May 16, 2019 01:45 CET
  • Die guten Sitten fürs Fasten  

Der Monat Ramadan ist der Monat Gottes und die Fastenden sind die Gäste Gottes. Wer an einer Einladung teilnimmt, bereitet sich auf sie vor. Er überlegt welche Kleidung am besten passt und er fragt sich wer der Gastgeber ist, wo und wann der Gästeempfang erfolgt usw.

 

 

Der Monat Ramadan ist der Monat Gottes und die Fastenden sind die Gäste Gottes. Wer an einer Einladung teilnimmt, bereitet sich auf sie vor. Er überlegt, welche Kleidung am besten passt und er fragt sich, wer der Gastgeber ist, wo und wann der Gästeempfang stattfindet usw.

Um den gesegneten Monat Ramadan zu beginnen und an dem Gästeempfang Gottes teilzunehmen, muss sich der Mensch innerlich und äußerlich vorbereiten.

 

 

Laut den Geboten für das Fasten soll der Muslim im Monat Ramadan vom Sonnenaufgang bis zum Gebetsaufruf nach Sonnenuntergang nichts essen und nichts trinken. Von diesem Gebot sind einige ausgenommen, nämlich  jemand, der krank, betagt oder auf Reisen ist. Im Vers 185 der Sure 2 (Baqara) spricht Gott: „Der Monat Ramadan (ist es), in dem der Koran als Rechtleitung für die Menschen herab gesandt worden ist und als klare Beweise der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch während dieses Monats anwesend ist, der soll ihn fasten, wer jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, (der soll) eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten). Allah will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis, – damit ihr die Anzahl vollendet und Allah als den Größten preist, dafür, dass Er euch rechtgeleitet hat, auf dass ihr dankbar sein möget.“

Im Islam besteht das Fasten aber nicht nur im Verzicht auf Essen und Trinken, sondern der Fastende muss auch bestimmte Regeln beachten, damit sein Fasten vollkommener wird.

Vor dem Fasten muss er als erstes die Absicht zum Fasten fassen. Die innere Absicht (nijjat)  ist das Herz aller gottesdienstlichen Handlungen. Jedem Gottesdienst muss die Absicht,  Gottes Zufriedenheit zu finden, zugrunde liegen.  Der Prophet des Islams hat seinem treuen Helfer Abu Dharr  wie folgt empfohlen: „O Abu Dharr! Für alle Dinge, sogar für das Essen und Schlafen musst du eine lautere Absicht hegen.“  Die lautere, auf Gott gerichtete Absicht verleiht einer Handlung Wert und je unvermischter diese Absicht ist, desto wertvoller wird sie sein. Im Gegensatz dazu verdirbt eine schlechte und falsche Absicht die Handlung, so rechtschaffen sie nach außen hin auch erscheinen mag. Deshalb hat der Prophet gesagt:

„Fürwahr die Taten hängen von der Absicht ab!“

اِنَّما الْاَعْمالُ بِالبِیّنات

Wer fastet soll dies in der Absicht tun, Gottes Anweisung zu befolgen. Das Fasten soll aufrichtig für Gott sein. Dann ist es ein Gott-Dienen, welches zur ungetrübten Gott-Dienstbarkeit und zum aufrichtigen Glauben verhilft. Hadhrate- Zahra (Friede sei mit ihr), die Tochter des Propheten (S),  hat in ihrer berühmten Rede gesagt: „Gott hat das Fasten als Mittel bestimmt für eure Festigung und Wahrhaftigkeit.“ Imam Sadschad (Friede) hat den Monat Ramadan als den Monat der Läuterung des Geistes und der Seele bezeichnet.

 

Der Fastende soll auf die  guten Sitten dafür achten. 

Unter guten Sitten versteht man im Allgemeinen ein bestimmtes ausgewogenes Verhalten zu den anderen, dass der Mensch durch eine angemessene  Erziehung erlernt. Diese guten Sitten gelten für die Art zu sprechen, zu gehen, um etwas zu bitten, Fragen zu stellen usw.

