Jul 28, 2018 02:09 CET

Die beiden Inseln Tonb Bozorg und Tonb Kutschek im Persischen Golf sind für den Iran militärisch von Bedeutung und daher  für den Fremdenverkehr gesperrt  und für Fotografen nicht zugänglich.  In diesem Beitrag erfahren sie aber mehr über die Geologie und Geografie und Natur dieser beiden Inseln. Ihre Geschichte   sollte man auch  kennen.

Die beiden Inseln - um die es heute geht - heißen erst seit ein paar Jahrzehnten  Tonb Bozorg und Tonb Kutschek. Vorher wurden sie Dschazireh Tonb, Dschazireh Tonbu und Nabiutonb genannt. Im Deutschen nennt man sie Tunb-Inseln. Das Wort Tonb  ist jedenfalls kein arabisches sondern ein rein iranisches Wort, welches seit der vorchristlichen Zeit der Achämeniden in dieser Region üblich war und aus dem Dialekt des  dortigen Gebietes Tangestan  stammt. Tonb bedeutet "Hügel" und dementsprechend bedeutet Tonb Bozorg - großer und Tonb Kutschek kleiner Hügel. 

                               

Lage der drei strategisch wichtigen Inseln  v.l.n.r.: Tonb Bozorg, Abu Musa, Tonb Kutschek 

          

 

Verwaltungsmäßig gehören die Tunb-Inseln zu dem Distrikt Tonb im nördlichen Teil des Verwaltungsdestriktes Abu Musa, der wiederum zur Provinz Hormozgan zählt. Tonb Bozorg  liegt in einer Entfernung von 31 km im Süden der Insel Qeschm. Von dem Festlandhafen Lengeh sind es weniger als 50 km und von der Insel Abu Musa 53 km bis dorthin. Tonb Bozorg ist annähernd eine Rundinsel mit einem Durchmesser von circa vier km. Der Boden ist sandig und trocken und die Insel ist hügelig. Die größte Anhöhe erreicht 53 m über dem Meeresspiegel.  Die südliche Seite der Insel ist flach und als Anlegeplatz geeignet. Hier ist die Vegetation etwas stärker und  ein Weideplatz für das Vieh der Einheimischen.  Früher hat man auf Tonb Bozorg im südlichen Teil der Insel das notwendige Trinkwasser aus zwei Brunnen entnommen, allerdings war es relativ salzig. Diese Brunnen sind heute ausgetrocknet und die Einwohner besorgen Trinkwasser von der Insel Qeschm. Die einheimische Bevölkerung ernährt sich vom Fischfang und der Perlenfischerei. Auch auf dieser Insel gibt es Lagerstätten für rote Erde wie auf den Inseln Hormus und Abu Musa. 

                     

Tonb Bozorg

 

               

Die Insel Tonb Bozorg ist durch aufsteigende Salzdome entstanden.  Das Meereswasser hat mit seiner mechanischen und chemischen Einwirkung  und den Sedimenten die es gebildet hat der Insel ihre besonderen Aspekte  verliehen und das Salz im Boden hat  wegen seiner Löslichkeit zu einer größeren landschaftlichen Vielfalt  beigesteuert.  Die Vegetationsdecke von Tonb Bozorg ist spärlich, denn die Pflanzen müssen einen salzhaltigen Boden vertragen können. Es wachsen hier in der Mehrheit  Pappelfeigen (deracht-e Lur). Weitere Bäume sind unter anderem   der Tamarindenbaum, Akazien und Tamarisken. 

Die Fischarten vor den Küsten der Insel sind zahlreich, darunter Speisefische wie Barsche (Mahi sangsar),  Torpedo-Makrelen (schir-mahi), Schollen (Mahi halwa),  und weitere Makrelen- und Thunfischarten wie Mahi Qabad, Wolfsheringe (Mahi Chawar), Umberfische (Schurideh)  und weitere. Zu den Fischen die nicht verspeist werden, gehören Zitteraale, Seepferdchen, Sägerochen und viele andere. Es werden ebenso Haie und Delfine, Tintenfische und Schildkröten  und Meerkrebse und  Mollusken (Weichtiere) beobachtet. Im Norden von Tonb Bozorg steht ein Meeresleuchtturm. Er wurde 1953 gebaut. 

Auf der Insel leben viele Möwen der Gattung Larus, Sperlingsvögel, der Weißohrbülbül, Schwalben und Felsentauben und Silberreiher. Die Population der Säugetiere auf Tonb Bozorg besteht aus Nagern wie Hausmäusen und -Ratten sowie Wildkaninchen. Auf der Insel gibt es Reptilien, darunter Giftschlangen wie Hornottern und Sandrasselottern Geckos,  Glattechsen und Eidechsen (Agama)  und Warane. Die Zahl der Skorpione auf Tonb Bozorg ist groß,  besonders die Gattung Mesobuthus  und der Dickschwanzskorpion sind zahlreich vertreten.  

