Fotogalerie des Kamran-e Schirdel zum Thema Revolution
Seit dem 30. November stellt Kamran-e Schirdel in der Teheraner Nabschi-Galerie Fotos von der Revolution , die vor circa 40 Jahren im Iran siegte, aus. Zu der Ausstellung, die noch bis zum 25. Januar läuft, gehört auch Filmmaterial.
Es ist ein kalter Winter. Der graue Himmel verspricht Schnee und größere Kälte. So ist eben das Wetter um diese Zeit im Jahr. Die Kälte geht bis in die Knochen. So war es bereits vor zehn und vor hundert Jahren. Aber vor 40 Jahren, war die Kälte weniger zu spüren, denn in den Herzen glühte ein fester Wille.
Die Rede ist vom Winter 1979, das Jahr 1357 nach iranischem Sonnenkalender. Das Jahr, in dem die Revolution im Iran im Monat Bahman, im Februar, siegte. Die Rede ist von den vielen Menschen, die die Straßen ihrer Städte füllten und im Inneren die Wärme der Solidarität und des Vertrauens in die eigenen Kräfte verspürten.
Die Ära der Islamischen Revolution des iranischen Volkes besteht nun schon seit nahezu 40 Jahren und jedes Jahr werden die wertvollen Erinnerungen an die Siegestage dieser Revolution aufgefrischt: durch ein literarisches oder künstlerisches Werk, durch Filme, Dokumentationen und Bilder.
In den letzten Jahren haben iranische Fotografen und Filmemacher zahlreiche Bilder und Videos aus dieser Zeit gezeigt, welche die damalige Realität festgehalten haben. Die jüngste Ausstellung ist von dem erfahrenen Dokumentationsfilmer Schirdel. Kamran-e Schirdel ist fast 80 Jahre alt. Er hat sich persönlich in seiner Ausstellung eingefunden, um nach 40 Jahren seine Erinnerung an die Zeit, in der er seine Aufnahmen machte, mit den Besuchern zu teilen. Für ihn sind Dokumentationen und Fotos ein Spiegel der Wahrheit. Schirdel hat in den letzten Tagen vor dem Sieg der Revolution in Teheran, ohne dass ihn jemand dazu angewiesen hätte, seine Filmaufnahmen und Fotos gemacht.
Kamran Schirdel, den die meisten nur als Regisseur von Dokumentationsfilmen kennen, hat ein Buch mit seinen Fotos über die Revolution und ihren Sieg vor 40 Jahren herausgegeben. Er signiert es auf der Ausstellung für Interessenten.

Eines der ausgestellten Fotos zeigt eine lange Straße. Sie ist menschenleer. Aber ganz am Ende sieht man ein Militärfahrzeug und mehrere Soldaten stehen. Das Bild dokumentiert eine furchterregende Stille. Auf dem nächsten Foto sind mehrere Fahrzeuge zu sehen. Aus dem Fenster eines dieser Fahrzeuge ragt ein Gewehrrohr heraus. Das nächste Bild zeigt 15 Personen in einem offenen Jeep. Nach einem Foto, welche das Verkehrsdurcheinander zeigt, folgt eines von großen Menschenmengen, die sich durch die Straßen wälzen.
Diese Bilder haben die Zeit gegen Ende des iranischen Sonnenjahrs 1357 , im Winter 1979, festgehalten – sie sind ein Gemisch von Angst und Aufregung. Sie erinnern daran, dass die Menschen jeden Tag auf der Straße erschienen und demonstrierten; daran, dass sie sich versammelten, Parolen skandierten und die Flucht ergreifen mussten, wenn ihre Kundgebung angegriffen wurde. Die Bilder schildern jene Tage, in denen sich die Menschen auf einen großen Wandel vorbereiteten.
Das nächste Bild zeigt Motorradfahrer. Es sieht etwas verschwommen aus, denn scheinbar hat die Hand des Fotografen gezittert. Dies ist nicht untypisch für die Bilder aus der Zeit der Revolution. Manchmal spielt sich etwas so schnell ab, dass der Fotograf nicht mithalten kann. Auf dem nächsten Bild sind Demonstranten zu sehen, die sich das Bild von Imam (Chomeini) an die Brust geheftet haben; und dann wieder ein Bild, das zeigt wie die dichten Reihen der Demonstranten, über die Karimchan-Brücke in der Stadtmitte heranrücken, an ihrer Spitze eine große schwarze Fahne auf dem ein Symbol Imam Alis (S) , der Dhul Fiqar, der Säbel Imam Alis (F) abgebildet ist und auf dem die Worte „Nasru min Allah wa Fathul gharib“ aus dem Koran stehen. Diese bedeuten: der Beistand Gottes und der Sieg sind nahe - .
Weitere Bilder zeigen die Ankunft Imam Chomeinis, des Vaters der Islamischen Revolution im Iran, in Teheran und sein Treffen mit der Bevölkerung auf dem Behescht-e-Zahra –Friedhof an den Gräbern der Märtyrer der Revolution. Ebenso sind in der Ausstellung die Menschenmassen zu sehen, die ihren aus dem Asyl zurückgekehrten Revolutionsführer begrüßen.

