Jun 13, 2022 05:23 Europe/Berlin

Der Hadsch ist ein sehr fruchtbarer und prächtiger Gottesdienst, und für jeden eine religiöse Pflicht, der finanziell und körperlich in der Lage ist, ihn zu vollbringen. Kurz vor der diesjährigen Pilgerfahrt zum Hause Gottes in Mekka trafen sich die Verantwortlichen und Betreuer dieser großen Versammlung mit dem Oberhaupt der Islamischen Revolution.

Nach zwei Jahren, in denen auch der Hadsch nicht  von Covid 19 verschont blieb, wird diese große Zusammenkunft wieder stattfinden. Ayatollah Khamenei sagte daher auf seinem Treffen mit den Verantwortungsträger für den Hadsch am 8. Juni 2022: „Es ist eine große Frohbotschaft, dass nach zwei Jahren, Gott der Allmächtige dieses Tor erneut für die iranischen Pilger – die Sehnsüchtigen im Iran und die anderen Brüder anderer Länder geöffnet hat. Es ist die göttliche Einladung, welche das Tor öffnet und den Weg für euch freigibt. Diese Gnade wird nicht von irgendjemandem gewährt. Euer sehnsüchtiger Wunsch und die Sehnsucht der geehrten Hadschpilger wurde von dem Herrn der Welt anerkannt.“

Die Verantwortlichen für den Hadsch treffen sich mit dem Revolutionsoberhaupt

 

Der Hadsch ist ein prächtiger Akt des Gott-Dienens und jedes Hadsch-Ritual ergibt einen schönen Sinn. Revolutionsoberhaupt Ayatollah Khamenei erinnerte an die vielen Seiten dieses besonderen Brauches. Das Konzept des Hadsches zeigt wie sehr Gott über das Herz des Menschen und seine Bedürfnisse im Bilde ist; dies nicht  nur über den einzelnen sondern über alle Menschen, nicht nur für eine Generation, sondern für alle Generationen. Gott bietet dem Menschen die Gelegenheit dieses Konzept zu nutzen.  Ayatollah Khamenei verwies darauf, wie groß der Nutzen des Hadsches ist, wenn sein tieferer Sinn verstanden wird.

Er führte einige Stellen im Koran über den Hadsch an, so den Vers 97 der Sure 5 (Maida), welche den Hadsch als  قیام للناس Qiyam al nas – feste Stütze, Grundlage für die Menschen – bezeichnet und fuhr fort: „Das Wort Qiyam kommt zweimal im Koran vor. Ein zweites Mal in Bezug auf materiellen Besitz nämlich (am Anfang des Verses 5 der Sure 4 (Nisa):

 : لا تُؤتُوا السُّفَهاءَ اَموالَکُمُ الَّتی جَعَلَ اللَهُ لَکُم قیاما؛

Und gebt nicht den Toren euren Besitz, den Allah euch zur Aufrechterhaltung (Qiyam)  (eures Lebens) bestimmt hat. Nur hier nennt Gott der Allmächtige den Besitz, das Eigentum in der Gesellschaft, den Reichtum ein Mittel zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft. In Wahrheit verhält es sich ja auch so. Denn ohne Besitz und Reichtum kann die Gesellschaft nicht weiterkommen. Sie braucht Besitz. Materiell gesehen ist der Mensch auf Besitz angewiesen.  Qiyam kommt aber auch hier (in dem Vers 97 der Sure 5 (Maida) vor:

جَعَلَ اللَهُ الکَعبَةَ البَیتَ الحَرامَ قیاماً لِلنّاس

Allah hat die Kaaba, das geschützte Haus, zu einer festen Grundlage  für die Menschen gemacht,

 

Nun, hier hat Qiyam nicht nur eine materielle Seite.  Eine materielle Seite hat es auch, denn es heißt ja (an einer Stelle des Verses 2, der Sure 22 (über den Hadsch):

لِیَشهَدوا مَنافِعَ لَهُم

damit sie (allerlei) Nutzen für sich erfahren...

Aber die immateriellen Vorteile überragen (beim Hadsch) die materiellen. Es sind Vorteile für das Verhalten, für die Moral, für die Erinnerung an die (richtige) Lebensweise. Das ist es was den Hadsch ausmacht.“

 

Ansprache Ayatollah Khameneis am 8.6.2020

 

Als wichtige Lehren des Hadsches nannte Ayatollah Khamenei die Lehre von dem Zusammenleben, einer schlichten Lebensführung und der Enthaltung von Sünden sowie den Verzicht auf erreichbare Dingen,  bei  denen man jedoch auf der Hut sein soll.

