May 14, 2019 06:52 CET
  • Vorzüge, Segen und spirituelle Gelegenheiten des Ramadans

Wenn Gott uns nicht im Ramadan vergibt, wann wird er uns dann vergeben? Wir bitten Ihn, dass er unser Fasten in diesem Monat annimmt und dieses Jahr nicht das letzte in unserem Leben sein lässt und dass er uns hilft Ihm zu dienen und uns davon enthalten Ihm gegenüber ungehorsam zu sein. Gott ist der Beste, an den wir uns mit unseren Bitten wenden können.                         

 

 

Der Monat Ramadan mit seinen großen Vorzügen und seinem Segen und der Vergebung Gottes hat uns zu sich eingeladen.  Es gibt zahlreiche Überlieferungen vom Propheten Gottes (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) und den Imamen über die Vorzüge des gesegneten Monats Ramadan. Imam Sadschad (Friede sei mit ihm) sagt in einem seiner Gebete:

 

اللَّهُمَّ وَ أَلْهِمْنَا مَعْرِفَةَ فَضْلِهِ وَ إِجْلَالَ حُرْمَتِهِ

„O Gott! Beschere uns den Erfolg, das Wissen über die Vorzüglichkeit dieses Monats zu erwerben  und lass uns gnädig diesen Monat schätzen.“

                    

 

 

Den Monat Ramadan kennt jemand erst richtig, wenn er über seine Vorzüge im Bilde ist. Wer diese  Vorzüge kennt wird mit Sicherheit die Gelegenheiten zu einem aufrichtigen Gott-Dienen in diesem Monat nutzen.

Ein großer Vorzug des Ramadan ist zum Beispiel sein spiritueller Wert und der hohe Platz, den dieser Monat bei Gott einnimmt.  Der Schöpfer hat diesen Monat zu einer klaren sprudelnden Quelle bestimmt, an der Seine Diener einen Monat lang ihre Seele läutern können: Sie können sich von den Sünden befreien und sich in Richtung des göttlichen Lichts auf den Weg machen. Dieser Monat ist der Monat der Reinigung der Seele und der spirituellen Evolution.

Der Prophet Gottes (S) hat gesagt:

„Wenn jemand die Bedeutung des Monats Ramadan kennen würde (und wüsste welchen Segen er in sich birgt) würde er sich wünschen, dass das ganze Jahr über Ramadan, der Monat des göttlichen Gästeempfangs, wäre.“

                         

 

Ein weiterer herausragender Vorzug des Monats Ramadan ist die Herabsendung des Heiligen Korans, dieses großen Himmelsbuches, in diesem Monat. Imam Sadiq (Friede sei ihm) sagt:   „Der gesamte heilige Koran ist im Monat Ramadan auf einmal (in der Nacht der Bestimmung) auf den Erhabenen Propheten herabgesandt worden, und danach ist er im Laufe von 20 Jahren allmählich und stückweise auf ihn herabgekommen. Dann  weist Imam Sadiq (F) darauf hin, dass nicht nur der Heilige Koran, sondern auch die Thora, das Evangelium, die Psalmen Davids und die Schriften Abrahams und Mose  von Gott im Ramadan herabgesandt wurden und , wie wir im letzten Beitrag anführten, nennt er die einzelnen Tage des Fastenmonats, an denen das geschah.

 

Die Vorzüge des Ramadan sind zahllos. Imam Ridha (Friede sei ihm) hat gesagt: „Die guten Werke im Monat Ramadan werden angenommen und die schlechten Taten verziehen. Wer im Monat Ramadan einen einzigen Vers aus dem Buch Gottes liest, ist wie jemand, der in den anderen Monaten den ganzen Koran gelesen hat.“ Imam Ridha (F) fährt fort: „Der Monat Ramadan ist der Monat des Segens, der Monat der Allbarmherzigkeit, Monat der Vergebung, Monat der reuevollen Umkehr zu Gott. Wann wird zu einer anderer Zeit jemandem noch von Gott vergeben, wenn ihm nicht im Monat Ramadan vergeben wurde? Bittet Gott, dass er euer Fasten anerkennt,   und dass er  dieses Jahr nicht das letzte in eurem Leben sein lässt und dass er euch hilft Ihm zu dienen und euch dem Ungehorsam Ihm gegenüber zu enthalten. Gott ist der Beste, an den jemand sich mit seinen Bitten wenden kann.“

 

Ein weiterer Vorzug dieses Monats besteht darin, dass Gott, der Höchsterhabene in dieser segensreichen Zeit die Belästigungen der Gläubigen durch Satane verhindert und diese Störenfriede ankettet. Daher genießt die Seele des Menschen einen größeren Frieden in diesem Monat und es bietet sich dem Menschen eine goldene Gelegenheit, seine Seele und sein spirituelles Leben weiter zu entfalten.  Gott der Gnädige hat dem Monat Ramadan und dem Fasten in diesem Monat besondere Vorzüge verliehen, damit der Mensch sich weiter spirituell vervollkommnen kann. Für den Verzicht auf Essen und Trinken und andere Dinge, die das Fasten ungültig machen, hält Gott wertvolle Belohnungen bereit, die sich nicht beschreiben lassen.

Gott bereitet den Fastenden auf diese Weise einen Empfang. Bei diesem Empfang werden gottesdienstliche Handlungen nicht nur um ein Vielfaches höher belohnt, sondern sogar der Schlaf und jeder Atemzug des Gläubigen werden laut einem Wort des Propheten  als Gottespreisung und Gott-Dienen angerechnet.

 أنفاسَکُم فیه تسبیح و نومُکُم فیه عباده...

 

Diese einmalige Gnade gewährt Gott zu  keiner anderen Zeit im Jahr.

