Den Opfern der Bombenanschläge auf afghanische Moscheen gewidmet
(last modified Mon, 15 Nov 2021 06:10:38 GMT )
Nov 15, 2021 07:10 Europe/Berlin

Vor kurzem wurden auf drei afghanische Moscheen und die dort betenden Schiiten blutige Anschläge verübt.

 

 

 

 

Freitag der 8. Oktober 2021

16 Uhr und 13 Minuten

der 1. Rabi-ul Awwal 1443

Nordafghanistan, in der historischen Stadt Kunduz, im Seyyed Abad Viertel.

 

 

Während viele aus Angst, sich mit dem Corona-Virus anzustecken es vorziehen zu Hause zu bleiben, haben sich die Muslime von Kunduz zum Freitagsgebet in der Moschee versammelt. Sie sind arm und können sich keinen Gesichtsmasken leisten. Sie sind schutzlos. Sie haben schon viel Leid erfahren, durch den Krieg, Terror und Besatzung.

Nun freuen sie sich, dass seit einigen Monaten keine Explosion mehr passiert ist und sie  nicht um liebe Menschen trauern müssen, die sie dabei verloren haben. Sie haben Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Herzen und hören den Gebetsansprachen des  Freitagsimams zu.

 

Die beiden Ansprachen zum Freitagsgebet sind zu Ende und die Gläubigen bereiten sich auf das Gemeinschaftsgebet vor.

 

 Plötzlich passiert etwas, was sich so oft in den vergangenen Jahren wiederholt hat. Wieder schlägt die Freude und Zufriedenheit um in Stöhnen und Schreien. Jeder hat einen anderen bei der Hand gepackt und will mit ihm in eine Richtung flüchten und viele suchen bereits unter den Trümmern unter den Toten und Verletzten nach ihren Angehörigen. Die aufgeregten Schreie der entsetzten Menschen sind  noch einige Stunden lang in dem Viertel Seyyed Abad zu hören. Überall siehst du Menschen, die den fast leblosen Körper ihres Bruders oder Kindes oder Vaters auf den Armen  zu Fuß oder mit einem Fahrzeug eilends ins Krankenhaus bringen, um das Leben des Verletzten zu retten.

 

An den Wänden der Freitagsmoschee klebt das Blut von Unschuldigen, die nur das Gebet verrichten wollten. Ihr einziges Vergehen ist die Befolgung ihres Vorbildes Ali (Friede sei ihm). Dafür mussten sie auf dem Gebetsteppich sterben.

 

Dies war nicht das erste Mal, dass die Muslime den Tod ihrer Geschwister betrauern mussten und es war nicht das letzte Mal. Eine Woche später haben die Schiiten in einer anderen Stadt, in Kandahar , als sie sich im Gebet vor Gott verbeugten und um Gottes eingedenk zu sein, sich  am Freitag umeinander versammelt hatten, dasselbe erlebt und vor kurzem – am 10.  November – ereignete sich das gleiche in Nangarhar. 

 

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Seit über 40 Jahren gibt es wegen Besatzung und Krieg solche schrecklichen Ereignissen in Afghanistan. Seit 40 Jahren droht  den Bürgern in Afghanistan ständig der Verlust von lieben Menschen. Mal war es England, mal  die Sowjetunion, mal waren es die Marxisten und dann die Amerikaner, die Unheil im Land heraufbeschworen. Das sind alles schwarze Zeiten in der Geschichte Afghanistan gewesen.

Wenn diese finsteren Tage und Nächte und das schwarze Übel der Maßlosigkeit von Fremden nicht gewesen wären, dann hätten doch die afghanischen Völker zusammen alle in Frieden und Sicherheit verbracht – von den  Paschtunen , Turkmenen, Tadschiken und Balutschen  bis zu den Hazara und den Kizilbasch und Sadat.  Die Afghanen haben viel Leid erfahren und sie haben sich immer ein friedliches Leben gewünscht. Sie haben auch während dieser Kriege, ohne darauf zu achten, ob jemand der sunnitischen oder der schiitischen Rechtsschule angehört, zusammen das Leid ertragen und einander Trost gespendet.  

 

 

Vor 40 Jahren, als Imam Chomeini (r.h.) bereits im Iran die junge islamische Republik leitete,  strahlte er auch auf das von den Sowjets beherrschte Afghanistan Licht aus: schiitische und sunnitische Kampfgruppen vertrieben gemeinsam die Sowjets aus ihrem Land. Imam Chomeini (r.h.) ermutigte die afghanischen Muslime und lobte sie wegen ihrer Tapferkeit und weil sie den Götzen namens „Sowjetunion“ vom Sockel gestoßen und der Sowjetunion eine gehörige Ohrfeige verabreicht hatten. Die Muslime in Afghanistan wissen den Begründer der Islamischen Republik Iran daher immer noch zu schätzen.

