May 15, 2019 02:40 CET

Wir betrachten weitere Abschnitte im Leben Imam Sadschads (F) insbesondere  seine Bemühungen um Lehre und  Ausbildung von Schülern.

 

Wir haben beim letzten Mal darauf hingewiesen, dass die Anti-Werte aus der vorislamischen Zeit  in dem Moment  eine Wiederbelebung erfuhren, wo die Führung der islamischen Gesellschaft in die Hände von unrechtmäßigen Herrschern fiel. Es trat eine Abweichung vom wahren Weg ein, welche sich in der Geschichte  fortsetzte und deren üblen Folgen wir heute noch vor uns sehen. Eine der deutlichsten Folgen ist die Entstehung der wahhabitischen Sekte, welche von dem  Regime der Ale Saud – den Saudis - übernommen wurde. Aufgrund ihrer abwegigen Einstellung haben diese 1216 nach der Hidschra -  vor circa 220 Jahren – einen Feldzug in den Irak unternommen. Erst belagerten sie Karbala und dann zogen sie nach  Nadschaf  zur Heiligen Ruhestätte von Imam Ali (Friede sei mit ihm)  und haben dort ungefähr viertausend und gemäß einigen Quellen fünftausend  Pilger ermordet, darunter Frauen, Kinder und alte Menschen. Danach haben sie die Heilige Pilgerstätte ausgeplündert das Schreingitter gewaltsam entfernt und kostbare Gegenstände gestohlen. Mit den Holzpforten haben sie Feuer angezündet, mit ihren Pferden den Moscheenhof entweiht und schließlich die Schändung der Heiligen Stätte ausgiebig gefeiert. 

 

Die Daisch – wie die arabische Entsprechung der ISIS (IS-Miliz) lautet sind aus dem Schoß der Politik der Saudis hervorgegangen und haben im Laufe der letzten Jahre viele heilige und historische Stätten zerstört und alle möglichen Verbrechen begangen. Die Entweihungspolitik der Saudis ist eine Fortsetzung der Entweihungspolitik der Umayyaden. So wie die Umayyaden versuchten, das Licht Gottes auszulöschen, indem sie die Imame und Gottesfreunde töteten und zu Märtyrer machten, sind die Saudis, unterstützt von  den Imperialisten insbesondere den USA und dem zionistischen Lager,  auch wenn es sinnlos ist, bestrebt,  das universale Licht des wahren Islams des Propheten auszulöschen.   Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen der Islamischen Welt von heute und  der in der Zeit des Imam Sadschad (Friede sei mit ihm). Er besteht darin, dass im Gegensatz zu dem damaligen geblendeten und heuchlerischen Menschen, heute die islamischen Völker sich gegenüber den Verschwörungen und Verbrechen der Feinde des Islams zusammenschließen,   die Hoheitssphäre des wahren Islams beschützen und einen Islam nach amerikanischen Geschmack, der auf Unwissenheit und Gewalt basiert, bekämpfen. Solche Möglichkeiten existierten während des Imamats von Imam Sadschad nicht. Er hat daher zu einem seiner treuen Helfer gesagt: „Wir besitzen in Medina und selbst in Mekka keine zwanzig wahren und opferbereiten Freunde.“

 

 

Der beste Weg, den es in jener Zeit  für Imam Sadschad (F) gab, war die Ausbildung von menschlichen Kräften und die Verbreitung der Lehren des wahren Islams, denn nach dem Verscheiden des Propheten (S) insbesondere in der Zeit der Umayyaden waren viele Fälschungen erfolgt. Der bekannte schiitische Gelehrte Scheich Tusi hat in seinem berühmten Werk „Ridschal“ hundertsiebzig Personen namentlich angeführt, die  von Imam Sadschad ausgebildet wurden und einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung der wahren Lehren des Islams leisteten.   Wir wollen heute drei Beispiele nennen.

