2020: HIV und Covid 19
(last modified Mon, 30 Nov 2020 01:41:13 GMT )
Nov 30, 2020 02:41 Europe/Berlin

Im Jahre 1981 stießen Wissenschaftler auf eine Krankheit, bei der aus unbekannten Gründen das Abwehrsystem des Körpers geschwächt wird. Man fand heraus, dass es sich um einen Virus handelt, der diese Erkrankung hervorruft. Er wurde HIV genannt.

 

Der Aids-Erreger HIV wurde  1930 in Westafrika festgestellt. Forscher sind der Meinung, dass er von einem Virus namens SIV, der das Immunsystem von Schimpansen  schwächt, stammt. SIV ging  beim Verzehr des Fleisches dieser Tiere auf den Mensch über und mutierte zu HIV.   Innerhalb von mehreren Jahrzehnten nahm die Zahl der Aidserkrankungen  in ganz Afrika zu und danach fand das Virus auch Verbreitung an anderen Orten der Welt . In  den USA trat das Virus  zum ersten Mal  im Jahre 1981 auf. Die ersten Fälle von Erkrankungen an HIV zeigten sich unter Süchtigen, die Drogen spritzen und unter Homosexuellen. Seitdem hat HIV wegen seiner raschen Ausbreitung mehreren Millionen Menschen auf der Welt das Leben gekostet.  Dieser sich weiter ausbreitende Virus wird mittlerweile  als Pandemie  eingestuft.

 Der 1. Dezember wurde 1988 zum Welt-Aidstag mit dem Ziel erklärt, das Budget zur Bekämpfung von Aids zu steigern ebenso wie die Bevölkerung vermehrt  aufzuklären und zu schulen und Benachteiligungen bei der Behandlung von Aidskranken zu beseitigen. Der Welt-Aidstag erinnert daran, das nach wie vor HIV existiert und noch viel für die vollständige Vernichtung dieses Virus getan werden muss.

 

In der ersten Phase nach Ansteckung mit HIV kann es vorkommen, dass der Infizierte nur für kurze Zeit grippeähnliche Symptome aufweist. Aber diese  kurze grippeähnliche Erkrankung tritt nicht bei allen auf und bei manchen Infizierten macht sich der Virus lange Zeit überhaupt nicht bemerkbar. Diese erste Phase von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen wird Inkubationszeit genannt – Zeit der Ausbrütung. Im fortgeschrittenen Stadium schwächt die Krankheit daraufhin zunehmend das Immunsystem des Betroffenen und er wird anfällig für schwere Erkrankungen wie Tuberkulose und Krebs.

 

Der HIV-Virus wird bekanntlich übertragen über Geschlechtsverkehr oder über die Transfusion von Blut, welches das Virus enthält. Ebenso kann das Virus während der Schwangerschaft oder Geburt auf ein Kind übertragen werden, wenn die Mutter an Aids erkrankt ist.

Es ist ein großes Problem dass ungefähr 60 Prozent aller HIV-Infizierten überhaupt nicht wissen, dass sie sich mit dem Virus angesteckt haben.  Dies führt dazu, dass der Virus sich immer weiter unbemerkt in ihrem Körper ausbreiten kann und sie wahrscheinlich weitere Personen in ihrem Umfeld, insbesondere ihren Ehepartner, anstecken.

Es gibt bislang noch keine endgültige Heilung oder einen Impfstoff gegen Aids.  Seit 1987 hat man Wege gefunden, um die Todesrate bei Aids-Erkrankten und die Nebenwirkungen dieser Krankheit zu reduzieren.  Heute gibt es die Möglichkeit, dass jemand, bevor die Krankheit ein fortgeschrittenes Stadium erreicht, die Behandlung beginnen und ein natürliches Alter erreichen kann wie andere. Die Medikamente, die sie erhalten, können auch die Wahrscheinlichkeit, das Virus auf andere zu übertragen, vermindern.  Leider sind jedoch die Aids-Medikamente  sehr teuer und außerdem haben sie Nebenwirkungen.  Dies ist ein Grund dafür, dass die Zahl der Aids-Erkrankten auf der Welt nicht abgenommen sondern sogar zugenommen hat. Tedros Adhanom der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation sagt: „Die Zahl der Aidskranken, die in Behandlung sind, ist zwar heute größer als eh und je, aber es gibt noch viele Kranke, denen keine Behandlung zugutekommt.“

 

Laut den jüngsten Statistiken gab es 2019 mehr als 38 Millionen Menschen auf der Welt, die an Aids erkrankt sind. Das war eine Million mehr als im Jahre 2018. Im Jahre 2019 wurden 700 tausend neue Aidserkrankungen registriert, davon insbesondere in Osteuropa  und in Zentralasien. Dies zeigt, dass die Welt noch einen langen Weg vor sich hat, bis sie die Aids-Pandemie unter Kontrolle gebracht hat. Im Vergleich zum Jahre 2010  hat die Zahl der Aids-Kranken in Osteuropa und Zentralasien um 72 Prozent zugenommen.  Im Mittleren Osten und in Nordafrika  war ein Anstieg von 22 Prozent und in Lateinamerika um 21 Prozent zu verzeichnen.

