- Ramadan - Monat der Herabsendung des Korans
Es ist an einem Morgen im Monat Ramadan. Gemeinsam haben die Gläubigen das Morgengebet verrichtet und nun lauscht die große Menschenmenge in der Moschee der klangvollen Verlesung aus dem Koran. Es herrscht eine feine spirituelle Atmosphäre.
Die Koranklänge bereiten empfängliche Herzen darauf vor, Strahlen der göttlichen Liebe aufzunehmen. Ramadan ist der Monat der Vertrautheit mit dem Koran. Die Herzen der Fastenden schließen sich der Koranrezitation an. Einige Fastenden verlesen im Monat Ramadan den Koran nicht nur einmal sondern mehrere Male, von Anfang bis zum Ende. Das Erstaunliche ist, dass jede erneute Rezitation des Korans dem Gläubigen etwas neues Hörenswertes und weitere Erleuchtung beschert. Dies ist etwas Besonderes am Koran. Im Vers 23 der Sure 39 (Zumar) lesen wir:
« اللَّهُ نَزَّلَ أَحْسَنَ الْحَدِیثِ کِتَابًا مُتَشَابِهًا مَثَانِیَ تَقْشَعِرُّ مِنْهُ جُلُودُ الَّذِینَ یَخْشَوْنَ رَبَّهُمْ ثُمَّ تَلِینُ جُلُودُهُمْ وَقُلُوبُهُمْ إِلَى ذِکْرِ اللَّهِ .»
„Allah hat die beste Botschaft offenbart, ein Buch mit (in ihrer Feinheit und Tiefsinnigkeit) gleichartigen, sich (auf anziehende Weise) wiederholenden (Versen), vor dem die Haut derjenigen, die ihren Herrn fürchten, erschauert. Hierauf werden ihre Haut und ihr Herz weich (und neigen sich) zu Allahs Gedenken hin. Das ist Allahs Rechtleitung. Er leitet damit recht, wen Er will. Und wen Allah in die Irre gehen lässt, der hat niemanden, der ihn rechtleitet«
Der Koran ist so faszinierend, dass er die Liebe des Menschen auf sich zieht. Ein christlicher britischer Forscher an der Cambridge-Universität hat die Faszination des Korans mit einem Magnetfeld verglichen, welches die Herzen wie Metallsplitter anzieht. Dieser Gelehrte ist davon überzeugt, dass die Anziehungskraft des Korans so enorm ist, dass er jedes Herz, welches in sein Magnetfeld gerät, nicht mehr von sich weglässt.
Es lässt sich sagen, dass ein großer Teil des Segens im Monat Ramadan mit dem Koran zu tun hat. In diesem Monat strengen sich die Fastenden an, die Saat der erleuchtenden Lehren des Korans in ihr Herz zu streuen und sie zum Wachsen zu bringen, um schließlich in diesem Monat die Früchte des Korans als Nahrung für Geist und Seele zu pflücken. Es besteht deutlich eine Beziehung zwischen Koran und Ramadan. Der Monat Ramadan ist der Frühling des Korans – und wirkt so vitalisierend auf die Seelen wie der Frühling auf die Natur. Die Freunde des Korans kommen diesem Himmelsbuch in diesem Monat noch näher und wiederbeleben ihre Herzen, indem sie es verlesen und aus ihm lernen.
Ali (Friede sei mit ihm) sagt: „Erlernt das Buch Gottes, des Allerhöchsten, denn der Koran ist der Frühling der Herzen.“
Der größte Vorzug des Monats Ramadans besteht in der Herabsendung des Korans in diesem Monat. Der Heilige Koran ist in diesem segensreichen Monat auf das Herz des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) herabgeschickt worden. Im Vers 185 der Sure 2 (Baqara) spricht Gott:
„Der Monat Ramadan (ist es), in dem der Koran als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klare Beweise der Rechtleitung und der Unterscheidung.“
Auch der Vers 3 der Sure 44 (Duchan) bestätigt, dass der Koran in einer gesegneten Nacht herabgesandt wurde. Und wie gesegnet dieses Nacht ist, wird an der Sure 97 (Qadr) deutlich . In der Sure 97 wird die Nacht, in der der Koran auf den Propheten herabkam als Qadr-Nacht bezeichnet und als die Nacht, die besser ist als 1000 Monate. Es heißt im ersten Vers:
إِنّا أَنْزَلْناهُ فی لَیْلَةِ الْقَدْرِ
„Wir haben ihn ja in der Nacht der Bestimmung hinabgesandt.“
Der Koran weist darauf hin, dass er auf zweierlei Weise herabgesandt wurde. Einige der diesbezüglichen Verse zeugen von einer Herabsendung des gesamten Korans in der Nacht des Schicksals und andere verweisen auf die allmähliche Herabsendung zu verschiedenen Anlässen und an verschiedenen Orten und zwar im Laufe der 23 Jahre der Berufung des Propheten. Das Buch, welches der Prophet des Islams von Gott erhalten hat, ist das Buch der Rechtleitung und es enthält die besten Anleitungen für das Handeln im Leben. Seine Lehren stehen jenseits von Zeit und Ort. Der Heilige Koran überbringt das göttliche Konzept für ein menschliches Leben auf hoher Stufe und weist in Richtung einer glücklichen Zukunft. Genauso wie der Koran in der islamischen Frühzeit die Bedürfnisse der Menschen erwidern konnte, kann er dies auch heute, denn er besitzt Frische und Vitalität. Gott hat dieses Buch als Wegweiser für den Menschen herabgeschickt, damit er Vollkommenheit und Glück erreicht.
