht so viel zu spenden, dass man selber verarmt und bedürftig wird.  Im Vers 29 der Sure 17 (Isra) heißt es daher über das Spenden: 

"Und lasse deine Hand nicht an deinem Hals gefesselt sein, strecke sie aber auch nicht vollständig aus, sonst würdest du getadelt und (aller Mittel) entblößt dasitzen."

 

Noch wichtiger ist , dass wir spenden, ohne dem Empfänger dies vorzuhalten und Gegenleistungen von ihm erwarten. Das Spenden ist nichts wert, wenn wir uns auf diese Weise nur hervortun und aufspielen wollen und dem anderen Vorhaltungen machen.  Diese Art von Spenden dient nur der Erfüllung von egoistischen Wünschen. Gott mahnt im Vers 264 der Sure 2 (Baqara): 

"O die ihr glaubt, macht nicht eure Almosen durch Vorhaltungen und Beleidigungen zunichte!"

 

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