Apr 19, 2022 06:30 CET

Liebe Freunde! Nach Besprechung der ersten 22 Verse der Sure Qamar setzen wir nun unsere Kurzexegese bei dem Vers 23 dieser Sure 54 fort. Diese Vers und die Verse 24, 25 und 26 lauten:

(54: 23- 32)

                                      

كَذَّبَتْ ثَمُودُ بِالنُّذُرِ 

„Die Thamud erklärten die Warnungen für Lüge.“ (54: 23)

 

فَقَالُوا أَبَشَرًا مِّنَّا وَاحِدًا نَّتَّبِعُهُ إِنَّا إِذًا لَّفِي ضَلَالٍ وَسُعُرٍ

„Sie sagten: `Sollen wir denn einem menschlichen Wesen von uns, einem einzelnen, folgen? Dann befänden wir uns wahrlich im Irrtum und Wahnsinn`.“ (54: 24)

 

 أَأُلْقِيَ الذِّكْرُ عَلَيْهِ مِن بَيْنِنَا بَلْ هُوَ كَذَّابٌ أَشِرٌ ‎

„Ist die Ermahnung gerade ihm aus unserer Mitte offenbart worden? Nein! Vielmehr ist er ein selbstgefälliger Lügner`.“ (54: 25)

 

سَيَعْلَمُونَ غَدًا مَّنِ الْكَذَّابُ الْأَشِرُ

„Sie werden morgen erfahren, wer der selbstgefällige Lügner ist.“ (54: 26)

 

In den vorherigen Versen wurde daran erinnert, welches Schicksal das Volk des Noah und das Volk `Ad ereilte. In den eben genannten Versen geht es um das Volk Thamud. Dieses Volk lebte einst im Norden der Arabischen Halbinsel. Sein Prophet war Salih. Aus lauter Hochmut hörten die Thamud nicht auf die Warnungen dieses Botschafters Gottes und legten weiter hässliches Verhalten an den Tag. Sie lehnten es nicht nur ab, seinem Aufruf zu folgen, sondern schalten ihn einen Wahnsinnigen und jemanden, der in die Irre gegangen ist. Sie behaupteten,  jeder, der ihm folgt, werde ebenso vom Wahnsinn befallen.

Als weitere Ausrede argumentierten sie: „Wie kann denn jemand, der bisher als durchschnittlicher Mensch unter uns gelebt hat und weder Macht noch Reichtum noch viele Leute um sich hat, eine solch enorme Behauptung aufstellen, dass er von Gott ausgesandt worden sei, um uns rechtzuleiten?!

                                 

 Im Zusammenhang mit dieser Stelle in der Sure Qamar lassen sich unter anderem folgende Punkte hervorheben:

Erstens: Es ist im Grunde ein Vorzug der Propheten, dass sie aus der Mitte des einfachen Volkes kamen und ein ganz normales Leben führten, denn so konnten sie auch ein Vorbild für die Allgemeinheit sein.

Zweitens: Menschen können manchmal so dekadent werden, dass sie es  einerseits ablehnen, so Edlen und Rechtschaffenen wie die Propheten zu befolgen, während sie sich andererseits der Herrschaft von diabolischen Mächten unterwerfen oder steinernen Götzen dienen!

Drittens: Es gehört zu den typischen Methoden der Prophetenfeinde, diesen vorzuwerfen, sie seien selbstgefällig und würden lügen. Dabei trifft diese Beschreibung genau auf die Prophetenfeinde selber zu.

                            

Wir sollten uns die Verse 27 bis 29 der Sure Qamar ansehen. Dort heißt es:

 

إِنَّا مُرْسِلُو النَّاقَةِ فِتْنَةً لَّهُمْ فَارْتَقِبْهُمْ وَاصْطَبِرْ

„Wir werden die Kamelstute senden als Versuchung für sie. So warte mit ihnen (den Ausgang)  ab und sei beharrlich.“ (54: 27)

 

وَنَبِّئْهُمْ أَنَّ الْمَاءَ قِسْمَةٌ بَيْنَهُمْ ۖ كُلُّ شِرْبٍ مُّحْتَضَرٌ

„Und tu ihnen kund, dass das Wasser zwischen ihnen (und der Kamelstute) zu teilen ist. Jede Trinkzeit soll (dann abwechselnd) wahrgenommen werden.“ (54: 28)

 

فَنَادَوْا صَاحِبَهُمْ فَتَعَاطَىٰ فَعَقَرَ ‎

„Da riefen sie ihren Gefährten (der der Kamelstute die Sehnen durchschneiden sollte) her. Er griff zu und schnitt dann (der Kamelstute) die Sehnen durch.“ (54: 29)

 

Es leuchtet ein, dass man nicht jeden, der behauptet ein Prophet zu sein, so ohne weiteres anerkennen kann, sondern dass er ein Wunder vollbringen muss, welches für seine Wahrhaftigkeit zeugt.

