Apr 12, 2022 03:17 CET

Das Fasten soll die schlechten Eigenschaften ausmerzen. Auch das Fasten gemäß jüdischer Religionslehre.

 

                          

Friede sei den Gästen Gottes, die dank der Kraft des Glaubens ihr Ego gezügelt haben und durch rechtschaffene Werk auf dem Weg zum wahren Glück sind. Ihnen hat Gott Großartiges verheißen.

Gott spricht im Vers 29 der Sure 13 (R`ad):

: «الَّذِینَ آمَنُوا وَ عَمِلُوا الصَّالِحاتِ طُوبى‌ لَهُمْ وَ حُسْنُ مَآبٍ

Diejenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun – für sie wird es (das Leben in) Seligkeit geben, und für sie wird eine schöne Heimstatt (da)sein.

                                   

Wir sagten, dass Gott bereits Adam (gegrüßet sei er) geboten hat zu fasten und es bei allen Religionen, ob himmlischen Ursprungs oder nicht, das Fasten gibt. Das Judentum ist eine der ältesten Offenbarungsreligionen, welche ihren Anhängern das Fasten gebietet.

 

Gemäß der jüdischen Scharia (Religionsgesetz) sind die Mädchen ab 12 und die Jungen ab 13 Jahren zur Einhaltung aller religiösen Gebote verpflichtet. Jemand, dem das Fasten schadet, wie Frauen, die schwanger sind oder stillen, sind von der Fastenpflicht befreit.  Gemäß dem jüdischen Religionsgesetz gelten neben dem Verzicht auf Essen und Trinken noch weitere Sitten, wie die Verlesung der Thora, das Sprechen von Bittgebeten, das Sündenbekenntnis, der Besuch an den Gräbern und dass der Fastende auf dem Boden schläft, nicht redet und keine Musik hört. Die Gläubigen halten während der Fastenzeit sogar die Kinder von der Nahrung und das Vieh vom Futter ab. Das Fasten, ob Pflicht oder freiwillig, dauert vom ersten Morgengrauen bis zur vollständigen Dunkelheit mit Ausnahme des Fastens am Versöhnungstag Jom Kippur und am 9. Tag des Monats Aw (Tischa beAv), der an den Tag der Zerstörung Jerusalems durch die Römer erinnert. Zu den beiden letztgenannten Anlässen wird von einem Sonnenuntergang bis zum nächsten 25 Stunden lang gefastet.

 Das Pflichtfasten umfasst das Fastengebot, welches in der Heiligen Schrift vorgeschrieben wurde oder soll an bestimmte Tage erinnern, von denen darin geschrieben steht, wie der Yom Kippur , der Tag an dem den Israeliten  verziehen wurde, dass sie das Goldene Kalb angebetet haben oder  der Tischa Av, und der 17. des Monats Tammus (der an die Erstürmung Jerusalems durch die Babyloner und an andere Ereignisse ) erinnert.  Außerdem haben die Rabbiner  Fastenpflichten festgelegt wie das Fasten am ersten Montag nach dem  Passahfest anlässlich der Befreiung der Israeliten aus der Versklavung durch die ägyptischen Pharaonen und den letzten Tag jedes Monats, genannt „Kleiner Kippur“.

Das freiwillige Fasten nimmt ebenso einen besonderen Platz in der jüdischen Religion ein. Jeder kann zu eigenen persönlichen Anlässen freiwillig fasten. Beispiele sind das Fasten anlässlich des Todes der Eltern oder auch das Fasten eines Brautpaares am Hochzeitstag.

Nun wollen wir  das bekannteste der jüdischen Fastengeboten näher betrachten, nämlich das Fasten zum Yom Kippur.  Die Juden müssen an diesem Tag ihr Fasten eine halbe Stunde vor dem Sonnenuntergang beginnen und dürfen es dann am nächsten Tag eine halbe Stunde nach dem Sonnenuntergang wieder beenden. In diesen 25 Stunden verzichten sie auf Essen und Trinken und auf die Verwendung von Parfüm und Körperöl.  Sie dürfen auch nicht baden, keine Lederschuhe tragen und mit ihrem Ehepartner verkehren.  Es ist unter der Juden üblich, am Vorabend zum Yom Kippur zu feiern und festlich zu speisen. An diesem Tag kommt ein Brot auf den Tisch, welches wie ein Flügel aussieht und an die Engel  erinnern soll. Die Gläubigen kleiden sich am Kippur-Tag zum Zeichen der Freude in Weiß. Sie gehen viermal zum Gebet in die Synagoge, tragen Gott ihre Bitten vor und verlesen außerdem im Stehen einen Text mit der Bitte um Vergebung. Das Ende des Yom Kippur und des Fastens kündigen die Rabbiner mit dem Schofarhorn an.

                        

Der Yom Kippur geht auf folgende Ereignisse zurück:

 Prophet   Moses hatte sich für 40 Tage von seinem Volk getrennt. Er bestieg den Berg Sinai, um dort zu fasten und zu beten und die Tafeln mit den Zehn Geboten zu empfangen. Bei der Rückkehr stellte er fest, dass einige der Israeliten dem goldenen Kalb, dass Samiri angefertigt hatte, huldigten. Moses kehrte wieder auf den Berg Sinai zurück und die Juden verbrachten 40 Tage lang mit  Gott-Dienen und gaben ihre Reue kund.  Am 10. Tag des 7. hebräischen Monat, als Moses erneut vom Sinai-Berg zurückkam, vergab Gott den Juden ihre Sünden und dieser Tag wurde zum Tag Yom Kippur, an dem die Juden ihren Alltag ruhen lassen und in den Synagogen mit gottesdienstlichen Werken verbringen.   

