So wird gesagt- Teil 13
Liebe Hörerfreunde! Unsere heutige Geschichte stammt aus dem Masnawie von Molana:
Es war einmal ein sehr fauler Mensch, der verschob gerne alles auf später und dachte immer: „Ach , das hat noch Zeit. Ich mach es später.“
So ließ er sogar die kleinsten Angelegenheiten liegen, so dass auch diese langsam zu einem Berg anwuchsen.
Zufällig hatte neben dem Haus dieses Mannes ein kleiner Dornenstrauch zu wachsen begonnen. Die Leute, die am Haus vorbei wollten, verletzten sich an seinen Dornen oder zerrissen sich an ihnen die Kleidung. Sie baten den Besitzer des Hauses den Dornenstrauch zu beseitigen. Dieser von Grund auf faule Mensch versprach jedes Mal, dies bestimmt am nächsten Tag zu tun. Aber am nächsten Tag stand der Dornenstrauch weiter auf seinem Platz. Soviel die Leute sich auch beklagten, sie hörten immer nur dasselbe Versprechen. Nämlich dass der Baum einen Tag später gefällt werde.
Der Dornenstrauch wurde immer größer und immer dorniger und den faulen Mann hätte es immer mehr Mühe gekostet ihn zu entwurzeln. Die Leute in der Stadt drohten ihm: „Wenn du nicht sofort diesen Dornenstrauch entfernst, werden wir dich verklagen.“ Weil er nicht reagierte, brachten sie ihn vor den Richter. Der sagte: „Die ganze Stadt spricht über deine Faulheit. Warum beseitigst du nicht endlich diesen Dornenstrauch? Er bereitet allen Ärger!“ Der faule Mann sagte: „Ich habe doch allen gesagt, dass ich den Strauch so bald wie möglich entfernen werde.“ Der Richter sagte: „Aber die anderen sagen, dass du ihnen dies seit langer Zeit versprichst. Und nun ist dieser Strauch fast so kräftig wie ein Baum.“ Da versprach der faule Mann: „Gut ! Gleich morgen werde ich ihn absägen!“
Der Richter sagte lachend: „Lieber Mann! Hör auf mit deiner Faulheit. Wieso morgen? Jetzt gleich säg ihn ab, damit alle beruhigt sind. Ich rate dir im Leben nie etwas von heute auf morgen zu verschieben!“
Einige lachten und riefen: „Dieser Mann ist unverbesserlich! Wir müssen an seiner Stelle den Strauch beseitigen!“
Da ärgerte sich der faule Mann und entschloss sich, den Dornenstrauch ganz alleine zu fällen. Er holte seine Axt und begann auf den Stamm des Strauches einzuschlagen. Doch bald merkte er ,wie schwierig sein Vorhaben durchzuführen war. Dennoch gab er nicht auf und gelangte schließlich an sein Ziel. Nun musste er nur noch die Wurzeln beseitigen was noch schwieriger war. Da kamen ihm die Nachbarn mit Spaten und Schaufel zur Hilfe . Sie entfernten gemeinsam die Wurzel und von da an hatten alle wieder ihre Ruhe.
Unser heutiges Sprichwort lautetet To Bedam, bemir wa bedam!
Hören Sie, was es mit diesem Sprichwort auf sich hat.
Früher ließen Väter ihre Söhne neben der Schule auch ein Handwerk erlernen.
Zu jener Zeit gab es einen Burschen, der sehr faul war, wahrscheinlich genauso faul wie der Mann aus der vorherigen Geschichte. Ihm war jede Arbeit zu anstrengend. Aber sein Vater hatte beschlossen, dass er ein Handwerk erlernen muss und zwar das anstrengende Handwerk des Schmiedes.
Der Vater sagte: „Meister Schmied, ich habe einen fleißigen und klugen Jungen und möchte , dass du jetzt im Sommer, wo er keine Schule hat, einen Meister von deinem Kaliber aus ihm machst!“
Der Schmied warf einen Blick auf den Knaben und sagte: „Du kannst beruhigt sein. Ich werde aus ihm einen Schmied machen, der besser ist als ich, es sei denn er ist faul.“
Der Vater sagte: „Meister! Du kannst meinen Jungen wie deinen eigenen Sohn behandeln. Du kannst ihn so erziehen wie du es willst. Mir ist wichtig, dass du einen Schmied aus ihm machst.“
Dies sagte der Vater und ließ seinen faulen Sohn beim Meister Schmied zurück.
Der Jüngling bekam bald zu spüren, dass in der Schmiede keine Gelegenheit zum faulenzen ist, aber er suchte dennoch nach einer Möglichkeit möglichst wenig zu arbeiten. Als erstes führte ihm der Schmied die Werkzeuge vor und zeigte ihm dann den Ofen und sagte: „Nun mein Sohn: Wenn wir irgendetwas schmieden wollen, müssen wir erst das Eisen dafür in diesem Ofen weich schmelzen, damit wir es nach Wunsch formen können. Deshalb muss ein kräftiges Feuer im Schmiedeofen sein. Setz dich neben den Ofen und bewege den Blasebalg damit das Feier recht heiß wird. Wir Schmiede sagen dazu „Blasen“ . So! Geh nun und blase in den Ofen.“
Der faule Bursche setzte sich neben den Schmiedeofen und begann mit dem Blasebalg sozusagen in das Feuer zu blasen. Dazu musste er einen Hebel bewegen, durch den Luft aus einem Lederbeutel in Richtung Ofen gepresst wurde, wodurch das Feuer stärker aufflammte. Es verging eine Stunde.
Der junge Bursche war richtig müde geworden. Da sagte er zum Schmiedemeister:
Meister: „Ich bin müde. Darf ich mein rechtes Bein ausstrecken wenn ich in den Ofen blase?“ Der Schmied wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte:“ Du bist aber schnell müde geworden! Aber es macht nichts, streck ruhig dein rechtes Bein aus!“
Schon bald darauf sagte der faule Knabe: „Meister, wenn es geht, möchte ich auch mein linkes Bein ausstrecken.“ Der Meister willigte ein: „Nun gut! Dann streck auch das linke Bein aus!“
Die Zeit verging und dem Knaben wurde die Arbeit immer anstrengender. Deshalb fragte er: „Meister! Kann ich mich beim Arbeiten ein wenig hinlegen? Dann werde ich den Ofen noch besser anheizen.“
Der Schmiedemeister schüttelte den Kopf: „So was habe ich noch nicht erlebt. Wer kann im Liegen den Blasebalg betätigen? Gut meinetwegen, wenn es dir so leichter fällt. Ich habe nichts dagegen!“
Der junge Faulenzer betätigte weiter den Blasebalg aber schon bald dachte er bei sich: „Mensch wie dumm bin ich doch. Ich könnte doch so schön neben dem Ofen schlafen!“
Dann gähnte er und sagte dem Meister: „Ach Meister Schmied! Es ist so warm. Und man wird schnell beim Arbeiten müde. Darf ich ein bisschen am Ofen schlafen und dabei ins Feuer blasen?“
Da war Meister Schmied nun doch über den faulen jungen Mann erbost: Er warf seinen Schmiedehammer in eine Ecke und sagte: „Mein Lieber weißt du was?! Du kannst von mir aus sterben aber blasen musst du weiter!“
Daraus wurde das Sprichwort Blase! Stirb aber blase! (to bedam, bemir wa bedam! Man sagt es zu jemanden, der sich um jeden Preis vor einer Arbeit drücken will.