Lotsen zum göttlichen Hafen (21)
Im letzten Programm haben wir über die Hunain-Schlacht und die herausragende Rolle Alis (F) bei der Verteidigung des Lebens des Propheten berichtet. Wir betrachten heute weitere wichtige Aspekte aus dem Leben dieses Imams.
Tabuk ist eine Ortschaft, die im Nordwesten der Arabischen Halbinsel liegt. In dieser Gegend war eine kleine muslimische Gemeinde entstanden. Diese wurde von den Herrschern von Byzanz, allen voran Heraklios, angegriffen, denn diese sahen in der Verbreitung des Islams eine Gefahr für ihre eigenen Herrschaftsansprüche und hofften ihn besiegen zu können. Kleinere im Nordwesten zur Verteidigung stationierte Truppen der Muslime wurden zunächst durch die enorme zahlenmäßige Übermacht der Byzantiner überrumpelt oder flohen nach Medina. Da formierte der Prophet ein Heer gegen die Angreifer.
Unterdessen war an dem Verhalten der Munafiqin – der Heuchler – in Medina vor dem Feldzug zu sehen, dass diese nur auf eine Gelegenheit warteten um der jungen Regierung des Propheten Gottes während dessen Abwesenheit einen Schlag zu versetzen. Doch der Prophet kam ihnen zuvor, indem er Ali (F) nicht wie gewohnt mit ins Gefecht nahm sondern ihn zu seinem Stellvertreter in Medina während seiner Abwesenheit bestimmte. Er sagte zu Ali (F): "Es gibt keinen anderen Ausweg, entweder du bleibst in Medina oder ich bleibe.
Weil Ali (F) in Medina geblieben war, fiel der Plan der Heuchler ins Wasser. Da begannen diese das Gerücht zu verbreiten, Imam Ali habe, obwohl der Prophet Gottes unbedingt wollte, dass er an dem Gefecht in Tabuk teilnimmt, den Gehorsam verweigert und sei nicht mitgezogen. Ali (F) eilte sofort dem Propheten Gottes nach, um ihm von der Verleumdung der Heuchler zu berichten. Doch der Prophet Gottes sagte etwas, was als Hadith Manzelat - als Überlieferung des Ranges - berühmt wurde und zwar sagte er zu Imam Ali: „Möchtest du nicht für mich das sein, was Harun (Aaron) für Musa (Moses – F) war, mit dem Unterschied, dass nach mir kein Prophet mehr sein wird?!“
Somit hatte auch diese List der Heuchler keine Wirkung und ein weiteres strahlendes Merkmal Imam Ali (f) wurde durch den Ausspruch des Propheten in der Geschichte des Islams verbucht.
Es war schon über 9 Jahre her, seitdem der Prophet Gottes (Gottes Segen sei auf im und Friede seinem Hause) aus Mekka ausgewandert war. Der Aufruf des Islams zum Glauben an den Einen Gott und zur Abwendung vom Götzentun war allen Polytheisten auf der Arabischen Insel zu Gehör gekommen. Dennoch hielt ein Teil von ihnen blindlings weiter am Aberglauben und dem Götzendienst fest. Es war an der Zeit, dass der Prophet diesem Treiben ein Ende bereitet, auch wenn dies den Götzendienern missfiel. Außerdem war es notwendig, dass die Muslime lernen, wie sie den Hadsch – diese großartige Zeremonie in Mekka und Sinnbild des Monotheismus – richtig und frei von jeglichem Aberglauben aus der vorislamischen Zeit der Unwissenheit durchführen sollen. Das Bedürfnis, dass der Prophet Gottes persönlich den wahren Hadsch durchführt, war deutlich zu spüren. Doch zuerst musste das Heiligtum Gottes von den Götzen befreit werden, welche die polytheistischen Anführer der Quraisch benutzten um ihre Herrschaft über das Volk und ihre Position und ihre unberechtigten, mit Götzendienst behafteten Interessen sicherzustellen. Daher fasste der Prophet (S) einen Entschluss. Er schickte Abu Bakr zusammen mit einer Gruppe von Muslimen nach Mekka, damit sie dort die Verse zu Beginn der Sure 9 (Tauba) verkünden, welche die Distanzierung von den Götzendienern beinhaltet. Doch diese Boten hatten sich noch nicht weit von Medina entfernt, als der Allmächtige den Offenbarungsengel Dschibril zum Propheten herab sandte. Dschibril (Gabriel) teilte dem Gesandten Gottes mit: „Die Botschaft der Distanzierung (Bara`at) musst du selber oder muss eine Person (aus deiner Familie) überbringen.“ Da rief der Prophet (S) Ali (Friede sei mit ihm) zu sich und sagte ihm, er solle nach Mekka reiten und dort den Götzendienern den Vers der Distanzierung Gottes und des Propheten vortragen.
