May 29, 2023 07:22 CET

Liebe Hörerfreunde! Im ersten und zweiten Teil unserer neuen Sendung haben wir Ihnen bereits eine Vorstellung von der Lage der Frau  im antiken Griechenland vermittelt. Heute erfahren Sie noch mehr Einzelheiten über die damals herrschenden Zustände.

 Die Athener betrachteten, wie gesagt, die Frau wie ein Erbgut oder eine billige Ware.  Wenn ein Mädchen dreizehn oder vierzehn Jahre alt war,  musste sie den Mann heiraten, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte. Der Vater ließ sich von diesem Mann einen Betrag für die Aussteuer geben. Mit diesem Geld sollte der Freier beweisen, dass er  finanziell in der Lage ist für seine Frau zu sorgen.  Wenn das Mädchen keinen Vater hatte, kümmerte sich ein Fürsorger um die Hochzeit, und ein Vormund verwaltete ihr Eigentum,  zum Beispiel ihr Onkel oder ein anderer männlicher Verwandter. Von allen Frauen wurde erwartet, dass sie eine Ehe eingehen. Eine junge unverheiratete Frau konnte im antiken Griechenland keinerlei Rechte in Anspruch nehmen oder in der Gesellschaft mitbeteiligt sein.

  Wie wenig Ansehen die Frauen in der Athener Geellschaft genossen, ist an der Äußerung des angesehenen Dramaturgen Euripides in seinem Trauerspiel „Medea“ zu sehen, in dem er meint, dass der Mensch von jeglichem Übel befreit würde, wenn es die Frau nicht gäbe und sie für die Fortpflanzung nicht nötig wäre.

In der Tat dachte die Mehrheit der Männer, die Frauen seien nur dazu erschaffen worden, Kinder zu gebären. Bei den Frauen, die  auf Tongefäßen des antiken Griechenlands abgebildet sind, handelt es sich zudem meist um Tänzerinnen und leichte Mädchen. Dies spricht dafür, dass die Männer in den Frauen ein Mittel für ziellose Vergnügungen sahen und sie für haltlose Freuden und Genüsse ausnutzten. Die Abbildungen, die aus der griechischen Antike auf Gegenständen und Gebäuden erhalten geblieben sind. erwecken den Eindruck, dass die Männer in den Frauen lediglich Liebessklavinnen sahen und ihnen keine Stellung als Vernunftwesen oder Persönlichkeit zugestanden.

Im starken Kontrast zu der allgemeinen Missachtung und Abwertung der Frauen seitens der Männer von Athen stand deren große Verehrung für weibliche Götter. Wie sehr die Griechen ihre Muttergöttinnen verehrten, zeigen Bilder auf antiken Gefäßen, Statuen und prächtige Götzentempel und ebenso die  Hymnen von Homer, der berühmte Dichter und Erzähler des 8. Jahrhunderts vor Christus.

Ein Beispiel ist Athene, die Schutzgöttin der Stadt Athen, die auch als Göttin der Weisheit, Strategie, des Kampfes und der Kunst galt. Da die meisten antiken Kulturen Agrarkulturen waren und die Landwirtschaft als lebenswichtig für die Bevölkerung galt, gehörte Demeter, die Göttin für die Fruchtbarkeit des Bodens, zu den heiligsten Göttinnen, aber auch die Toten-, Unterwelt- und Fruchtbarkeitsgöttin Persephone wurde hoch verehrt.

Bei den aus der griechischen Antike erhaltenen Frauenbildnissen handelt es sich also entweder um Bilder von Tänzerinnen und leichten Mädchen oder um weibliche Gottheiten, denen die Griechen zahllose Geschenke brachten und opferten.  Nur sehr selten treffen wir auf die Abbildung gewöhnlicher Frauen. Von ihnen ist auch in den Mythen kaum die Rede. Vereinzelte derartige Abbildungen zeigen die Frau bei Feldarbeiten. Dies dokumentiert, dass die Frau, falls sie doch außerhalb ihres Hauses arbeiten durfte, nur in der Landwirtschaft tätig sein konnte. Auf diese Weise musste sie wohl zur Verbesserung der finanziellen Lage ihrer Familie beitragen.

