May 26, 2019 05:07 CET

Wir berichten weiter aus dem Leben von Imam Mohammad Baqir (F).

 

 

           

Beim letzten Mal sprachen wir von zwei Maßnahmen, die Imam Baqir als Vorbereitung auf eine Kulturrevolution in seiner Epoche traf – Diese waren zum einen die Darstellung der hohen Position der Familie des Propheten Gottes (F) – der Ahl-i Bait und zum anderen die Hervorhebung der Liebe zu den Ahl-i Bait als eine Pflicht. Die Situation machte diese beiden vorbereitenden Schritte erforderlich, denn die umayyadischen Herrscher  hatten das Volk  gegen die Ahl-i Bait aufgehetzt . Doch der fünfte Imam (F) ergriff noch eine weitere Initiative,  indem er direkt in Verbindung mit dem Volke trat, welches unter den giftigen Einfluss der Umayyaden geraten war und dem Wilayat und Imamat den Rücken zugekehrt hatte.

                                           

 

Der Islam des Propheten Mohammad (F) fordert eine enge Beziehung zwischen dem Vorsteher ( Imam) und Umma (der Glaubensgemeinschaft); dies  nicht nur um die Verbindung zu festigen sondern auch um einen Gedankenaustausch zu führen und damit der Imam als das Vorbild die Gesellschaft aufklären und sie rechtleiten  kann. Willkürherrscher meiden das Volk und versuchen Abstand zu ihm herzustellen. Sie hüten sich vor dem Kontakt mit den Bürgern und reagieren empfindlich, wenn jemand zuviel Einfluss in der Gesellschaft hat.  Hischam ibn Abdul Malik , einer der gewaltsamen Umayyadenherrscher , sah es daher auch nicht gerne, dass sich im Irak so viele um Imam Baqir (F) versammeln und sich mit ihren Fragen an ihn wenden.

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Doch Imam Baqir (F) nahm nicht nur mit den  Muslimen und den Schiiten engen Konakt auf, sondern führte auch mit Gegnern Diskussionen. Er nutzte jede Gelegenheit zur Aufklärung der Allgemeinheit, um das dynamische Gedankengut des Islams zu verbreiten und sein Wissen und den Status der Unfehlbaren Imame aus dem Hause des Propheten unter Beweis zu stellen. Einmal kam er an einer großen Menschenmenge vorbei. Da fragte er: „Wer sind diese Menschen!“ Er erfuhr dass es christliche Mönche und Priester sind, die sich zu einem jährlichen Treffen versammelt hatten und darauf warteten, dass ihr Erzbischof eintrifft damit sie sich mit ihren religiösen Fragen und Problemen an ihn wenden.  Imam Baqir mischte sich unerkannt unter die Menschenmenge. Aber der  umayyadische  Herscher Hischam wurde rasch von seinen Spitzeln darüber informiert.  Daraufhin schickte Hischam einige Leute, damit sie an der Versammlung teilnehmen und aus der Nähe das Verhalten Imam Baqirs (F) beobachten.  Es dauerte nicht lange und der Bischof traf ein. Er nahm an der Spitze der Versammlung Platz. Als er in die Menge schaute, fiel ihm das Gesicht von Imam Baqir auf und er fragte ihn: „Gehörst du zu uns Christen oder zu den Muslimen. Da antwortete der Imam: „Zu den Muslimen!“ Der Bischof fragte ihn, ob  er einer der Gelehrten der Muslime oder ob er kein Wissen besitze. Der Imam antwortete: „Ich gehöre nicht zu denen ohne Wissen.“ Dann fragte der Bischof: „Soll ich die erste Frage stellen oder ihr?“ Da sagte der Imam: „Wenn ihr möchtet, fragt ihr zuerst!“  Da stellte ihm der Bischof alle schwierigen Fragen, die ihm einfielen. Auf jede Frage erhielt er eine überzeugende Antwort vom Imam.

 Daraufhin wandte sich der Bischof an die Versammelten und sagt: „Habt ihr einen hochrangigen Gelehrten, dessen Rang in Bezug von Wissen und Religion über meinem steht,  herbeigeholt, damit ihr mich bloßstellt und damit die Muslime wissen, dass sie höher stehen und mehr wissen als wir?“ 

Die Kunde von dieser  Begebenheit sprach sich rasch in Damaskus herum und rief Aufregung und Freude unter den Muslimen hervor. Hischam war natürlich nicht erfreut über den ruhmreichen Erfolg Imam Baqirs. Ihn beängstigte der Einfluss des Imams auf wissenschaftlicher und spiritueller Ebene. Zornig ordnete er an, dass Imam Baqir (F) Damaskus nicht verlassen darf um nach Medina zurückzukehren. In seiner Niederträchtigkeit  teilte er außerdem mehreren seiner Befehlshabern, darunter auch dem Befehlshaber von Medina, wie folgt mit: „Mohammad ibn Ali, Sohn des Abu Turab, ist zusammen mit seinem Sohn zu mir gekommen. Aber bevor er auf meinen Befehl nach Medina zurückkehrt, hat er die Priester aufgesucht und sich zu der Lehre der Nazarener bekannt und sich den Christen angeschlossen. Ich aber habe wegen meiner Verwandtschaft zu ihm auf seine Bestrafung verzichtet. Wenn sie in eure Stadt kommen, dann gebt dem Volke bekannt, dass ich sie verabscheue.“

