Popularität Irans in Ostasien aus der Sicht von Denkfabriken
(last modified Sat, 29 Apr 2023 08:25:56 GMT )
Apr 29, 2023 10:25 Europe/Berlin

Mit der Stärkung der regionalen Position der Islamischen Republik Iran, insbesondere in Ostasien, ist in den letzten Jahren auch die Aufmerksamkeit von Denkfabriken auf dieses Thema gestiegen. In diesem Zusammenhang nehmen wir in unserem Beitrag die Ansichten mehrerer regionaler und internationaler Think Tanks zur Situation der Islamischen Republik Iran und gleichzeitig die Gründe für ihren Erfolg unter die Lupe.

Die für ihre anti-iranische Einstellung bekannte Denkfabrik ‚Foundation for
Defense of Democracies‘ in Washinghton konnte die politischen und
wirtschaftlichen Folgen des jüngsten Besuchs des Präsidenten der
Islamischen Republik Iran, Ebrahim Raisi, in China letztlich nicht ignorieren
und räumte ein, dass dieses hochrangige Treffen nicht nur den Wunsch
zeige, die politische, sicherheitspolitische und wirtschaftliche
Zusammenarbeit zwischen China und Iran auszuweiten, sondern auch als
Versuch Pekings angesehen werde, eine ausgewogene Politik bei den
Beziehungen zu anderen Ländern des Persischen Golfs zu verfolgen, was
insgesamt die hohe Stellung der Islamischen Republik Iran in der Region und
den Aufstieg ihrer Einflussnahme in Ostasien widerspiegelt.

Das ‚Center for National Interest‘, ebenfalls in Washington, hat den
Bemühungen der Islamischen Republik Iran und Chinas für den Ausbau ihrer
Beziehungen gleichermaßen Aufmerksamkeit geschenkt, und ist der Ansicht,
dass die Unterzeichnung der „Umfassenden strategischen Partnerschaft
zwischen Iran und China“ im März 2021 ein großer Schritt für die Festigung

der Grundlagen regionaler Konvergenz ist, die nach der ersten Vereinbarung
während des Besuchs des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping in
Teheran im Januar 2016 unterzeichnet wurde. Diese amerikanische
Denkfabrik glaubt bezüglich der Beweggründe für eine Annäherung zwischen
China und Iran, dass diese beiden Länder Werte haben, die sie verbinden.
Beide Länder betrachten die westliche Demokratie als ein fremdes, invasives
und schädliches Konzept. Und Chinas Entwicklungsmodell wird Ländern wie
Iran und den arabischen Ländern des Persischen Golfs ohne zusätzliche
politische Forderungen angeboten.

Die Analyse von Yaser Ahmadi Bani, Experte der Denkfabrik
‚Wirtschaftsdiplomatie und Investitionen‘ der Imam-Sadeq (AS) -Universität
in Teheran schreibt über die Stellung und Popularität der Islamischen
Republik Iran in Ostasien: „Die Außenbeziehungen und wirtschaftlichen
Interaktionen der Länder sind heute zu einer sehr wichtigen Angelegenheit
geworden, und die Länder streben die Zusammenarbeit mit den
Wirtschaftsmächten der Welt an, um sich immer weiter zu entwickeln. Da
China in verschiedenen wirtschaftlichen, politischen und militärischen
Bereichen zu einer der Weltmächte geworden ist, schenken die Regierungen
vieler Länder der Zusammenarbeit mit diesem Land immer mehr
Aufmerksamkeit. Die Hoffnung auf die Bildung einer neuen Weltordnung
ohne Supermacht und der Zusammenbruch der Hegemonie der USA hat die
Länder in diese Richtung getrieben und sie hoffen auf eine wirtschaftliche
Zukunft der Welt, die auf der asiatischen Achse beruht.“

