Jan 26, 2020 05:48 CET
  • Lotsen zum göttlichen Hafen  (72 - letzter Teil)

Wir haben in dieser Sendung einen Blick auf das Leben des Propheten des Islams und der Makellosen Imame aus seinem Hause geworfen und uns vergegenwärtigt, dass ihre Strategien von einem gemeinsamen Ziel geprägt waren und sie die gleiche Linie verfolgten.

 

Jeder der Imame aus dem Hause des Propheten hat zur Umsetzung seiner hohen Ziele entsprechend seiner Zeit verschiedene Taktiken eingesetzt. Doch bei Imam Mahdi (adsch.) begann  eine neue Ära, die nach einem kurzen und einem langen Abschnitt unterschieden wird.    

Im ersten Abschnitt seines Imamats, der bekannt ist als Kleine Verborgenheit, stand Imam Mahdi (adsch.) über 4 Sonderbotschafter mit der muslimischen Gemeinde  in Verbindung, um ihr Anleitung für Glauben und Praxis zu geben. Danach aber begann der zweite Abschnitt, der bis heute noch anhält. Für diese Zeit der Großen Verborgenheit hat der zwölfte Imam empfohlen, dass sich die Gläubigen mit ihren Fragen an kompetente Religionsgelehrte wenden.  

Wir brachten letztes Mal die diesbezügliche Überlieferung nämlich:  

„...wendet euch (immer)  bei Ereignissen  an diejenigen, welche von uns berichten  (und  die Religion gut kennen), sie gelten als mein Beweis und ich bin der Beweis Gottes für sie.“

 

Von dieser und weiteren Überlieferungen schließt die schiitische Rechtslehre auf das Prinzip  der Wilayat-i Faqih. Gemäß diesem Prinzip sollen geeignete Religionsgelehrte  in Vertretung des Imams der Zeit (Imam Mahdi) die Leitung der Gesellschaft in allen Bereichen übernehmen – also sowohl im Bereich der Religion und Gesellschaft als auch in der Politik, der Kultur, Wirtschaft und dem Militärwesen.  Über diese Verwaltung durch den kompetenten Rechtsgelehrten haben nacheinander  Kalini, Scheich Saduq und Scheich Mufid etwas geschrieben. Dabei hat Scheich Mufid  eindeutig die Verwaltung der Gesellschaft durch die üblichen Herrscher abgelehnt  und diese Aufgabe als ein Recht der Rechtsgelehrten, die alle dafür notwendigen Bedingungen erfüllen, erklärt. Dieser Gelehrte schreibt: Es müssen gerechte Rechtsgelehrten, die die Wahrheit verfechten und einen festen Standpunkt vertreten, weise sind und tugendhaft, die Verwaltung dessen übernehmen, was Aufgabe des  gerechten Herrschers (gemeint ist der Makellose Imam) ist. Scheich Tusi (ibn al Hasan al Tusi)  ein angesehener Religionsgelehrter des 11. Jahrhunderts  nach Christus schreibt: „Zwischen den Menschen können nur diejenigen richten, denen der Makellose Imam (gegrüßet sei er) die Erlaubnis dazu erteilt hat. Die Makellosen haben dieses Amt für die Zeit der Verborgenheit  den schitischen Rechtsgelehrten überlassen.“

Nach ibn al Hassan Tusi   haben auch andere Gelehrten wie ibn Idris Hilli, Chadscheh Nasir Tusi, Muhaqiq Thani und Scheich Bahai über das Prinzip des Wilayat-i Faqih geschrieben. Und dann hat Imam Chomeini, der den echten Islam des Propheten wiederbelebt hat, inspiriert von diesem edlen Gedanken gesagt:

„Die Islamische Revolution im Iran ist der einleitende Schritt zur Errichtung der Weltherrschaft unter dem Banner von Hadhrat-e Mahdi (F).“ Dieser Satz beinhaltet, dass die Gläubigen in der Zeit, in der sie auf Imam Mahdi warten, nicht passiv bleiben dürfen.  

Es lässt sich sagen, dass es in der  Ära der Großen Verborgenheit zwei Alternativen gibt: Entweder man überlässt die Gesellschaft sich selber  und gibt den Schauplatz frei für die Feinde der Religion, die Unterdrücker und Verbrecher und Machtgierigen, so dass sie machen können was sie wollen,  ihre teuflischen Pläne  durchführen, Verdorbenheit und Diskriminierung vermehren und den Ruf der unterdrückten ersticken .