Imam Baqir aber ging gegen die giftige Propaganda das Umayyadenherrschers an. Er verkündete: „Ihr Menschen! Wo geht ihr denn hin und auf welchen Pfad wollen sie euch einladen und zur Abweichung verleiten?  Eure Vorfahren wurden von uns auf den rechten Weg geführt und wenn ihr den Weg der Seligwerdung und Rettung gehen wollt, dann führt er zu uns. Die Regierungsmacht ist nur für eine kurze Zeit in deren Händen, aber wisset, dass die ewige Herrschaft nämlich die Herrschaft über Herzen und Denken, uns gehört und dass nach unserer wahren Herrschaft, es keine andere Herrschaft gibt. Und Gott spricht:  

 

" والعاقبه للمتقین

„Und das  Ende gehört den Gottesfürchtigen“

Sure 7 (Iraf) – Vers 128

                              

Der fünfte Imam wurde aufgrund seiner  wohlüberlegten Stellungnahmen und der zunehmenden politischen und religiösen Bewusstwerdung der Gesellschaft immer beliebter. Einer seiner nahen Helfer berichtet, dass sich zahlreiche Menschen im Hause Imam Baqirs (F) versammelt hatten, als ein alter Mann, gestützt auf einen Stock eintrat,  an der Tür stehen blieb und rief: „Gottes Gruß und Gnade und Segen sei euch, ihr Sohn des Propheten Gottes (S).“ Da antwortete ihm der Imam: „Der Gruß und die Gnade und der Segen Gottes sei dir.“  Dann sagte der alte Mann, nachdem er alle Anwesenden gegrüßt hatte, zu Imam Baqir (F): „Bei Gott! Ich liebe euch! Und ich liebe eure Freunde! Meine Liebe zu euch und zu euren Freunden hat nichts mit dem Verlangen nach Weltlichen zu tun, sondern ich liebe euch, um Gottes Zufriedenheit zu finden und bei Gott: Ich verabscheue eure Feinde, und ich bin ihr Feind. Was ihr als erlaubt betrachtet, das betrachte auch ich als erlaubt, und was ihr als verboten bezeichnet, das gilt für mich auch als verboten und ich erwarte die Erleichterung durch euch, Ahl-e Bait.  O Sohn des Propheten Gottes (S)! Kann ich auf eine Rettung hoffen, wenn ich so bin?“ Imam Baqir (F) rief ihn zu sich und ließ ihn an seiner Seite Platz nehmen. Dann sagte er zu ihm: „Einmal ist jemand zu meinem Vater Ali ibn al Husain (F) gekommen und hat ihn das gleiche gefragt. Mein Vater hat ihm geanwortet dass du dem  dem Propheten, Ali, Imam Hasan und Imam Husain und mir begegnen wirst, wenn du mit dieser Überzeugung die Welt verlässt. Dein Herz wird sich glätten, du wirst fröhlich sein und deine Augen werden leuchten.  Du wirst den Engeln, die den Auftrag haben unsere Werke aufzuschreiben, auf schöne Weise begegnen und uns auf hoher Stufe  Gesellschaft leisten.“ Der alte Mann war freudig überrascht. Mit solchen hoffnungsfrohen Verheißungen hatte er nicht gerechnet. Er fragte erstaunt: „O Sohn des Gesandten Gottes? Was sagt ihr? Habe ich das richtig verstanden?“ Da wiederholte Imam Baqir (F) seine Worte noch einmal. Der alte Mann konnte nicht mit seinen Freudestränen zurückhalten und verließ die von dem Hergang ebenso tief beeindruckte Versammlung. Der Imam schaute ihm auf besondere Weise nach und sagte dann zu den Anwesenden:  „Wer einen Bewohner des Paradieses sehen möchte, der schaue auf ihn!“

                                  

Eine besondere Gelegenheit die  Grundlagen für einen kulturellen Wandel zu schaffen war  für Imam Baqir (F) die Hadsch-Zeit, wenn die Muslime aus allen Teilen des Islamischen Reiches nach Mekka zur Kaaba gepilgert kamen. Ein Überlieferer berichtet:  „Ich sah in Mekka einen Mann zwischen der Pforte der Kaaba und dem Hadschar Aswad – dem Schwarzen Stein  an der Wand der Kaaba - auf einem erhöhten Platz stehen, während sich eine Menschenmenge um ihn versammelt hatte und ihn um seine Meinung zu ihren schwierigen Fragen bat. Sie ließ ihn nicht in Ruhe, bis er ihnen geantwortet hatte. Nachdem der Imam sie mit seinen klaren Worten überzeugt hatte und die Menschenmenge verlassen wollte, rief jemand: „Er ist die leuchtende Sonne des Wissens und der Rechtleitung. ... Er ist Muhammad der Sohn Ali ibn al Husain, Sohn des Ali Ibn Abi Talib, (Er ist)  Baqir ul Ulum – der Eröffner und Spalter des Wissens.“

Dank solcher nahen Kontakte zur Bevölkerung konnte der Imam (F) den Menschen die Bedeutung des Imamats  nahebringen, die Trennung, welche die Umayyadenherrscher gewaltsam zwischen der Bevölkerung und den Anführern der wahren Religion Gottes hervorgerufen hatten, aufheben und durch seine Wissensmacht und seinen spirituellen Einfluss  die Voraussetzungen für die Verbreitung des wahren Islams, des Islams des Propheten Mohammad (S) und Alis (F) schaffen. 

 

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