May 26, 2019 02:24 CET
  • Die Wende im Ramadan 

Thema dieses Beitrages ist die großartige Wirkung der Reue und Umkehr im Monat Ramadan.

 

Die schöne Zeit vor Tagesanbruch im Monat Ramadan und seine erleuchtenden Nächte gehen bald zu Ende. Nun sind die letzten 10 Tage dieses Monats angebrochen. Eine der drei Nächte in dieser letzten Dekade des Ramadan ist die Nacht der Bestimmung. Sie öffnet auf Erden die Tore zum Himmel und lädt den fastenden Gottesdiener zur Vergebung seiner Sünden und zur Vervollkommnung ein. In diesen lichterfüllten Nächten und Tagen müssen wir uns besonderes reuevoll an Gott wenden, damit wir- bevor dieser Monat zu Ende geht -  uns der Karawane der Geläuterten anschließen können.  Zu beneiden sind die, welche aus dem Rosengarten des Ramadans die Rosen der göttlichen Vergebung pflücken und  sich an der sprudelnden Quelle dieses Monats von dem Rost der Sünde reinwaschen. 

 

Ajatollah Khamenei sagt über die wundervollen Aspekte der Reue und Umkehr zu Gott im gesegneten Monat Ramadan: „Der Ramadan bietet die Gelegenheit, uns zu reinigen. Diese Reinigung ist von großem   Wert. Diese reuevollen Tränen waschen das Herz rein. Aber wir müssen dies  bewahren. Der Monat Ramadan bietet die Gelegenheit zur Heilung aller jener großen Leiden - der  tödlichen und gefährlichen Krankheiten,  nämlich die Auswüchse von Egozentrik, der Arroganz,  des Hochmutes, der Eifersucht und des Übergriffes, Verrats und der Zügellosigkeit. Krankheiten,  von denen wir schwer betroffen sind. Aber sie lassen sich im Ramadan heilen. Gott der Höchsterhabene erweist Gnade und mit Sicherheit  hat er bereits Gnade erwiesen.“

Der Monat Ramadan ist die beste Zeit für die reuevolle Umkehr zu Gott und die Nächte der Bestimmung – lailat-ul qadr – sind die besten Nächten für die Vergebung. Nicht dass diese Nächte vorübergehen  und wir achtlos hinter den Reuevollen zurückgeblieben sind , während Gott doch so vergebungsvoll ist.

                      

Es wird laut Naraqi Dschami- al saadat überliefert, dass ein junger Mann der Bani Israil – der Israeliten – 20 Jahre lang Gott diente und die darauffolgenden 20 Jahre Gott den Rücken zukehrte und nicht mehr Seine Gebote befolgte. Als er in den Spiegel schaute, sah er, dass sein Haar zu ergrauen begonnen hatte. Da sagte er: Wehe mir! Das Altern hat begonnen und die Jugend ist vorüber! O Gott!  Viele Jahre habe ich Deiner gedacht und einige Jahre habe ich mich von Dir abgekehrt. Wirst Du mich bei Dir aufnehmen, wenn ich zu Dir zurückkehre?“

Da hörte er eine Stimme sagen: „O Mensch!  Du hast eine Zeitlang Gott gedient  und Wir waren  mit Dir und dann hast Du mich eine Zeitlang vergessen und Wir haben dich dir selber überlassen. Aber Wir  habe dir eine Frist gewährt. Wenn du nun zu Uns zurückkehrst werden wir dich aufnehmen.“

Um zu veranschaulichen, wie wertvoll die Reue ist, genügt schon eine Stelle im Vers 222 der Sure 2 (Baqara). Dort wo der Allmächtige spricht:

إنّ الله یحبّ التوّابین

 „Allah liebt die Reumütigen, und Er liebt die, die sich rein halten.“

Auch hat der Prophet (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) gesagt:

التائب من الذنب کمن لا ذنب له

„Jemand, der sich reuevoll von der Sünde abkehrt ist wie jemand, der nicht gesündigt hat.“

Tauba – die Reue - bedeutet, sich vom Schlechten abzuwenden und dem Guten zuzuwenden. Wahre Reue bedeutet: Jetzt von den Sünden ablassen und sich fest vornehmen, sie auch in Zukunft zu unterlassen.  Der Mensch betritt die Bahn der Reue, wenn er sein schlechtes Tun aufrichtig bereut, und sich bemüht es einzustellen und wieder gut zu machen.  Gott nimmt vergebungsvoll eine solche Reue des Menschen an. Der Prophet Gottes hat gesagt:

مَا مِن شَی أُحَبُّ اِلیَ اللهِ مِن شَاب تَائِب ،

 

„Bei Gott ist nichts so gern gesehen wie ein reuevoller junger Mensch.“

                         

 

Der Mensch ist nie sicher vor der Verleitung zu Sünden wie schlechte Nachrede, Verleugnung, Verrat usw. Sein aufrührerisches Ego stachelt ihn zur Ablehnung der fruchtbaren Anweisungen der Propheten Gottes und dem Gott-Ungehorsam auf und verlockt ihn, seinen Gelüsten und Gefühlen wie Zorn zu folgen. Das Ego lässt den Menschen vergessen, dass das Diesseits keine ewige Bleibe ist und lässt die flüchtigen diesseitigen Genüsse für ihn zu den köstlichsten Dingen werden. Auf diese Weise  hält er  ihn davon ab, Rettung zu finden und ewiges Wohl zu erreichen. Manchmal merkt der Mensch,  wenn er im Sumpf der Sünde abgesackt ist, plötzlich, wie falsch sein Lebensweg ist. Er empfindet Reue und diese Reue ist Gott viel wert. Wenn der Mensch Umkehr machen und sich zum Guten hin verändern will, dann ist der Monat Ramadan die beste Zeit dafür.