  

 Leuchtturm an der Nordseite von Tonb Bozorg Baujahr 1953

 

             

Die Insel Tonb Bozorg hat eine Landebahn für kleine Propellerflugzeuge  und im Osten einen Schiffskai für größere und kleinere Boote.  Das Fischereiunternehmen "Shilat-Iran"  unterhält auf dieser Insel Gefrieranlagen. Die Insel ist kaum besiedelt. Die Bevölkerung setzt sich aus  Iranern die aus dem Festlandhafen Bandar Lengeh stammen und Arabern von dem Stamm der Bani Yas aus Dubai zusammen. Die Inselbewohner ernähren sich vom Fischfang und der Perlenfischerei und betreiben auch ein wenig Acker- und Gartenbau.  Die Obstplantagen und Dattelhaine liegen im Westen der Insel. 

                             

Circa 12 km im Westen von Tonb Bozorg liegt die Insel Tonb Kutschek.  Der Umriss dieser Insel bildet in etwa ein Dreieck. Die Südkante ist die breiteste Stelle und beträgt circa einen Kilometer.  Im Nordwesten der Insel erhebt sich ein Felsen mit einer Höhe von circa 32 m. Dies ist der höchste Punkt auf Tonb Kutschek. Die Insel ist unbewohnt und es gibt kein Trinkwasser auf ihr.  Es wachsen nur Pflanzen auf ihr, die einen geringen Niederschlag und hohen Salzgehalt im Boden überdauern können.  Tonb Kutschek weist eine Fläche von circa 2 bis 2,5 Quadratkilometer auf. Die nächsten Häfen sind Bandar Lengeh in 45 km und Bandar Khamir in 75 km Entfernung. Der Boden ist sandig und an einigen Stellen felsig. Auf der Insel befinden sich militärische Anlagen Irans. Der relativ kleine Schiffskai und der Flughafen dienen nur militärischen Zwecken. 

                   

Tonb Kutchek

 

   

Die  beiden Tunb-Inseln und die Insel Abu Musa liegen dort, wo der Persische Golf am tiefsten ist. Dies ist der Korridor des internationalen Schiffsverkehrs.  Daher sind diese Inseln geopolitisch und strategisch von besonderer Bedeutung.  Ein wichtiger Teil des Rohöls für den Weltbedarf passiert diese Strecke zwischen Tonb Kutschek Abu Musa und Tonb Bozorg. Alle paar Minuten zieht ein Öltanker an diesen Inseln vorbei. 

Die Insel Tonb Bozorg ist für die Verteidigungsstrategie Irans ein besonders wichtiger Stützpunkt. Sie liegt auf der südlichen Verteidigungslinie der Islamischen Republik  in der Straße von Hormus. Diese feste Verteidigungslinie ist leicht gebogen und verbindet die sechs Inseln Hormus, Larak, Qeschm, Hengam, Tonb Bozorg und Abu Musa miteinander.

In der Vergangenheit  haben viele muslimische Geografen und Historiker wie Tabari, Masudi, Ibn Hauqal, Yaqubi und Muqadasi alle Inseln im Persischen Golf als Teil von Iran bezeichnet.  In seinem Werk   Nuzhat al-qulūb hat Hamdallah Mustaufi im 14. Jahrhundert nach Christus die Inseln im Golf von Oman und im Persermeer zum iranischen Gebiet gezählt. Darunter fielen auch die Tunb Inseln.  Auch hat der englische Diplomat James Justinian Morier,  anlässlich seiner Vorbeifahrt an den beiden Inseln Tonb Bozorg und Tonb Kutschek am 20. Februar 1811, in seinem Reisebericht erklärt, dass sie einen iranischen Namen tragen und im iranischen Teil des Persischen Golfes liegen

 

die Tunb-Inseln und die Insel Abu Musa

 

 

Die Tunb-Inseln und Abu Musa  sind jedoch von 1903 bis 1971 trotz aller historischen Urkunden und Belege, von den Briten besetzt und von diesen Schardscha und  Ras al Khaimah welches  dem  Protektorat  Britanniens unterlag, zur Verfügung gestellt worden.  Dabei hatten die beiden Inseln immer zum iranischen Souveränitätsbereich gehört.  Die Inseln kehrten schließlich nach dreijährigen  Verhandlungen mit England  und einer Einverständnisnote im Jahre 1971 wieder in den Besitz Irans zurück und die iranischen Kräfte zogen in die vorher festgelegten Zonen ein und wurden von dem Vertreter Schardschas empfangen.  

                             

Abschließend sei noch einmal hervorgehoben, dass Abu Musa, Tunb Kutschek und Tonb Bozorg gemäß den zuverlässigen historischen Quellen untrennbar  zu der territorialen Integrität Irans gehören und unangetastet bleiben müssen. Wenn die Vereinten Arabischen Emirate weiter  Anspruch auf diese Inseln stellen, und offen oder versteckt von regionalen und überregionalen Mächten diesbezüglich unterstützt werden, so handelt es sich um eine Einmischung in die internen Angelegenheiten Irans und dies ist damit ein ernsthaftes außenpolitisches Problem für die Islamische Republik.  

 

 

 

 

 

 

 

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