Der Koran ist die ewige Offenbarung und lehrt die Menschen die endgültige Gottesreligion. Mit dem Koran können die Probleme der Menschheit gelöst werden. Der Prophet (S) hat (laut Bihar ul Anwar, Band 92, S. 17) gesagt: „Immer wenn Unruhe, Besorgnisse und Konflikte eure Gemeinschaft wie finstere Fetzen der Nacht überschatten und ihr keine Lösung für die Probleme findet, solltet ihr euch an den Koran wenden und nach den rettenden Ratschlägen in ihm handeln.“
Im Monat Ramadan herrscht eine spirituelle Atmosphäre. Sie entspringt dem Gott-Dienen, der Koranverlesung, dem Gefühl der Zusammengehörigkeit sowie der Hilfsbereitschaft gegenüber den Bedürftigen, zu der der Koran oftmals aufruft. So kommt es zur Entfaltung edler menschlichen Gefühle und zu einem Gedeihen der Menschenliebe. Der Nährboden für die charakterliche Veredlung des Menschen wird bereitgestellt.
Wichtige Programme im Ramadan sind: die Teilnahme an den Gemeinschaftsgebeten und an den besonderen Lehrgängen im Monat Ramadan, an Ansprachen zum Ramadan und an Koran-Rezitationskreisen in Moscheen und in den Häusern. Diese Programme bringen den Muslim Gott näher und dank dessen, was er dabei lernt, erfährt er einen Wandel im Denken und Handeln. Ramadan ist wie eine wohltuende Windbrise für die Seele. Der Prophet hat gesagt, dass Gott solche heilsamen Windbrisen für die Menschen schickt und dass die Menschen sie nutzen sollen. Prophet Mohammad (S) sagt: „Vielleicht begegnet ihr einer Windbrise, dank derer ihr nie wieder schlimmes Unglück erfahren werdet.“
Auf der Einladungskarte, die der Heilige Koran den Gläubigen vorlegt, damit sie an dem Empfang Gottes im Fastenmonat Ramadan teilnehmen, steht:
یا أَیُّهَا الَّذِینَ آمَنُوا کُتِبَ عَلَیْکُمُ الصِّیام
„O die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten“
und der Koran setzt diesen Vers 183 in der Sure 2 (Baqara) fort mit:
„so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr gottesfürchtig werden möget.“
Die Enthaltsamkeit an den Fastentagen im Monat Ramadan schenkt also dem Gläubigen Gottesfürchtigkeit und Gottesfürchtigkeit schenkt ihm Einsicht und Weisheit.
Im Vers 174 der Sure 4 (Nisa) heißt es:
„O ihr Menschen, zu euch ist nunmehr ein Beweis von eurem Herrn gekommen, und Wir haben zu euch ein deutliches Licht hinabgesandt“
Der Monat Ramadan ist eine Gelegenheit, die Seele zu läutern und sich zu heilen und er ist eine Gelegenheit für alle, in den Genuss des göttlichen Segens zu gelangen, sich mit dem Koran vertraut zu machen, geistig und seelisch zu wachsen und Rechtleitung zu erhalten.
Es sei hervorgehoben, dass der Koran nicht für eine bestimmte Zeit oder nur ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Gruppe von Menschen gedacht ist. In Wahrheit ruft er bis zum Jüngsten Tag alle Völker und Volksgruppen herbei und richtet sich an alle Menschen, unabhängig von ihrer Sprache und ihrer Nationalität. Es ist das einzige Himmelsbuch welches keine Verfälschung erfahren hat. Der Koran vermittelt der Menschheit die direkte Botschaft Gottes. Dieses Buch erstrahlt, wie die Sonne in der Natur, über der ganzen Erde, über allen Generationen und durch alle Zeitalter hindurch. Jeder Mensch kann so viel von dieser Energie und diesem Licht empfangen, wie er bedarf und wie es seine Aufnahmefähigkeit zulässt. Eine jede Generation und ein jedes Volk kann diese Sonne nutzen, ohne dass die nachfolgenden Generationen sie entbehren müssten. Es sind Jahrhunderte seit der Herabsendung des Korans vergangen, aber immer noch entnehmen Denker und Gelehrte diesem Buch neue Botschaften.
Der Monat Ramadan ist eine schöne Gelegenheit um sich gedanklich in den Koran zu vertiefen, zumal diesen Monat der Vorzug schmückt, Monat der Herabsendung großer Himmelsbücher zu sein. Gemäß Imam Sadiq (Friede sei mit ihm) wurde am 6. des Monats Ramadan die Thora auf Moses herabgesandt und die Herabsendung des Evangeliums geschah am 12. dieses Monats. Die Psalmen Davids wurden am 18. des Ramadans herabgeschickt und der Heilige Koran in der Qadr-Nacht - einer von drei Nächten im letzten Drittel Ramadans...