Die beiden Denkfabriken, die japanische Sasakawa-Friedensstiftung und das
Büro für politische und internationale Studien des Außenministeriums der
Islamischen Republik Iran haben eine solche Reife und einen solchen
Aufschwung erreicht, dass sie ihre Sitzungen in Anwesenheit hochrangiger
japanischer Wissenschaftler auf dem Gebiet sozialer und kultureller Fragen
Irans abhalten, wobei die Rolle von Professorinnen und Iranologinnen sehr
bedeutsam ist.
An der Spitze dieser Professorinnen steht Frau Emiko Okada, die eine der
Veteraninnen auf diesem Gebiet ist. Emiko Okada ist Iranologin, Islamologin,
Übersetzerin und bekannte Forscherin der persischen Sprache und Literatur
in Japan, die als erste Japanerin 1967 an der Universität von Teheran in
persischer Sprache und Literatur promoviert wurde.
Es gibt auch jüngere Persönlichkeiten, wie Frau Ayano Sasaki und Frau Boko
Fujimoto, die Werke von Saadi, Nizami, Khayyam, und Ferdosis Shahnameh
sowie Werke zeitgenössischer Schriftsteller wie Jamalzadeh und Jalal Ale
Ahmad ins Japanische übersetzt haben.
Die Beziehungen zwischen dem iranischen und dem japanischen Volk sind
mehr als 1000 Jahre alt, und die Kontakte sind über die Seidenstraße
entstanden. Deshalb gibt es viele kulturelle Gemeinsamkeiten zwischen den
beiden Völkern. Trotz der Tatsache, dass Iran und Japan weit entfernt
voneinander im Westen und Osten Asiens liegen, gibt es in beiden Ländern
eine authentische östliche Kultur, die viele Gemeinsamkeiten geschaffen hat.
Eine Kultur, in der versucht wird, die asiatische Identität, die Stärke der
Familie und die Herrschaft der Moral zu bewahren.

Der Exekutivdirektor der pakistanischen Denkfabrik Pakistan
Institute of Peace and Diplomacy glaubt ebenfalls, dass Iran und
ostasiatische Länder, insbesondere China, sich niemals auf den Westen
verlassen, um Beziehungen zu entwickeln und den Bedürfnissen des anderen
nachzukommen. Muhammad Asif Noor betrachtet den jüngsten Besuch des
Präsidenten der Islamischen Republik Iran in China als Ausdruck des starken
Willens dieser beiden verbündeten Länder, eine umfassende
Zusammenarbeit unabhängig vom Vorgehen des Westens oder einseitigen
Sanktionen zu entwickeln, und glaubt, dass diese Reise eine klare Botschaft
an die westlichen Länder, insbesondere die Vereinigten Staaten trägt, dass
Teheran und Peking sich nicht auf die politische und wirtschaftliche
Unterstützung des Westens verlassen und die Fähigkeiten des jeweils
anderen zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen nutzen. Darüber hinaus
gründet und bildet die Region einen regionalen Block. Dies ist besonders
wichtig angesichts der Rolle Chinas als wichtiger Akteur in globalen
Angelegenheiten und seiner wachsenden Konkurrenz mit den Vereinigten
Staaten um regionalen Einfluss, die durch die Präsenz Irans neben China
gestärkt wird.

Die US-Denkfabrik Belfer Center for Science and International Affairs an
der Harvard Universität lobt die Führung des Oberhaupts der Islamischen
Republik Iran beim Voranbringen der Ziele der Islamischen Revolution und
glaubt, dass die westlichen Länder die iranische Führung fälschlicherweise
als Hindernis für die Atomverhandlungen betrachten, während die Realität
das Gegenteil davon ist und das Revolutionsoberhaupt Irans eine

