Auf den iranischen Inseln im Persischen Golf (19 - Groß- und Klein-Farur)
Wir setzen unsere Rundreise im Persischen Golf fort und besichtigen zwei weitere iranische Inseln, nämlich Farur Bozorg und Farur Kutschek (Groß- und Klein-Farur). Es sind die beiden letzten Inseln in der Provinz Hormozgan, die wir besuchen. Danach wenden wir uns denen in den weiter westlich liegenden Provinzen Südirans zu.
Die Insel Farur Bozorg der Provinz Hormozgan liegt 36 Seemeilen von der Stadt Abu Musa und circa 141 Seemeilen von Bandar Abbas entfernt. In der Länge misst sie maximal 5,7 und in der Breite maximal 5,4 Kilometer und der höchste Punkt auf ihr liegt 145 m über dem Meeresspiegel. Groß-Farur liegt auf einem Erdbebengürtel. In der Nähe der Insel scheint das Wasser schwarz zu sein. Die Morphologie ist insgesamt hügelig, weist aber auch mehrere steile Abhänge mit bis zu 10 m Höhe auf.
Der Name Farur stammt von einem Wort aus der alten Pahlavie-Sprache, nämlich „Farwar“. Dies ist ein zusammengesetztes Wort aus "Far" (Pracht) und „war“ und bezeichnet etwas Prächtiges. Zur Zeit der Sassaniden, die 3. bis Anfang 7. Jahrhundert nach Christus herrschten, zählte die Insel noch zu der Provinz Pars (Fars) . Nach Entfaltung des Islams wurde sie auch noch anderen Provinzen zugeschrieben, nämlich Kerman, Sistan wa Balutschistan und inzwischen der Provinz Hormozgan.

Häuserruinen und mittlerweile brachliegende Felder und alte Brunnen zeugen davon, dass früher einmal Menschen auf dieser Insel angesiedelt waren. Aber zurzeit ist sie unbewohnt und es halten sich nur einige staatliche Beamten auf ihr auf. An den Küsten gibt es große Fischbestände und deshalb sind dort viele Fischer aktiv. Auf der Insel existiert außerdem eine Eisenerzlagerstätte. Das Eisenvorkommen liegt im Sediment und wird auf circa 500 Tausend Tonnen eingeschätzt. Auf Groß-Farur steht außerdem ein Leuchtturm.
Die Insel ist ein kleines Paradies für Vögel: Dort leben Fischadler, Papageien, Steinschmätzer, Palmtauben, Schwalben, Lerchen,Wiedehopfe, Weißohrbülbüls und gelbe Stelzen. Es gibt außerdem eine besondere Art von Igeln, und darüberhinaus Echsen, Sandrasselottern, und Skorpione. Die Inseln Groß-Farur und Klein-Farur sind die einzigen Gebiete im Iran, auf denen noch die gefährdete Art der Edmigazelle lebt.

Geologisch gesehen liegt Farur Bozorg auf einem großen Salzdom, d.h. an dieser Stelle sind ehemalige Salzablagerungen nach oben hochgedrungen. Darüber liegt ein Vulkankegel. Seine in verschiedene Richtungen streichenden Ausläufer bilden mehrere Täler. Lockeres Bodenmaterial finden wir nur in den Talsohlen und in der flachen Ebene an der Südseite der Insel. Dieses Bodenmaterial stammt aus dem Abtrag der Gesteine. Ansonsten liegen überall verwitterte Steinbrocken herum. Die Vegetation besteht aus Gräsern, Sträuchern und Bäumen, die die geltenden klimatischen Bedingungen in dieser Region vertragen. Einige davon sind erst in den letzten Jahren künstlich angepflanzt worden. Am meisten treffen wir die Acasia tortilis an: die Schirmakazie. Diese Akazie wächst überall auf Farur Bozorg - in den Tälern dichter beieinander, und außerhalb von ihnen als Einzelbäume. Ein weiterer Baum, den man in den letzten Jahren anzupflanzen begonnen hat, ist Prosopis Juliflora – die Mesquite.