Zu den guten Sitten des Fastens gehört es, auf sein Verhalten zu achten – auf den Umgang mit anderen, darauf, nicht zu sündigen, sich verbotener Blicke zu enthalten und freundlich zu sein. Das ist gar nicht so schwer, denn der Monat Ramadan ist Gästeempfang Gottes und allen wird der Segen Gottes zuteil.  Der Mensch kann durch Andacht und Verrichtung des Gebetes, Verlesung des Korans reuevolle Umkehr zu Gott und Bitte um Vergebung und durch Spenden und Unterstützung von anderen im Ramadan hohe Stufen erreichen.  Mulawi dichtet: 

چند خوردی چرب و شیرین از طعام 
امتحان کن چند روزی در صیام 
چند شبها خواب را گشتی اسیر 
یک شبی بیدار شو دولت بگیر
لب فرو بند از طعام و از شراب 
سوی خوان آسمانی کن شتاب 
گر تو این انبان ز نان خالی کنی 
پر ز گوهرهای اجلالی کنی 

 

 

Du hast viel  Süßes und Fettes gegessen

Einige Tage sollst du nun das Fasten testen.

Du warst Gefangener des Schlafes viele Nächte lang

Nun bleibe wach in der Nacht und sei bemüht um dein Bestes.

Verschließe den Mund für Speise und Trank

Eile zum himmlischen Gästeempfang

Wenn du diesen Beutel vom Brote frei gehalten,

füll ihn bis oben mit  prachtvollen Juwelen an.

 

Das Herz des Fastenden muss im Einklang mit dem Fasten stehen. So wie der Fastende auf viele Dinge verzichtet, muss auch das Herz zur Wahrung der Hoheitssphäre des Fastens sich von unreinen  und sündigen Gedanken enthalten und Unwürdiges über Bord werfen.

Imam Sadiq (F) hat aus der Thora zitiert in der es heißt:

„O Sohn des Adam! Mach deine Zeit und dein Herz frei, um mir zu dienen, damit ich dein Herz fülle mit Unabhängigkeit und nicht zulasse, dass du auf jemanden angewiesen wirst. Damit ich dich nicht den Wünschen deines Egos überlasse, so dass  du nicht deren Gefangener wirst. Ich betrachte es als meine Pflicht, die Wege zu schließen die zu Abhängigkeiten für dich führen und jede Bitte und jedes Anliegen, welche du  hast, selber für dich zu verwirklichen und  dein Herz zu füllen mit Furcht vor mir, damit du dich vor nichts und niemand anderem fürchtest.“

 

 

Zu den wichtigsten Fastensitten gehört die Enthaltsamkeit der inneren und äußeren Gliedmaßen und Organe.  Imam Sadiq (F) hat gemäß Überlieferung gesagt:  Wenn du fastest, dann sollen dein Ohr, dein Auge, deine Zunge, deine Hand, deine Füße und dein Haut enthaltsam sein...“ Imam Sadiq führt weitere Fastensitten an, nämlich: „Ihr sollt nicht miteinander streiten, nicht neidisch werden und keine üble Nachrede führen,  nicht zänkisch sein und keinen falschen Schwur tun, nicht verfluchen und keine Schimpfwörter benutzen und kein Unrecht  und nichts Unkluges tun. Ihr sollt nicht freudlos werden und nicht das Gedenken an Gott und die Verrichtung des Gebets versäumen und ihr müsst bei Dingen, die nicht gesagt werden dürfen,  schweigen und geduldig sein...“

Der Imam empfiehlt weiter: „Seid ruhig und wie ein Diener, der sich vor seinem Herrn fürchtet,  ruft Ihn in Ergebenheit und   mit Hochachtung und Wehmut, fürchtet die Strafe Gottes und hofft auf Seine Barmherzigkeit...  Reinigt eure Freundschaft zu ihm von allem anderen und enthaltet euch der Dinge, die Gott verboten hat. Macht Herz und Leib frei für die Liebe zu Ihm und das Gedenken an Ihn.  Wenn ihr auf das achtet, was ich gesagt habe, dann habt ihr das vollbracht, was dem Fasten gebührt und habt die Anweisung Gottes befolgt. Aber wenn ihr etwas davon versäumt, dann wird in gleichem Maße der Segen und der Lohn eures Fastens  zurückgehen.“

