Jun 02, 2019 02:19 CET
  • Die Früchte des Ramadan 

Der einmalige Monat Ramadan neigt sich wieder seinem Ende zu. Wir werden seine Wirkung noch länger verspüren, auch  wenn er zu Ende ging.

  

Wer in diesem Monat seinen Pflichten gegenüber Gott nachgekommen ist,  freut sich darüber. Aber zugleich wird  er die beglückenden Momente im Ramadan vermissen. Wir haben die Tage und Nächte des Ramadan in der Hoffnung auf Gottes Segen und seine Vergebung verbracht, Hunger und Durst ertragen, um Gott zu gehorchen, und uns von Sündigem ferngehalten.

 

Viele können sich glücklich schätzen, weil sie im gesegneten Fastenmonat reichlich Früchte ernten durften. Ihre Ernte wird ihnen ein Jahr lang und vielleicht sogar ihr ganzes weiteres Leben lang Segen bescheren. Einige haben sich mit dem Koran weiter vertraut gemacht, und durch Nachdenken über ihn aus seinem Wissen geschöpft.  Andere haben sich besonders dem vertraulichen Gespräch und den Anflehungen Gottes im Monat Ramadan gewidmet und damit ihre Herzen erhellt.  Wer gefastet hat, der hat Erleuchtung und inneren Frieden  erworben;  Dinge, die sehr segensreich sind.  Ein Herz welches erleuchtet wurde und in das Ausgeglichenheit und innerer Frieden eingekehrt sind,  lässt den Menschen Gutes  denken und macht ihn frei von schlechten Eigenschaften wie Neid, Geiz, Hochmut und Gier.  Wenn  innerer Frieden in die Herzen eingekehrt ist, wird die Gesellschaft erfüllt mit Sicherheit, und die Menschen kommen einander näher. Die Gläubigen gehen freundschaftlich miteinander um. Sie empfinden Mitgefühl und Barmherzigkeit für einander und dies lässt die Gesellschaft sicher werden. All das sind Früchte des gesegneten Monats Ramadans für ein erfolgreiches glückliches Volk.

                            

Die Reue und Umkehr zu Gott und der innere Friede sind ebenso wichtige Früchte des Monats Ramadan. In dem edlen Dua Abu Hamza Thumali beten wir:

« و انقلنی الی درجة التّوبة الیک»

„(O mein Gott) lass uns auf die Rangstufe der Reue gelangen“

Auch spricht Imam Sadschad (Friede sei mit ihm) in seinem Abschiedsgebet vom Ramadan:

«انت الّذی فتحت لعبادک بابا الی عفوک و سمّیته التّوبة»؛ «

„Du hast diese Pforte für uns geöffnet, damit wir zu Deiner Vergebung eilen und den Segen Deiner Vergebung und Barmherzigkeit nutzen.“

 Diese geöffnete Pforte ist die Pforte zur reuevollen Umkehr: das schöne Fenster zur läuternden Atmosphäre göttlicher Vergebung.  Beeinflusst von seinen Triebanlagen und dem Begehren seines Egos begeht der Mensch Fehler und Sünden. Jede Sünde fügt unserem Herzen eine Wunde zu. Wie könnten wir uns eigentlich noch auf andere Weise  von Gewissensbissen befreien, wenn der Weg der reuevollen Umkehr nicht offenstehen würde? Die Bitte um Vergebung und die Annahme unseres Gesuches um Verzeihung seitens Gottes, des Großzügigen und Gnädigen, geben uns Hoffnung. Es ist der göttlichen Barmherzigkeit und Gnade zu verdanken, wenn wir von der Last der Sünden befreit werden und dass wir bei Ihm Zuflucht suchen können. Gott hat uns einen Zufluchtsort geöffnet und dies ist der Zufluchtsort Reue. Daher legen uns die großen Vorbilder der Religion ans Herz, die Reue zu schätzen.

Reuevolle Umkehr ist wie wenn ein junger Mensch, der aufgrund seiner Unwissenheit aus dem Haus der Eltern weggelaufen ist, wieder in deren Arme zurückkehrt und von ihnen gütig und liebevoll empfangen wird. Wenn wir in das Haus der göttlichen Barmherzigkeit heimkehren, nimmt der Herr uns mit offenen Armen wieder bei sich auf. Wir sollten diese Heimkehr, die im Ramadan auf natürliche Weise geschieht, zu schätzen wissen.

                        

 

Als Moses (Friede sei mit ihm) auf dem Berg „Tur“ Gott anflehte rief er:

یا اله العالمین

„O Gott der Welten“

Und Gott sprach: „Ich habe deinen Ruf gehört“

Da pries Moses (F) den Einen Gott wegen einer weiteren Eigenschaft und rief:

: یا اله المطیعین

„O Gott der Gehorsamen!“

Wieder begrüßte Gott sein Gebet.

