Jun 14, 2023 07:43 CET
  • Moral – islamisch gesehen (53 – Einsatz für Gottes Sache)

In dieser Folge über die Moral im Islam geht es darum, dass im Krieg bestimmte ethische Grundsätze beachtet werden müssen.

Gemäß dem wahren Islam, wie Prophet Mohammad (S) ihn gelehrt hat, sollen die Muslimen sich nicht nur militärisch für eine Erwiderung feindlicher Angriffe rüsten, sondern sich im Kampf auch auf spirituelle Hilfen stützen, wie das Bittgebet und die Anflehung Gottes. Ein weiteres Merkmal für das Wesen eines bewaffneten Einsatzes, der jenem vom Propheten verkündeten Islam entspricht, besteht in der Beachtung bestimmter ethischer und menschlicher Prinzipien. Durch diese Prinzipien schält sich  im Vergleich zu den Kriegen, welche arrogante Systeme führen, ein entscheidender Unterschied heraus.

Bei den meisten Kriegen, welche die machtsüchtigen Herrscher begonnen haben und beginnen, gelten alle möglichen Verbrechen als rechtfertigbar, denn diese Machtinhaber suchen nach Vorherrschaft und Ausbeutung der Reichtümer und natürlichen Ressourcen anderer, nach Absicherung ihrer illegalen Interessen und Stabilisierung ihrer Macht. Um an ihre schlechten, menschenfeindlichen  Ziele zu gelangen, vergießen sie das Blut von unschuldigen Frauen, Männern und Kindern und richten verheerende Schäden an. Wir haben zahlreiche Beispiele in der Gegenwartsgeschichte für Kriege die  materialistische, selbstsüchtige Herrscher, die vor keinem Verbrechen zurückschrecken, geführt haben und führen:

Der Erste und Zweite Weltkrieg, der Abwurf der Atombombe über Hiroshima, der Einsatz von chemischen , biologischen und atomaren Waffen und die erbarmungslosen Angriffe auf Völker und Regierungen, die unabhängig sein wollen.

Doch im Islam gelten für Krieg und Kampf besondere moralische Grundsätze. Da ein islamisches System keine Gebietserweiterung oder Vorherrschaft anstrebt, bauen alle Pläne und Strategien während bewaffneter Auseinandersetzungen mit dem Feind auf der Absicht auf, dass jene, die in die Irre geleitet wurden, auf den rechten Weg Gottes zurückgeholt werden und einsichtig und bewusst in den Armen des Islams Zuflucht suchen.

Eines der unvergesslichen Beispiele in der Geschichte des Islams, welches immer noch die Menschheit inspirieren kann, ist die Eroberung Mekkas durch den Propheten des Islams (S) und die Muslime. Die Muslime hatten viele Jahre Härten, Drangsale  und Boykotts erfahren und sich gegen  kriegerische Aggressionen des Feindes wehren müssen. Als sie schließlich erstarkt waren, machten sie sich von Medina aus mit einem großen Heer auf den Weg nach Mekka. Viele von ihnen waren dort geboren, und ihre Väter und Vorväter waren auch aus dieser Stadt. Die Vornehmen aus dem Stamm der Quraisch, die in Mekka herrschten und Götzendiener waren, hatten zwei Jahrzehnte lang keine Brutalität gescheut, um die Muslime zu bekämpfen. Sie hatten sie verfolgt und unterdrückt. So kam es, dass einige der Muslime beim Einzug in Mekka riefen: „Heute ist der Tag der Rache.“

Da überkam die Anführer der Islamfeinde große Furcht. Doch der Prophet Gottes (S) – den der Koran eine Barmherzigkeit für die Menschheit nennt – erließ den Befehl, dass die Muslime etwas anderes rufen sollen, nämlich:

„Heute ist der Tag der Güte und Vergebung.“

 Und nachdem dieser Ruf erschallt war, verkündete der Prophet Gottes (S) den allgemeinen Straferlass in Mekka. 

                     

Die Erfahrung der beiden Weltkriege zeigt, dass  die Herrschsüchtigen, um an einen Sieg zu gelangen, bei einem Krieg durch Massaker an unschuldigen Zivilisten  Angst und Schrecken verbreitet haben. Damit beabsichtigten  sie den Widerstand der Völker zu brechen und die Kapitulation gegenüber den üblen Gewaltmächten zu erzwingen.