Oder aber  man wehrt sich mit aller Macht  gegenüber diesen arroganten Mächten, so wie es die Propheten Gottes, insbesondere der Prophet des Islams und die Makellosen Imame aus seinem Hause  und alle aufrichtigen Religionsführer getan haben.

Der Koran berichtet von dem Kampf von großen Propheten wie Nuh (Noah), Musa (Moses) und Isa (Jesus) gegen Anführer des Unglaubens und des Aberglaubens. Er  widmet dem Vorgehen von Prophet Ibrahim (Abraham) besondere Aufmerksamkeit. Im Vers 4 der Sure 60 (Mumtahana) steht geschrieben:

„Ihr habt doch ein schönes Vorbild in Ibrahim und denjenigen, die mit ihm waren, als sie zu ihrem Volk (die Götzenverehrer waren) sagten: „Wir haben nichts mit euch noch mit dem zu schaffen, was ihr statt Allah anbetet. Wir verwerfen euch (und eure falschen Ansichten). Und zwischen uns und euch ist offenbar für immer Feindschaft und  Zorn entstanden, bis ihr an Allah allein glaubt.“ ...

 

Die Richtlinie Ibrahims gegenüber der Front des Unglaubens und des Aberglaubens und sein klarer fester Standpunkt sind ein allgemeines Vorbild für alle, die nur dem Einen Gott dienen. Ganz besonders der Wali Faqih – der befugte Rechtsgelehrte zur Verwaltung der muslimischen Gesellschaft - muss sich nach diesem Vorbild richten. Er muss gegenüber dem weltweiten Unglauben Widerstand leisten und die Hoheit des Glaubens an den Einen Gott verteidigen.

 

Es gibt ein weiteres  überzeugendes Argument für die Notwendigkeit der Wilayat-e Faqih, und zwar die Durchführung der Islamischen Gebote auch auf gesellschaftlicher Ebene. Ist denn ohne die Bildung eines Regierungssystems auf der Basis der islamischen Ordnung die allgemeine Umsetzung der islamischen Gesetze und Bestimmungen überhaupt möglich? Kann man ohne entsprechende Planung und Organisierung von menschlichen Kräften und ohne die Bildung einer starken Regierungsmacht gegenüber den verschiedenen unersättlichen Mächten Widerstand leisten und die Hoheit des Islams und die hohen Ziele des Islams  behüten? In der Islamischen Frühzeit  wurden die Gebote  für die Islamische Gesellschaft wie Fasten, Hadsch, Chums- und Zakat-Abgabe und Dschihad dem Propheten Gottes (S) erst mitgeteilt, als er in Medina einen Staat gebildet hatte.  Auch Imam  Ali (F),  Nachfolger des Propheten, konnte erst nach Anbruch seines Kalifats gegen die Vertragsbrüchigen ,  blinden Fanatiker  (Chawaridsch) und die frevlerischen Umayyaden vorgehen, von der Bekämpfung von Unrecht und Ungerechtigkeit sprechen sowie Gouverneure ernennen und absetzen. Aber den nachfolgenden Imamen aus dem Prophetenhaus war dies nicht mehr möglich. Sie haben aber wie der Prophet (S) frohe Kunde von der Errichtung der Weltherrschaft durch Imam Mahdi (F) – den Qaim-al-i Mohammad (dem Aufständigen der Familie Mohammads) gegeben. In dessen Ära wird die Welt von dem Übel aller arroganten Mächte und Unterdrücker befreit werden und er wird sie mit Gerechtigkeit füllen.

                      

Wir greifen noch einmal den oben erwähnten Satz von Imam Chomeini auf, nämlich: „Die Islamische Revolution im Iran ist der einleitende Schritt zur Errichtung der Weltherrschaft unter dem Banner von Hadhrat-e Mahdi (F).“ Dieser Satz beinhaltet die aktivierende Botschaft, dass die Ära der Erwartung des Weltenretters keine Ära des Schweigens und der Teilnahmslosigkeit ist. Es ist keine Ära der Flucht vor Verantwortung und der Tatenlosigkeit gegenüber den Ausgeburten des Götzentums, des Unglaubens und der Heuchelei. Vielmehr ist die Szene zu betreten und es muss denen, die die ganze Welt an sich reissen wollen, Hindernisse auf den Weg gelegt werden. Die  Völkergemeinschaft soll von all dem Unrecht, der Benachteiligung, der Verdorbenheit und den Verbrechen der internationalen Anführer des Unglaubens befreit werden. Es müssen die  Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass der Imam der Zeit erscheint und mit seiner Revolution überall auf der Erde Gerechtigkeit verbreitet. Die Ära des Wartens (Intidhar) auf seine Ankunft ist daher die Ära des Aufbegehrens und Handelns. Das hat  Prophet Gottes (S) mit Warten gemeint als er sagte: „Das beste Tun meines Volkes ist das Warten auf die Erlösung.“

