Nov 07, 2018 06:13 CET
  • Islam richtig kennenlernen (155 - Imam Ridha (F))

Wir berichten auch in diesem Beitrag über das Imamat von Imam Ridha (F).

Sie erinnern sich: Im letzten Teil sagten wir, dass Imam Ridha (F) vom  Abbasidenkalifen Mamun gedrängt wurde, Medina zu verlassen und an dessen Sitz im nordostiranischen Merw zu kommen. Mamun hatte vor, dem Imam die Anwartschaft als sein Nachfolger vorzuschlagen. Mit  diesem Vorhaben verfolgte er einen listigen Plan. Er wollte auf diese Weise die Protestbewegungen der Anhänger des Prophetenhauses (der Schiiten)  und seiner Gegner unter seine Kontrolle bringen und die eigene Macht stabilisieren.

Wir möchten nun die circa drei Jahre, die Imam Ridha (F) noch in Merw gelebt hat, schildern.

                                    

Als Mamun Imam Ridha vorschlug, dass dieser Anwärter auf seine Nachfolgerschaft  wird, war es eine politische Taktik, mit der er das Vertrauen der Allgemeinheit gewinnen wollte. Der Imam lehnte zunächst den Vorschlag ab. Doch Mamun ließ nicht locker. Imam Ridha willigte schließlich ein, bedingte sich jedoch einiges.  Mehrere  einflussreiche Leute am Hofe des Abbasidenkalifen kritisierten Mamun wegen seines Entschlusses. Aus seiner Reaktion darauf geht  hervor, welche Ziele er in Wirklichkeit mit der Ernennung des Imams zu seinem Wali-Ahd – seinem Anwärter auf die Nachfolgerschaft - im Auge hatte. Mamun sagte: „Dieser Mann (Imam Ridha)  handelt im Verborgenen und ruft das Volk zu seinem Imamat herbei. Wenn er Wali-Ahd  wird, dann lädt er also das Volk dazu ein, uns zu dienen und hat sich zu unserer Herrschaft und unserem Kalifat bekannt.“

Mamun dachte also, wenn der Imam die Anwartschaft auf seine Nachfolge akzeptiert, dann habe er ihn, Mamun,  als Kalifen bestätigt und das wäre von großem Vorteil für ihn gewesen. Auf diese Weise hätte Mamun die Unruhen im Lande beenden und außerdem hätte er Imam Ridha unter seine Aufsicht stellen können. Denn er spürte auch vom Imam eine Gefahr für sein Kalifat ausgehen. Der Plan von Mamun schien perfekt.

 

Imam Ridha (F) war klug. Bevor seine Anwartschaft auf die Nachfolge besiegelt wurde, stellte er in einer Ansprache mehrere Bedingungen auf. Eine Bedingung war die, dass er, falls er die Anwartschaft akzeptiert, sich  in keiner Weise in die politischen Angelegenheiten oder in Angelegenheiten der Jurisprudenz einmischt. Er bedingte sich aus, niemanden einzustellen oder seines Amtes zu entheben und stellte noch weitere Bedingungen. Auf diese Weise machte er deutlich,  dass er nicht an dem tyrannischen System des Mamun teilhaben werde. Hätte er dies getan, so hätte man ihn als mitschuldig betrachtet und die Allgemeinheit hätte gedacht, dass er das abbasidische Kalifat als rechtmäßig bestätigt.

Imam Ridha (F) akzeptierte also die Anwartschaft auf die Nachfolge Mamuns nur mit Widerwillen und nur unter solchen Bedingungen. 