Der Besucher scheint in die Zeit vor 40 Jahren zurückversetzt und er erinnert sich daran, wie die Menschen Parolen ausriefen, die Autos alle hupten und die Motorräder im Zickzack sich einen Weg bahnten und wie Schüsse fielen.

Einer fragt Schirdel, wieso er erst nach 40 Jahren eine Ausstellung mit den Bildern aus der Revolution veranstaltet hat und ob er eine besondere Botschaft vermitteln wolle. Er sagt: „Ich wollte vor allem einen Teil der Geschichte vermitteln. Ich wollte sehen, ob noch jemand kommt, um sich die Fotos von der Revolution anzuschauen. Wir waren Zeuge, dass die Ausstellung tatsächlich sehr gut angekommen ist. Ich habe interessante Gespräche mit den Besuchern geführt. Die junge Generation, die die Revolution gar nicht miterlebt hat, hat diese Fotos besonders beeindruckt. Sie konnte einen Teil der geschichtlichen Realität nachvollziehen."

Die Fotos von Kamran-e Schirdel unterscheiden sich von denen vieler anderer iranischer und ausländischer Fotografen, die auch Bilder über die Revolution angefertigt haben, durch ihre Neutralität. Er sagt: „Ich gehörte keiner Gruppe an, obwohl ich natürlich gegen das Schah-Regime war, aber damals hatte ich noch kein genaues Islamverständnis. Ich habe einfach nur das festgehalten, was ich sah. Es gab alle möglichen Poster bei den Demonstrationen, aber die meisten waren islamische Poster und Spruchbänder.“
Über die Einmütigkeit der Bevölkerung während der Revolution sagt er: „Ich wurde bei allen zum Essen eingeladen, und sie haben wir Unterschlupf gewährt. Sie haben mich zum Fenster an der Rückwand ihres Hauses gebracht und gesagt, ich soll von da aus filmen. Die Solidarität zwischen der Bevölkerung war einmalig. Mir kommen die Tränen,wenn ich heute daran denke. Ich bin damals mehrmals festgenommen und auf die Polizeiwache gebracht worden. Es war erstaunlich: Ein Polizeioffizier nahm den Film aus der Kamera so dass er belichtet wurde, zeigte ihn dem Soldaten und sagte: „Auf diesem Film ist doch nichts zu sehen“ Dann gab er mir die Kamera zurück und sagte, ich könne gehen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn er hatte einen ulkigen Trick eingesetzt, damit er mich aus der Hand des Soldaten, der mich festgenommen hatte, befreit.“