diplomatische Lösung der Nuklearfrage im Einklang mit den Interessen der
Islamischen Republik Iran anstrebt.
Der Analyst des Belfer Center ist der Ansicht, dass der allgemeine Glaube im
Westen darauf basiert, dass das Oberhaupt Irans ein Hindernis für den
Abschluss des endgültigen Atomabkommens sein wird. Aber diese Ansicht
und dieses Bild sind seiner Meinung nach falsch und widersprechen der
Realität. In vielerlei Hinsicht ist das iranische Revolutionsoberhaupt seiner
Meinung nach sehr gemäßigt und glaubt voll und ganz an den multipolaren
Ansatz bei den internen Diskussionen um die Nuklearfrage. Das
Revolutionsoberhaupt hat wiederholt erklärt, dass es das
Atomverhandlungsteam voll unterstützt, hat aber gleichzeitig darauf
hingewiesen, dass sie nicht zu große Hoffnung in die andere Seite setzen
sollten.

Die Gründerin der pakistanischen Denkfabrik Institute of Peace and
Diplomatic Studies (IPDS) betrachtet die islamische Revolution in Iran als
Inspirationsquelle für die Welt, insbesondere für die asiatischen Länder. Sie
betonte, dass diese Revolution eine lokale Bewegung ohne ausländische
Unterstützung sei, die einen Fahrplan für andere Nationen der Welt liefere,
um ihre Ziele und Ideale durch Widerstand und Kampf zu erreichen.
Frau Farhat Asif bezeichnete Iran als den besten Nachbarn und Freund und
Bruderstaat Pakistans und sagte, dass die Islamische Revolution und das
iranische Volk auch von allen Menschen in Pakistan respektiert werden. Sie
betonte, dass die Islamische Revolution in Iran gezeigt habe, wie Nationen
ihre Ziele durch Widerstand und Kampf erreichen können, da das iranische

Volk aus einer inneren Bewegung heraus und ohne Unterstützung von außen
die Revolution zum Sieg führen konnte. Diese Wissenschaftlerin für
strategische Studien fügte hinzu, dass die Verwirklichung der Ziele der
Revolution oder jeglicher Veränderungen und Transformationen durch
Volksaufstände in Ländern keine leichte Aufgabe sei, aber die Islamische
Revolution in Iran sei nach ihrem Sieg und mit dem Ablauf von 44 Jahren
seit diesem wichtigen historischen Ereignis immer noch die treibende Kraft
aller antikolonialen Bewegungen.

Abschließend möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf die Zusammenfassung
der Gründe für den Erfolg und die Popularität der Islamischen Republik Iran,
insbesondere in Ostasien, lenken, welche die US-Denkfabrik ‚Atlantic Council‘
im Washington aufgegriffen hat. Diese Denkfabrik zählt fünf Faktoren für
die Ausweitung des regionalen Einflusses Irans auf und betont, dass dieser
Einfluss nicht durch das Atomabkommen – JCPOA- gestärkt wurde, sondern
durch Teherans angemessene Reaktion auf den aufgezwungenen Krieg im
Irak und das Islamische Erwachen. Die Ausweitung des regionalen Einflusses
Irans als eine der größten Herausforderungen für das Weiße Haus in
verschiedenen Regionen Asiens, war und ist Gegenstand unzähliger Berichte
von amerikanischen Denkfarbiken.

Die regionale Strategie Teherans wurde nie von der Tagesordnung
amerikanischer Experten gestrichen, egal ob unmittelbar nach dem
Atomabkommen und als der Westen sagte, das iranische Nuklearprogramm
sei keine Bedrohung mehr für die Welt, oder als der Rückzug der USA aus
dem JCPOA ernster wurde. Der Verfasser des Atlantic Council-Berichts hat
„das Verständnis der Faktoren, die die Regionalpolitik Irans beeinflussen“,
als entscheidend für das Weiße Haus, das sich mit der Regionalpolitik Irans
befassen will, bezeichnet und glaubt, dass die fünf Faktoren „altes
Kulturerbe“, „schiitischer Islam “, „Kampf gegen den Imperialismus“,
„schlüssige Innenpolitik“ sowie „stabile und solide Grundlagen der Sicherheit
und Volkssouveränität“ wirksam bei der Stärkung der regionalen Rolle Irans
sind.