Dez 05, 2018 05:00 CET

Wir wenden uns in diesem Programm der nächsten großen Persönlichkeit des Islams zu, nämlich Ali Ibn Abi Talib (F).

Ab dem heutigen Teil unserer Sendung „Lotsen zum göttlichen Hafen“ sprechen wir über das bewegte und lehrreiche Leben des Fürsten der Gläubigen, Amir al Mumenin, Imam Ali (Friede sei mit ihm). Er ist eine hervorragende Persönlichkeit und hat auf allen Ebenen  ein wunderbares Vorbild in der Geschichte hinterlassen. Nicht  nur schiitische und sunnitische Gelehrte haben ihn gelobt, sondern auch Persönlichkeiten der christlichen Welt wie George Jordac, Will Durant und Suleiman al-Katani. Der große ägyptische Gelehrte und Denker, Scheich Muhammad Abduh schreibt in seinem Kommentar zum Nahdsch-ul Balagha – Der Sammlungen von Worten, Ansprachen und Briefen Imam Alis (F): „Imam Alis Geist ist groß, allseitig und mehrdimensional. Er ist ein gerechter Herrscher und ein Gott-Diener, der die Nächte durchwacht.  In der Gebetsnische weint und auf der Arena des Kampfes  lacht er... Er ist sowohl Lehrer als auch Prediger, sowohl Richter als auch Verfasser von religiösen Rechtsurteilen, sowohl Landwirt als auch ein versierter Schriftsteller. Er ist ein Mensch, der vollkommen ist und alle geistigen Welten der Menschheit umfasst.“

Es ist wirklich nicht einfach die markanten  Linien im Leben Imam Alis (F)zu beschreiben, und wir sind nicht in der Lage  sie gebührend darzustellen.  Dennoch haben wir  im Nachstehenden versucht, so gut wie möglich, die  wichtigsten Abschnitte im bewegten Leben dieses großartigen Menschen zu beschreiben. 

Hadhrat-e Ali ibn Abu Talib

 

Insgesamt lässt sich das Leben Imam Alis (F) in drei große Abschnitte einteilen: Von seiner Geburt bis zur Auswanderung des Propheten Gottes (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) nach Medina;  die Zeit in Medina bis zum Verscheiden des Propheten (S), und die Zeit nach dem Verscheiden des Propheten bis zum Märtyrertod Imam Alis (F) in der Gebetsnische in Kufa. 

                            

Wie die Geschichte berichtet, war Fatima Bint Asad, die edle Mutter Alis (F), im neunten Monat. Als sie die Geburt herannahen spürte, ging sie zu der Kaaba in Mekka und begann sie andächtig zu umkreisen. Nach diesem Tawaaf flehte sie inständig Gott, den Herrn der Kaaba an, er möge ihr die Geburt des Kindes leicht und es für alle eine gesegnete Geburt werden lassen. Es wird überliefert, dass diese gottesfürchtige Frau zu Gott betete: „O Herr! Ich bin von Deiner Einheit überzeugt und ich glaube an alle Himmelsbücher, die Du durch Deine Propheten herab gesandt hast, und ich glaube an alle Propheten, deren Berufung  Du zur Rechtleitung und Rettung Deiner Diener befohlen hast ... O Herr! Bei der Heiligkeit Deiner Propheten und bei der Wahrheit Deiner Thronengel und bei der Größe dieses wertvollen Kindes, welches Du in der geheimen Kammer meines Seins erschaffen hast und dessen Augenblick der Geburt einsetzt, lass die Geburtswehen und die Geburt meines geliebten Kindes einfach für mich sein.“

 

Da trat in dieser spirituellen Atmosphäre plötzlich ein geheimnisvolles, göttliches Ereignis ein: Es öffneten sich die Mauern des ältesten Gebetshauses , der Kaaba,  vor den erstaunten Blicken der Anwesenden und die angehende Mutter  entzog sich den ungläubigen Blicken und betrat das Haus Gottes. Und nachdem sich die Mauer der Kaaba wieder hinter ihr geschlossen hatte, kam dort das ersehnte Kind auf die Welt – der erste und einzige Mensch, der in der Kaaba geboren wurde.

Jahrhunderte sind seit diesem geheimnisvollen, wundersamen Ereignis vergangen und noch immer können die Mekkapilger an  einer Seite der Kaaba die Spuren des Spaltes sehen, mit dem die Mauer der Kaaba sich damals öffnete (an der Mustadschir -Wand der Kaaba, die hinter der Wand mit der Eingangspforte liegt ). Während des Hadsches, dieser riesigen jährlichen Versammlung der Muslime in Mekka tragen die Pilger an dieser Stelle inständig ihre Bitten vor Gott.   

                                               

mustadschir-Seite an der Kaaba

 

 

Drei Tage waren seit diesem erstaunlichen Ereignis vergangen und es hatte sich überall in Mekka und Umgebung herumgesprochen. Fatima Bint Asad befand sich noch immer im Hause Gottes und alle Versuche,  die Pforten der Kaaba zu öffnen, waren fehlgeschlagen. Da sahen die Menschen sie plötzlich mit ihrem Neugeborenen auf dem Arm  an derselben Stelle in der Mauer der Kaaba, an der sie sich den Blicken entzogen und das Haus Gottes betreten hatte, hervorkommen. Die Menschen eilten herbei und umringten sie. Sie wollten aus ihrem Munde erfahren, was sich zugetragen hatte. Da sagte Fatima Bint Asad: „Ihr Leute! Gott ist mächtig und groß! Unter Seinen Geschöpfen hat er Mich gewählt und mir einen Vorzug gegenüber den bisher von Ihm auserwählten Frauen gegeben.“  In dem Moment kam Abu Talib, der Gemahl herbei, um seine edle Gemahlin willkommen zu heißen und sie zu beglückwünschen. Er nahm das Neugeborene und presste es an seine Brust und an sein Herz. In dem Moment traf auch der Prophet Gottes ein. Auch er nahm das Neugeborene in die Arme, küsste immer wieder sein Gesicht und seine Stirn, während er Gott  wegen der Geburt dieses gesegneten Kindes pries.