 

Trotz dieser einleuchtenden Gründe argumentieren einige, die es sich bequem machen und gerne ihre Verantwortung abschütteln möchten, dass der Wali Faqih ja nicht unfehlbar ist wie ein Imam. Daher könnten ihm nicht die Befugnisse anvertraut werden, welche den Makellosen Imamen gehören, meinen sie. Imam Chomeini aber weist dieses Argument zurück und sagt:   

„Es ist falsch zu denken, dass die Regierungsbefugnisse des geehrten Propheten (S) größer waren als die Hadhrat-e Amirs (Imam Ali – F) oder die Regierungsbefugnisse Hadhrat-e Amirs (F) größer waren als die Befugnisse des Faqih es sind. Natürlich überragten die Tugenden des geehrten Propheten (S) alle Welt und nach ihm waren die Tugenden Hadhrat-e Amirs (F) zahlreicher als die aller anderer. Aber wegen spiritueller Vorzüge werden die Regierungsbefugnisse nicht mehr. Gott hat die Befugnisse und Verwaltungsrechte, die Hadhrat-i Rasul und die anderen Imame (Gottes Segen sei auf allen ihnen) hinsichtlich der Aufstellung und Mobilisierung eines Heeres, der Bestimmung von Verwaltern und Gouverneuren und der Einnahme und der Verwendung von Steuern zum Wohle der Muslime besaßen, auch der jetzigen Regierung gewährt. Doch keine konkrete Person (wurde festgelegt). (Die Betonung liegt darauf, dass es) ein gerechter Gelehrter (sein muss.)“

 

Ein besonders wichtiger Punkt im Zusammenhang mit dem Grundsatz Wilayat-e Faqih – der Verwaltung durch den befugten Rechtsgelehrten -  ist der, dass nicht jeder Religionsgelehrte die Kompetenz besitzt, dieses Amt zu übernehmen. Es muss ein Rechtsgelehrter sein, der auf allen Ebenen herausragende Eigenschaften besitzt. Imam Hasan Askari (Vater Imam Mahdis) (F) hat diebezüglich gesagt:  „...Es ist die Pflicht von allen, jeden Rechtsgelehrten religionsrechtlich nachzuahmen und zu befolgen,  der seine Wünsche beherrscht (und sie im Zaum hat) und seine Religion bewahrt (und nicht deren Hoheit überschritten hat), die Verlangen seines Egos abwehrt und sich dem Befehl seines Herrn, seines Gottes, beugt und Ihm gehorcht.“

                                   

Zum Schluss unserer Sendung über die Lotsen zum Göttlichen Hafen müssen wir noch darauf hin weisen, dass die Theoretiker des Westens  versuchen, das Ende der Geschichte und die Entwicklungen auf der Wet  zu ihren Gunsten  zu verdrehen. Aber wie wird das Ende der Geschichte in Wahrheit aussehen? Wir schließen mit einem Wort des Propheten in Ghadir. Er verkündete im Rahmen seiner historischen Ansprache  über Imam Mahdi wie folgt:

„Er wird alle Paläste des Unrechts zerstören und wird über alle Systeme und  Religionen siegen. ... Wisset niemand kann ihn besiegen und unterwerfen!“

 Der Sieg des Weltenretters in der Endzeit steht also laut dieser Verheißung fest. Er wird alle Zentren der Macht und des Reichtums in der Hand der Front des Unglaubens erobern und dank Gottes Willen und Seiner unumstößlichen Verheißung wird er allen Formen des Unrechts und der Ungerechtigkeit ein Ende bereiten.

In Hoffnung auf eine solche  prächtige Zeit, die die Menschheit schon immer herbeigesehnt hat.