                                   

Münze über die Anwartschaft Imam Resa (F)  auf Nachfolgerschaft 

 

Auch zur Zeit Imam Ridhas   waren von außen polytheistisch gefärbte Anschauungen in das Islamische Reich infiltriert und daher musste  der Imam den Angriff irreführender Ansichten abwehren. Daher hat er während seines Aufenthaltes in Merw konstruktive Maßnahmen ergriffen, um das allgemeine Glaubensniveau anzuheben. Mamun veranstaltete seinerseits öfters wissenschaftliche Diskurse und lud dazu bekannte Gelehrte und Denker ein, damit sie mit dem Imam diskutieren. Imam Ridha wusste diese Gelegenheit zu schätzen und maximal zu nutzen, um den wahren Islam vorzustellen und Zweifelsfragen zu klären. Er debattierte bei diesen komplizierten wissenschaftlichen Streitgesprächen  mit Anführern anderer Konfessionen und  Denkschulen. Diese Debatten förderten die religiöse Überzeugung des Volkes und kamen auch den Denkern zugute.  Die Gelehrten, denen Imam Ridha bei diesen Gesprächen begegnete, haben  zum Schluss bestätigt, dass er großes Wissen besitzt und überlegen ist. Sie  haben alle seine klaren und überzeugenden Argumente bewundert.

 

Diese Gespräche, die in einer freundlichen und friedlichen Atmosphäre stattfanden, spiegelten das Wissen und die Erkenntnis des Imam wieder. Gesprächsgegenstand waren in der Regel Themen wie die Schöpfung, Gotteskunde, die Einheit Gottes und Gottes Attribute und die Propheten.

Imam Ridha hat auf diese Weise einen wichtigen Schritt zum interreligiösen Dialog unternommen und konnte  nicht-muslimische Denker besser mit dem Islam vertraut machen. Ein anschauliches Beispiel sind die Diskurse des Imams mit den Schriftbesitzern (Juden und Christen).

An einer dieser Diskussionssitzungen, zu der Mamun Imam Ridha (F) eingeladen hatte, nahmen bekannte jüdische, christliche Gelehrte und Gelehrte der Sabier und der Zarathustrier teil. Auf dieser Sitzung hat der Imam einige wertvolle Punkte über die Religion angeführt. Nach dem das Streitgespräch zu Ende war, wandte der Imam sich an die jüdischen Gelehrten und die gelehrigen  Nazarener. Er fragte sie:  Gibt es einen unter euch, der den Islam ablehnt und eine Frage stellen möchte? Möchte er seine Frage ohne Furcht stellen dürfen?

Es meldete sich  Imran Sabii zu Wort, einer der bekannten Theologen der Sabier. Er sagte: „Du gelehrter Mann! Wenn du nicht darum gebeten hättest, hätte ich dich nicht gefragt.  Ich bin in verschiedene Städte gereist und habe Theologen getroffen, aber keinen gefunden, der beweist, dass es nur einen Gott gibt, der beständig der Eine Gott war und ist. Erlaubt ihr, dass ich euch diese Frage stelle?“

Imam Ridha (F) sagte: „Du kannst jede Frage stellen!“ Da legte sich eine eigenartige Stille über die Versammlung. Alle waren gespannt wohin diese Diskussion führen würde.

 

                    

 

 

Imran Sabii fragte, was als erstes in der Daseinswelt existierte und was Gott mit der Schöpfung beabsichtigt hat. Er fragte auch: „Benötigte Gott die Schöpfung der Daseinswesen oder wurde durch Seine Schöpfung ein Mangel von Ihm beseitigt?“

Imam Ridha antwortete: „Nun, da du gefragt hast, hör gut zu! Wir sind davon überzeugt, dass Gott immer war  und Einer ist und es an Seiner Seite nichts gab und gibt. Dann hat er verschiedene Geschöpfe hervorgerufen. Er hat die Welt nicht auf etwas gegründet (was schon existierte) und nicht auf etwas begrenzt und es gab auf der Welt vorher keinen Plan, so dass er (in Anlehnung daran) etwas Gleiches erschafft. Dann teilte er die Geschöpfe in verschiedene Gruppen auf ... aber er brauchte sie nicht.“ (denn er ist in jeder Hinsicht unbegrenzt, und Quelle aller Vollkommenheit, ohne irgendeinen Mangel. Und da ihm nichts fehlt, braucht er auch nicht die Erschaffung von Geschöpfen, um Mängel zu begleichen) .

