Aug 04, 2017 19:42 CET
  • So wird gesagt- Teil 51

Ein Reiter kam des Weges als er in der Ferne am Wegrand jemanden unter einem Baum schlafen sehen.

Beim Näherkommen bemerkte er eine Schlange, die in den offenen Mund des Schlafenden kriechen wollte. Da begann er zu galoppieren, damit er das drohende Unheil verhindert. Doch als er ankam, sah er nur noch den Schwanz der Schlange im Mund des Schlafenden verschwinden. Eilig stieg er ab und begann mit einem Stock auf den Ahnungslosen einzuschlagen. Der schreckte auf und begann davon zu laufen, bis er nicht mehr konnte und an einem Apfelbaum zu Boden sank. Unter diesem Apfelbaum lagen zahlreiche faulige Äpfel am Boden. Da kam auch schon der Reiter und befahl ihm von den Äpfel zu essen. Der arme Wicht protestierte: „Was willst du von mir! Was hab ich dir getan?“ Doch der andere schrie ihn an, „Frag nicht, iss von diesen Äpfeln! Schnell!“

Der Mann mit der Schlange im Bauch begann von den fauligem Obst zu verschlingen bis ihm so übel wurde dass er umkippte. Aber aus Angst vor neuen Stockhieben sprang er wieder auf und begann davonzulaufen. Schließlich wurde ihm von all den Äpfeln und der Lauferei so schlecht, dass er zusammenbrach und den gesamten Mageninhalt mitsamt der Schlange ausspie.

Als der Mann die Schlange am Boden sah, begriff er, weshalb ihn der Reiter geschlagen , gejagt und ihm das faulige Obst aufgezwungen hatte. Er bedankte sich bei dem guten Mann und sagte: „Du warst wie eine Mutter die alles tut, um ihr Kind vor einem Unglück zu bewahren. Aber ich bin wie ein unwissendes Kind von dir davongelaufen. Wie ein Esel, der seinem Besitzer in der Wüste davonläuft, während sein Besitzer ihn wieder einfängt. Der Esel reißt wieder aus und der Eselsbesitzer sucht erneut nach ihm, damit er ihn vor dem Wolf und den wilden Tieren rettet. Aber der Esel versteht das nicht. Ich verstehe nun warum du mir nicht erklärt hast, weshalb du mich schlägst und weshalb ich die faulen Äpfel essen sollte. Du wolltest nicht dass ich mich wegen der Schlange ängstige und Zeit verliere!“

„Ja!“ sagte, der Reiter: „Genau! Ich dachte du wirst aus Angst bewusstlos , wenn ich dir von der Schlange berichte. Deshalb habe ich versucht keinen Augenblick zu verlieren, damit ich dich sobald wie möglich von diesem Gewürm befreie.“

Nach dieser Geschichte aus dem Masnawi von Mulawi folgt unser Sprichwort dieser Woche.

Es heißt „Michahi suzeh bekeschi“ . Mal sehen, was es damit auf sich hat.

Ein hungriger Schakal verließ auf der Suche nach Nahrung den Wald und wagte sich in die Stadt: Er dachte: Entweder handele ich mir nun kräftige Prügel ein oder ich kann endlich meinen Magen füllen.

So schlich er sich im Dunkel der Nacht in die Stadt und schnüffelte den Weg entlang bis er eine Karawanserei erreichte. Er folgte den guten Gerüchen, die ihm aus der Karawanserei in die Nase drangen. Bald hatte er gefunden, was er wollte und während die Reisenden, die müde vom langen Weg in tiefen Schlaf versunken waren, begann der Schakal seinen Heißhunger an deren köstlichen Proviant zu stillen. Auf einen Schlag hatte er ganz vergessen, wo er sich befand und dass er besser keinen Lärm machen sollte. Kurzum: Er weckte alle Reisenden auf. Die erblickten das Tier und jeder schnappte sich einen Stock und sprang herbei . Der Schakal flüchtete, zu Tode erschrocken, auf das Dach der Karawanserei. Dort aber standen einige Kessel mit bunter Flüssigkeit zum Färben von Wolle herum. Der Schakal sprang in einen dieser Kessel hinein um sich zu verstecken. Als die Leute in der Karawanserei vergeblich überall nach ihm gesucht hatten, verließ er heimlich mit einer neuen Farbe Kessel und Stadt und floh in den Wald.