Moses erfüllte eine große Freude über die liebevolle Antwort Gottes und so erhob er mit noch größerer Begeisterung die Hände zur Lobpreisung  und rief:

یا اله العاصین

„O Gott der Sündigen!“

Daraufhin hörte Moses gleich dreimal Gottes Antwort. Da fragte Moses Gott: „O Gott, warum hast du diesen Ruf dreimal beantwortet.“

Und die Antwort war: „O Moses, die Gnostiker hoffen auf ihr Wissen und ihre Erkenntnis, die Gutes Tuenden  auf ihre guten Werke und die Gott-Gehorsamen auf ihren Gehorsam. Aber die Sünder  haben keinen anderen Zufluchtsort als meine  Vergebung: Wenn sie die Hoffnung auf Mich aufgeben, bei wem sollen sie dann noch Zuflucht suchen?“

                              

Eine weitere Frucht des Monat Ramadans ist die gewachsene Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit, und damit ein schöner spiritueller Zustand, der uns durch das ganze Leben begleiten sollte. Der Koran schenkt den Menschen in zahlreichen Versen die Hoffnung  auf die göttliche Großzügigkeit. Und im Vers 87 der Sure 12 (Yusuf) lesen wir:  

 „Und gebt nicht die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs auf. Es gibt die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs nur das ungläubige Volk auf.“

In der Tat resignieren  einige schnell, wenn ihnen etwas von den guten Dingen, die ihnen zur Verfügung gestellt wurden, verlustig geht oder wenn sie von einem Unglück betroffen sind. Manchmal   verhalten sie sich undankbar, weil ihr Glauben und ihre Verbindung zu Gott schwach sind.  Unterdessen wird der Mensch, wenn er von der endlosen Macht Gottes überzeugt ist, niemals die Hoffnung auf Seine Gnade und Güte aufgeben.  Gott hat doch den Propheten Yunus (Jonas)  aus der Finsternis des Meeres und des Fischleibes errettet! Er besitzt Allmacht und kann die Bitten der Gläubigen erfüllen.  

 

                             

Wenn der Monat Ramadan nun zu Ende geht, so enthält dies auch eine Mahnung, nämlich die Mahnung, dass die Jugend, das Leben und die Gelegenheiten und die Möglichkeiten wie der Monat  Ramadan rasch vorbeigehen.  Das Ende Ramadans sollte uns darüber nachdenken lassen, wo wir gerade zeitlich stehen, was wir erlangt haben und womit wir den Weg des Lebens mit seinem Auf und Ab  fortsetzen werden.

Die Überlieferung berichtet von folgender Begebenheit:

Harith Hamadani, einer der angesehenen Muslime  aus  der Frühzeit des Islams beklagte sich bei Imam Ali (Friede sei mit ihm) wie folgt: „Heute war ich in der Moschee und habe die Muslime zusammensitzen und sich gruppenweise über die Überlieferungen und Mitteilungen streiten sehen,  ohne dass sie zu  einem Ergebnis gelangt wären.“

Da sagte Ali (F) zu ihm: „Ich habe aus dem gesegneten Mund des Propheten (Gottes Segen sei auf ihm und Friede seinem Hause) gehört, wie er gesagt hat:

„Es tauchen immer Streitigkeiten und Zweifel in der Islamischen Gesellschaft auf und die Instanz zu ihrer Beseitigung (und Klärung) ist der  Koran.“

So hoffen wir, nach Abschluss des   Monats Ramadan   die edlen Verse des Korans und seine Leben spendenden Gesetze in unserem Lebensprogramm ganz oben anzustellen,  und dass der Koran zum wirksamen Mittel  für die Fortbewegung auf dem richtigen Weg sein wird.  Die erleuchtenden Koranverse wirken erfrischend und vitalisierend auf den Menschen. Gott hat gesagt: „Der Koran heilt die Herzen und gibt Rechtleitung."

                           

In diesem Monat hat jeder versucht, sich mit Eigenschaften zu schmücken, die ein wenig den Eigenschaften nahekommen,  für die er Gott gepriesen hat.  Diejenigen können sich freuen, die diese kostbare Gelegenheit dazu genutzt haben, um ihre Seele mit hohen Attributen der Vollkommenheit zu schmücken. Sie haben erlernt, dass sie im Leben in aufrichtigem Streben nach Gottes Zufriedenheit  handeln und religiöse Werke vollbringen sollen.  So lasst uns die wunderbaren spirituellen Erfahrungen aus dem Monat Ramadan in unserem Leben umsetzen.

 

 Der Monat Ramadan und das Fasten in diesem Monat tragen zweifelsohne materielle und immaterielle Früchte. Sein größter spiritueller Nutzen ist natürlich die Gottesfürchtigkeit und die Enthaltung von Sünden.  Das Resultat des Fastens im Monat Ramadan ist ein Vorrat an Gottesfürchtigkeit in unserem Herzen, der uns auf den gewundenen Pfaden des Lebens bis zum nächsten Ramadan helfen und dafür garantieren soll, dass wir den geraden Weg Gottes gehen. Die Gottesfürchtigkeit, welche die Enthaltung von der Sünde zur Folge hat, spielt eine wichtige Rolle im Leben des Menschen und zeigt ihm den Weg in Richtung des Wohls und Ewigen Glücks.

Im gesegneten Monat Ramadan haben wir uns viele gute Eigenschaften zulegen können  und viele schlechte und falsche Eigenschaften von uns entfernt. Nun kommt es darauf an, wie sehr wir die Früchte dieses Monates für unsere Zukunft erhalten können. Der Ramadan hat uns viel Gutes beschert. Und diesen Segen – dieses edle Ernteergebnis - müssen wir bewahren und wir dürfen nicht zulassen das der Blitz der Sünde es wieder vernichtet.

 

 

 

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