Über das Zusammenleben sagte er: „Worin bestehen aktuell die Probleme der Menschen auf der Welt  – und nicht nur der Muslime? Sie bestehen doch darin, dass sie nicht wissen wie man zusammenlebt. Sie machen einander Vorschriften, sie sprechen schlecht übereinander, sie verdrängen und schaden sich gegenseitig. Der Hadsch lehrt das Zusammenleben. Er zeigt euch in einem kurzen Zeitraum ein Modell für das Zusammenleben und sagt: So müsst ihr leben!  Ein weiteres Beispiel liefert die Lehre von einem schlichten Leben. Das Pilgergewand Ihram ist doch ein Sinnbild für schlichtes Leben. Beim Ihram ist nichts überflüssig.  Er reicht aus, um euren Körper zu bedecken. Das ist „schlichtes Leben“. Ihr braucht nicht euer ganzes Leben lang nur eine solche Kleidung zu tragen und mit dem Pilgergewand zu leben. Nein. Aber es soll heißen:  Lernt daraus! Lernt dass man einfach leben kann und dass der schlichte Lebensstil verbreitet werden muss.“  

                           

Zum Hadsch-Brauch gehören mehrere Riten. Jedes Ritual enthält eine Lehre. Wenn der Pilger sich im Weihezustand befindet und das Pilgergewand angelegt hat, müssen alle vor ihm sicher sein, auch Tiere und sogar Insekten.  Im Zusammenhang mit dem Verzicht auf  erreichbare Dinge, bei denen der Mensch auf der Hut sein soll, sagte Ayatollah Khamenei: „Es gehört zu den Prüfungen im Leben des Menschen, dass wenn ihm alles zur Verfügung gestellt wurde,  es ihm schwer fällt darauf zu verzichten und es für ihn schwierig ist, sich den Wünsche seines Egos zu widersetzen. Da gibt es verschiedene  Sachen, angenommen der (unrechtmäßige(Kontakt zu dem Nicht-Mahram (mit einer Person vom anderen Geschlecht, mit der potentiell eine Heirat erlaubt wäre) , geschlechtliche Dinge und ähnliches.  Es steht euch etwas zur Verfügung  und da müsst ihr  lernen, dass etwas zur Verfügung steht und dennoch nicht Mubah – erlaubt – ist.  Das ist etwas was uns der Koran über den Hadsch (an einer Stelle im Vers 94 der Sure 5), am Beispiel der Jagd lehrt:

 

یا اَیُّهَا الَّذینَ ءامَنوا لَیَبلُوَنَّکُمُ اللهُ بِشَیءٍ مِنَ الصَّیدِ تَنالُهُ اَیدیکُم وَ رِماحُکُم؛

O die ihr glaubt, Allah wird euch ganz gewiss mit etwas von dem Jagdwild prüfen, das eure Hände und Lanzen erreichen (können), ...

Ayatollah Khamenei äußerte noch weitere Empfehlungen an die Pilger und die Verantwortungsträger für den Hadsch. Er sagte, sie sollten dieses große Gottesgeschenk schätzen und dafür dankbar sein. Die  Dankbarkeit bestünde darin, den Hadsch in der aufrichtigen Absicht zu hegen, Gott näher zu kommen und alle Hadsch-Riten bestens zu vollbringen.

Er rief die Mekkapilger auf, sich innerlich auf diese sehr wichtige  spirituelle Reise vorzubereiten, indem er sagte:

„Bereitet euch vor auf diese Atmosphäre: durch Rezitation des Korans, durch Erinnerung an die Verse über den Hadsch, durch Beachtung der Inhalte des Hadsches, durch Freude auf die Kaaba und den Pilgerbesuch beim Heiligen Grabe des geehrten Propheten und an den Gräbern der unfehlbaren Imame, welcher eine Ergänzung des Hadsches ist. Dies ist etwas, mit dem  ihr euch und euer Herz auf das Betreten der Heiligen Szene des Hadsches vorbereiten könnt.“

 Ayatollah Khamenei sagte, es sei eine gute Sache andere zu beschenken und von der Reise etwas mitzubringen, aber dies sollte die Pilger nicht dazu verleiten, viel Zeit  auf dem Bazar zu verschwenden und dadurch etwas von dem Nutzen des Hadsches aus der Hand zu verlieren. Er betonte, es sei besser wenn diese Geschenke in dem Herkunftsland der Pilger besorgt würden und empfahl: Wer etwas als Reisemitbringsel besorgen will, der gehe für jemanden zwei Gebetsabschnitte in der Heiligen Moschee (in Mekka) verrichten oder mache für ihn  eine Umkreisung der Kaaba. Geht und sprecht dort ein Bittgebet für ihn. Lest dort für ihn eine halbe Seite aus dem Koran. Das sind die wirklichen Mitbringsel von dieser Reise.“

