Gesundheit und Wohlbefinden im Islam (5 - was ist halal?)
Heute wird es um die islamischen Sitten und Regeln für die Ernährung gehen, insbesondere um das Halal-Gebot als ein zentraler Grundsatz, der auch die körperliche Gesundheit betrifft.
Essen und Trinken ist ein kontinuierliches Bedürfnis für die materielle Existenz des Menschen. Ohne Nahrung kann niemand seine Pflichten erfüllen und Vollkommenheit anstreben. Der Körper des Menschen ist zwar nur Träger von Geist und Seele doch wenn eine Störung in ihm auftritt, leiden auch Geist und Seele darunter. Aufgrund dieser Wahrheit kommen sogar die besten Geschöpfe dieses Daseins, nämlich die Propheten und Imame nicht ohne Essen und Trinken aus. Sie haben dabei in rechtschaffener Form gehandelt um die Fortdauer ihres Lebens und die Beweglichkeit ihres Körpers zu ermöglichen und ihren Körper in den Dienst ihrer großartigen Seele zu stellen.
Es lassen sich zwei Aussagen über das Verhältnis Körper und Seele machen:
Die eine lautet: Der Körper dient Seele und dem Geist des Menschen als Mittel und Instrument.
Die andere besagt: Damit die Seele den Pfad zur Vervollkommnung zurücklegen kann, muss sie die Bedürfnisse des Körpers nämlich des Trägers der Seele decken.
Gemäß der zweiten Aussage dient der Körper nicht nur als Instrument zur Befriedigung der Seele sondern darüber hinaus dient er auch der Erreichung eines höheren Zieles, nämlich der Vervollkommnung der Seele.
In einigen Überlieferungen wird daher auf die Einnahme von Nahrung als ein Mittel zum Gott-Dienen und zur Erfüllung der religiösen Pflichten hingewiesen. Zum Beispiel hat der geehrte Prophet (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) in diesem Zusammenhang in einem Gebet zu Gott wie folgt gesprochen: „Schenke uns Segen durch Brot, und trenne uns nicht von ihm, denn wenn es kein Brot gibt, dann sind wir nicht fähig, das Pflichtgebet zu verrichten und zu fasten und die Pflichten gegenüber unserem Herrn zu erfüllen.“
Gemäß einem anderen Bericht fragte einmal jemand den Prophetengefährten Abu Dharr, welche die beste Tat nach dem Glauben sei und Abu Dharr sagte, aus den Worten des Propheten schöpfend: „Das Verrichten des Pflichtgebetes und Brot essen.“ Als der andere ihn erstaunt ansah, fuhr Abu Dharr fort: „Wenn es kein Brot gibt, gibt es kein Gott-Dienen.“ Er meinte damit, dass der Mensch Brot essen soll, damit er kräftig genug ist gottessdienstliche Werke zu vollbringen. Gemäß dieser Überlieferung verfolgt der gläubige Mensch mit der Nahrungseinnahme das Ziel, seinen Körper für die Erfüllung seiner religiösen und gottesdienstlichen Pflichten zu rüsten. Diese Sichtweise auf die Nahrung bewegt sich auf einer weit höheren Ebene als die Betrachtung der Ernährung als Stillung eines natürlichen Bedürfnisses.
Das Nahrungsbedürfnis des Menschen ist das wichtigste und vitalste tägliche Bedürfnis. Es besteht von seiner Geburt an bis zu seinem Tod. Ruhige Nerven, gute Stimmung und gutes Verhalten, körperliche Stärke, Fortpflanzung und vieles mehr sind mehr oder weniger einer gesunden Ernährung zu verdanken. Daher handeln fast 250 Verse im Koran und Dutzende von Überlieferungen der Makellosen aus dem Hause des Propheten (Friede sei mit ihnen) über Essen und Nahrung. In der fünften Sure des Korans namens Maida – der Tisch - wird Gott der Ernährer genannt und es wird erwähnt, dass Jesus, auf Wunsch der Jünger, Gott um eine gedeckte Tafel aus dem Himmel bat. Außerdem bat auch Moses um Nahrung als er laut Vers 24 Sure 28 (Qasas) betete: „Mein Herr, ich bin dessen bedürftig, was Du auch immer an Gutem zu mir herabsendest.“ Zu Beginn der Sure 95 schwört Gott zudem bei den Feigen und den Oliven. An diesen und weiteren Stellen wird die Bedeutung der Ernährung im Koran unterstrichen.
