Aug 30, 2016 08:12 Europe/Berlin

Der Islam  hält  ein vielfältiges  Programm  für  das Gott-Dienen bereit, welches dem  Menschen zu einer spirituellen Vervollkommnung und in größere Nähe zu Gott verhelfen sollen.  Ein einmaliges Gebot ist das Gebot der Hadsch-Reise.

 

Im Vers 97 der Sure 3 (Ale Imran) steht darüber: "...Und Allah steht es den Menschen gegenüber zu, dass sie die Pilgerfahrt zum Hause unternehmen – (diejenigen,) die dazu die Möglichkeit haben. Wer aber ungläubig ist, so ist Allah der Weltenbewohner Unbedürftig."

Wer dazu in der Lage ist, muss mindestens einmal in seinem Leben auf die  Hadschreise gehen. Die Hadschreise ist wichtig für seine Selbstveredlung und viele haben durch diese Reise einen großen inneren Wandel erfahren. 

Die Kaaba - Ort des Hadsch-Treffens 

Der Hadsch hat besondere Aspekte, zum Beispiel dass er gemeinsam von hunderttausenden Muslimen aus aller Welt vollzogen wird. Er findet an den gleichen heiligen Orten statt - wie die Heilige Moschee, Arafat, Maschar und Mena- und in einer bestimmten Zeit - nämlich dem Monat Dhul Hidscha im religiösen Mondkalender. Gott wollte, dass die Vertreter verschiedener Länder, Völker und Nationen zur gleichen Zeit an den gleichen heiligen Orten gemeinsam Werke  des Gott-Dienens vollbringen.

Hadsch - Rituale 

 Der Hadsch ist aber nur, wie der Vers 97 der Sure 3 belegt,  für diejenigen eine Pflicht, die dazu fähig sind. Die drei wichtigsten Voraussetzungen für eine Verpflichtung sind gemäß den Islamischen Gelehrten wie folgt. Erstens: Der Pilger muss körperlich dazu in der Lage sein. Wenn er das nicht ist, kann er  allerdings einen Vertreter zum Hadsch schicken. Außerdem muss der Hadschpilger zweitens über die finanziellen Mittel verfügen, um die Hadschreise zu bezahlen und  für den Unterhalt  seiner Familie während seiner Abwesenheit zu sorgen. Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Fähigkeit zum Hadsch ist die Sicherheit, d.h. die Pilger zum Hause Gottes in Mekka müssen über die notwendige Sicherheit verfügen. 

Unter Sicherheit wurde früher  vor allen Dingen die gefahrlose Anreise zur Kaaba in Mekka verstanden. Aber heute fallen damalige Gefahren wie Raubüberfall und Ähnliches  so gut wie flach und unter Sicherheit für die Pilger ist in erster Linie die Sicherheit in Mekka und Medina zu verstehen.  Zweifelsohne müssen die Hunderttausenden von Pilgern  vor Lebensgefahren sicher sein, damit sie zusammen zur gleichen Zeit und am gleichen Ort gemeinsam den spirituellen wertvollen Gottesdienst des Hadsches vollbringen. Für eine solche Sicherheit muss der Gastgeber der Pilger sorgen, und das ist die saudi-arabische Regierung, die sich selber als der Betreuer der heiligen Moschee in Mekka und der Annabi-Moschee (Moschee des Propheten) in Medina versteht.

Die Saudis bezeichnen  sich als die Betreuer der beiden Heiligtümer in Mekka und Medina

 

Seit vielen Jahren herrschen die Saudis über Hidschaz (dem Gebiet, in dem  Mekka und Medina liegt), ohne aber die gewünschte Sicherheit für die Hadsch-Pilger herstellen zu können. Die Saudis haben mit ihren Öldollars die Heiligtümer in Mekka und Medina ausgebaut. Abgesehen davon, dass sie dabei historische Denkmäler  der Islamischen Geschichte zerstörten, haben sie aber nicht für die nötige Sicherheit der Pilger sorgen können. Dies obwohl die heutige  moderne Technik durchaus   den  Ordnungs- und Sicherheitskräften eine Verhütung von  Unglücken und Vorfällen oder deren Reduzierung auf ein Minimum ermöglichen. Die zahlreichen schlimmen Vorkommnisse während des Hadsches in den letzten Jahren zeigen,  dass die Saudis nicht ausreichend qualifiziert sind, Sicherheit für die Pilger herzustellen. 

