Jan 21, 2018 03:38 CET

Die Bildung einer Regierung ist zweifelsohne ein vitales Bedürfnis der menschlichen Gesellschaft.  Nur durch eine Regierung kann ein Chaos verhindert werden und in einer Gesellschaft Ordnung herrschen, und können die Grenzen des Individuums im Sozialbereich und auf gesellschaftlicher  Ebene festgelegt und beachtet werden.   Die Bildung einer Regierung ist ein Prinzip, welches jeder gesunde Menschenverstand akzeptiert. 

   

Alle Propheten Gottes haben mit ihrer Bewegung die Herstellung einer Regierung aufgrund der göttlichen Religion angestrebt und sie haben sich gegen die herrschenden Systeme ihrer Zeit gerichtet und sich gegen unterdrückerische Herrscher zum Kampf erhoben. Abraham   kämpfte gegen Nimrud, Moses gegen den Pharao, Jesus gegen den Römischen Kaiser  und der geliebte Prophet des Islams (S) erhob sich  sowohl gegen das mächtige  Römische als auch das Persische Reich.  Er sandte an die damaligen römischen und persischen Imperatoren einen Boten mit einem Schreiben und lud sie zum Islam ein. 

 Wir begegnen im Leben des Propheten des Islams einer derartig engen Verknüpfung zwischen Religion und Politik, dass niemand behaupten kann, er habe sich nur um Angelegenheit des Gott-Dienens, der Überzeugung und der Moral gekümmert und politischen Fragen innerhalb und außerhalb der islamischen Gebiete keine Aufmerksamkeit geschenkt.  

Der harte, unversöhnliche Kampf des Propheten des Islams gegen die aristokratischen Herrscher in Mekka sowie  seine Teilnahme an  Gefechten und beim Dschihad gegen Götzenanbetung , Unglauben und Heuchelei in Medina sind ebenso wie sein Amtieren als Richter, die gerechte Aufteilung von Gütern,  die Verurteilung von Rassendiskriminierung, die Gleichstellung und Herstellung von geschlossener Einheit Beweise dafür, dass aus der Sicht des edlen Islams Mohammads (S)  Religion und Politik untrennbar miteinander verbunden waren und sind.

                                    

Ein herausragender Aspekt des politischen Vorgehens aller  Propheten Gottes besteht darin, dass sie die Politik  als Mittel betrachten, um die hohen Ziele des Ein-Gott-Glaubens zu verwirklichen und eine gerechte menschenwürdige Gesellschaft zu begründen. Damit handeln sie im Gegensatz zu Individuen, die politisch tätig werden und ein System gründen wollen,  um nach der Machtübernahme sich aller  möglichen  unmenschlichen und unrechtmäßigen Methoden zu bedienen.

 

 Imam Ali (Friede sei ihm), der für kurze Zeit eine der hervorragendsten Regierungen anführte, hat (laut Al Hayat, Band 1,  S. 376 – rezitiert aus Kommentar zu Nahdschul-Balagha von Scheich Abduh) über den Zweck der Aussendung von Propheten und der Gründung einer Regierung durch den Propheten des Islams (S) gesagt: „Wahrlich! Gott, der Höchsterhabene, hat Mohammad – Gottes Segensgruß sei auf ihm und seinem Hause – zu Recht ausgesandt, damit er Seine Diener aus der Knechtschaft (der unterdrückerischen Herrscher) befreit – und sie dafür gewinnt, Gott zu dienen;  damit er sie von dem Bündnis mit diesen(Herrschern) erlöst und sie mit Gott verbündet; damit er sie von dem Gehorsam ihnen gegenüber abhält,  und sie Gott gegenüber ergeben macht, und sie von der Herrschaft und Verwaltung dieser (Herrscher) befreit, und sie unter die göttliche Herrschaft bringt.“

Genau hierin liegt der Unterschied zwischen der Politik im Islam und der Politik in gewaltsamen  Systemen.  Ein politisches System, das von Gottesverleugnung geprägt ist,  ist bei allen Planungen und Maßnahmen, bei Drohungen und Anreizen so gestaltet, dass es sich die Menschen untertan macht.  Solche Regimes bürden ihren Bürger die eigenen Wünsche auf, machen  sie durch aufgezwungene Abkommen gefügig und unterwerfen sie  in jeder Hinsicht ihrer Macht.  Daher wird von einem solchen Regime jeder, der sich gegen eine unmenschliche Politik erhebt, heftig unterdrückt und jeder Protestschrei in der Kehle erstickt. Die  Freiheitsliebenden werden hinter Gitter gebracht und brutal gefoltert oder zum Tode verurteilt und eliminiert, um   das Regime zu stabilisieren und seine Interessen zu schützen.    Es gibt in der Geschichte zahlreiche  Beispiele für solche Herrscher. Aber auch heute sind wir Zeugen solcher Systeme – US-Potentaten und europäische Staaten  begehen, um ihre Vorherrschaft aufzuzwingen,    in Zusammenarbeit mit reaktionären arabischen Staaten in der Region Massaker an unschuldigen muslimischen Völkern.

 

Aber die Politik und Regierung des Propheten des Islams  ist nicht nur von der der arroganten imperialistischen Mächte verschieden, sondern ebenso weit entfernt von den dem Anschein nach islamischen Regimes, die sich den Weltmächten beugen. 