Ali (F) hat in Mekka laut und klar aufgrund der himmlischen Koranverse den Götzendienern eine Resolution mit vier Paragraphen vorgetragen. Diese beinhaltete:
Erstens: Die Götzendiener haben nicht mehr das Recht, das Haus Gottes – die Kaaba – zu betreten
Zweitens: Die Heiligkeit der Kaaba muss bewahrt werden und keiner ist mehr berechtigt, gemäß dem Brauch aus der Zeit der Ignoranz, unbekleidet die Umkreisung (Tawwaf) der Kaaba vorzunehmen
Drittens: In Zukunft wird kein Götzendiener mehr an der auf dem Glauben an den Einen Gott beruhenden Hadschzeremonie teilnehmen
Viertens: Alle (bestehenden )Abkommen werden eingehalten und die Anführer des Götzentums und Unglaubens haben vier Monate Zeit, sich vom Götzendienst abzuwenden und ihren Standpunkt gegenüber der Islamischen Regierung klarzustellen.
Es dauerte nicht lange und die Götzendiener schlossen sich in Scharen dem Ein-Gott-Glauben an, so dass Mitte des 10. Jahres nach der Hidschra die Götzenanbetung so gut wie am Ende und das Banner des Tauhid – des Glaubens ausschließlich an den Einen Gott – gehisst war. Wieder war Ali (F) eine große Ehre zuteil geworden, mit der er sich in der Geschichte des Islams verewigte.
Zur Verkündung des Islams sandte der Prophet (S) schriftliche Aufrufe an die Oberhäupter der damaligen Weltmächte und religiösen Zentren. Im Zusammenhang damit schickte er auch an den Bischof von Nadschran, welches an der Grenze des Hidschaz (im Westen der Arabischen Halbinsel) zu Jemen lag, eine Botschaft und lud ihn und seine Gemeinde zum Islam ein. Der Bischof von Nadschran las sorgfältig das Schreiben, das ihm die Boten des Propheten überbracht hatten, durch und beriet sich mit anderen wichtigen Persönlichkeiten. Sie bildeten eine Delegation und machten sich auf den Weg nach Medina um mit dem Propheten zusammenzutreffen und seine Beweise für Prophetschaft zu überprüfen. Doch die Gespräche mit dem Propheten mündeten schließlich in einem Streit und der Ablehnung des Islams. Da erschien dem Propheten der Offenbarungsengel mit dem Koranvers 61 aus der Sure 3 (Ale Imran) über die Mubahala
Und wenn sich jemand mit dir über sie (die Wahrheit) streitet, nachdem das Wissen zu dir (oh Muhammad) kam, so sprich: 'Kommt her, lasst uns rufen unsere Söhne und eure Söhne unsere Frauen und eure Frauen und unsere Seelen und eure Seelen. Als dann wollen wir zu Allah flehen und mit Allahs Fluch die Lügner bestrafen'
In diesem Vers wurde der Prophet von Gott angewiesen, mit denen, die sich mit ihm über die Wahrheit streiten eine Mubahala durchzuführen, d.h. jede Seite soll diejenigen, die ihnen am nächsten stehen herbeibringen und dann Gott zusammen mit ihnen anflehen, dass Er klar zeigen möge, welche Seite die Unwahrheit behauptet. Anschließend folgt eine Verwünschung der Seite, welche die Unwahrheit sagt. Bei dieser Mubahala verwünscht sich also auch jede Seite selber für den Fall dass sie im Unrecht ist. Die Delegation aus Nadschran war mit der Mubahala einverstanden.
