Tel Aviv oder Kairo – Wer verliert durch die Aussetzung des Gasabkommens?
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Tel Aviv oder Kairo – Wer verliert durch die Aussetzung des Gasabkommens?
ParsToday – Mehrere ägyptische Militärexperten haben auf die jüngsten Drohungen des zionistischen Regimes reagiert und betont, dass Tel Aviv Erdgas nicht als Druckmittel gegen Ägypten einsetzen könne.
Der Nachrichtensender Al-Hadath berichtete, dass die Spannungen zwischen Kairo und Tel Aviv zunehmen. Israels Regierung behauptet, Ägypten habe seine militärische Präsenz auf der Sinai-Halbinsel verstärkt – ein Vorwand, den Israels Energieminister Eli Cohen nutzte, um mit der Aussetzung des groß angelegten Gasabkommens zwischen beiden Seiten zu drohen.
Auch Verteidigungsminister Yisrael Katz kündigte an, die Grenzregion zu Ägypten in eine „geschlossene militärische Zone“ zu verwandeln.
Wie ParsToday berichtet, erklärte Diaa Rashwan, Leiter der ägyptischen Informationsbehörde, dass Kairo „klare und eindeutige Botschaften“ an Israel in Bezug auf seine Truppenpräsenz auf dem Sinai übermittelt habe. Wael Rabie
Der Nahost-Experte Wael Rabie sagte, Israels jüngste Äußerungen seien Teil eines innenpolitischen Medienspiels und dienten dem Versuch, eine externe Bedrohung zu inszenieren.
„Das ist die übliche Strategie Netanjahus, sobald er sich in einer innenpolitischen Krise befindet“, erklärte Rabie. Auch die Äußerungen des Energieministers zur möglichen Aussetzung des Gasvertrags erfolgten laut Rabie auf direkte Anweisung des israelischen Premierministers.
Der Vertrag umfasst die Lieferung von 130 Milliarden Kubikmetern Gas aus dem Leviathan-Feld bis zum Jahr 2040 und enthält strenge Strafklauseln, die einen Rücktritt Israels wirtschaftlich nahezu unmöglich machen.
„Ein Ausstieg würde für Tel Aviv Milliardenverluste bedeuten“, betonte Rabie.
Er fügte hinzu, dass eine Aussetzung des Abkommens zugunsten Ägyptens wäre – aus drei Gründen:
- Laut den jüngsten Erklärungen des ägyptischen Premierministers wird das Land bis 2027 im Gassektor energieautark sein.
- Kairo investiert zunehmend in Wind- und Solarenergie, was die Abhängigkeit von Gas reduziert.
- Der ägyptische Atomreaktor, der 2027 in Betrieb gehen soll, wird langfristig die Selbstversorgung des Landes im Energiesektor sichern.
Generalleutnant Rabie erklärte weiter, dass die ägyptischen Streitkräfte auf dem Sinai im Einklang mit dem Friedensabkommen von 1979 operierten und deren Präsenz keineswegs einen Vertragsbruch darstelle. „Diese Kräfte sind Anti-Terror- und Grenzschutztruppen, die Ägyptens Grenzen vor Schmuggel, Extremismus und jeder Form von Terrorgefahr sichern“, betonte er.
Der ehemalige ägyptische Energieminister Osama Kamal sagte in einem Interview mit Al-Hadath, dass israelisches Gas für Ägyptens Energiemarkt keine entscheidende Rolle mehr spiele. „Israel ist heute stärker von diesen Einnahmen abhängig als Ägypten von den Lieferungen. Daher trifft ein Exportstopp in erster Linie Tel Aviv selbst“, erklärte Kamal.
Er unterstrich, dass Ägypten unter keinen Umständen zulassen werde, dass das Gasdossier als politisches Druckmittel gegen Kairo missbraucht wird. Sollte Israel offen und offiziell Härte zeigen, verfüge Ägypten über „wichtige strategische Karten“, um im passenden Moment zu reagieren.
Kamal wies darauf hin, dass eine mögliche Aussetzung oder Aufhebung des Abkommens durch den israelischen Premierminister innenpolitische Konsequenzen hätte, da ein solcher Schritt das israelische Parlament (Knesset) wegen seiner negativen wirtschaftlichen Folgen spalten würde.
„Ägypten verfügt über ein integriertes System, das ihm strategische Flexibilität und die Fähigkeit verleiht, auf jede geopolitische oder wirtschaftliche Veränderung auf den globalen Gasmärkten zu reagieren“, sagte Kamal. Er ergänzte, dass Kairo konsequent daran arbeite, seine Energiequellen zu diversifizieren, um unabhängig von regionalem Druck oder einseitigen Entscheidungen seiner Partner langfristige Stabilität zu sichern.
Zum Abschluss betonte Kamal, dass Ägypten eine klare Vision verfolge, sich zu einem regionalen Energiezentrum zu entwickeln – als zentrales Bindeglied zwischen den Gasproduzenten im östlichen Mittelmeerraum und den europäischen sowie asiatischen Märkten, die angesichts der globalen Energiekrisen verstärkt nach alternativen Bezugsquellen suchen.
Unterdessen hatte Israels Energieminister Eli Cohen erklärt, er werde das geplante Gasexportabkommen mit Ägypten aus politischen und sicherheitspolitischen Gründen vorerst nicht unterzeichnen, solange die Interessen Tel Avivs nicht vollständig garantiert seien.