Einer der bedeutenden Schüler Imam Zain-ul Abedins (Sadschad) (F) ist Said ibn Musaiyab gewesen. Imam Sadschad (F) hat über ihn gesagt: „Said kennt mehr als alle andere das wahre islamische Wissen aus der Frühzeit des Islams und  für seine Zeit ist er heller als alle anderen, was Einsicht und Tiefsinn anbelangt.“

 

Abu Hamza Thumali  ist ebenso ein  Schüler Imam Sadschads (F) gewesen. Über ihn hat Imam Ridha gesagt: „Abu Hamza war in seiner Zeit das, was Salman (Farsi)  zu Lebzeiten des Propheten des Islams (F) war. Abu Hamza , der nach Imam Sadschad (F) auch Helfer Imam Baqirs und Imam Sadiq (F) gewesen ist, hat ein Gebet von Imam Sadschad (F) überliefert, welches im Monat Ramadan verlesen wird und unter seinem Namen bekannt wurde (Es ist das Dua Abu Hamza Thumali) . Ein weiterer angesehener Schüler Imam Sadschads ist Said ibn Dschubair, der für sein großes Wissen bekannt war. Andere Gelehrte haben gesagt, dass es keinen  auf der Erde gibt, der nicht auf das  große Wissen von Ibn Dschubair angewiesen wäre.  Er besaß nicht nur großes Wissen sondern war auch einmalig beherzt  und stand eng in Beziehung zu Imam Sadschad (F). Huddschadsch ibn Yusuf Thaqafi, einer der gewaltsamen Statthalter der Umayyaden befahl, ihn festzunehmen und ihn an seinen Befehlssitz zu holen. Er begann mit Said ibn Dschubair zu diskutieren und als er sah, dass dieser auf jede Frage eine weise Antwort bereithält, befahl er zornig seine Hinrichtung und machte ihn zum Märtyrer.

Als weiteres Kampfmittel benutzte Imam Sadschad (F) seine Gebete. Bitt- und Lobpreisgebete (Dua) werden in der Religion als die Waffe des Gläubigen bezeichnet. Dua gilt als Kern und Geist des Gott-Dienens. Durch  Lobpreisungen und Anflehungen nimmt der Mensch mit seinem Schöpfer Verbindung auf.   Dua beruhigt die Seele in den schwierigsten Situationen  und hilft dem Menschen, sich von Anti-Werten freizumachen  und seine moralischen und menschenwürdigen Werte  zu entfalten.  Die Bittgebete, die uns erhalten blieben, zeigen auch die Pflichten jedes Gottgläubigen und verantwortungsbewussten Menschen auf und retten ihn aus jeder Sackgasse. Imam Sadschad (Friede sei mit ihm) hat den besten Nutzen aus der spirituellen Wirkung von Bittgebeten gezogen. Er hinterließ ein kostbares Erbe nämlich eine Gebetssammlung namens Sahifa Sadschadiyah.

 

Tantawi , einer der großen Gelehrten der Sunniten, von dem die Koranexegese Al Dschawahir stammt, hat , nachdem er von der Leitung des Theologischen Zentrums in Qum ein Exemplar dieser Gebetssammlung Imam Sadschads (F)  erhalten und studiert hatte, dazu geschrieben: „Ich habe das Buch mit Achtung in Empfang genommen und es als einmaliges Werk empfunden, welches Wissen und Erkenntnisse und Weisheiten erhielt, die nirgendwo anderes gefunden werden. Ich sage zu Recht, dass  es unser Pech war, dass wir bislang nicht an dieses kostbare ewige Werk aus der Nachkommenschaft der Familie des Propheten und seiner Ahl-e Bait gelangt sind. Je mehr ich darin gelesen und mich darin vertieft habe, desto mehr habe ich festgestellt,  dass es ein Wort ist, das über dem der  Geschöpfe steht, wenn auch tiefer als das Wort des Schöpfers. Es ist wahrhaftig ein kostbares Buch.“

 