In einem islamgetreuen Militärsystem ist ein solches grausames Vorgehen nicht denkbar.

 

Immer wenn die Kämpfer des Islams sich für einen Krieg gegen den unverständigen Feind  gerüstet hatten und ihre militärische Anordnung festgelegt worden war, mahnte der Prophet (S) sie mit folgenden Worten:

Setzt keine Heimtücke ein, begeht keinen Verrat, behandelt die Toten des Feindes nicht brutal,  fällt keinen Baum, es sei denn ihr seid dazu gezwungen. Tötet keine alten Menschen, Kinder und Frauen.

(ein Zitat aus Wasail al Schia, Band 11)

 

Diese Anweisungen des Propheten Gottes (S) zeigen deutlich, dass Moralprinzipien während eines Krieges beachtet werden müssen. Selbst natürliche Ressourcen dürfen, solange es nicht anders geht, einen Schaden erleiden und was die Menschen betrifft, darf nur gegen diejenigen militärisch vorgegangen werden, die gegenüber dem Heer der Muslime eine militärische Front aufgebaut haben und die muslimischen Kämpfer angreifen wollen.

Der Koran gibt hierzu folgende Anweisung: 

 

فَمَنِ اعْتَدَىٰ عَلَیْکُمْ فَاعْتَدُوا عَلَیْهِ بِمِثْلِ مَا اعْتَدَىٰ عَلَیْکُمْ ۚ وَاتَّقُوا اللَّهَ وَاعْلَمُوا أَنَّ اللَّهَ مَعَ الْمُتَّقِینَ

... Wenn jemand gegen euch übertritt, dann geht (auch ihr) in gleichem Maß gegen ihn vor, wie er gegen euch übertreten hat. Und fürchtet Allah (und die Übertretung seiner Gebote) und wisst, daß Allah mit den Gottesfürchtigen ist

(Sure 2, Baqara, Vers 194)

Der letzte Abschnitt  dieses Verses enthält die Botschaft, dass der Glaube an Gott, den Rückhalt für die Beachtung der islamischen und menschlichen Moral während eines Krieges bildet. Wenn einen Kämpfer  nach Eskalierung des Krieges das Verlangen nach Rache  ergreift und das verheerende Feuer der Wut in ihm auflodert, können ihn in Wahrheit nur noch die Treue zu den Geboten Gottes und die Gottesfürchtigkeit bremsen und dazu bringen, dass er sich beherrscht.

                   

Aus der Geschichte erfahren wir über ein glänzendes Beispiel für gottesfürchtige Selbstbeherrschung eines islamischen Kämpfers. Diesem Beispiel begegnen wir während der Grabenschlacht, bei der - mit den Worten des Propheten Gottes - der gesamte Unglaube eine Front gegenüber dem Islam gebildet hatte. Ali (Friede sei mit ihm) trat während dieses Krieges  zum Zweikampf gegen Amr ibn wudd,   den gefürchteten Krieger der Quraisch, an, der bis dahin als unbesiegbar galt. Doch Ali (F) konnte ihn zu Boden strecken. Er kniete auf seiner Brust und wollte ihn töten. Doch Amr ibn wudd, der nie erwartet hätte, dass ein 25-jähriger in besiegen könnte, war so wütend darüber, dass er Ali ins Gesicht spuckte.  Da erhob sich Ali, ging einige Schritte weg, kam zurück und tötete Amr erst dann. Als Ali (F) gefragt wurde, warum er sich auf diese Weise verhalten hatte, erklärte Imam Ali (F), nachdem ihn Amr ibn wudd angespuckt hatte,  habe die Gefahr bestanden, dass die reine Absicht, mit der er – Ali - in den Kampf gezogen war, mit persönlicher Rache vermengt worden wäre. 

Ali war mit der Absicht  in das Gefecht gegen die Feinde gezogen,  Gott zu dienen, den Islam vor der Vernichtung zu retten und den Unglauben zu bekämpfen.  Er wollte nicht aus persönlichen Motiven wie Rache den Gegner töten, der ihn angespuckt hatte. Und so lehrte er die Menschen, niemals eine persönliche Rache mit reinen Absichten zu vermengen.

 

 

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