Aug 28, 2016 21:07 CET

Liebe Freunde! Wir bringen Ihnen im ersten Teil eine Geschichte aus dem Masnawi von Molana (Rumi):

An einer Quelle in einem schönen Wald lebten einige Hasen. 

Wenn immer sie Durst verspürten, tranken sie von dem herrlich kühlen und klaren Wasser. Bis eines Tages eine Elefantenherde in den Wald hinein stampfte. Jeden Tag kamen diese Elefanten zu der Quelle um daraus zu trinken. Da sich immer einer dieser unliebsamen Gäste am Wasser tummelte, wagten sich die Hasen nicht mehr in die Nähe. Sie versammelten sich um zu beraten.

Ein alter kluge Hase sagte zu seinen Freunden: „Ich habe eine Idee. Bald werden die Elefanten sich nicht mehr an der Quelle blicken lassen!“

Alle wunderten sich und sagten: „Die Elefanten sind stark und wir sind schwach. Wie willst du diese Kolosse von der Quelle vertreiben?“

„Hört zu ! Ich habe einen Plan! Heute Abend werde den Berg besteigen und zu den Elefanten sprechen. Ich hoffe sie werden mir glauben, was ich sage.“ Die anderen Hasen wussten, dieser alte Hase weiß Bescheid und wird sie retten.

Die Nacht brach ein. Es war ein Vollmond.

Die Elefanten hörten wie ein Hase vom Berg her ihnen zurief: „Hört her, ihr Elefanten! Der Mond hat mich zu euch geschickt und wie folgt befohlen: Kein Elefant darf sich der Quelle nähern, denn sie gehört den Hasen und mir! Wenn ihr euch noch einmal der Quelle nähert werdet ihr blind! Und Meister Löffelohr fuhr fort: „Wenn ihr mir nicht glaubt geht doch heute Nacht zur Quelle und schaut sie euch an. Ihr werdet dort den Mond sehen und sehen wie wütend er ist.!“

Dann wandte sich der Hase an den Elefantenkönig: „Hör auf mich. Was ich sage ist zu eurem Vorteil. Du solltest mit deiner Herde von hier wegziehen. Sonst wird es euch schlecht ergehen! Dann seid ihr selber schuld, denn wir haben euch gewarnt!“

Der Hase hoppelte den Berg hinunter zu seinen Freunden und sagte: „Mal sehen, ob es klappt. Betet, dass die Elefanten mir glauben.“

Effekt - (Elefanten)

Die Elefanten waren noch nie in der Nacht zur Quelle gegangen, auch die Hasen nicht. Einer der Elefanten sagte: „Was für ein dummer Hase, was für einen Unsinn er redet.“

Ein anderer meinte: „Wieso? Vielleicht hat er Recht.“

Der Elefantenkönig dachte genauso: „Ja vielleicht stimmt das und der Mond hat so etwas gesagt. Wir sollten zur Quelle gehen und nachschauen ob der Hase gelogen hat oder nicht.“

Effekt - Elefanten

Die Elefanten setzten sich in Bewegung. Ihr König sagte, als sie in die Nähe der Quelle gekommen waren: „Bleibt stehen! Ich gehe alleine nachschauen.“ So stampfte er alleine weiter. Da erblickte er erstaunt den Mond im Wasser. Natürlich war es nur das Bild des Mondes. Doch das wusste der Elefant trotz seines großen Kopfes nicht und er dachte: „Der Mond ist in der Quelle. Bis hierher hat der Hase die Wahrheit gesagt. Ich werde hingehen und von dem Wasser trinken. Dann wird sich herausstellen, ob auch der Rest, von dem was er gesagt hat, stimmt.“

Der Elefant senkte seinen Rüssel in die Wassermulde vor der Quelle herab. Die ruhige Wasserfläche geriet plötzlich in Bewegung und während die Wellen ihre Kreise zogen geriet auch das Bild des Mondes aus den Fugen. Da glaubte der Elefant der Mond zittere vor Wut und während ihm heiß und kalt wurde, stellte er fest: „Der Hase hatte recht. Am besten ziehe ich mich schnell zurück. Nicht dass der Mond mich erblinden lässt!“ Und so kam es, dass der Elefantenkönig noch am gleichen Abend mit seiner Herde davonzog.