Bittet der Mensch aus tiefstem und geläutertem Herzen, in Verlangen nach der Gnade Gottes, um Vergebung, kann er sich von der Sünde befreien. Es ist ein Weg, der ins Paradies führt.    Die Unfehlbaren aus dem Hause des Propheten sagen, dass jemand reuevoll umkehrt wenn er verletzte Rechte wieder gut macht. Wenn er jemandem geschadet hat, muss er ihn um Verzeihung bitten, und wenn er Gebete oder Fastentage versäumt hat, muss er sie nachholen. Ein wahrhaft Reumütiger, den Gott liebt,   muss sein Ego zähmen  und den Weg der Gottesfürchtigen gehen.

                     

Wir werden zur Reue und Bitte um Vergebung angeregt, wenn uns bewusst wird, dass alle unsere Probleme auf unser eigenes falsches Verhalten zurückgehen.  So kommt es, dass der Prophet Gottes und die anderen, die auf den Weg Gottes gerufen haben, zur Beseitigung von Problemen  die Reumütigkeit und Bitte um Vergebung empfehlen.  Selbst der Prophet Gottes Mohammad (S), der makellos war und niemals eine Sünde begangen hat, hat um Vergebung gebeten. Er hat gesagt:  „Wahrlich mein Herz wird getrübt und um diese Trübnis zu beseitigen bitte ich Gott jeden Tag siebzigmal um Vergebung.“

 

Der große iranische Mystiker und Gelehrte Ajatollah Behdschat, bekräftigt, mit Hinweis auf Verse im Koran,  dass unangenehme Ereignisse in unserem Leben die Folge unseres eigenen Verhaltens sind. Gott spricht im Vers 30 der Sure 42    (Schura)

«وَ ما أَصابَکُمْ مِنْ مُصیبَةٍ فَبِما کَسَبَتْ أَیْدیکُمْ؛

„Und was immer euch an Unglück trifft, es ist für das, was eure Hände erworben haben. ...“

In Wirklichkeit versinken viele in einem Meer von Sünden und weil sie ihren Weg durchs Leben nicht verändern, treffen sie mit einer großen Sündenlast  im Jenseits ein und haben dann  den größten  Schaden. Im Leben hätten sie jedoch die Gelegenheit gehabt, sich den guten Taten zuzuwenden und auf den Weg Gottes zurückzukehren damit sie im Jenseits Einlass ins Paradies finden.

 

Ajatollah Behdschat hat denen, die ihn um einen guten Rat für Fortschritte auf dem Wege Gottes und für die Befreiung aus ihren Problemen baten, gesagt, dass sie sich mit der Bitte um Vergebung an Gott wenden sollen. Dabei berief er sich auf ein überliefertes Wort des Propheten Gottes (S), nämlich:

ألا أُخْبِرُکُم بِدائِکُم و دَوائِکم؟ داؤُکُم الذّنوبُ و دَواؤُکُم الإستغفار

„Soll ich euch nicht eure Leiden und ihre Heilung mitteilen? Eure Leiden sind die Sünden und eure Heilung liegt in der Bitte um Vergebung!“

Ajatollah Behdschat empfiehlt so oft wie möglich in voller Überzeugung und mit aufrichtigem Herzen folgende Worte zu sprechen: 

أستغفرالله    - Istaghfirullah – Ich bitte Gott um Vergebung .

                        

Noch sind wir im Monat Ramadan. Mit seinem Fasten, seinen Anrufungen und Gottpreisungen und Gebeten, seiner Verlesung des Korans  und seinen vielen anderen guten Dingen hat er die Herzen erleuchtet und sie geläutert.  Es ist als ob der Gläubige im Monat Ramadan und ganz besonders in den Qadr-Nächten – den Nächten der Bestimmung – durch seine Reumütigkeit und Bitte um Vergebung eine Renaissance erfährt  und wie neugeboren ein neues Jahr und ein neues Leben beginnt.

Ajatollah Khamenei, Oberhaupt der Islamischen Revolution sagt hierüber: „Einer der großen Gewinne des Monats Ramadans ist die Reue und Umkehr – die Umkehr zu Gott dem Höchsterhabenen. In dem edlen Dua des Abu Hamza Thumali heißt es :

 

واجمع بینی و بین المصطفی و انقلنی الی درجة التّوبة الیک

„Lass uns die Stufe der Reumütigkeit erreichen, damit wir kehrt machen.“ – damit wir uns abkehren von dem krummen Weg, dem schlechten Tun, dem schlechten Denken und dem hässlichen Verhalten.  Der Sünder ist wie ein unreifer junger Mensch, der aufgrund seiner Unwissenheit aus dem Elternhaus  wegläuft. Und die Reue besteht darin, dass er  dann wieder in die Arme seiner Eltern zurückkehrt und von diesen liebevoll empfangen wird.  Wenn wir zurückkehren zum Haus der göttlichen Barmherzigkeit, nimmt Gott uns mit offenen Armen in Empfang.  Wir sollten diese Umkehr, welche im Monat Ramadan auf natürliche Weise für einen gläubigen Menschen geschieht, zu schätzen wissen.“