Apr 19, 2022 06:50 CET

Dieses Mal, liebe Hörerfreunde, besprechen wir die Sure 54, Qamar, zu Ende. In den Versen 43 bis 46 wird folgender Inhalt offenbart:

(54: 43 – 55)

 

 

أَكُفَّارُكُمْ خَيْرٌ مِّنْ أُولَٰئِكُمْ أَمْ لَكُم بَرَاءَةٌ فِي الزُّبُرِ

Sind etwa eure Ungläubigen(in Mekka)  besser als jene da? Oder gibt es für euch einen Freispruch in den Schriften?“ (54: 43)

 

 أَمْ يَقُولُونَ نَحْنُ جَمِيعٌ مُّنتَصِرٌ 

„Oder sagen sie: `Wir halten zusammen und werden siegen (keine Macht kann uns eine Niederlage bereiten)`?“ (54: 44)

 

‏ سَيُهْزَمُ الْجَمْعُ وَيُوَلُّونَ الدُّبُرَ ‎

„Die(se) Schar wird gewiss besiegt werden, und sie werden den Rücken kehren und die Flucht ergreifen.“ (54: 45)

 

بَلِ السَّاعَةُ مَوْعِدُهُمْ وَالسَّاعَةُ أَدْهَىٰ وَأَمَرُّ

„Ja! Die Stunde (des Gerichts) ist der ihnen versprochene Zeitpunkt. Und die Stunde ist noch schrecklicher und bitterer.“ (54: 46)

 

Die Sure Qamar handelt vornehmlich von dem üblen Schicksal früherer aufrührerischer Völker.  Die obigen Verse wenden sich nun an die Götzendiener in Mekka: Warum lassen sie sich nicht belehren und warum stellen sie nicht die Götzenverehrung und ihr hässliches Tun ein? Denken sie etwa, dass sie besser  seien als vergangene Völker, die ein schlimmes Ende fanden? Denken sie,  dass ihr Unglauben und ihre Widerspenstigkeit weniger schlimm seien als deren unheilvolles Verhalten, und Gott sie deshalb nicht strafen würde? Oder haben sie von Gott eine Garantie dafür erhalten, dass Er sie von Seiner Strafe befreit?

Vielleicht halten sie sich auch für so stark, dass niemand gegen sie ankommt und dass sie gegenüber dem Willen Gottes standhalten können?  Der Koran sagt zu den Götzendienern in Mekka: Gott braucht es nur zu wollen und diese kleine Gruppe von Muslimen wird euch besiegen: Eure Gruppe wird auseinander getrieben werden und ihr werdet die Flucht ergreifen.  Dies wird euer Schicksal in dieser Welt sein und mit Sicherheit wird eure Strafe am Jüngsten Tag sehr viel härterer und bitterer als das ausfallen.

 

Wir lernen:

Erstens: Überlegenheitsgefühl und Selbstherrlichkeit können den Menschen ins Unglück stürzen.

Zweitens: Wir sollten uns nicht auf die eigene Macht und Möglichkeiten oder auf die Unterstützung von anderen verlassen, sondern wir sollten uns auf die unendliche Macht Gottes stützen und auf Ihn vertrauen. Wir sollten uns vor unangemessenem Stolz hüten.

Drittens: Die Niederlage des Unglaubens und des Unrechts ist ein festes Versprechen Gottes und die Macht der Ungläubigen und Unrecht Tuenden wird nicht deren Untergang verhindern.

 

                  

Es folgen die  Verse 47 bis 50 der Sure Qamar :

                  

إِنَّ الْمُجْرِمِينَ فِي ضَلَالٍ وَسُعُرٍ ‎

„Gewiss, die Übeltäter befinden sich im Irrtum und Feuer“ (54: 47)

 

يَوْمَ يُسْحَبُونَ فِي النَّارِ عَلَىٰ وُجُوهِهِمْ ذُوقُوا مَسَّ سَقَرَ 

„Am Tag, da sie auf ihren Gesichtern ins (Höllen)feuer gezerrt werden (und ihnen gesagt werden wird:) `Kostet die Berührung des Höllenbrandes`.“ (54: 48)

 

إِنَّا كُلَّ شَيْءٍ خَلَقْنَاهُ بِقَدَرٍ 

„Gewiss, Wir haben alles in (bestimmtem) Maß erschaffen.“ (54: 49)

 

وَمَا أَمْرُنَا إِلَّا وَاحِدَةٌ كَلَمْحٍ بِالْبَصَرِ

„Und Unser Befehl ist nur ein einziges (Wort), (so schnell) wie ein (einziger) Augenblick.“ (54: 50)

 

Die vorherigen  Verse führten die Bestrafung der Übeltäter im Diesseits  vor Augen und in den obigen Versen geht es nun um deren harte Strafe im Jenseits: Die Übeltäter haben im Diesseits nicht den rechten Weg gewählt, sondern sind von ihm abgewichen und daher in die Irre gegangen. Das Resultat war, dass es ihnen im Leben zur Gewohnheit wurde, Sünden und Gott-Ungehorsam zu begehen.