                            

Das Fasten im Monat Ramadan hat viele Vorzüge. Es macht das Herz sanft, stärkt den Willen und reguliert die Triebe.

Wenn der Mensch seine egoistischen Neigungen zähmen und seine Triebe zügeln kann, wird er in der Lage sein, seine immaterielle Seite zu entfalten und sich optimal zu läutern.  Das Fasten im Monat Ramadan ist die beste Gelegenheit für jemanden, der die Hindernisse auf dem Wege zur spirituellen Vervollkommnung und den Hang zu körperlichen Genüssen überwinden will.  Im Vers 183 der Sure 2 (Baqara)  heißt es, dass das Fasten der Gottesfürchtigkeit dient:

O die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr gottesfürchtig werden möget!“

 

 

Als Imam Ridha (F) über den Segen des Fastens im Monat Ramadan gefragt wurde, hat er gesagt:  Die Menschen wurden angewiesen zu fasten, damit sie die Leiden des Hungers und Durstes erleben und sich die Härten, den Hunger und Durst und die Mittellosigkeit am Jüngsten Tag vorstellen, denn der Erhabene Prophet hat in seiner Predigt im Monat Schaaban gesagt:

وَ اذْکُرُوا بِجُوعِکُمْ وَ عَطَشِکُمْ فِیهِ جُوعَ یَوْمِ الْقِیَامَةِ وَ عَطَشَهُ

`Gedenkt mittels Hunger und Durst eures Fastens des Hungern und Dürstens am Tag der Auferstehung`.

Diese Vergegenwärtigung regt den Menschen an, etwas für den Jüngsten Tag vorzubereiten, so dass er  sich ernsthafter Mühe gibt, an Gottes Zufriedenheit zu gelangen.“

Dies war ein Zitat von Imam Ridha (F).  Der  Prophet Gottes verheißt den fastenden Gläubigen: „Der gesegnete Monat Ramadan ist zu Beginn Allbarmherzigkeit,  in der Mitte Vergebung und am Ende die Befreiung aus dem Feuer der Hölle.“

                            

Der Monat Ramadan mit seiner Segensfülle, göttlicher Barmherzigkeit und seinen Vorzügen geht rasch vorbei und wir sollten diese Zeit auf beste Weise verbringen. Eine der wichtigsten Aufgaben des Menschen ist gemäß Islam, die Läuterung der Seele und die Selbstveredlung. Der Monat Ramadan ist die beste Gelegenheit dafür. Als wichtiger Weg zur Selbstveredlung wird empfohlen auf überflüssiges Reden zu verzichten. Sparsames Reden öffnet dem Menschen die Tore zur Erkenntnis. Die Empfehlung zum Verzicht auf überflüssige Worte gilt besonders im Monat Ramadan, dem Monat des göttlichen Gästeempfangs. Auf diese Weise verhütet der Fastende auch, dass er durch schlechte Rede sein Fasten ungültig macht. 

Auf der Straße hörte der Prophet Gottes, wie eine Frau ihre Sklavin schalt. Die Frau hatte aus freien Stücken gefastet. Da ließ der Prophet Essen holen und sagte zu ihr: „Hier, iss!“

Die Frau sagte: „O Gesandter Gottes. Ich faste doch!“ Der Prophet aber sagte: „Wie kann es sein, dass du fastest, wenn du deine Sklavin beschimpfst?!“  Dann fügte er hinzu: „Das Fasten ist nicht nur der Verzicht auf Speise und Trank“ ... und schließlich sagte er noch diesen Satz:

ما اقل الصوام و اکثر الجواع  

„Wie gering ist doch die Zahl derer die wirklich fasten und wie zahlreich sind die (Fastenden), die (nur)  hungern.“

 

 

Die Großen der Religion haben viele Empfehlungen hinsichtlich der sparsamen Rede und des Schweigens gegeben. Der Weise Luqman empfiehlt seinem Sohn: „Lieber Sohn! Immer wenn du denkst dass deine Rede Silber wert ist, wisse dass dein Schweigen aus Gold ist.“

Der sparsame Umgang mit der Sprache ist ein Segen, auf den wir vielleicht sonst wenig achten. Aber wir sollten ihm Monat Ramadan besonders bewusst mit der Sprache  umgehen. Imam Ridha (F) hat gesagt: „Schweigen ist ein Zeichen für Kenntnis von den Gesetzen der Religion, Geduld und Wissen. Das Schweigen ist fürwahr eines der Tore zur Weisheit. Aus ihm geht Liebe hervor und es ist Wegweiser zu allen guten Dingen.“

Der Fastende empfindet eine größere innere Ruhe und so fällt es ihm leichter zu schweigen oder wenig zu reden und besser nachzudenken. Das Nachdenken ist ein großes Gott-Dienen. Der Prophet Gottes hat gesagt: “Eine Stunde Nachdenken ist besser als 70 Jahre Beten.“

In den Überlieferungen heißt es, dass das Schweigen ein großer Schatz und Helfer ist  Die Gelehrten der Ethik sind der Ansicht, dass jemand  ohne Zügelung seiner Zunge nicht auf dem Pfad zu Gott weiterkommen wird, auch wenn er noch so viele andere Verzichte übt und um viele gottesdienstliche Werke bemüht ist. Sie sagen, dass Schweigen und geduldiges Zuhören die Tore für die Weisheit und das Wissen und die Gotterkenntnis öffnen.  Durch überflüssiges Reden vernichtet der Mensch viele seiner geistigen Kräfte. Wenn er schweigt, kann er sich besser konzentrieren und seine Gedanken ausbauen und sich für die Weisheit öffnen. Wenn das Fasten mit Schweigen und Nachdenken einhergeht wird der Mensch eher die Gipfel der Vervollkommnung besteigen können.