 Wenn die Frau im antiken Griechenland irgendwelche sozialen Freiheiten genoss, so hing dies völlig von ihrer gesellschaftlichen Position ab. Man unterschied im antiken Griechenland nach drei Gruppen von Frauen. Die eine Gruppe waren die verheirateten Frauen, die zu Hause bleiben mussten. Sie fertigten Websachen an und hatten die Kinder zu erziehen.  Verheiratete Frauen durften nur zur Teilnahme an religiösen Zeremonien das Haus verlassen.

Eine andere Gruppe waren Frauen, die sich von der Prostitution ernährten. Meistens waren es Witwen, Sklavinnen oder junge, von ihren Eltern verstoßene Mädchen. Sie dienten den Männern für ihre Vergnügen. Diese Frauen und Mädchen waren so sehr verachtet, dass sie keinerlei sozialen Rechte genossen. Es gab aber auch kein Gesetz, welches  ihr Treiben einschränkte.

Die dritte Gruppe war die der Häteren. Häteren  waren auch Prostituierte aber sie waren gebildet und in Kunst , Musik oder Philosophie  bewandert. Häteren waren teilweise nur  zu einem sehr hohen Entgelt bereit, sich einem Mann anzuschließen, ihn auf Festen und Einladungen zu begleiten und ihm Liebesdienste zu leisten. Sie waren im Gegensatz  zu den anderen Prostituierten  angesehen, auch wenn sie keine sozialen Rechte besaßen. Manchmal spielten sie nur die Rolle der Gemahlin eines Mannes. Aber die  Kinder aus ihrer Beziehung zu einem Mann galten als illegal und sie besaßen keine Bürgerrechte. Diese Frauen konnten frei in der Gesellschaft als Musikerin, Tänzerin und Sängerin tätig werden und fanden in  philosophischen und geistigen Kreisen Beachtung.

In Griechenland gab es viele Sklavinnen. Die meisten waren Frauen und Mädchen, die im Krieg gefangen genommen worden waren. Sie  arbeiteten in den Häusern der griechischen Bürger oder kümmerten sich um die Kinder oder wurden für Anfertigung von Webwaren eingesetzt. Sie besaßen keinerlei Rechte und waren völlig dem Hausherrn unterworfen.

Die Frauen der oberen Schicht arbeiteten grundsätzlich nicht außer Hause. Ihr Ehemann sorgte für den Unterhalt. Sie waren für den Haushalt und die Kindererziehung verantwortlich. Sie verbrachten ihre Zeit mit Putzen, am Spinnrad und beim Weben und der Anfertigung von Kleidung für die Familie und wenn sie sich Sklaven oder Sklavinnen leisten konnten, überließen sie diesen so weit es ging alle Arbeiten.

Die Frauen der Unterschicht konnten sich dies natürlich nicht leisten, sondern mussten auf dem Feld mithelfen. Aus erhalten gebliebenen  Schriften geht hervor, dass sie auch als Pflückerinnen bei der Obsternte oder als Verkäuferinnen von Stoffbändern dienten.

Aristophanes, ein berühmter Komödiendichter, der im 5. Jahrhundert vor Christus im antiken Griechenland auf die Welt kam,  betitelt die Frauen in der Regel mit „Gast, der den Haushalt versorgt“, oder mit „Nachtschwester“, „Köchin“, „Gemüsehändlerin“, „Parfüm-„ oder „Honigverkäuferin“ und ähnlichen Namen.

Beim nächsten Mal, liebe Hörerfreunde, werden wir die Lage der Frauen im Römischen Reich betrachten.