Dann fuhr er fort: „O Imran, wenn Gott aufgrund von Notwendigkeit die Welt erschaffen hätte, dann hätte Er mit der Macht, die Er besaß, ein Vielfaches mehr an Geschöpfen erschaffen, denn je größer die Zahl seiner Helfer ist , desto besser (wäre es für Ihn gewesen) . Also geschah Seine Schöpfung nicht um ein Bedürfnis zu stillen." (vielmehr ist sein edles Wesen die Quelle aller Arten von Segen und die Schöpfung geht aus seinem Segensüberfluss hervor)

Die Diskussion des Imams mit Imran Sabii dauerte lange und wir können nur auf einen Ausschnitt daraus hinweisen.  Während dieses Diskurses hat der Imam mit festen Argumenten die Oberhand gewonnen und die versammelten Gelehrten beeindruckt.

Imran stellte auch folgende Frage: „Hat diese große Schöpfung eine Änderung im Wesen Gottes hervorgerufen?“ Dabei ging er davon aus, dass alles, was der Mensch tut, eine Art Änderung in ihm selber hervorruft (zum Beispiel eine Weiterentwicklung und Problemlösungen). Indem er diese Vorstellung zugrunde legte, zog er also einen Vergleich zwischen Gott und dem Menschen.

Imam Ridha (F) antwortete: „Bei einem Wesen, das immer war und immer sein wird – was absolutes Sein bedeutet -  kommt eine Wandlung nicht in Frage. Es umfasst alles Vollkommene und hat keinen Mangel, welcher durch die Erschaffung von Geschöpfen beseitigt würde.“

Auf eine andere Frage nach dem Ort Gottes sagte Imam Ridha dass Gott keinen  Ort hat (Er hat selber alle Orte erschaffen und braucht keinen Ort)

                         

 

 

Bald darauf war es Zeit für das Ritualgebet geworden Der Imam sagte zum Abbasidenkalifen Mamun: „Es ist Zeit für das Gebet und wir müssen unsere religiöse Pflicht erfüllen.“

Imran, der sehr beeindruckt von der klaren und starken Argumentation des Imams war  und tief in Gedanken über dessen überzeugenden Antworten versunken war, sagte: „O mein Herr! Brich die Antworten an mich nicht ab, denn mein Herz ist weich geworden und bereit zum Bekenntnis.“

Der Imam aber sagte: „Hab es nicht eilig! Wir verrichten das Gebet und kommen zurück.“ Nach Verrichtung des Gebetes kehrte Imam Ridha (F)  wieder zur Sitzung zurück und sagte zu Imran: „Frag weiter!“  Imran stellte Fragen über Gotteskunde und das Wesen und die Attribute Gottes und bat während des Gespräches den Imam öfters um noch ausführlichere Erklärungen.  Der Imam ließ Imran aus der Quelle seiner Weisheit und seines Wissens schöpfen und schließlich fragte er Imran: „Hast du diese Dinge gut verstanden, Imran?“

Imran dachte kurz nach und dann sagte er in einem Zustand, in dem sein innerer Wandel zum Ausdruck kam, und  zur Verwunderung der Anwesenden:

„Ja ich habe alles gut begriffen und ich bekenne, dass Gott so ist, wie Ihr ihn beschreibt  und dass Ihr seine Einheit bewiesen habt. Und nun bekenne ich mich dazu, dass Mohammad (S) Sein Diener ist, der mit der Rechtleitung und der Religion der Wahrheit ausgesandt wurde.“ Dann warf er sich in die Gebetsrichtung Mekka nieder und wurde  Muslim. Das war eine große Überraschung für die Gelehrten, die  an der Sitzung teilnahmen, denn sie kannten Imran Sabii als einen Gelehrten, der sehr gut argumentieren kann und gegen den bis dahin keiner angekommen war. Angesichts dieser Szene erkannten sie wie gewaltig das Wissen  Imam Ridhas (F) ist.