Doch nun zu unserem dieswöchigen iranischen Sprichwort. Es lautet „Denk ans Brot, denn Honigmelonen sind Wasser.“

Es waren einmal zwei Freunde. Die stellten Rohziegel her. Dabei verdienten sie sich einen Hungerlohn. Jeden Tag füllten sie Lehm in hölzerne Formen und fertigten auf diese Weise viele neue Ziegel an. Eines Tages, es war Mittagszeit und beide waren müde und hungrig, sagte der eine zu dem anderen: „So sehr wir auch schuften, es bringt uns nicht viel ein. Wir haben noch nicht einmal genug Geld um uns Essen zu kaufen. Unser Geld reicht gerade für ein bisschen Brot. Geh ein bisschen Brot kaufen. Ich werde inzwischen noch einige Ziegelsteine fertig machen.“

Der andere ging zum Bazaar um mit dem bisschen Geld, das sie hatten, Brot zu kaufen. Auf dem Markt gab es gebratenes Fleisch auf Spießen und dicke Gemüsesuppe zu kaufen. Das Wasser lief dem armen Mann im Mund zusammen. Aber kaufen konnte er nichts davon. Er hatte ja nur ganz wenig Geld. So ging er weiter in Richtung Bäckerladen. Da kam er an einem Obsthändler vorbei. O ! Was hatte dieser Obsthändler für schöne Honigmelonen! Lange war es her, dass er keine Melonen mehr gegessen hatte! Er wünschte er hätte ein wenig mehr Geld, dann könnte er mit seinem Kamerad Brot mit Honigmelone essen.

Er entschloss sich nicht auf die Honigmelonen zu achten und zum Bäcker weiter zu gehen. Aber die Honigmelonen dufteten unwiderstehlich. Da dachte er „Wie wäre es wenn ich heute statt Brot Melone kaufe! Melone ist doch auch nicht schlecht. Davon wird man satt!“ Da ging er und gab alles Geld für eine Honigmelone aus.

Auf dem Rückweg dachte er: Mein Freund wird mir dankbar dafür sein, dass ich Melonen gekauft habe.

Als er schließlich bei seinem Freund eintraf, war dieser noch immer am arbeiten. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht und man konnte ihm ansehen, wie hungrig er war. Er merkte, dass sein Arbeitskamerad etwas hinter seinem Rücken versteckt hält. Und sagte: „Komm, nun hol schon das Brot hervor. Ich habe so einen Hunger! Breite das Esstuch aus. Ich geh mir nur schnell die Hände waschen!“

Da überkamen den Melonenkäufer die ersten Zweifel: „Nicht dass uns die Melone nicht satt macht!“

Der Freund des Melonenkäufers war zurückgekehrt und sah die Melone auf dem Esstuch liegen. Sofort wurde ihm alles klar doch schluckte er seinen Ärger herunter und sagte: „O du hast Melone gekauft. Das kann ich verstehen aber meinst du wir können mit Melone im Magen bis heute Abend durchhalten? Nein mein Lieber, Brot ist etwas anderes. Es stärkt. So süß eine Honigmelone auch sein mag, sie ist nur Wasser.

Dann aß er zusammen mit seinem Freund die Melone auf. Natürlich wurden sie nicht satt und mussten hungrig bis zum Tagesende weiter schaffen.

Seitdem sagt man immer, wenn man etwas Wichtiges gegenüber etwas Unwichtigem hervorheben will: fekr Nan kon keh Charbuse Ab e. Denk ans Brot, denn Melone ist Wasser.