Moral – islamisch gesehen (21 - Hilfsbereitschaft )
Ein wichtiger Punkt der islamischen Ethiklehre ist die Hilfsbereitschaft.
Die Suche nach Einheit und Versöhnung, Friede, Freundschaft und Gerechtigkeit sind Grundsätze, welche wesentlich zur Festigung der sozialen Beziehungen führen. Um ein dadurch erreichtes sicheres soziales Klima zu erhalten und zu stabilisieren, hält der unversehrte wahre Islam noch weitere praktische und weise Ratschläge bereit. Wir möchten nun einige davon nennen.
Der Koran umschreibt die sozialen Beziehungen der Anhänger des wahren Islams des Propheten Mohammad (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) damit, dass unter ihnen Barmherzigkeit herrscht:
Und diejenigen, die mit ihm (dem Propheten) sind, sind ... zueinander barmherzig.
Siehe Sure 48 (Fath), Vers 29:
... رُحَمَاءُ بَیْنَهُمْ...
Über diese Stelle im Koran sagt Imam Sadiq (Friede sei mit ihm):
„Tut einander Gutes, so wie Gott es gesagt hat (Usul-i Kafi).“
In einer anderen Überlieferung aus der gleichen Quelle und von demselben Imam heißt es:
„Der Muslim ist Bruder eines Muslims, er tut ihm kein Unrecht an und lässt ihn nicht (in der Not und bei Problemen) alleine, er hintergeht ihn nicht und es geziemt sich, dass die Muslime zur Festigung ihrer Beziehungen zu einander gütig und barmherzig sind, den Bedürftigen zur Hilfe eilen und sich so zu verhalten, wie Gott es von ihnen gewollt hat.“
Jeder Mensch begegnet im Leben schönen und bitteren Momenten, Erleichterungen und Erschwernissen, Schmerzen und Leiden. Es gibt Leute, deren Freundschaft nur so lange dauert wie es jemandem finanziell besonders gut geht, die jedoch sofort von ihm ablassen, wenn dies nicht mehr der Fall ist und er in finanzielle Not gerät. Dann lassen sie ihn im Stich. Ein iranischer Dichter drückt es so aus:
Diese Art von Freunden sind nur Honigsauger
"این قبیل دوستان که می بینی مگسانند گرد شیرینی"
Aber es gibt neben diesen Opportunisten auch eine Gruppe von Menschen, die auch in der Not gute Freunde bleiben, und ganz besonders dann. Sofort eilen sie ihren notleidenden Freunden mit materieller und immaterieller Unterstützung zur Hilfe.
Über den geehrten Propheten des Islams (S) hat Gott im Vers 128 der Sure 9 (Tauba) wie folgt gesagt:
لَقَدْ جَاءَکُمْ رَسُولٌ مِنْ أَنْفُسِکُمْ عَزِیزٌ عَلَیْهِ مَا عَنِتُّمْ حَرِیصٌ عَلَیْکُمْ بِالْمُؤْمِنِینَ رَءُوفٌ رَحِیمٌ
Zu euch ist nunmehr ein Gesandter aus euren eigenen Reihen gekommen. Bedrückend ist es für ihn, wenn ihr in Bedrängnis seid, (er ist) eifrig um euch bestrebt, zu den Gläubigen gnadenvoll und barmherzig.
Von diesem Botschafter Gottes stammt nachstehendes weise Wort:
„Wer einen Gläubigen frohstimmt, der hat wahrlich mich erfreut und wer mich froh stimmt, der hat Gott erfreut.
(aus Usul-i-Kafi)
Der iranische Dichter drückt es so aus:
Ein Freund ist der, der seinen Freund an der Hand nimmt, wenn dieser Kummer hat und in Not ist
: دوست آن باشد که گیرد دست دوست ،درپریشان حالی ودرماندگی "
Ist jemand eingetaucht in Kummer so hilft ihm nichts so sehr wie wenn man ihn fröhlich stimmt und Freude bereitet. Der Prophet Gottes sagt:
„Gott liebt keine Tat so sehr wie wenn jemand den Kummer eines gläubigen Menschen vertreibt und ihn fröhlich macht, seinen Hunger stillt und ihn aus einer schwierigen Lage rettet.“ (Usul-i Kafi)
Ein gläubiger Muslim, der Verantwortung spürt und Leiden kennt, kann nicht gleichgültig gegenüber der Not anderer bleiben, vielmehr versucht er nach besten Kräften den anderen in der Not zu helfen. Denn er weiß, dass der Prophet Gottes (S) gesagt hat:
„Jemand, der sich aus dem süßen Morgenschlaf erhebt ohne eine Verantwortung gegenüber den Angelegenheiten der Islamischen Gemeinde zu verspüren und sich für sie einzusetzen, ist kein Muslim.“ (Usul-i Kafi)
Man beachte, dass das islamische Verantwortungsgefühl gemäß der menschenfreundlichen Kultur des Islams nicht nur die Gemeinschaft der Muslime und nicht nur die Gläubigen betrifft, sondern alle menschlichen Gemeinschaften umfasst. Gott, der Allbarmherzige und Gütige hat Seinen Propheten des Islams (S) eine Barmherzigkeit für alle Weltenbewohner genannt, und dieser Prophet sagt in seiner Menschenfreundlichkeit:
„Jemand, der einen Menschen rufen hört: `Ihr Muslime, helft mir!` und diesen Ruf nicht beantwortet, ist kein Muslim.“
(Usul-i Kafi)
Imam Ali (Friede sei mit ihm) ist in der Lehre des Propheten Mohammad (S) aufgewachsen und als er Malik Aschtar zum Gouverneur von Ägypten bestimmte, hat er ihn in seinem Regierungsbefehl an Folgendes erinnert:
„Die Leute, über die du regierst, sind entweder Anhänger deiner Religion oder sind es nicht, aber sie sind Menschen wie du. In beiden Fällen ist es deine Aufgabe, ihre Rechte aufgrund der Religion und als Menschen zu beachten.“
Der iranische weltbekannte Dichter Saadi drückt es so aus:
Die Kinder Adams sind wie die Glieder eines Körpers
Sie sind vom gleichen Stoff erschaffen
.
Wenn dich das Leid anderer nicht bekümmert,
dann kannst du vielleicht nicht mehr Mensch genannt werden.
: بنی آدم اعضای یکد یگرند که درآفرینش زیک گوهرند
توکزمحنت دیگران بی غمی نشاید که نامت نهند آدمی
Die Lehre des Propheten Mohammad ist fruchtbar und menschenfreundlich und laut ihr darf niemand gleichgültig auf die Leiden anderer reagieren. Vielmehr muss er gegenüber allen Menschen, ungeachtet ihrer Nationalität und ihrer Herkunft und ethnischer Abstammung und selbst unabhängig von ihrer Religion, Verantwortung verspüren und wo auch immer auf der Welt ein Mensch in Not ist und um Hilfe bittet, muss der Gläubige aufgrund seiner Verpflichtung als solcher und als Mensch ihm zur Hilfe eilen.
Der Prophet des Islams, der einen universalen Auftrag hatte, hat die menschliche Gesellschaft eine Familie genannt, deren Fürsorger Gott der Barmherzige ist und gesagt:
„Alle Menschen sind wie die Familie Gottes und Gott liebt diejenigen unter ihnen am meisten, welche ihnen einen Nutzen bringen und sie durch ihre materiellen und immateriellen Hilfen) erfreuen...“ (Usul-i Kafi)