Mrz 12, 2019 13:10 CET

Wie Sie wissen besprechen wir zurzeit die Sure 38. Heute möchten wir uns die Verse 67 bis 74 dieser Sure, der Sure Saf, ansehen. In den Versen 67 bis 70 dieser Sure heißt es wie folgt:

(38: 67 - 74)

 

قُلْ هُوَ نَبَأٌ عَظِيمٌ

 „(O Prophet!) Sag: Es ist eine gewaltige Kunde,“ (38: 67)

 

 أَنتُمْ عَنْهُ مُعْرِضُونَ 

„von der ihr euch abwendet.“ (38: 68)

 

مَا كَانَ لِيَ مِنْ عِلْمٍ بِالْمَلَإِ الْأَعْلَىٰ إِذْ يَخْتَصِمُونَ

„Ich hatte kein Wissen über die oberste Ratsversammlung, als sie (die Engel) miteinander (über die Erschaffung des Menschen)  stritten.“ (38: 69)

 

إِن يُوحَىٰ إِلَيَّ إِلَّا أَنَّمَا أَنَا نَذِيرٌ مُّبِينٌ

„Mir wird ja (als Offenbarung) eingegeben, dass ich nur ein deutlicher Warner bin.“ (38: 70)

 

In den vorherigen Versen sind Paradies und Hölle und die Lage ihrer Bewohner dargestellt worden.  Die obige Stelle weist nun darauf hin, dass es Dinge gibt, die im Verborgenen liegen und über deren Existenz man nur durch die Offenbarung erfahren kann. Eine solche Offenbarung ist auf den Propheten herabgeschickt worden und liegt in Form des Korans schriftlich vor.  Der Prophet wird also an obiger Stelle in der Sure 38  angewiesen, dass er zu den Götzendiener sagt:  Dieser Koran ist eine gewaltige Kunde, von der ihr euch wegen eurem Unglauben abwendet. Ihr seid nicht bereit, diese Worte zu hören und darüber nachzudenken.  Ich sage aber diese Worte nicht von mir aus. Alles wurde mir offenbart,  damit ich euch mahne vor der Zukunft, die vor euch liegt. Der Prophet soll sagen, dass er selber kein Wissen über das Verborgene besitzt und nichts über die verborgenen Dinge weiß, es sei denn das Gott ihm Wissen davon offenbart. Er soll sagen: Ich habe auch nichts über die Diskussion  unter den Engeln gewusst, als der Mensch erschaffen wurde. Gott hat mir es mitgeteilt.

                              

Wir möchten Folgendes anmerken:

Erstens: in Überzeugungsfragen hängt die Richtigkeit bzw.  die Ungültigkeit  der Überzeugung  nicht davon ab, ob die Allgemeinheit sie akzeptiert oder sie ablehnt.

Zweitens: Die Quelle des Wissens der Propheten über verborgene Dinge ist die Offenbarung Gottes. Natürlich ist das  Wissen der Propheten  über das Verborgene nicht allumfassend, sondern nur in dem Umfange, was Gott ihnen offenbaren will.

                                             

Wir lesen weiter, um zu sehen was in den Versen 71 und 72 der Sure Sad, Sure 38, steht, und zwar heißt es dort:

 

إِذْ قَالَ رَبُّكَ لِلْمَلَائِكَةِ إِنِّي خَالِقٌ بَشَرًا مِّن طِينٍ

„Als dein Herr zu den Engeln sagte: Ich werde ein menschliches Wesen aus Lehm erschaffen.“ (38: 71)

 

فَإِذَا سَوَّيْتُهُ وَنَفَخْتُ فِيهِ مِن رُّوحِي فَقَعُوا لَهُ سَاجِدِينَ

„Wenn Ich es zurechtgeformt und ihm von Meinem Geist eingehaucht habe, dann fallt und werft euch vor ihm nieder.“ (38: 72)

                         

Im Vers 69 der Sure Sad wird auf eine Diskussion der Engel über ein wichtiges Thema hingewiesen. Die eben genannten Verse lassen erkennen, dass ein wichtiges Thema, über das sie diskutierten,  die Erschaffung des Menschen war. Gott hat vor der Erschaffung des Menschen, diese den Engeln angekündigt und erklärt, dass er aus Wasser und Erde ein neues Wesen schaffen wird, welches sich von den anderen Lebewesen unterscheidet. Unser Schöpfer kündigte an, dass er diesem Wesen aus Lehm von Seinem Geist einhauchen werde. Daher sollten die Engel sich vor diesem neuen Wesen namens „Mensch“ niederwerfen und anerkennen, dass es höher steht als sie.                                      

Es ist eine klare Sache, dass der Körper des Menschen aus dem Wasser und der Erde besteht, denn sämtliche Nahrung aus denen der Körper hervorgeht, stammt direkt oder indirekt aus den Pflanzen, die in der Erde und dank der Zufuhr von Wasser wachsen. Die Tatsache, dass der Mensch außer dem irdischen Körper auch von dem göttlichen Geist erhalten hat, zeugt für die Würde des Menschen und seinen besonderen Platz in der Daseinsordnung. Als Gott ihm von Seinem Geist einhauchte machte er ihn zum Treuhänder dieses Pfandes.