 

Seit Jahren sind jene hinterlistigen Füchse im Ausland bestrebt, diese einmalige Einheit unter den Sunniten und Schiiten völlig zu vernichten. Sie attackieren diese Einmütigkeit mal unter dem Vorwand ethnischer und Stammesunterschiede und mal unter dem  Vorwand der Unterschiede zwischen  Schiiten und Sunniten. Bei den jüngsten Explosionen war der Vorwand die unterschiedliche Meinung hinsichtlich der religiösen Rechtsschule oder wie sie es nennen – der schiitisch-sunnitische Konflikt. Aber zwischen den Schiiten und Sunniten gibt es keinen Streit, obwohl sie verschiedenen Rechtschulen angehören, denn ihre Religion, ihr Gott und ihr Prophet und ihr heiliges Buch sind dieselben. Ob Schiiten oder Sunniten: Ihre Gebetsrichtung ist die gleiche, nämlich die Kaaba in Mekka, und sie verrichten das Gebet um des Einen Gottes zu gedenken, und Moscheen sind für sie alle etwas Heiliges. 

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Afghanistan ist das Land der Einheit zwischen Schiiten und Sunniten. Die afghanische Bevölkerung überragt,  was die Einheit anbelangt, um einiges die anderen Mitglieder der Islamischen Weltgemeinde. Dies ist die Frucht des vernünftigen friedlichen Zusammenlebens von Schiiten und Sunniten. Aber diese kostbare Tatsache missfällt offensichtlich den Feinden dieser Nation.  

 

Die schrecklichen Anschläge überall in Afghanistan verdeutlichen, dass die Feinde Afghanistans es auf die Brüderlichkeit und die Einheit zwischen Schiiten und Sunniten abgesehen haben.  Aber trotz all dieser teuflischen Umtriebe und Heimtücken hat die kluge und geduldige Bevölkerung von Afghanistan oftmals bewiesen, dass sie nicht so einfach von ihrer Solidarität und Einheit ablässt.

  In Afghanistan gibt es verschiedene Völker, die die beiden großen Rechtschulen, die hanafidische und die dschafaridische - befolgen. Seit vielen Jahren leben sie in islamischer Brüderlichkeit und Freundschaft zusammen. Sie kommen in die Moscheen voneinander und verrichten hinter dem Gebetsimamen voneinander  das Gemeinschaftsgebet. Sie nehmen am dem Letzten Geleit der Anhänger der anderen Konfession teil  und teilen Freud und Leid miteinander. Die sunnitischen Glaubensbrüder sind bei den größten Trauerzeremonien der Schiiten anlässlich des Märtyrertodes von Imam Husain (a.s.) zugegen. Sie  gedenken dieses Imams, spenden anlässlich dieser Zeit zur Erfüllung eines Gelübdes, halten das Trauerbanner für den Imam hoch, klopfen sich in Trauer auf die Brust und vergießen Tränen für ihn. Imam Husain (a.s.) gehört ja auch allen und in der besonderen Gedenkzeit an ihn tritt die Einheit unter den Muslimen in Afghanistan deutlich zu Tage.

                         Musik

Die Einheit zwischen den Schiiten und den sunnitischen Geschwistern geht darauf zurück, dass die Anhänger aller religiösen Rechtschulen zu dem einen Glaubensvolk des Propheten Gottes gehören. In diesem geschlossenen Glaubensvolk übernimmt jeder eine Rolle und zugleich bilden sie zusammen ein Ganzes und haben die gleiche Identität. Dies ist keine Einheit aufgrund sozialer Notwendigkeit. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft grenzen einander nicht aus und erklären einander nicht als Nicht-Gläubige. Sie bekämpfen einander nicht und fügen einander keinen Schaden zu. Aber seit Jahren versuchen die Feinde des Islams  mit einem externen Element  diese geschlossene Gemeinschaft von innen heraus zu spalten und zu zerstören.

Dieser externe Zerstörfaktor ist in unserer Zeit die Takfir-Ansicht, nämlich die Meinung, dass einige in der muslimischen Gemeinde keine Gläubigen seien und deshalb exkommuniziert werden müssen und sogar getötet werden dürfen. Es sind fanatische Gruppen wie die IS-Terrorbande, die diese irrige Denkweise verkörpern. Dabei handelt es  sich um bösartige oder geblendete Leute, die vor keinem Verbrechen zurückscheuen. Am schlimmsten ist, dass sie ihre scheußlichen Verbrechen im Namen des Islams begehen!

Dabei ist der Islam eine Religion, deren großen Vorbilder immer die Gerechtigkeit gepredigt haben. Sie haben   niemals und nirgendwo und unter keinen Umständen erlaubt, dass unschuldige  Frauen, Kinder und Männer getötet werden. Nur ein krankes Gehirn kann den lieben Islam auf diese Weise auslegen, wie die IS-Terrormiliz und ähnliche Terroristen es tun. Ihre Ansicht ist teuflisch.

Wie können sie ein kleines Kind umbringen, welches mit in die Moschee gekommen ist? Hat es denn irgendeine Sünde begangen? Seine Mörder sind keine Muslime und sie haben keinerlei menschlichen Gefühle. Wie sie sich auch immer nennen wollen: Ihnen gebührt eine schwere Strafe. Eine ewige Pein.   

 

 

O Gott! Wir klagen zu dir ob all diesem Leid und vertrauen in Dich während harter und guter Zeiten,  und wenn wir auf eine Besserung hoffen, dann setzen wir nur in Dich Hoffnung. Bei Gott, bei Mohammad und seinem Hause, deren Befolgung Du uns zur Pflicht gemacht hast, schicke bald, so schnell wie ein Lidschlag,  Erleichterung. Amen, o Herr der Welten.