Gemäß dem UN-Programm wurden für  2020 große Fortschritte auf dem Gebiet der Bekämpfung von Aids erwartet, aber laut jüngster Erklärung der Weltgesundheitsorganisation auf ihrer   Webseite  hat der weltweite Ausbruch des neuen Virus Covid 19 den Prozess für Behandlungsfortschritte und zunehmende  Kontrolle von Aids um circa 10 Jahre zurückgeworfen. Die Weltgesundheitsorganisation gab bekannt, dass das gesetzte Ziel des gemeinsamen Projektes zur  Bekämpfung von Aids in diesem Jahr nicht erreicht wird und dass sogar die Gefahr besteht, dass die bisherigen Errungenschaften wieder verloren gehen. 

Gemäß einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation und des UN-Kollektivprogramms von Aids kann es sein, dass in der afrikanischen Süd-Sahara in diesem und im kommenden Jahr 500Tausend Aidskranke an Krankheiten wie Tuberkulose sterben müssen  weil aufgrund der Covid-19-Pandemie die notwendigen medizinischen Dienstleistungen fehlen. Laut dem Untersuchungsbericht werden die Kapazitäten des Gesundheitswesens in der Corona-Zeit so sehr überfordert, dass es für HIV-Infizierte schwieriger geworden ist, in den Genuss von  entsprechender medizinischer Behandlung zu gelangen.

 

 

Laut Untersuchungsberichten verschlimmert Covid 19 andere Krankheiten wie Aids, Malaria und Tuberkulose  und führt zu einer Zunahme der Todesfälle unter den von diesen Krankheiten betroffenen Menschen. Im Falle von Malaria werden deshalb in den kommenden 5 Jahren 35 Prozent mehr Todesfälle erwartet, besonders in südafrikanischen Ländern, in denen es viele Fälle von Malaria gibt.  Möglicherweise werden auch innerhalb der kommenden 5 Jahre die Todesziffern bei Tuberkulose-Kranken um 20 Prozent zunehmen und es kann sein, dass neue Tuberkulosefälle unerkannt bleiben.  Was HIV-Erkrankte anbelangt, vermutet man für denselben Zeitraum einen 10-prozentigen Anstieg der Todesfälle, bedingt durch Covid 19.

 

 

Das Virus Covid 19 hat auch negative Auswirkung auf die Dienstleistungen für Aids-Kranke. Zum Beispiel entstehen Komplikationen bei der Besorgung und Verteilung der wichtigen Anti-Virus-Medikamente für HIV-Infizierte.  Qarantänebestimmungen und die beschränkte Reiseerlaubnis verhindern oder erschweren den Versand von Medikamenten im In- und Ausland  und einige Verteiler  liefern die benötigte Medizin nicht rechtzeitig.  Außerdem treten Probleme beim Testen auf HIV auf. Dazu kommt dass HIV-Infizierte, die nichts von ihrer Ansteckung ahnen, den Virus auf andere übertragen, so dass die Zahl der Aids-Erkrankten steigt. Es kann außerdem sein, dass sich einige  aus Angst vor einer Ansteckung  mit Covid 19  nicht für einen Aids-Test oder für die Behandlung von Aids in medizinische Zentren begeben. Laut einer Umfrage vermeiden 58 Prozent der Bürger in Südafrika den Gang in ein medizinisches Behandlungszentrum.

Unter diesen Umständen mahnt der  Internationale Tag zur Bekämpfung von Aids alle auf der Welt, dass HIV noch nicht ausgemerzt wurde und noch  viel zu seiner Bekämpfung getan werden muss. Der Welt-Aidstag 2020 wurde  unter das Motto „Flexibilität und Einfluss für Beendigung der HIV/Aids-Epidemie“ gestellt. Hiermit sollen die Völker und die Verantwortungsträger der Länder überall auf der Welt darauf aufmerksam gemacht werden, noch ernsthafter und kontinuierlich der Bekämpfung von Aids Beachtung zu schenken.

 

 

Winni Byanyima, Exekutivdirektorin des Gemeinsamen Programmes der Vereinten Nationen für HIV(Aids)  (UNAIDS) hat vor kurzem erklärt, dass täglich ernsthafte Entscheidungen getroffen werden müssten, um bis 2030 ein für alle Mal die Erkrankung an HIV zu stoppen.