May 29, 2023 07:59 CET

Liebe Hörerfreunde! Sie haben in den vorherigen drei Teilen einiges über die Situation der Frauen im antiken Griechenland erfahren. Wir werden dieses Mal die Bedingungen beleuchten, unter denen die Frauen im antiken Rom lebten.

Aus den historischen Quellen geht hervor, dass die Menschen im Römischen Reich keinen sonderlichen Wert auf moralische Tugenden und soziale Normen legten. Der Stellenwert der Familie war gering, obwohl diese doch eine der wichtigsten Einrichtungen jeder Gesellschaft und der entscheidendste Ort für die Erziehung der neuen Generation ist.  Die Folge dieser Abwertung der Familie war eine Geringschätzung der Frau. Den Frauen war es untersagt an Gerichtsverhandlungen teilzunehmen oder etwa als Zeugin aufzutreten. Wenn eine Frau ihren Mann verlor, hatte sie keinerlei Ansprüche auf die Hinterlassenschaft des Verstorbenen und sie wurde der Obhut ihres Sohnes, Bruders oder Vaters unterstellt.

Im antiken Raum war der Handel mit Frauen völlig gang und gäbe, so dass die Männer kein Interesse an einer Heirat und Gründung einer Familie zeigten. Dennoch bot die Aussteuer einer Frau einen wichtigen Ansporn eine Ehe einzugehen, denn mit der Heirat ging diese Ausssteuer in den Besitz des Mannes über.  Manchmal waren es auch politische Motive, die die Männer dazu animierten, eine Ehe einzugehen. Sie vermählten sich mit einer Frau aus den aristokratischen Kreisen und dem Adel, um neben Reichtum auch an  eine politische Position zu gelangen. Oftmals schauten sie sich dann, wenn sie einmal ihr wahren Absichten erfüllt sahen,  nach einer neuen Frau um, damit sie noch mehr Reichtum anhäufen und einen noch höheren Posten einnehmen konnten.

Die Männer im Römischen trennten sich mit Leichtigkeit von ihren Frauen und waren nicht gezwungen, einen Scheidungsgrund zu nennen. Es genügte ein Brief an ihre Frau und die Erklärung, dass sie frei sei. Manche Männer heirateten offiziell nie und erklärten dies damit, dass sie die „Dreistigkeit“ von Frauen verabscheuen würden. Gemäß den Gesetzen im antiken Rom  war es bis 413 vor Christus Pflicht zu heiraten, um die Bevölkerung zu vermehren, aber der römische Staatsmann Camillus gab ein Gesetz heraus, gemäß dem ledige Männer sich durch Zahlung einer Steuer von der Heiratspflicht befreien konnten.

 

Während die Frau nur geringes Ansehen in der römischen Gesellschaft genoss, erreichte die Herrschaft des Mannes – das Patriarchat – ihren Gipfel. Die Männer hatten die absolute Macht über ihre Familie . Nur sie besaßen soziale Rechte und Privilegien.  Die Männer konnten ungezwungen jeder wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Betätigung nachgehen, während die Frauen von allen diesen ausgeschlossen waren. Ein Mann konnte seine Kinder verkaufen oder sogar töten. Er wurde dafür von keinem Gericht belangt. Es war nicht verboten oder gesetzeswidrig. 

Wenn die Frau eine Untat beging, konnte der Mann sie hinrichten. Albert Malet und Jules Isaac berichten in ihrem Geschichtslehrbuch,  dass der Ehemann im antiken Rom uneingeschränkt über seine Frau verfügen konnte. Wenn sie  einen Fehler beging, durfte der Mann sie bestrafen und wenn sie Wein trank, durfte er sie verurteilen oder wenn sie sich unsittlich benommen hatte, durfte er sie ermorden. 

Die Frau wurde im Römischen Reich wie eine Sklavin behandelt. Die Römer sahen in ihr  ein unreifes, unmündiges Wesen. 