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Wir können nicht all die vielen Unglücke, die sich bisher beim Hadsch ereignet haben, aufzählen und nennen nur einige der wichtigsten.

Die meisten  Unglücke  beim Hadsch  haben  sich immer in Mena, 5 km östlich von Mekka abgespielt. Mena ist der Ort, an den die  Hadschpilger  am 10. des Hadschmonats Dhul Hidscha zur Erfüllung von Ritualpflichten und zum Opferfest ziehen.  Dort wird bis zum 12. Tag das Ritual des Rami Dschamarat - zur Symbolisierung der Vertreibung des Satan vollzogen. Nach dem Opferfest  kehren die Pilger nach Mekka zurück.  

 

Die Unglücke in Mena gehen meistens auf Brände oder großes Gedränge zurück. Eine große Zahl von Pilgern, die in der Hoffnung darauf in völliger Sicherheit ihre Hadschpflicht erfüllen zu können,  nach Saudi Arabien gekommen waren,  sind  Opfer solcher Vorfälle geworden und ihre Angehörigen in der Heimat haben vergeblich auf ihre Rückkehr gewartet.

Das Gebiet von Mena 

Am 10. Dezember 1975  kam es aufgrund der Explosion einer Gasflasche in Mena zu einem Großbrand. Über 200 Hadschpilger starben und mehrere hundert Pilger wurden verletzt. Augenzeugen berichten von erschütterten Szenen.  Die Rettungskräfte der Saudis erschienen nicht am Unglücksort und die Pilger eilten sich gegenseitig zur Hilfe.

Großbrand in Mena 1975

 

Trotz dieses schweren Unglücks fühlten sich die Verantwortlichen des saudischen Regimes nicht veranlasst, ähnlichen Vorfällen vorzubeugen. Als 1995 die Zelte in Mena Feuer fingen, gab es 100 Tote und Verletzte, und nur zwei Jahre danach starben sogar 343 Hadsch-Pilger bei einem Großbrand, der zugleich 1500 Verletzte hinterließ.

Nach dem Brand im Jahre 1975 hatten die Saudis 22 Jahre Zeit gehabt, um die nötigen Vorkehrungen zur Verhinderung solcher schmerzlichen Vorkommnisse  zu treffen. Doch scheinbar ist ihnen das Leben der Pilger nichts wert und sie geben lieber für Dinge Geld aus, die mehr Blicke auf sich ziehen.

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Gedränge ist  eine weitere Ursache für tödliche Vorfälle in Mena. Die Zahl der Pilger in Mena ist groß, aber die saudischen Kräfte planen nicht richtig für eine Kontrolle der Pilgermassen. Im Laufe der Zeit haben derartige Unglücke sogar zugenommen. 1990 blieben die Pilger in einem Fußgängertunnel nach Mena stecken und die Lüftungsanlage fiel aus. 1426 Pilger starben wegen der Hitze und dem Mangel an Luft und dem Gedränge. Auch die Zahl der Verletzten war groß.  1998 ereignete sich erneut aufgrund von Gedränge in Mena ein Unglück, bei dem 118 Hadsch-Pilger starben und 180 verletzt wurden.  

Zahlreiche Vorfälle sind  bereits beim Rami Dschamarat - dem Bewerfen der drei Felsen - in Mena vorgekommen. In Folge des Gedränges und wegen der schlechten Planung des saudischen Regimes gab es bei diesem Ritual  270 Tote im Jahre  1994, 35 Tote im Jahre 2001, 251 Tote im Jahre 2004,  360 Tote im Jahre 2006 , und zusätzlich Dutzende Verletzte.  2006 verloren außerdem 76 Pilger beim Einsturz eines Hotels in Mekka  ihr Leben.

 noch eine Tragödie: Die Tötung von Hadsch-Pilgern im Jahre 1987

Aber erst recht im vergangenen Jahr, 2015, bestätigte sich  die Unfähigkeit der Saudis hinsichtlich Verwaltung des Hadsches und Herstellung von Sicherheit der Pilger zum Hause Gottes. Darüber berichten wir im nächsten Teil.  

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