Im Vers 4 der Sure 106 (Quraisch) heißt es über die Bewohner von Mekka, die dem Stamm der Quraisch angehörten, dass Gott ihnen zwei Gnaden erwiesen hat , denn er ist es gewesen der „ihnen Speise nach ihrem Hunger gegeben und ihnen Sicherheit nach ihrer Furcht gewährt hat: -
. اطعمهم من جوع و آمنهم من خوفِ" الذی
Imam Ridha (F) aus dem Hause des Propheten sagt: „Die Gesundheit und der Erhalt des Körpers ebenso wie seine Erkrankung hängen vom Essen und Trinken ab.“
Welche Speisen hat der Islam nun besonders empfohlen? Der Islam unterstreicht ausdrücklich, dass Speisen halal – d.h. erlaubt sein müssen. Gläubige, die die Auswirkung der Nahrung auf die Moral und die Religiosität bedenken, fühlen sich verpflichtet, darauf zu achten dass sie sich von Dingen ernähren, die rituell rein und religionsrechtlich erlaubt sind.
Einmal sagte jemand zum Propheten (S): „Ich möchte dass meine Bittgebete erfüllt werden.“ Der Prophet riet ihm: „Lass deine Nahrung rein werden und enthalte dich jeder Nahrung die haram – verboten – ist.“
Die Gläubigen sind also angewiesen, nur rituell reine und erlaubte Speisen zu sich zu nehmen und bei einigen Koranversen ist ein Zusammenhang zwischen rituell reiner Nahrung und rechtschaffenem Handeln festzustellen. So heißt es im Vers 51 der Sure 23 (Muminin) :
„esst von den guten Dingen und handelt rechtschaffen;
Verbotene üble Nahrung jedoch macht das Herz finster und verhärtet es und löscht das Licht des Glaubens aus.
Der Koran erklärt an einer Stelle in der Sure 4 (Nisa) nämlich im Vers 10 wie folgt:
Wahrlich, diejenigen, die das Vermögen der Waisen zu Unrecht aufzehren, die verzehren (in Wirklichkeit) Feuer in ihren Bäuchen
Dieser Vers zeigt, wie unrechtmäßige Nahrung sich auswirkt. Zum Beispiel kommt die Ernährung von dem, was einem Waisenkind gehört, einem Feuer gleich das der Mensch sich einverleibt und das seinem Glauben und seiner Seele schadet.
Imam Husain (Friede sei mit ihm) hat daher auch angesichts des niederträchtigen Verhaltens der Kufaner in Kerbala, als sie in einem großen Heer gegen ihn und seine Helfer in den Krieg zogen, gesagt: „Eure Bäuche sind angefüllt von Verbotenem“.
Der Islam lehrt, dass ein gesundes Verdauungssystem eine Nahrung voraussetzt, die Tayyib, Halal, und Husn ist. Tayyib bedeutet unter anderem geeignet, gut und würdig. Mit diesem Eigenschaftswort werden verschiedene Dinge im Koran versehen, wie gute Erde, gute Rede, ein rechtschaffenes Kind und eine gute Ehefrau, ein edles Leben und ein guter Baum. Aber auch erlaubte Speisen werden als Tayib – als gut bezeichnet. Denn Gott hat das was zum Wohl des Menschen ist und was sein Körper verarbeiten kann und verträgt, erlaubt. Wenn jemand mit Gottes Namen auf den Lippen (bismillah) etwas Erlaubtes, Halal, zu essen beginnt und seine Mahlzeit mit einem Dank an Gott zu Ende bringt wird ihm das Verspeiste sicherlich zum Wohl gereichen.
Eine Nahrung die nicht nur Tayib und Halal sondern auch Husn ist, ist besonders gut. Gott hat die Namen einiger essbarer Dinge wie Trauben, Milch, Honig mit dem Adjektiv Husn geschmückt. Er hat auch den Märtyrern verheißen, dass er sie nachdem sie auf dem Wege Gottes ihr Leben hergegeben haben, von Gott mit edlen Dingen gespeist werden.
Das Gegenteil zu den Tayib, Halal und Husn-Speisen sind, sind Speisen die dem Menschen nicht nur körperlich schaden und seine Gesundheit gefährden sondern sich auch negativ auf sein Wesen und seinen Glauben auswirken. Das sind verdorbene und unreine (Ridschs) , verbotene (Haram) und schmutzige Speisen.
Beim nächsten Mal werden wir uns weiter mit der Ernährung und ihrem Zusammenhang mit dem Wohlbefinden des Menschen beschäftigen.