Gott wollte, dass Salih ein Wunder als Beweis vorführt und ließ eine große außergewöhnliche Kamelstute aus den Felsen hervortreten. Dieses große Tier benötigte so viel zu trinken, dass die Bevölkerung ihr Wasser mit ihm teilen musste.

Das war natürlich eine Prüfung Gottes, denn die Thamud mussten den Anteil der Kamelstute an Wasser berücksichtigten und konnte nur Wasser schöpfen, wenn sie an der Reihe waren.

Die Vornehmen der Thamud, die nicht leugnen konnten, dass die Kamelstute ein Wunder war, beschlossen, das Tier zu töten. Sie bestellten einen Schlächter.  Prophet Salih warnte sie davor, dass die göttliche Strafe sie treffen wird, falls sie weiterhin störrisch die Wahrheit leugnen, obwohl sie doch  Zeuge des göttlichen Wunders geworden waren. Aber die Thamud hörten nicht auf die Warnungen ihres Propheten Salih und schnitten der Kamelstute die Sehnen durch.

 

Aus diesem wahren Bericht über die Geschichte der Völker  lassen sich Lehren ziehen und Erfahrungen entnehmen:

Erstens: Göttliche Wunder sollen auch eine Prüfung für die Menschen sein, damit offensichtlich wird, wer wirklich die Wahrheit sucht und sie akzeptieren will und wer sie aus Halsstarrigkeit bekämpft.

Zweitens: Gott straft nicht, solange er nicht den Menschen den letzten Beweis für die Wahrheit, der keine Ausrede mehr zulässt, geschickt hat.

Drittens: Die Feinde der Propheten haben sich für die Verwirklichung ihrer üblen Ziele böser und blutrünstiger Leute bedient.

                                  

Es folgen noch die Verse 30 bis 32:

 

 فَكَيْفَ كَانَ عَذَابِي وَنُذُرِ 

„Wie waren da Meine Strafe und Meine Warnungen!“ (54: 30)

 

إِنَّا أَرْسَلْنَا عَلَيْهِمْ صَيْحَةً وَاحِدَةً فَكَانُوا كَهَشِيمِ الْمُحْتَظِرِ

„Wir sandten ja gegen sie einen einzigen Schrei (und ein tödliches Gewitter), da waren sie (sogleich) wie das vertrocknete Zeug von Viehgehegen.“ (54: 31)

 

وَلَقَدْ يَسَّرْنَا الْقُرْآنَ لِلذِّكْرِ فَهَلْ مِن مُّدَّكِرٍ

„Und Wir haben den Koran ja leicht zum Bedenken gemacht. Aber gibt es jemanden, der bedenkt?“ (54: 32)

                         

Gott hatte die Kamelstute als Beweis für die Wahrhaftigkeit Seines Propheten Salih geschickt. Sie war ein Wunder Gottes und als die Thamud sie töteten, kam Gottes Strafe in Form eines gewaltigen Gewitters über das Gebiet, in dem dieses Volk lebte. Donner und Blitz nagelten die Einwohner am Boden fest und bereiteten ihnen ein fürchterliches Ende, so dass ihre Reste der zerdrückten Spreu am Boden von Viehställen ähnelten. 

Nachdem Gott auf das Schicksal der Thamud hingewiesen hat, erinnert Er erneut daran, dass der Koran zur Mahnung herabgesandt wurde. Die Menschen sollen die Gefahren erkennen, die ihnen drohen, damit sie sich daraufhin vor der Strafe Gottes im Diesseits und Jenseits hüten und Rettung vor ihr finden. 

 

Wir möchten noch Folgendes zu dieser Stelle in der Sure 54, Qamar, anmerken:

Erstens: Obwohl es nur ein Einzelner von den Thamud war, der der Kamelstute die Sehnen durchschnitt, kam die göttliche Strafe über das gesamte Volk, denn alle waren mit ihrer Tötung einverstanden gewesen und somit schuld an ihr.

Zweitens:  Keine Macht kann gegenüber dem Willen Gottes standhalten. Die Thamud besaßen kräftige Körper aber nach der Strafe Gottes lagen sie wie vertrocknete, zertretene Getreidehalme über den Erdboden verstreut.

Drittens: Der Koran führt die Geschichte einiger früherer Völker an, damit alle eine Lehre aus diesen Tatsachenberichten ziehen.

Tags