Islam richtig kennenlernen (154 - Imam Ridha (F))
Im dieswöchigen Teil unserer Islamsendung sprechen wir darüber wie das Leben Imam Kadhims (F) zu Ende ging und danach Imam Ridha (F) die Führung der Muslime übernahm.
Wir sagten, dass Imam Kadhim (Friede sei mit ihm) unter der Herrschaft von Harun Ar Raschid lange Zeit in dessen Kerkern eingesperrt worden war und dennoch nicht davon abließ, Recht und Wahrheit zu sprechen.
Imam Kadhim (F) bekämpfte die Abbasidenherrscher, indem er seinen Anhängern die Zusammenarbeit mit diesen untersagte. Allerdings bis auf einige wenige Ausnahmen. Es gab nämlich im Regierungsapparat einige einflussreiche Freunde des Imams, die der Bewegung des Imams nützlich waren. Zu ihnen zählt Ali ibn Yaqtin.
Ali ibn Yaqtin stieg zur Zeit des Harun zum Minister auf. Mit Gottes Hilfe konnte er dank der Weisung Imam Kadhims (F) und seiner hohen Intelligenz vieles für die Bewegung Imam Kadhims (F) und zugunsten der Unterdrückten und Entbehrenden erreichen. Als er den Imam um Erlaubnis bat, seinen Posten im Regierungssystem der Abbasiden aufzugeben, hielt dieser ihn davon ab und erklärte: „Deine Arbeit am Kalifenhof dient dem Wohl deiner Glaubensbrüder. Hoffentlich wird Gott die Probleme durch dich beseitigen und ihr Feuer der Feindseligkeiten und Verschwörungen löschen. O Ali ibn Yaqtin, wisse, dass die Sühne für den Dienst in dem System der Unterdrücker darin besteht, das Recht der Entrechteten herzustellen."
Wie wir bereits sagten, fallen die letzten 14 Jahre im Leben Imam Kadhims (F) mit dem Kalifat des Harun ar Raschid zusammen. Einen Teil dieser Zeit musste der Imam in Gefängnis verbringen. Der Imam wurde dermaßen in seiner Freiheit eingeschränkt, dass niemand ihn im Gefängnis besuchen durfte. Mit seinem edlen Verhalten beeindruckte er sogar das Wachpersonal in den Gefängnissen und deshalb sah sich Harun gezwungen, Imam Kadhim wiederholt an anderen Orten einzusperren.
In dem letzten Gefängnis, in dem Imam Kadhim (F) zubringen musste, gab es einen hartherzigen Gefängniswärter namens Sindi Ibn Schahik. In diesem Kerker musste der Imam großes Leid ertragen, aber er blieb felsenfest. Harun konnte seinen Widerstand nicht mehr ertragen und beschloss ihn aus dem Weg zu räumen. 183 nach der Hidschra wurde Imam Kadhim (F) auf Befehl von Harun ar Raschid im Gefängnis vergiftet und fand den Märtyrertod.
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Nach dem Märtyrertod des Imams trat sein Sohn Imam Ridha an seine Stelle und begann das islamische Glaubensvolk als Imam anzuführen. Imam Ridha (F) hatte das Imamat 20 Jahre lang inne. Die Imame haben Anziehungskraft ausgeübt, weil sie über großes Wissen verfügten, ein einfaches Leben führten und eine hervorragende Moral besaßen und den Weg Gottes gingen. Die Muslime haben der Familie des Propheten (S) immer Achtung entgegengebracht. Ihnen fiel sofort der Unterschied zwischen den Edlen aus dem Hause des Propheten und den korrupten Herrschern der Umayyaden und der Abbasidenynastie auf, die sich dem Weltlichen verschrieben hatten und dieser Vergleich erhöhte ihre Zuneigung zu den Imamen, denn deren Reinheit und Erleuchtung trat durch solche Vergleiche noch mehr in den Vordergrund.
Wenn jemand das Leben und Verhalten und die Tugenden Imam Ridhas (F) betrachtet, wird ihm sofort klar, dass er alle Voraussetzungen für das Imamat besaß. Er selber hat die Kapazitäten für das Imamat wie folgt beschrieben:
„Der Imam ist der wissendste, gerechteste, gottesfürchtigste und geduldigste von allen und der größte Gottesdiener und der Großzügigste unter den Menschen. Der Imam ist liebevoller als Eltern zu ihren Kindern und gegenüber dem Herrn ist er vollkommen ergeben. Er ist ernsthaft um das Gebieten des Guten und das Verwerfen des Schlechten bemüht und hindert die Menschen unentwegt daran, Hässliches zu tun."