Der Prophet fand sich auf besondere Weise an dem Ort, wo die Mubahala stattfinden sollte, ein: Er trug Husain (F) auf dem Arm und hielt Hasan (F) an der Hand. Seine Tochter Fatima (F) und sein Schwiegersohn Ali (F) folgten ihm. Zuvor hatten die Führer der Delegation aus Nadschran miteinander beraten und gesagt: „Wenn Mohammad mit großer äußerer Pracht und Macht herbeikommt, dann ist an seiner Prophetschaft zu zweifeln, aber wenn er ohne jeglichen Prunk kommt, dann ist er gewiss der Prophet Gottes.“
Da sahen sie auch schon den Propheten mit leuchtendem Gesicht erscheinen, zusammen mit den vier Menschen, die ihm am allernächsten standen. Die christlichen Würdenträger schauten einander verblüfft, denn der Prophet war mit seiner einzigen Tochter und deren beiden kleinen Söhnen sowie Ali (F) von dem alle wusste, wie sehr der Prophet ihn liebte, zu der Mubahala – dem Selbstverfluchungsordal – gekommen. Der Bischof von Nadschran sagte: „Ich sehe große Persönlichkeiten vor mir und wenn diese die Hand zum Gebet erheben, kann es gut sein, dass wir allesamt vernichtet werden. Wir sollten lieber von dieser Mubahala Abstand nehmen.
Sie machten dem Propheten (S) diesen Vorschlag und er akzeptierte ihn.
Die Geschichte von der Mubahala und die zugehörige Koranstelle haben schon immer für die schiitische Welt als große Ehre gegolten. Der Koranvers 61 der Sure 3 demonstriert die Stufe der Vorzüglichkeit, auf der sich die Begleiter des Propheten zum Mubahala befanden. Nicht nur Fatima und ihre Kinder werden als Anfas – als Seelen des Propheten bezeichnet sondern auch Ali (F) wird zu diesen Anfas gezählt. Welcher Rang könnte noch höher sein, als dass Gott jemanden als Seele Seines Gesandten vorstellt?
Der Islam fand immer mehr Verbreitung und der Prophet war bestrebt ihn auch in die anderen Länder zu bringen. In diesem Zusammenhang schickte er einen seiner Helfer, namens
Muadh ibn Dschabal nach Jemen, damit er dort den Islam vorstellt. Trotz aller Anstrengungen hatte Muadh ibn Dschabal keinen sonderlichen Erfolg bei der Verkündung des Islams in Jemen. Nach seiner Rückkehr nach Medina schickte der Prophet Gottes Chaled ibn Walid mit demselben Auftrag aus. Aber auch dieser kehrte 6 Monate später wieder zurück, ohne dass er die Bevölkerung von Jemen für den Islam hatte gewinnen können. Schließlich wählte der Prophet Ali (F) als Boten, denn Ali (F) hatte immer schon bei allen Aufträgen glänzende Erfolge erreicht. Er sagte zu Ali (F): "Sei darum bemüht, im Lichte der Macht der Logik und des guten Verhaltens die Menschen auf den rechen Weg zu leiten.“
Imam Ali (F) machte sich in Begleitung von Soldaten auf den Weg nach Jemen. An der Grenze ordnete er die Reihen des muslimischen Heeres und verrichtete mit ihnen gemeinsam das Morgengebet. Dann rief er alle Mitglieder des Stammes Hamdan, welcher einer der größten Volksstammes im Jemen war herbei, damit sie sich die Botschaft des Propheten anhören.
Dieses Schreiben war ein Aufruf zur Befolgung der Lehre von dem einen Gott. Imam Ali legte daraufhin nach Lobpreisung Gottes so logisch und beeindruckend die Grundlagen des islamischen Glaubens dar, dass alle beeindruckt waren und geschlossen innerhalb eines Tages sich zum Islam bekehrten. Ali (F) teilte dies dem Propheten Gottes in einem Schreiben mit und dieser war hocherfreut. Er warf sich vor Gott nieder und dankte ihm.
Um die Bedeutung dieser erfolgreichen Mission Alis (F) zu erfassen, genügt es zu wissen, dass das jemenitische Volk vollkommen aus freien Stücken den Islam als ihre Religion annahmen und Muslime wurden.