Die Bedeutung von Sahifah Sadschadiya ist alleine schon daran abzulesen, dass  bekannte Denker der Islamischen Welt insgesamt fast 70 Kommentare dazu geschrieben haben und es in mehrere Sprachen übersetzt wurde: ins Persische, Englische, Französische , Russische,  in Urdu und Türkisch und in weitere Sprachen, darunter auch ins Deutsche.  In den wissenschaftlichen Kreisen bezieht man sich oft nach dem Koran und  Nahdsch-ul Balagha auf diese Gebetssammlung. Imam Chomeini, der verstorbene Vater der Islamischen Revolution hat Sahifa Sadschadiya „die Psalmen der Ale Mohammad“ und einige haben  das Gebetsbuch von Imam Sadschad  „Evangelium der Ahl-e Bait“ genannt.

 

Sahifah Sadschadiya  stärkt den Gottglauben und die Liebe zu Gott  im Menschen und ist eine Brücke zum Schöpfer.  Wir möchten es an folgendem Ausschnitt veranschaulichen:

„O  Gott ich suche bei Dir Zuflucht vor dem  Aufruhr der Gier und der Rebellion des Zorns und der Überlegenheit des Neides und dem Mangel an Geduld und Ausdauer, und vor dem Mangel an Genügsamkeit und der schlechten Laune und dem Druck des Triebes und der Oberhand des blinden Eifers  und der Befolgung der Gelüste und der Abweichung vom  Weg der Rechtleitung und dem Schlummer der Unachtsamkeit  und einem Streben, welches über den Bedarf hinausgeht und die  Entscheidung für das Unrecht anstatt für das Recht und das Beharren auf Sünden und deren Verharmlosung und  die Überbewertung der Erfüllung des Gottgehorsams und die Ehrung der  Reichen und die Geringschätzung der Armen und schlechtes Verhalten zu den Untertanen und die Unterstützung der Unterdrücker und Versäumnisse beim Helfen der Unterdrückten...“    

Sahifa Sadschadiya  - Blätter der Niederwerfung

 

Das 20. Gebet im Sahifa Sadschadiya ist als Dua Makarim ul Achlaq – das Bittgebet der moralischen Erhebung -  bekannt. Es sind viele Kommentare dazu von den Gelehrten geschrieben worden. Das Gebet   beginnt   mit: „Allah unser, segne Muhammad und seine Familie. 
Lasse meinen Glauben zum Glauben größter Vollkommenheit gelangen, 
mache meine Gewissheit zur ausgezeichnetsten Gewissheit, 
und zähle meine Absichten als beste Absichten und meine Taten als beste Taten.“

Hier bittet Imam Sadschad (F) um Gewissheit im Glauben und aufrichtiges Handeln, und zeigt dem Menschen den Gipfel des Erfolges, auf den er zustreben soll.  

                        

Imam Sadschad (F) hat der Nachwelt auch das Risalat-al Huquq hinterlassen. Dieses „Sendschreiben über die Rechte“ handelt von den Pflichten des Menschen gegenüber Gott, Gesellschaft, Familie, in Sachen Lehre und wirtschaftlicher Tätigkeit und gegenüber  den Glaubensgeschwistern und Freunden sowie Feinden.  

Darüber hinaus führt er auch Pflichten an, die in keiner anderen Gesetzesordnung vorkommen – nämlich die Rechte der einzelnen Bestandteile des Körpers – wie Zunge, Auge, Ohr, Hände und Füße.

Der vierte Imam erhielt noch weitere Beinamen – wie Seyyed ul Sadschidin (Herr der Sich-Niederwerfenden) und Zain –ul Abidin – Zierde der Gottesdiener. Denn er war bekannt für sein nächtliches Gott-Dienen und Gott-Anflehen und seine Gnostik.  Ein Werk, das seine mystische Beziehung zu Gott wiederspiegelt und uns erhalten blieb, sind die 15 Munadschat – die 15 Anflehungen - , die mit Gottesliebe erfüllt sind. Sie sind  eine Wohltat für die Seele und läutern sie.  

 

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