Klein-Farur liegt südlich von Groß-Farur und nördlich der Insel Sirri. Auch Klein-Farur ist unbewohnt. Die Insel wird in der Landessprache nicht nur Farur Kutschek sondern auch Farurgan genannt. Farur Kutschek oder Farurgan gehört ebenso zur Provinz Hormozgan und weist eine Fläche von 5,1 Quadratkilometern auf. Der höchste Punkt liegt 36 m über dem Meeresspiegel. An der breitesten Stelle misst Farur-Kutschek 1,1 km und an der längsten 1,4 km. Diese kleine Insel ist mit ihren Küsten aufgrund der klimatischen Lage und weil sie auf der Wanderroute der Seevögel liegt, ständige oder vorübergehende Heimat vieler Vögel. Die Vegetation besteht aus Salzpflanzen und Pflanzen, die wenig Feuchtigkeit brauchen. Nordwestlich der Insel liegt die Insel Abu Musa und bis zur Stadt Abu Musa sind es circa 36 Seemeilen, während die Entfernung bis zum Festlandhafen Bandar Abbas 149 Seemeilen beträgt.

Farur Kutschek ist eine der besten Koralleninseln im Persischen Golf und seine sandigen Strände die günstigsten Orte für das Gelege der Chelonia mydas – der grünen Meeresschildkröte. Diese gehört zu den Riesenschildkröten.
Im Winter halten sich größere Scharen von Zugvögeln auf Farur Kutschek auf. Darunter sind auch seltene, gefährdete Arten zu sehen wie der Bindenseeadler. Weiterhin sieht man den Reiherläufer, Egratta und Pelikan.
Die Insel Klein-Farur ist gut bewachsen. Es gibt verschiedene Baumarten wie die Robinie, die Feige, Ziziphus, Prosopis, Mesquiten, Dattelfeigen und Palmengewächse. Die starke Verbreitung der Robinie auf dieser Insel ist dem großen Bestand der Edmigazellen zu verdanken, die sich unter anderem von den Blättern dieser Pflanze ernähren. Wenn dabei Samen der Robinie in den Verdauungsapparat dieser Gazelle geraten, erfahren sie eine Veränderung, die nach ihrem Ausscheiden ein schnelles Wachstum begünstigt. So kommt es dass man in Gebieten, wo diese Gazellenart lebt, auch viele Robinien antrifft.

Früher hielt man die Edmigazelle für dieselbe Gazellenart, die auch auf dem iranischen Festland lebt, aber eine wissenschaftliche Studie von Mahmud Karami von der Universität Karadsch und einem australischen Experten ergab, dass es sich um eine Art Berggazellen handelt und es sie nur auf den Farur-Inseln gibt. Zur Würdigung näherer Untersuchungen durch einen iranischen Forscher namens Bizhen Farhang Dareschuri erhielt diese Berggazelle die Bezeichnung gazella gazella dareshurii.
Auf der Insel haben diese Gazellen keine Feinde in der Natur und daher muss ihre Population zur Verhinderung der Zerstörung der Vegetation in Abständen künstlich reduziert werden. So kommt es dass die Umweltschutzbehörde zu diesem Zweck jedes Jahr eine bestimmte Zahl von Jagdscheinen herausgibt.
Außer dieser Gazelle leben keine weiteren Säugetiere auf Farur Kutschek. Jedoch in der Vogelwelt herrscht Vielfalt. Wir begegnen dem Bindenseeadler, Seeschwalben, Weißohrbülbüls, dem Wiedehopf, dem Reiherläufer, Turmfalken, Pirolen, Wüstenraben, Haubenlerchen und dem buntfarbigem Blauwangenspint und Bienenfresser. Einige der genannten Vogelarten sind Zugvögel und verbringen nur den Winter auf Farur-Kutschek. Übrigens gibt es auch auf Klein-Farur Reptilien, nämlich Echsen, Skorpione und die giftige Sandrasselotter.