            

Dinge wie hinter dem Rücken anderer zu reden, machen das Fasten zwar nicht ungültig, aber sie verhindern, dass es eine fruchtbare Wirkung auf die Seele hat und vernichten seinen hohen Nutzen.  Sie nehmen dem Fasten nämlich seinen Sinn und halten den Menschen von der Gottesfürchtigkeit fern. Im Widerspruch zum Sinn des Fastens stehen auch Sünden wie  das Lügen, Verspotten und Verleugnen, Beschimpfen und Betrügen.  Der aufrichtige Fastende beachtet den Sinn des Fastens und versucht ihm gerecht zu werden. Er enthält sich nicht nur der Dinge, die das Fasten ungültig werden lassen sondern auch von Sünden, die in Wirklichkeit auch das Fasten vernichten. Auf diese Weise erreicht er das Ziel des Fastens und deshalb wird sein Fasten von Gott angenommen. Der Prophet (S) sagt: „Wer sein Ohr und sein Auge und seine Zunge von den Menschen zurückhält, dessen Fasten nimmt Gott entgegen.“

Es gelten auch weitere Sitten für die Fastentage – wie das Iftar – das Fastenbrechen - am Ende des Fastentages und die Sahar-Speise (das Sahari) vor seinem Beginn.  In der islamischen Rechtsgebung steht sogar, dass niemand zwei Tage hintereinander fasten darf, ohne das zwischenzeitliche Fastenbrechen vorzunehmen.

Scheich Mufid schreibt in seinem Werk Muqniah : Von den Ale Muhammad (F) wird überliefert dass das Sahari mustahab (empfehlenswert) ist, und sei es ein bisschen Wasser. Das beste Essen für Sahari sind Datteln und Qavut (eine Mischung von gemahlenen Nüssen, Kichererbsen und Weizenkörnern), den dies hat der Prophet Gottes vor Beginn des Fastenstages gegessen.

Wichtig ist dass das Essen, welches der Fastende nach Ende des Fastentages und vor dessen Beginn zu sich nimmt halal ist, d.h. es muss religionsrechtlich erlaubt und rechtmäßig erworben sein.   

Eine weitere wichtige Sitte im Monat Ramadan ist die Nachtwache  und Andacht in den Nächten der Bestimmung. Diese fallen in die letzten 10 Tage des Monats Ramadan.

Ali (F) berichtet Folgendes darüber wie der Prophet die letzten 10 Tage des Monats  Ramadan verbrachte: „Der Gesandte Gottes hat in den letzten 10 Tagen des Monats Ramadan sein Bettzeug weggeräumt und sich für das Gott-Dienen gerüstet.  Als der 23. des Monats herangerückt war, hielt er seine Familie wach und jedem, den der Schlaf überkam, benetzte er das Gesicht mit Wasser, damit er nicht einschläft. Auch Hadhrate Zahra (der Friede Gottes sei mit ihr) ließ keinen in ihrem Haus in dieser Nacht schlafen (die Nacht zum 23. ist  eine der drei Nächte welche die  Nacht der Bestimmung ist) Sie gab allen etwas weniger  als sonst zu essen,  bereitete sich am Vortag auf das Durchwachen der Nacht vor und sagte: „Wer  das Gute dieser Nacht nicht nutzt, dem ist etwas (Bedeutendes) entgangen.“

 

Zum Abschluss noch diese Überlieferung:

Einmal fragte Moses Gott: „O mein Herr! Wie wird jemand belohnt, der im Monat Ramadan wegen dir gefastet hat?“  Und Gott sprach: „O Moses. Am Jüngsten Tage werde ich ihm einen Platz zuweisen, auf dem er sich nicht zu fürchten braucht.“   

 

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