Imam Ridha (F) besaß die Begabung, sich klar und gelungen und überzeugend auszudrücken. In Streitgesprächen verstand er es, aufgrund von gezielten starken Argumenten die Wahrheit klarzulegen. Darum haben einige, die sein Imamat anfangs ablehnten, seine Rechtsmäßigkeit erkannt und sein Imamat akzeptiert. Einer von ihnen war Hasan ibn Ali Wascha Al Kufi. Er hat, um das Wissen des Imam auf die Probe zu stellen, eine Frage schriftlich festgehalten und wollte sie dem Imam bringen. Es war ein großes Gedränge vor dem Haus von Imam Ridha und so gelang als ihm nicht den Imam zu sehen. Hasan ibn Ali Wascha Al-Kufi berichtet: “Da sah ich einen Diener, der die Leute nach mir fragten: Wer von euch ist Hasan ibn Ali Wascha? Da sagte ich: `Das bin ich`. Da gab mir der Diener einen Brief und sagte: `Das ist die Antwort auf deine Fragen`. Nach diesem Wunder, habe ich die Rechtschule der Waqifiten verlassen und mich zu dem Imamat von Imam Ridha (F) bekannt.“
Im Zusammenhang mit dem Großmut Imam Ridhas (F) wird überliefert, wie groß seine Liebe zu den Gottesdienern war. Er war herzlich zu den anderen, behandelte sie höflich und bescheiden. Niemals wies er einen Bittstiller fort und immer nahm er auf seine Familie und Hausgehilfen Rücksicht. Yasir, einer seiner Hausgehilfen berichtet: „Der Imam hat immer zu uns gesagt: `wenn ich etwas von euch möchte und ihr gerade beim Essen seid, dann steht erst auf, wenn ihr zu Ende gegessen habt.`“ Imam Ridha (F) war zu allen freundlich. Er achtete darauf, niemanden bloßzustellen oder zu erniedrigen. Wenn seine Hausgehilfen ihn einluden an ihrem Essen teilzunehmen, aß er mit ihnen zusammen.
Zur Zeit von Imam Ridha umfasste die Islamische Welt viele geografische Gebiete und erfreute sich einer guten Wirtschaft und zahlreicher Fortschritte in der Wissenschaft. Aber die Abbasiden betrieben weiter Unterdrückung und Korruption. Imam Ridha erlebte drei Abbasidenkalifen, nämlich Harun ar Raschid, Amin und Mamun. Mamun war einer der schlausten von ihnen. Die letzten fünf Jahre im Leben Imam Ridhas (F) fallen in seine Zeit. Unter Mamun waren die Denk- und Glaubensgrundlagen in der muslimischen Gesellschaft ernsthaft gefährdet. Imam Ridha (F) hat daher, um Abweichung von der wahren Religion und neue geistige Probleme zu verhindern viel Wert darauf gelegt, dass die richtigen Lehren des Islams gelehrt werden und er hat seine Anhänger dazu angespornt. Viele Jahre lang widmete er sich selber in Medina diesem Ziel.
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In der Zeit, in der Harun Ar Raschid herrschte und auch nach ihm verübten die Anhänger des Prophetenhauses mehrere Aufstände gegen die totalitäre Abbasidendynastie. Daher hat Mamun, nachdem er die Macht an sich gerissen hatte, neue Methoden zur Bekämpfung der Schiiten in Angriff genommen. Nach Beratung mit seinen Leuten im engeren Umkreis kam er zu dem Schluss, dass er die Proteste der Schiiten am besten unter Kontrolle bringen kann, wenn er Imam Ridha (F) zu sich an seinen Regierungssitz holt. Er hoffte auf diese Weise seine Regierung zu stabilisieren. Außerdem beabsichtigte er den Imam von Medina wegzuholen, weil diese Stadt für den Imam eine Zentrale für die Verbreitung seines Wissens und den Kontakt mit der Bevölkerung geworden war. Also legte sich Mamun einen listigen Plan zurecht. Er zwang Imam Ridha im Jahre 201 nach der Hidschra, (817 nach Christus) an seinen Regierungssitz Merw im Nordosten Irans zu kommen. Allerdings hat die lange Reise Imam Ridhas nach Chorasan der Islamischen Welt insbesondere den Schiiten, den Anhängern des Prophetenhauses, großen Segen beschert.
Auf seiner Reise nach Merw kamen in jeder Stadt und jeder Gegend die er betrat die Menschen begeistert herbei geeilt. Immer mehr wurde die spirituelle Größe und das hohe Wissen des Imams offensichtlich. Als er schließlich in der historischen Stadt Neyschabur angelangte, empfing ihn eine große Menschenmenge. Die Menschen waren von fern und nahe gekommen. Ihre Begeisterung sprach dafür wie beliebt das Prophetenhaus und Imam Ridha (F) geworden war. Die Großen von Neyschahbur baten die Menschen um Ruhe, damit Imam Ridha eine Ansprache halte. Und als es still geworden war, überbrachte der Imam ein Heiliges Hadith welches als silsilatu zhahab bekannt wurde: das Hadith der Goldenen Kette.
Imam Ridha (F) sagte zuerst wie diese Überlieferung an ihn gelangt ist, nämlich über die vorherigen Imame, den Propheten und den Offenbarungsengel Dschabril (Gabriel) – und dass dieser es von Gott erhalten hat. Der Allmächtige spricht laut der Überlieferung der Goldenen Kette:
Die Aussage La ilaaha illallah (kein Gott außer Allah) ist Meine Festung. Wer es ausspricht, tritt in meine Festung ein. Und wer in meine Festung eintritt, wird vor meiner Strafe sicher sein."
Imam Ridha (F) hielt dann einen Augenblick inne und fuhr fort: "Es gibt nur einige Bedingungen, die zum Eintritt in die Festung berechtigen und ich bin eine der Bedingungen dafür."
Diese kostbare Überlieferung ist der rettende Weg für den Menschen und zeigt kurz und bündig den Weg zum ewigen Glück. Die Worte Imam Ridhas (F) weisen auf die Wahrheit hin, dass die Voraussetzung für den Glauben an die Einheit Gottes darin besteht, die Statthalterschaft und Führung eines Imams anzuerkennen, den Gott bestimmt hat.