Der erste, dem der blaue Schakal begegnete war der Fuchs. Der Fuchs erkannte ihn nicht und bekam es mit der Angst zu tun. Er begann davonzulaufen, als der Schakal rief: „He, Fuchs. Warum hast du es so eilig?“

Da erkannte der Fuchs die Stimme des Schakals und drehte sich zu ihm um. Aber er hatte noch Zweifel: „Bist du wirklich der Schakal?

Der Schakal begann ihm zu erzählen, was passiert war. Zum Schluss sagte der Fuchs: „Du hast Glück gehabt, dass sie dich nicht erwischt haben. Was aber willst du jetzt machen?“

Der Schakal sagte: „Ich geh zum Fluss und werde mich waschen.“ Der Fuchs aber meinte: „Ich habe eine bessere Idee. Mit dieser Farbe wird dich niemand erkennen und kein Tier wird dir glauben, dass du ein Schakal bist. Nun kannst du dir ein bequemes Leben machen.“

„Wie denn?“ fragte der Schakal.

Der Fuchs: „Ich werde den Tieren im Wald erzählen, dass ein neuer König aus dem Himmel zu uns gekommen ist. Sie werden zu dir kommen und dir lauter gute Dinge zum Essen bringen!“

Dem Schakal gefiel dieser Plan. Aber dann sagte er: „Und wenn die anderen Tiere merken, dass ich der Schakal bin?“

„Sie werden es nicht merken, wenn du nicht heulst!“ riet ihm der Fuchs.

Der Fuchs erzählte also überall im Wald von dem neuen König. Alle machten sich auf den Weg zu ihm, sogar der Löwe, und alle brachten respektvoll ein Geschenk für ihn mit. Es begann eine gute Zeit für den Schakal und seinen Komplizen, den Fuchs. Alle hatten sich dem blauen König unterworfen und hörten auf seine Befehle und niemand hatte gemerkt, dass es der Schakal ist.

Nach ein paar Tage sagte der Schakal dem Fuchs leise ins Ohr: „Hör! Ich habe nun schon einige Tage nicht geheult, ich würde so gerne mal wieder richtig heulen wie ein Schakal.“

Der Fuchs aber warnte ihn: „Lass das bleiben! Denn dann ist es um dich geschehen. Die anderen werden uns umbringen. Warte mit deinem Geheule bis es dunkel geworden ist.“ Aber der Schakal wieder: „Aber ich will jetzt heulen und nicht erst heute Nacht!“ Der Fuchs warnte ihn erneut: „Der Löwe, der dich als neuen König anerkannt hat, wird dich sofort zerfetzen!“

Der Schakal wieder: „Ich kann mich aber nicht mehr beherrschen. Ich brauche jetzt mein Geheule!“

Da sagte der Fuchs: „Gut! Wenn du heulen willst, bitteschön, heule! Aber warte wenigsten ein paar Augenblicke, damit ich weglaufe. Ich möchte nicht mein Leben verlieren!“ Und dann machte er sich eilig aus dem Staub.

Der Schakal ließ glücklich einige Male sein Geheule ertönen. Aber da merkten alle Tiere sofort, dass er der Schakal ist. Dem Löwen wurde klar, dass er böse reingelegt worden war, machte einen großen Satz und verschlang den Schakal.

Nun können wir verstehen was gemeint ist wenn man zu jemanden sagt: Michahi Suseh Bekeschi! Das bedeutet nämlich soviel wie: Gut! Wenn du unbedingt willst dann heule doch! Das sagt man zu jemanden, der sich nicht beherrschen kann und vorhat ein Geheimnis zu lüften , obwohl er sich und die anderen in seiner Umgebung dadurch in Schwierigkeiten und Gefahr bringt.