Gemäß der Thora besteht der Sinn des Fastens im Judentum unter anderem darin Sicherheit vor dem Übel der Feinde zu gewinnen, sich seelisch auf die Erfüllung der religiösen Pflichten vorzubereiten und seine Reue wegen vergangener Sünden kundzutun. Im Alten Testament wird hervorgehoben, dass das Fasten selber nicht das Ziel sondern vielmehr ein Mittel ist, um Sünden zu bereuen und Umkehr zu machen. Durch das Fasten soll gemäß der jüdischen Lehre der Fastende sich Gott zuliebe bescheiden, sein Verhalten und sein Tun verbessern und wahrhaftig reuevoll Umkehr machen.

An einer Stelle im Buch des Jesaja heißt es, dass die Juden einst beklagten, weil Gott sie, obwohl sie doch fasten, nicht beachtet. Gott begründet dies damit, dass sie nicht durch das Fasten bescheiden sondern im Gegenteil stolz und ungerecht geworden sind. Er wirft ihnen vor, dass sie während des Fastens ihre Untertanen unterdrücken, miteinander streiten und ihr eigenes Vergnügen und eigene Vorteile verfolgen. Gott erinnert die Anhänger des Judentums daran, dass das Fasten, welches von ihm anerkannt wird, ein Fasten ist, bei dem sie Unterdrückung, das Böse und die Ungerechtigkeit beenden, die Unterdrückten befreien, die Hungernden speisen, jene kleiden, denen es an Kleidung mangelt,  und die Türen zu  ihren Häusern für die hilflosen Bedürftigen öffnen. Nur dann, so spricht Gott, wird er ihr Gebet erhören. 

Diese Stelle im Buch des Jesaja beinhaltet, dass Gott nicht mit dem jüdischen Volk zufrieden war, welches den Sinn des Fastens unbeachtet ließ. Diese oberflächliche Einstellung gegenüber dem wahren Gott-Dienen, und dieser Egoismus und Ungerechtigkeit  stellen ein Verhalten dar, das wir heute noch bei einem Teil des jüdischen Volkes beobachten.  Ein Teil dieses Volkes, welcher sich „Israel“ nennt und aufgrund seiner Maßlosigkeit ein Gebiet an sich gerissen hat, das ihm nicht gehört, unterdrückt nunmehr seit mehr als 70 Jahren die Bevölkerung von Palästina. Sie zerstören deren Häuser  oder töten ihre Inhaber und vertreiben die Palästinenser aus der Heimat ihrer Vorfahren. Angesichts dieses großen Unrechts, welches extremistische Juden betreiben, ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie sich von ihren Sünden durch Fasten reinwaschen könnten, selbst wenn sie 40 Tage oder noch länger fasten.  Sie fasten am Kippur Tag, um sich von ihrer Sündenlast zu befreien, während ihre Herzen weiterhin angefüllt sind mit Gewaltsamkeit, Selbstsucht und Ungerechtigkeit. Nach all den Jahren , nach denen Moses – Friede sei mit ihm – vom Berg Tur (Sinai) zurückgekehrt ist, scheint dieser Teil des jüdischen Volkes noch immer anstelle des Einen Gottes,  lieber dem goldenen Kalb von Samiri dienen zu wollen.

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Der Monat Ramadan ist der Monat sich zu bessern und sich charakterlich zu veredeln. Zusammen mit dem Koran kommen wir auf diesem Pfad leichter voran.  In diesem Monat entsteht eine neue Atmosphäre. Sie dient dazu, dass der Mensch sich von dem Spektakel des Lebens und den Dingen, die ihm im Leben Stress bereiten und seine Unachtsamkeit hervorrufen, befreit  und den Weg zum wahren Glück geht. Einer der großen Vorzüge des Monat Ramadan ist also die Erziehung des Menschen und die positive Entfaltung seiner Personalität.

In der Tat harmonisieren die ansprechenden Verse des Korans mit der Gott gegebenen inneren Natur des Menschen – der Fitra – und weil seine Worte vonseiten des  gewaltigen einzigartigen und weisen Schöpfers geoffenbart wurden, haben sie eine tiefe Wirkung auf den Menschen und unterstützen ihn bei der Selbsterziehung. Der Koran wirkt sich nachhaltig auf alle Seiten des Lebens aus, und wenn aufgrund des korrekten Verständnisses von seinen Lehren gehandelt wird, werden die Voraussetzungen für die Weiterentwicklung der Menschen auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene geschaffen.   Gottesfürchtige Menschen nutzen den Koran als Anleitung für ihren Weg und ihr Verhalten und achten auf die Einhaltung seiner Gebote und Verbote. Das Herz der Gottesfürchtigen beruhigt sich mit Hilfe des Korans und sucht in schwierigen Zeiten Rat und Unterstützung bei ihm. Und so wird der Monat Ramadan im Licht der Verse des Korans noch schöner und weist den Weg zur Rettung und wahrem Glück.

                                  

Wir schließen mit Worten Imam Sadschad aus seinem Sahifah Sadschadiya:

„O Gott! Lass den Koran im Dunkel der Nächte mein Vertrauter werden. Lass ihn gegenüber den Verführungen Satans mein Wächter sein, mache ihm zum Bewahrer meiner Zunge vor unsinnigem Gerede, und lass ihn immer, wenn Unachtsamkeit mich überkommen hat, zu meinem Ermahner werden ,  auf dass Du meinem Herzen auf diesem Wege die erstaunlichen Dinge des Korans und alles Sagens- und Hörenswerte in ihm zeigen mögest.“