Ayatollah Khamenei spricht über den Hadsch

 

 

Die große Zusammenkunft des Hadsches verbildlicht die islamische Einheit. Sie ist die beste Gelegenheit für die Annäherung der verschiedenen islamischen Rechtsschulen und für Abstinenz von den Meinungsverschiedenheiten zwischen Schiiten und  Sunniten.  Das Revolutionsoberhaupt sagte, dass gute Kontakte mit den Pilgern aus anderen Ländern, bei denen die Wahrheit erhellt wird, und die Heranziehung des Korans und gute Koranrezitatoren  zur Einheit verhelfen. Er sagte nach dem  Hinweis darauf, dass die Engländer sich gut darauf verstehen, Streit zu entfachen, weiter:  Seid darum bemüht, dass diese Einheit nicht gestört wird.  „Die Imame (gegrüßet seien sie) nahmen an dem Gemeinschaftsgebet teil, das von einem Vorbeter in der Al-Haram-Moschee  geleitet wurde... Imam Sadiq nahm absichtlich teil,  damit die anderen es sehen. ...Wir haben so viele Gemeinsamkeiten. Ignorieren wir diese etwa und konzentrieren uns auf die Meinungsunterschiede?! Lasst das nicht zu, lasst das nicht zu! Der  Imam (Chomeini – möge zufrieden mit ihm sein)  hat es untersagt, dass das Gemeinschaftsgebet  innerhalb der Hadsch-Karawanen gebetet wird.  Damals sagte er: Lasst das sein! Verrichtet dort das Gebet: in der Moschee. Das dient der Einheit. Verstärkt diese Einheit so gut ihr könnt.“

 

 

 

Revolutionsoberhaupt Ayatollah Khamenei sagte, es zähle zu den Erfordernissen beim Hadsch über die heimtückischen Pläne der Zionisten aufzuklären. Er sagte:

„Das Übel des Zionismus für die Islamische Welt ist ein spürbares, dringliches und nahes Übel.  Sie waren immer ein Übel, sogar vor der Gründung des illegalen Staates des zionistischen Regimes.  Damals waren die zionistischen Kapitalisten auf der Welt ein Übel, welches das Leben von allen bedrohte. Auch heute sind sie es und ganz besonders für die Islamische Welt. Das muss aufgedeckt werden.“

Das Revolutionsoberhaupt erklärte den Verkehr  zwischen arabischen und nicht-arabischen Regierungen, die sich im Widerspruch zu der Forderung ihrer Völker auf eine  Normalisierung der Beziehungen mit dem zionistischen Regime zubewegen, für ergebnislos und fügte hinzu:

„Das zionistische Regime sahnt sie nur ab, beutet sie nur aus. Aber sie merken es nicht, sehen es nicht ein. Allerdings werden sie es nach einiger Zeit feststellen und wir hoffen, dass es dann nicht zu spät geworden ist. Das sind Dinge,  über die aufgeklärt werden muss. Das einzige was diese Regierungen zu (diesem Schritt) veranlasst, ist die Forderung der USA.  Sie wollen entsprechend dem Wunsch der USA handeln. Weil es den USA so  beliebt, handeln sie so.“  

Ayatollah Khamenei verwies auch auf die große Verantwortung des Gastgeberstaates in der Hadschzeit und dass dieser im Interesse der Islamischen Welt handeln muss. Er sagte:

Mekka gehört allen Menschen: (Denn es heißt in der Sure 3, Al-i Imran, Vers 96 über die Kaaba):

: اِنَّ اَوَّلَ بَیتٍ وُضِعَ لِلنّاس‌؛ 

Das erste (Gottes)haus, das für die Menschen gegründet wurde,

Es ist für die Menschen bestimmt (denn es ist in der Sure 22 (Hadsch) im Vers 5 die Rede von) :

سَواءً العاکِفُ فیهِ وَ الباد

 

 (...der geschützten Gebetsstätte, die Wir für die Menschen bestimmt haben)

, gleich ob sie dort ansässig oder nur vorübergehend anwesend sind.

Die Kaaba gehört allen. Sie gehört nicht diesem Staat. Eine Regierung hat dort zu herrschen angefangen und die dortigen Angelegenheiten in die Hand genommen. Sie muss im Sinne des Wohles der islamischen Welt handeln und nicht in ihrem eigenen Interesse. Die Sicherheit der Pilger muss bewahrt bleiben.  Ich, fordere ernsthaft - Sicherheit für alle Pilger und insbesondere die Sicherheit der iranischen Pilger. Sie sind dazu verpflichtet. Sie sind verpflichtet, diese Sicherheit zu wahren und nicht zuzulassen dass sich frühere Tragödien wiederholen.   

 

 

 

 

Tags