 

Der Erhabene Prophet (S) hatte bei der Gründung einer Regierung in Medina klar vor Augen, dass sie der Umsetzung der göttlichen Geboten und der Herstellung der Gerechtigkeit dienen soll. Daher tendierte er in keiner Weise zu einer Abhängigkeit von Regierungen, die dem Unglauben frönten,  sondern bekämpfte sogar mit aller Macht deren diabolische und unmenschliche Politik, um durch ihren Sturz die notwendigen Voraussetzungen zur Verbreitung des Islams und der Befreiung aller Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und Abstammung zu schaffen.

In der Geschichtsschreibung lesen wir, dass der Prophet Gottes sich entschied, lieber Prophet und Diener Gottes zu sein, als er zwischen Macht und Prophetentum wählen sollte.  (Maqrizi: Al Niza wa-l Tachasum, Seite 39)  

Einmal betrat jener, der später zum zweiten Kalif wurde,  die Kammer des Propheten und sah, dass er sich auf einer Strohmatte ausruhte. Diese Matte war aber so klein, dass der halbe Körper auf dem Boden lag. Umar  sagte zum Propheten: „Der Kaiser und der Herrscher von Persien bringen in prächtigen Palästen zu und was macht ihr?“ In der Überlieferung steht, dass der Prophet ihm antwortete: „ Denkst du, dass es Herrschen ist (was ich tue)? Es ist Prophetschaft  und nicht Herrschaft!“  Es wird auch folgende Antwort des Propheten überliefert: „Ich möchte nicht alle Freuden des Lebens genießen, so dass nichts mehr für mein jenseitiges Leben übrigbleibt.“

(aus  Al Din fi Chedmat- al Schaab)

Abu Sufyan, der sein Leben lang nach Macht gestrebt hat,  sagte, als der Prophet die Stadt Mekka eroberte und den Gipfel der Macht erreicht hatte, zu Abbas, dem Onkel des Propheten:  „Dein Neffe ist schließlich an die Macht gelangt!“ Aber Abbas reagierte sofort auf die falsche Vorstellung des  machtliebenden Abu Sufyan, indem er sagte: „Dies ist Prophetschaft und nicht Herrschaft!“  

(Tarikh al Kamil von Ibn Athir,  Bd. 2, Seite 93  und  Tabari 3/117)

 

Man muss sich die Frage stellen, wie denn das Reich des Salomo, die Machtergreifung durch David, und das Walten von Prophet Joseph in Ägypten zu erklären sind, wenn Macht und Prophetentum nicht miteinander vereinbar sein sollen.

Laut  der Tauhid-Lehre des Islams, deren zentraler Gedanke die Einheit Gottes ist, regiert und waltet nur Gott auf der Erde. Es heißt an einer Stelle  im Vers 57 der Sure 6 (Anam): „Die Entscheidung liegt nur bei Gott“.

Gott hat aber die Verwirklichung seines  Gottesstaates Seinen Propheten anvertraut.  Seine Propheten haben sich nicht wie diejenigen verhalten, die nach Macht gieren und sie haben nicht wie diese jedes Mittel dazu eingesetzt, sondern sie haben sich nur würdig verhalten. Mit ihrem würdigen Verhalten haben sie die Herzen der Menschen auf ihre Seite gebracht und haben auf diese Weise Einfluss gewonnen und sind mächtig geworden.  Mohammad (S)  hat –bevor er von Gott zum Propheten bestimmt wurde – 40 Jahre lang unter den Menschen in Mekka gelebt und in jener verdorbenen Atmosphäre der Zeit der Unwissenheit dermaßen das Vertrauen aller für sich gewonnen, dass sie ihn Mohammad Amin – den Zuverlässigen - nannten.  Er verbündete sich außerdem mit denen, die den Unterdrückten helfen wollten. Die Menschen schätzten ihn immer mehr.

 Nach seiner Berufung zum Gesandten Gottes, blieb er an der Seite der Unterdrückten und Bedürftigen und zeigte keinerlei Hang zu dem machtgierigen Adel in Mekka.  Diese vorzüglichen Eigenschaften Mohammads kamen auch den Menschen in der Stadt Medina zu Ohren und als Mohammad nach Medina auswanderte, wurde er dort begeistert empfangen. In Medina war es, dass er den ersten islamischen Staat gründete.

                                         

Immer wenn ein Prophet die Macht übernommen hat, war er weder nach Bereicherung und Ausbeutung des Volkes noch nach Autorität  bestrebt,  sondern es ging ihm im Gegensatz zu den Machtgierigen  um die Errichtung einer Regierung, die im Zeichen der Einheit Gottes steht, sowie um Beseitigung der Klassenunterschiede  und der Herstellung allgemeiner sozialer Gerechtigkeit.  Die glänzende Zeit der Herrschaft des Islams in Medina zur Zeit des Propheten spiegelt seine menschenfreundliche Politik wieder, die auf der Religion Gottes aufbaut. 

Wenn aber der Prophet des Islams zwischen Herrschaft und Prophetschaft unterscheidet, so deshalb, weil die Menschheit wegen des schlechten Vorgehens der meisten Machtinhaber grundsätzlich eine negative Vorstellung von allen Mächtigen hat. Aber Prophetschaft und Herrschaft sind dennoch vereinbar, wenn nämlich die Auserwählten Gottes oder würdige und gerechte Menschen die Macht übernehmen und ihr einziges Ziel darin besteht, die hohen göttlichen und menschlichen Ziele zu verwirklichen. Dies ist deutlich   an dem politischen Vorgehen des Erhabenen Propheten des Islams (S)  zu sehen.  

 

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