Es ist klar, dass diese Leute im Jenseits nicht bereit sind auf eigenen Füßen die Hölle zu betreten. Sie werden daher von den Höllenwächtern  zum Feuer geschleift, um dort voll die sengende Hitze des Höllenbrandes zu verspüren – etwas dessen Existenz sie im Diesseits zu leugnen pflegten.  

Es gibt Leute, die die jenseitige Bestrafung von im Diesseits begangenen Sünden für unverhältnismäßig hart halten und bezweifeln. Aber Gott räumt mit diesem Zweifel auf indem Er klarstellt: Ähnlich wie in der Schöpfungsordnung für alles ein bestimmtes Maß festgelegt wurde, gehorcht auch die Straf- und Belohnungsordnung Gottes einem genauen Maß. Das göttliche Urteil ist daher gerecht und angemessen, auch wenn der eine oder andere aufgrund der eingeschränkten menschlichen Kenntnis von der Wahrheit im Geiste dies in Frage stellen könnte.

Wir sehen:

Erstens: Wir sollten sorgfältig und überlegt den richtigen Weg durchs Leben wählen, damit wir das gewünschte Ziel erreichen. Denn anderenfalls geraten wir auf Abwege, auf denen uns Ziellosigkeit und Ratlosigkeit befallen.

Zweitens: Ähnlich wie der Himmel und die Erde Dinge der diesseitigen Welt sind, die Gott erschaffen und für die Er eine gerechte Ordnung und ein bestimmtes Maß festgelegt hat, werden auch in der kommenden Welt das Paradies und die Hölle aufgrund der göttlichen Gerechtigkeit errichtet werden und wird das göttliche System für Bestrafung und Belohnung einem festgelegten Maß gehorchen.

 

                                 

Die Sure 54, Qamar, schließt mit den folgenden fünf Versen:

 

وَلَقَدْ أَهْلَكْنَا أَشْيَاعَكُمْ فَهَلْ مِن مُّدَّكِرٍ

„Und Wir haben doch (früher) bereits euresgleichen (die wie ihr ungläubig waren) vernichtet. Aber gibt es jemanden, der bedenkt?“ (54: 51)

 

 وَكُلُّ شَيْءٍ فَعَلُوهُ فِي الزُّبُرِ

„Alles, was sie getan haben, (steht) in den Schriften.“ (54: 52)

 

وَكُلُّ صَغِيرٍ وَكَبِيرٍ مُّسْتَطَرٌ

„Alles, ob klein oder groß, wird in Zeilen   niedergeschrieben.“ (54: 53)

 

 إِنَّ الْمُتَّقِينَ فِي جَنَّاتٍ وَنَهَرٍ

„Gewiss, die Gottesfürchtigen werden in Gärten und an Bächen sein,“ (54: 54)

 

فِي مَقْعَدِ صِدْقٍ عِندَ مَلِيكٍ مُّقْتَدِرٍ

„am Sitz der Wahrhaftigkeit, bei einem allmächtigen Herrscher.“ (54: 55)

 

Diese letzten Verse der Sure Qamar enthalten Warnungen an die Übeltäter  und frohe Verheißungen an die Rechtschaffenen. Alle sollen aus dem Schicksal der früheren Völker lernen. Es waren wie wir Menschen. Alle sollen wissen, dass keine Tat Gott verborgen bleibt und alle Handlungen, die guten und die schlechten, in ihrem Buch der Taten registriert werden.

 

Das göttliche Bestrafungs- und Belohnungssystem im Jenseits arbeitet vollkommen präzise und aufgrund schriftlicher Belege. Die Werke der Rechtschaffen werden belohnt, auch wenn außer Gott niemand sie gesehen hat, und den lauteren und rechtschaffenen Menschen wird ein hoher Platz im Jenseits gebühren, von dem sich keiner in dieser Welt eine Vorstellung machen kann.

 

Somit beenden wir die Besprechung der Sure 54, nicht ohne vorher noch einige Anmerkungen hinzuzufügen und wichtige Punkte hervorzuheben, nämlich:

Erstens:  Das Straf- und Lohnsystem Gottes ist gerecht. Vor Seinen Gesetzen sind alle Menschen und alle Völker gleich.

Zweitens: Obwohl Gott alles weiß und Er selber am Jüngsten Tag der Richter ist, werden alle kleinen und großen Taten des Menschen von Engeln ordentlich und regelmäßig in einem Buch eingetragen, so dass niemand etwas abstreiten kann.

Drittens: Die Paradiesbewohner werden nicht nur mit leiblichen Freuden belohnt, sondern sie kommen auch in den Genuss von immateriellen Freuden. Denn sie sind in der Nähe der göttlichen Heiligkeit und in der Gesellschaft der Propheten und der Imame und der wahren Gottesfreunde und aller Reinen der Welt. Dieser immaterielle Genuss übersteigt unsere Vorstellungen im Diesseits und lässt sich nicht mehr beschreiben.  

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