Pars Today

Beim letzten Mal sagten wir, dass Wissenschaft und Glauben gemäß der islamischen Morallehre unzertrennbar  zusammengehören und die Gelehrten erst dann ihre wichtige Verantwortung gegenüber der Menschheit  erfüllt haben, wenn sie die Glaubenslehre auf dem Weg zu den wissenschaftlichen Gipfeln nicht vernachlässigen.

  Gelehrte und Wissenschaftler müssen Wissen anstreben, welches zur Vervollkommnung und zum Wohl der Menschen führt und dies setzt voraus, dass sie sich nicht von Macht und Reichtum blenden lassen.

Die Kulturethik des Islams zeichnet sich darüber hinaus dadurch aus, dass dessen Überbringer, Prophet Mohammad (S) seinen Anhängern lehrt, ihr Wissensniveau und ihre Weitsicht zu vergrößern indem sie alle  Denkschulen und Denkweisen genau untersuchen,  klug beurteilen und frei von jeder geistigen Starrheit und Voreingenommenheit  die beste davon auswählen und sie befolgen. Dieser Lehrsatz zeugt für die geistige Freiheit und das freie Denken in der Ethik der Gottesreligion Islam. Das Ziel dieser Moral ist die kontinuierliche materielle und immaterielle Weiterentwicklung der Menschen.

Gott, der Allwissende und Weise, ehrt diejenigen, die klug und ohne Voreingenommenheit und Starrsinn die verschiedenen Lehren und Denkweisen überprüfen. Er gibt Seinem Propheten Mohammad (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) in der Sure Zumar (Sure 39) in den Versen 17 und 18 wie folgt die Anweisung zu einer  Frohbotschaft an sie:

"وَالَّذِینَ اجْتَنَبُوا الطَّاغُوتَ أَنْ یَعْبُدُوهَا وَأَنَابُوا إِلَى اللَّهِ لَهُمُ الْبُشْرَىٰ ۚ فَبَشِّرْ عِبَادِ؛ الَّذِینَ یَسْتَمِعُونَ الْقَوْلَ فَیَتَّبِعُ

ونَ أَحْسَنَهُ ۚ أُولَٰئِکَ الَّذِینَ هَدَاهُمُ اللَّهُ ۖ وَأُولَٰئِکَ هُمْ أُولُو الْأَلْبَابِ

…So verkünde frohe Botschaft Meinen Dienern,

die auf das Wort  hören (sich jegliches Wort anhören) und dann (nach genauer Überprüfung) dem Besten davon folgen. Das sind diejenigen, die Allah rechtleitet, und das sind diejenigen, die Verstand besitzen.

ٍMehrere Punkte fallen an dieser Stelle im Koran auf:

 Zum Beispiel, dass Gott jemandem frohe Kunde gibt, der auf der Suche nach der Wahrheit bereit ist, sich die verschiedenen Ansichten anzuhören. Das bedeutet, dass Gott solchen frei Denkenden seine besondere Gunst gewährt. Lehr- und Forschungsstätten müssen dieses freie Denken ermöglichen, damit dort vorurteilsfrei, unabhängig von bestimmten Einstellungen,  die Aufdeckung der wissenschaftlichen Fakten angestrebt wird.  

Eine weitere Botschaft, die diese Stelle im Koran enthält, lautet: frei denkende Menschen werden  nach sorgfältiger Untersuchung die besten und höchsten Gedanken auswählen und befolgen, denn sie haben sich von Vorurteilen und erstarrtem Denken freigemacht.

 Man beachte auch, dass Gott solche Menschen gemäß den obigen Versen Selber - ohne einen Vertreter – rechtleitet, d.h. Er Selber bringt sie  ans Endziel und verhindert, dass sie den falschen Weg gehen und wichtige Gelegenheiten aus der Hand geben.

Die letzte Botschaft in diesem Vers ist die, dass Gott diejenigen, die bereit sind, sich alle Meinungen anzuhören, damit sie die beste davon befolgen, als verständige, besinnliche Leute bezeichnet. Zweifelsohne werden diejenigen, die solche Eigenschaften aufweisen und dank diese Eigenschaften und durch Nachdenken auf die Suche nach der Wahrheit gehen, nicht aufhören, ihren Wissensstand laufend weiter zu erhöhen, um neue Horizonte des Wissens zu erreichen.

Die Erreichung eines solchen Ideals wird unter anderem durch die Bekanntschaft mit den  Stellungnahmen und wissenschaftlichen Ansichten der Forscher in anderen Teilen der Welt möglich.

In diesem Zusammenhang hat der weise und erhabene Prophet des Islams (S) gesagt:

„Diejenigen wissen am meisten, die (aus den Wissensschätzen der anderen ) schöpfen und ihrem eigenen Wissen hinzufügen.“ (Al-Amali Saduq, 4/27).

Freies Denken, mit dem Ziel die Wahrheit zu erkennen, setzt außerdem voraus, sich von übereifrigen Stellungnahmen und Voreingenommenheit zu hüten. Voreingenommenheit verhindert freies Denken und führt in den Irrtum.

Imam Ali (F) will verhüten, dass die Nachdenklichen und Wahrheitssuchenden in eine solche Grube fallen, wenn er sagt:

„Akzeptiere die Wahrheit (auch)wenn sie von denen kommt, die den falschen Weg gehen, und akzeptiere keine Unwahrheit (und nichts Unlogisches) vonseiten derer, die auf dem Weg der Wahrheit sind. Untersuche was die anderen sagen (damit dir die Wahrheit klar wird)“ (Bihar al Anwar, 2/96.

In diesem klugen Rat von Imam Ali (F) kommt eindeutig zum Ausdruck, was unter freiem Denken wirklich zu verstehen ist. Denn hier wird die Wahrheit und die Logik einer Aussage oder eines Standpunktes als maßgebend bezeichnet und äußerliche Tendenzen treten in den Hintergrund. Was rational nicht einsichtig ist,   zählt nicht, unabhängig davon von welcher Seite es kommt.

  Der Prophet des Islams (S) hat noch auf eine andere Weise das Thema behandelt und gesagt:

 „Ein weises Wort ist für den Gläubigen wie etwas das er vermisst. Also gebührt es ihm am meisten, wo immer er es findet.“  Bihar al Anwar 2/99/58

Es ist ganz natürlich und leuchtet ein, dass jemand, der etwas Wertvolles vermisst,   keine Mühe scheut es zu finden und unentwegt danach sucht. Für einen gläubigen Menschen, sind weise Worte und die Wahrheit das kostbarste, nach dem er sucht. Also zieht er an jeden Ort wo er diese weisen Worte erwerben kann und erwirbt sie bei wem auch immer sie erwerbbar sind.  Er hat keine Ruhe, bis er an diese weisen Worte gelangt ist.  Für ihn ist es nicht entscheidend,  bei wem sich dieses Wissen befindet. Imam Ali (Friede) , der für seine Weisheit bekannt ist,  hat so ähnlich wie der Prophet wie folgt gesagt:

„Die Weisheit ist der verirrte Teil des Gläubigen, so nimm die Weisheit (aus der Verirrung bei Dir auf), und sei sie bei den Heuchlern.“  (Weisheit 80, Nahdsch-ul Balagha)

Abschließend zu diesem Thema  möchten wir feststellen, dass in keiner Denkschule und keiner Lehre soviel Wert auf das freie Denken des Menschen gelegt wird wie im Islam und dass freies Denken der beste Weg ist, um an die Wahrheit zu gelangen und vor Abweichungen und der Wahl falscher Alternativen bewahrt zu bleiben.