Mit Einhauchen des göttlichen Geistes in den Menschen ist nicht etwa gemeint, dass sich etwas von Gott getrennt hat,  um sich dem Menschen anzuschließen. Vielmehr kommt hier zum Ausdruck, woher der Geist des Menschen stammt, nämlich aus dem höheren und nicht aus dem irdischen Reich. Gott schenkte dem Menschen etwas von Seinen Attributen, etwas für deren Empfang der Mensch das Potential besitzt.  Zum Beispiel hat Gott dem Menschen in gewissem Umfange Wissen, Macht, Barmherzigkeit  und Willensfreiheit geschenkt.  

          

Was können wir uns anhand dieser Stelle in der Sure 38 merken? Wir können uns merken:

Erstens: Die Erschaffung der Engel erfolgte vor der Erschaffung des Menschen. Das ist daran zu sehen, dass Gott vor der Erschaffung des Menschen mit den Engeln gesprochen hat. Dennoch kommt der Mensch über die Engel zu stehen, denn Würde und Eignung wiegen mehr als eine längere Vergangenheit.

Zweitens: Der Mensch ist ein Wesen mit zwei Seiten – einer materiellen und einer immateriellen. Die Engel warfen sich vor dem Menschen nicht wegen seiner körperlichen Eigenschaften nieder, sondern wegen seiner geistig-seelischen Dimension und weil Gott ihm von Seinem Geist eingehaucht hatte.  

Drittens: Die Sadschda – die Niederwerfung - vor jemanden anderem als Gott  ist nicht zulässig, es sei denn Gott befiehlt es. Nur weil Gott den Engeln die Niederwerfung vor Adam befohlen hatte, taten sie dies, und zwar  um Gott zu dienen  und nicht etwa um den  Menschen anzubeten.

                                   

Wir erfahren aus den Versen 73 und 74 der Sure Sad, was daraufhin geschah:  

 

فَسَجَدَ الْمَلَائِكَةُ كُلُّهُمْ أَجْمَعُونَ

 „Da warfen sich die Engel alle zusammen nieder,“ (38: 73)

 

إِلَّا إِبْلِيسَ اسْتَكْبَرَ وَكَانَ مِنَ الْكَافِرِينَ

„außer Iblis; er verhielt sich hochmütig und gehörte zu den Ungläubigen.“ (38: 74)

            

Dem Koran entnehmen wir, dass die Engel Wesen sind, die niemals Gott den Befehl verweigern.  Nachdem Gott ihnen befohlen hatte, dass sie sich vor Adam niederwerfen sollen, haben sie allesamt unverzüglich sich vor dem Menschen niedergeworfen und sind dem Befehl Gottes gefolgt. Nur einer folgte dem Befehl nicht, und das war Iblis.  Iblis war zu stolz, um sich vor dem Menschen niederzuwerfen, denn er hielt sich für besser als der Mensch. Iblis hatte zuvor einen hohen Rang als Gottesdiener erreicht. Doch sein Ungehorsam führte zu seinem Absturz und er wurde einer von den Ungläubigen und Widersachern.               

Iblis war kein Engel, denn wenn er ein Engel gewesen wäre, dann hätte er nicht den Befehl Gottes verweigert. Wie aus anderen Versen im Koran hervorgeht, war Iblis ein Dschinn. Ein Dschinn ist ein Wesen, welches - wie der Mensch - Gott gegenüber ungehorsam sein kann. Iblis fand Einlass unter die Engeln, weil  er sehr lange Zeit Gott gehorcht und Ihm gedient hatte.  Als Gott den Engelsscharen die Niederwerfung vor dem Menschen befahl, war Iblis unter ihnen und damit auch dazu aufgefordert, diesen Befehl durchzuführen, was er jedoch nicht tat.  

                          

Diese Stelle in der Sure Sad lehrt uns:

Erstens: Hochmütigkeit kann den Menschen zu Fall bringen, sogar nach einem langen Leben in Rechtschaffenheit.

Zweitens: Für die Rettung genügt es nicht unter den Rechtschaffenen zu sein und zu ihnen zu gehören. Vielmehr muss jeder sich Mühe geben, selber wirklich gut zu sein und rechtschaffen zu handeln. Das ist der einzige Weg zur Rettung. Sogar Kinder und nahe Familienmitglieder der Propheten und Gottesfreunde sind vom Weg Gottes abgeraten und in den Abgrund der Verdorbenheit und des Niedergangs gestürzt.