Alle Bilder in dieser Ausstellung sind irgendwie aufregend. Schirdel ist unter vielen Menschen gewesen. Aus den Gesichter spricht Zorn. Es sind Momentaufnahmen, die dennoch voller Vitalität stecken. Es sind die Gesichter von Menschen die die Fäuste geballt und sich gegenüber der Unterdrückung zusammengetan haben und ihr Recht fordern.
Auch Mohammad Farnud, ein bekannter Fotograf aus der Zeit der Revolution und der Heiligen Verteidigung hat die Ausstellung von Schirdel besucht. Er sagt über die Fotos: „Diese Bilder haben etwas Besonderes an sich, denn sie geben das Geschehen völlig neutral wieder. Die Fotos von Herrn Schirdel sind sowohl historisch und dokumentarisch wertvoll als auch künstlerisch. Der Fotograf war an Stellen, wo die anderen Fotografen seltener erschienen sind. Ich habe auch während der Revolution Bilder gemacht, aber Fotografen wie Schirdel sind viel weiter als ich gewesen. Das Besondere an den Fotos von Kamran Schirdel besteht darin, dass der Schwerpunkt auf der Beteiligung der Bevölkerung an der Revolution liegt.

Kamran Schirdel, der einen Beitrag zum modernen iranischen Kino geleistet hat, ist 1939 in Teheran auf die Welt gekommen Als junger Mann begann er zunächst in Rom, Italien, ein Studium in Architektur und Städtebau. Aufgrund seines Interesses am Kinofilm nahm er im 4. Studienjahr an der Aufnahmeprüfung für das Kinoforschungzentrum von Rom - Centro Sperimentale di Cinematografia - teil. Er wurde dort als erster iranischer Student aufgenommen.
1965 kehrte er in den Iran zurück und begann Dokumentationsfilme anzufertigen. Während seiner jahrzehntelangen Tätigkeit hat er wertvolle Gesellschaftsdokumentation angefertigt wie 1968 den Film: „Epos eines Gorganer Dorfeinwohners oder „Der Abend, an dem es regnete!“ Dieser Film, den das Schah-Regime erst 6 Jahre lang nicht vorführen ließ, erntete viel Kritikerlob, Publikumsbeifall und Auszeichnungen
Schirdel hat mehr als 100 kurze und lange Industrie- und Werbedokumentationen angefertigt. Er gründete vor circa 20 Jahren das Festival für das Dokumentationskino auf der Insel Kisch. Seine letzten beiden Dokumentationsfilme handeln von dieser schönen Insel im Persischen Golf. Schirdels Dokumentationsfilme sind auf Festivals und in Kulturzentren verschiedener Ort der Welt vorgeführt worden und haben immer wieder Lob geerntet.
In einem Interview hat Kamran-e Schirdel wie folgt im Zusammenhang mit seinen persönlichen Stil gesagt: „Bei Dokumentationen und Spielfilmen ist die Auswahl des Bildausschnittes die Visitenkarte des Regisseurs. Wir können heute im Weltkino, ohne den Namen des Regisseurs eines wichtigen Films zu kennen, sofort an der Auswahl der Bildausschnitte merken, wer diesen Film gedreht hat.“

festgehalten
Dieser Filmregisseur sagt mit Hinweis auf seine jahrelange Erfahrung mit der Herstellung von Dokumentationen. : Ich habe im Leben gelernt, dass man schnell Zeit etwas aus der Hand verliert, wenn man sich sputet. Mein Professor an der Universität in Rom hat mir gesagt: `Für die Anfertigung von Filmen bedarf es keines großartigen Unterrichts und man kann das rasch erlernen, der Rest ist Erfahrung und die Kenntnis und Erforschung des Lebens.` Ich bin von diesem Satz meines Professors, Herrn Nanni Loy, tief überzeugt.“
Außerdem sagt Kamran-e Schirdel in Anlehnung an ein Zitat des bekannten italienischen Filmregisseur Michelangelo Antonioni: „Ich bin kein Soziologe und kein Politiker. Mir die Zukunft vorzustellen ist das einzige, was ich vermag.“