Seltene Tier- und Pflanzenarten im Iran (22 - Gefahren für die Kaspische Robbe)
Im letzten Teil haben wir über den einzigen Meeressäuger im Kaspischen Meer gesprochen - die Kaspische Robbe. Im Wasser hat sie praktisch keinen Feind, denn sie steht an der Spitze der Nahrungskette. Am Festland können höchstens ihre Jungen einem Wolf oder Adler zum Opfer fallen. Die größten Gefahren für die Kaspische Robbe haben in den letzten Jahren die Menschen heraufbeschworen. Darüber mehr in diesem Beitrag.

Es ist noch nicht so lange her, dass die Bewohner der Küsten des Kaspischen Meeres aus wirtschaftlichen Gründen großen Wert auf Kaspische Robben, wofür diese allerdings mit dem Leben büßen mussten. Insbesondere in den nördlichen Gebieten dieses Binnenmeeres wurden jährlich Zehntausende dieser Robben gejagt, weil ihr Fell teuer war und aus ihrem Körperfett Öl gewonnen wurde, das entweder als Brennstoff für Lampen oder für arzneiliche Zwecke Verwendung fand. Das Fleisch der armen Robben wurde in Zuchtfarmen an Füchse verfüttert, wobei man mit dem Fell dieser Füchse kostspielige Kleidungsstücke anfertigte. Von 1930 bis 1965 eskalierte die Jagd auf dieses Tier dermaßen, dass die Regierungen der Anrainerstaaten das Töten der Kaspischen Robbe untersagten.

Aber damit war der Fall nicht abgeschlossen, sondern das Sterben unter den Robben nahm aus anderen Gründen weiter zu. Gemäß den Ergebnissen internationaler Untersuchungen liegt die Gefährdung der Kaspischen Robbe unter anderem an der rücksichtlichen Schädigung der Natur durch den Menschen. Die verschiedenen Gifte und Insektenmittel, die in die Flüsse und schließlich ins Meer gelangen und die Chlorkohlenwasserstoffe, die diese alle enthalten, dringen in den Körper der Fische ein. Die Robben, die sich von den auf diese Weise vergifteten Fischen ernähren, nehmen diese Verbindungen auf und speichern sie in ihrem Körperfett. Durch Anhäufung des Giftes im Körper der Robben werden deren Körperzellen geschädigt und wird ernsthaft ihr Immunsystem geschwächt. Dies hat zur Folge, dass Viruserkrankungen und Entzündungen den Tieren schnell eine Ende bereiten. Die Organozinverbindungen die für die Säuberung von Schiffsböden und Fischernetzen verwendet werden und ebenso chemische Stoffe in den Abwässern von großen Industrieanlagen gelten ebenso als Mörder dieser Robben.

Auch die Fischer sind eine Gefahr für diesen Meeressäuger. Jährlich geraten viele Robben in Fischernetze und ersticken, weil sie nicht rechtzeitig an die Wasseroberfläche zurückgelangen. Zudem fügen einige Netzarten den Robben Verletzungen zu, so dass sie rasch einer Entzündung erliegen. Früher waren die Robben nicht gern von den Fischern gesehen, denn diese dachten, dass sie ihnen die Fische wegschnappen und darum haben sie die Robben mit Lanzen oder dem Messer angegriffen und teilweise getötet. Aber seit einigen Jahren hat man durch entsprechende Schulung ein Umdenken bei den Fischern erreichen können, so dass zumindest im Iran die Robben vor dieser Bedrohung sicher sind. Doch es bestehen noch weitere schlimme Gefahren.

Ein gefährlicher Störenfried im Kaspischen Meer ist Mnemiopsis leidyi - eine Rippenqualle - genannt Meerwalnuss. Sie ist mit dem Ballastwasser, die Schiffe, aus anderen Gewässern kommend, abgelassen haben, in das Kaspische Meer gelangt und da es in diesem Binnenmeer für sie keinen Feind gibt, konnte sie sich rasch vermehren. Diese Qualle ist nicht nur eine Gefahr für die Robben, sondern sie hat alle Lebewesen im Kaspischen Meer in eine Krise versetzt. Die Meerwalnuss ernährt sich von Fischlaich und Fischlarven, insbesondere denen der Tyulka-Sardine. Die Population der Tyulka-Sardine hat daher erheblich abgenommen und dadurch ist auch eine wichtige Nahrungsquelle der Kaspischen Robbe zurückgegangen. Diese Robben können wegen Nahrungsmangel weniger Fett im Körper für den kalten Winter speichern und dieser Umstand hat die Lebensdauer dieser Meeressäuger verringert und die Todesrate unter ihnen erhöht.

Den Kaspischen Robben mangelt es auch immer mehr an sicherem Lebensraum. Dies liegt am zunehmenden Städtebau an den Küsten des Kaspischen Meeres und der Ansiedlung von Menschen auf den Inseln. Ebenso raubt der Verkehr der Handelsschiffe im Norden des Meeres, wo sich die Robben im Winter längere Zeit an den vereisten Küsten aufhalten, Ruhe und Sicherheit.. Außerdem wird in einigen Küstengebieten dieses Meeres weiterhin Jagd auf dieses Tier gemacht. In Russland und Kasachstan werden viele Jungtiere wegen ihres weißen und teuren Felles im Winter von den Mitgliedern einer Mafia-Bande erlegt.
All dies hat zu einem beunruhigenden Rückgang dieser Tierart geführt. In diesem Zusammenhang erklärt der Leiter des Heil- und Forschungszentrums für die Kaspische Robbe : "Die Zahl dieser Robben ist auf 70 Tausend Exemplare zurückgegangen während es im Jahre 2008 noch 100 Tausend waren und ihr Bestand vor 50 Jahren auf eine Million eingeschätzt wird. " Es sind also dringend Vorkehrungen nötig, um dieses schöne Tier des Kaspischen Meeres vor dem Aussterben zu retten.

Die IR Iran gehört zu den Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres, die ernsthaft damit begonnen hat, zur Rettung der Kaspischen Robbe etwas zu unternehmen. Die Islamischen Republik ist das erste Land, welches durch Anleitung der Fischer einen Schritt zum Schutz dieses Tieres getan hat, damit sie nicht mehr in Fischernetzen verenden. Deshalb liefern die iranischen Fischer den Fischern in anderen Ländern ein Vorbild dafür, wie sie zur Rettung des Tieres beitragen können. Außerdem hat der Iran ein Zentrum für die Behandlung und Forschung bezüglich der Kaspischen Robbe eingerichtet und ist in dieser Beziehung den anderen 4 Anrainerstaaten dieses Meeres voraus. Natürlich genügen die Maßnahmen Irans nicht um diese kostbare Tierart zu retten und eine allseitige Zusammenarbeit aller Anrainerstaaten scheint dringend erforderlich.