 

In einer Familie sorgt der Vater üblicherweise für ihren Schutz. Er ist der Fürsorger und  die Mitglieder der Familie können sich auf ihn stützen und auf seinen Einsatz hoffen.  Aber im antiken Rom waren die Männer keine gütigen und mitfühlenden Familienoberhäupter sondern sie sie waren absolute Autorität  und raubten der Frau und den Kindern jegliches Recht auf Freiheit. Der Mann konnte, wie erwähnt, den anderen in der Familie sogar das Leben nehmen!  Wenn die Frau ein taubes oder blindes Kind oder ein Mädchen auf die Welt brachte, durfte der Familienvater gemäß der Tradition dieses Kind töten. Die Römer liebten Söhne. Ein Sohn war für sie das Sinnbild der Kraft und Familienehre.  Ein Sohn war es, der später im Krieg ihre Heimat verteidigen konnte. Doch ein Mädchen galt als unnütz und im Krieg eine Last, weil der Feind es verschleppen und versklaven konnte und das war eine Schmach für die Gesellschaft.

Die Geschichte bezeugt die ungerechten Verhältnisse , welche in den Familien des Alten Roms galten, insbesondere das Unrecht gegenüber den Frauen. Der amerikanische Historiker Will Durant schreibt in seinem Werk „Die Geschichte der Zivilisation“, dass die Frau noch nicht einmal als Zeuge vor Gericht auftreten konnte und dass sie keinerlei Ansprüche auf eine Teilhabe an dem Eigentum ihres Mannes hatte. Der Mann brauchte ihr nichts als Erbe zu hinterlassen.  Die Frau besaß so wenig eigene Identität, dass sie von Geburt an bis zum Tod immer einem Vormund unterstand.  Das war der Vater, der Bruder, der Ehemann oder ihr Sohn. Die Frau konnte ohne Einverständnis ihres Vormundes nicht einmal über ihren eigenen Besitz verfügen.

 

Im alten Rom galt demnach ein strenges  Patriarchat. Der Frau wurden keine Rechte zugestanden und man sprach ihr das Entscheidungsrecht über sich selber, in der Familie und in der Gesellschaft ab. Die Frau wurde einfach erniedrigt.  Als im Römischen Reich das Christentum in Erscheinung trat, ereignete sich ein Wandel und man war um eine positive und menschliche Einstellung zu den Frauen und zur Familie bemüht. Es kam zu zahlreichen sozialen, kulturellen und politischen Veränderungen. Die Frauen durften an religiösen Versammlungen teilnehmen, vorausgesetzt dass sie einen Schleier trugen. Der Apostel Paulus stellte noch weitere Bedingungen, für den Messebesuch der Frauen auf. So durften sie während ihrer Anwesenheit in einer Gemeindeversammlung nicht sprechen und sie nahmen einen niedrigeren Platz als die männlichen Kirchenbesucher ein  (siehe 1. Korintherbrief 34,35). Dennoch verbesserte sich die Situation der Frauen wesentlich im Vergleich zu den vorchristlichen Verhältnissen.

Ab dem dritten  nachchristlichen Jahrhundert verbesserten  sich im Römischen Reiches die sozialen und kulturellen Zustände. Angesichts des gesellschaftlichen Wandels in der römischen Gesellschaft verfiel langsam das System der Vormundschaft und die Frau war schließlich nicht mehr in ihrem Leben auf die Verfügungen eines Vormundes angewiesen und galt als freier Mensch. Der Familienvater verlor das Recht, in seinem Testament seine Frau oder seine Töchter einem Vormund zu unterstellen.

    

Liebe Hörerfreunde! Wir hoffen, dass auch dieser Teil unserer Sendereihe über die Frau in der Familie und in der Gesellschaft ihnen zugesagt hat und würden uns freuen, wenn sie auch beim nächsten Mal zu Gast sind. Dann wird es um die ehemalige Situation der Frauen auf der Arabischen Halbinsel gehen.