Imam Ali (F) ist am  Freitag, dem 13. des Monats Radschab, 30 Jahre nach dem Ereignis im Elefanten-Jahr, auf die Welt gekommen und erhellte sie mit seinem Licht.  Das Jahr des Elefanten war das Jahr, in dem mit Gottes Macht der Angriff des  jemenitischen Herrschers Abraha auf die Kaaba jämmerlich scheiterte. (In diesem Jahr ist auch der  Prophet in Mekka auf die Welt gekommen)

Ali (F) befand sich schon als kleiner Junge an der Seite des Propheten. Als Alis Vater Abu Talib wegen einer Hungersnot in Mekka nur unter Mühen seine Familie versorgen konnte, schlug der Prophet Gottes ihm vor, dass seine Brüder die Fürsorge einiger seiner Kinder übernehmen. Gott wollte, dass auf diese Weise Ali (F) ins Haus des Propheten kam und dort aufwuchs.

 

 

Der  Einfluss des Propheten auf die Entfaltung Alis (F), ihr Einklang miteinander und  die Liebe des Propheten Gottes zu ihm, spiegelt sich einer Ansprache Alis, genannte Chutba Qasiah wieder.  Sie steht im Nahdschul-Balagha als 192. Predigt.  An einer Stelle heißt es:

 

 „Und euch war meine Stellung, Verwandtschaft und besondere Nähe zu dem Gesandten Allahs bereits bekannt – Allah segne ihn und seine Familie – sowie die besondere Position (zu ihm). Er setzte mich auf seinen Schoß, als ich ein Kind war und drückte mich an seine Brust und behütete mich in seinem Bett, nahm mich in seine Arme und  ließ mich seinen edlen Duft einatmen. Er pflegte das Essen für mich weich zu kauen  und schob mir es Bissen für Bissen in den Mund. Er fand mich nie lügenhaft beim Sprechen, noch unachtsam in der Tat.

.... Und ich pflegte ihm zu folgen, wie ein Kamelfohlen seiner Mutter nach Abbruch der Stillzeit auf dem Fuße folgt. Mir kam jeden Tag seine hervorragende  Moral zugute und  ich eiferte ihn gemäß seiner Anweisung unentwegt nach.“

Diese liebevolle Fürsorge und Erziehung des Propheten hatten die beste und längste Wirkung  auf Seele und Geist Amir al Mumenins Imam Ali (F). In der Obhut seines himmlischen Erziehers wurde der Grundstein  für die Entfaltung Alis (F) auf höchster Stufe gelegt und begann er die hohen Gott gefälligen und menschenwürdigen Werte zu verkörpern. Daher gebührte ihm die besondere Gnade Gottes und Aufmerksamkeit des Propheten.

 

Mit dem Ereignis auf dem Berg Hira, wo  der Prophet Gottes zum ersten Mal dem  göttlichen Thronengel Dschibriil (Gabriel)  begegnete und zum Propheten berufen wurde, begann ein bedeutendes Kapitel. Über das Leben nach diesem  bedeutenden himmlischen Ereignis sagt   Imam Ali (laut obiger Ansprache 192, Nahdsch-ul Balagha):

„In jenen Tagen versammelten sich nur der Gesandte Allahs und Chadidscha im Namen des Islam in einem Hause, und ich war der Dritte unter den beiden. Ich sah das Licht der Offenbarung und der Botschaft, und ich wurde den Duft des Prophetentums gewahr.“   

Ali (F) ist in diesem historischen bedeutenden Moment allen anderen vorausgeeilt und hat als erster von den Männern den Islam angenommen. Darüber sagt er (wie Ibn Abi Al Hadid 3/258, kommentiert) : „Ich bin der erste (Mann), der zusammen mit dem Propheten den Islam angenommen hat.“ Und auch hat er ein anderes Mal (laut Matalib al-Saul fi Manaqib al-Rasul.von Muhammad Ibn Talha Shafiee,  11) gesagt:  „Als die Menschen noch tief im Irrtum der Götzenanbetung und der Dekadenz und Ungerechtigkeit steckten, habe ich an den Propheten und seinen himmlischen  Aufruf geglaubt und ihn bestätigt.“

Auch bestätigt der  Prophet Gottes diese große Ehre Alis (F) und sagt  (laut Mustadrak Hakim , 3/136): „Er ist der Erste (Mann) gewesen, der an meine  Sendung und meinen Aufruf  glaubte und er ist  der Erste, der mit mir am Tag der Auferstehung zusammentrifft,  und wir werden uns die Hand reichen. Er ist der Sadiq Akbar – der Alleraufrichtigste -  , der  sich zum Islam bekannt hat.“

Hiermit verabschieden wir uns bis zum nächsten Teil. Sie sind herzlich eingeladen, unsere Serie „Lotsen zum göttlichen Hafen“ weiter zu verfolgen.