Islam richtig kennenlernen (186 - Beweise in der menschlichen Natur)
Wir werden diesmal einige Argumente für Maad näher betrachten. Wie wir zuvor erwähnten, haben alle Religionen himmlischer Herkunft bekräftigt, dass das Leben des Menschen mit dem Tode nicht zu Ende geht, sondern der Tod der Übergang von einer Welt in eine andere ist. Der Koran bringt überzeugende Beweise für dieses Maad – . Die Auferstehung von den Toten ist eine sichere Verheißung und wird in Erfüllung gehen.
Leuchtet es ein, dass der Mensch als ein Wesen, das nach einem komplizierten, Gott gewollten Prozess entsteht und zur körperlichen und geistigen Entwicklung gelangt, abrupt durch den Tod wieder völlig vernichtet werden soll? Eine solche Vermutung ist weder glaubhaft noch entspricht sie der weisen Planung Gottes. Dies wäre vergleichsweise wie wenn ein erfahrener Ingenieur sorgfältig ein großes Fabrikwerk plant und baut und es dann in die Luft sprengt. Das würde kein gesunder Verstand akzeptieren.
Die Schöpfung des Menschen ist überaus erstaunlich, und es ist nicht einsehbar dass der Mensch auf die Welt kommt und nach einer mehr oder weniger größeren Anzahl von Jahren, ihn plötzlich der Tod für immer vernichtet.
Der Mensch erfährt im Embryonalstadium und der darauffolgenden Entwicklung im Mutterleib einen ständigen Reifeprozess, bis er geboren wird und eine größere Welt betritt. Wäre es nicht völlig sinnlos wenn sein Leben nur in dem Entwicklungsprozess als Ungeborenes bestünde und er bei der Geburt sterben würde?
Das Leben des ungeborenen Menschen im Mutterleib ist die Vorbereitung auf das Betreten einer viel größeren und detaillierteren Welt und genauso ist das Leben in dieser Welt die Vorbereitung für das Betreten einer höheren Welt – das Jenseits – einer Welt mit anderen Mechanismen. Das Leben in der diesseitigen Welt und das Überwinden ihrer Probleme und Engpässe ist in Wahrheit die Einleitung zu einem Leben in einer höheren Welt.
Natürlich können wir uns kein genaues Bild von dieser neuen Welt nach dem Tod machen, weil unsere Vorstellungskraft durch die Gesetze des Diesseits eingeschränkt wird. Aber dennoch können wir aufgrund der Vernunft und weil der Koran die Existenz des Jenseits immer wieder unterstreicht, sicher sein, dass das Leben des Menschen mit dem Tod nicht zu Ende geht.
Ein weiterer Grund für die Existenz des Jenseits ist darin zu sehen, dass der Mensch den Wunsch hegt ewig zu leben. Die Menschen hängen am Leben und wollen nicht durch den Tod vernichtet werden. Aufgrund ihrer menschlichen Natur fliehen sie vor dem Tod und treffen Vorkehrungen, um am Leben zu bleiben. Zum Beispiel bauen sie feste Häuser, oder häufen Reichtum an und sind bestrebt sich vor Naturkatastrophen und Krankheiten zu schützen. Wir erfahren aus der Geschichte und Archäologie dass die Völker früher ihren Toten Essen und Getränke und sogar Waffen zur Verteidigung mit ins Grab legten. Dies zeugt davon, dass der Mensch schon immer von Natur aus den Wunsch nach Beständigkeit gehegt hat.
In Wahrheit rührt auch die Liebe des Menschen zum Diesseits von seinem Verlangen nach Ewigen Leben her. Allerdings denken viele, dass ihr Leben nur aus diesem stofflichen diesseitigen Leben besteht und wünschen sich nur deshalb, ach könnten sie doch immer auf der Welt bleiben. Obwohl die flüchtigen Freuden dieses Lebens sie nicht zufrieden stellen können und obwohl das Leben auch bittere Stunden hat, bleibt der Wunsch nach Ewigem Leben innerlich in ihnen verankert.
Aber auf dieser Welt ist das Ewige Leben gar nicht möglich.
Selbst wenn der Mensch auch noch so viele seiner Wünsche im Diesseits erfüllen kann, so wird er zudem dennoch immer noch das Gefühl haben nicht alle Wünsche erreicht zu haben und unzufrieden sein. Wenn der Mensch spürt, dass ihm das Leben auf dieser Welt nicht alles geben kann und das Bedürfnis nach Neuem empfindet, so kann dies seine Aufmerksamkeit auf eine andere Welt lenken. Der Jenseitsglaube kann dieses Gefühl der Mangelhaftigkeit des Lebens und des Verlangens nach Ewigkeit erwidern. Der bekannte muslimische Philosoph Mula Sadra hat darüber inhaltsmäßig gesagt:
„Gott der Weise hat die Liebe zur Beständigkeit und den Gräuel vor der Vernichtung in die Seele der Menschen gelegt. Da Gott weise ist, handelt Er nie falsch und sinnlos. Was er in das Wesen des Menschen gelegt hat ist rechtens und richtig. Das Verlangen des Menschen nach Ewigkeit ist ein Beweis dafür, dass es bestimmt eine Welt gibt, die vom Untergang verschont bleibt. Denn das Verlangen nach Ewigkeit in den Menschen wäre sinnlos, wenn es das Jenseits nicht gäbe.“
Gelehrte sind allgemein davon überzeugt, dass die Wünsche und Neigungen im Menschen eine Grund dafür sind, dass sie durch die Daseinsordnung erwidert werden. Sie sagen, das Verlangen nach Wasser wird durch das Vorhandensein von Wasser und das Bedürfnis nach Nahrung durch Vorhandensein von Nahrung beantwortet. Die Existenz von Wasser, Nahrung und auch das andere Geschlecht sehen sie in der Existenz der diesbezüglichen Bedürfnisse des Menschen begründet. Daher sehen sie auch in dem Wunsch des Menschen nach Ewigkeit einen Beweis dafür, dass es dieses Ewige Leben für den Menschen geben muss, damit dieser Wunsch erwidert wird.
Allerdings besteht auch die Möglichkeit, diese Wünsche falsch zu erwidern. So kann es sein, dass ein durstiger Mensch sich in Richtung einer Fata Morgana locken lässt anstatt nach einer echten Wasserressource zu suchen. Zum Beispiel kann sich aus dem im Menschen verankerten Hang zur Bewunderung und Liebe der Aberglaube und Irrtum entwickeln.
So wäre es auch ein Irrtum, wenn der Mensch aufgrund seines Wunsches nach Unsterblichkeit danach streben wollte immer auf der Welt zu bleiben. Das wäre die falsche Antwort auf diesen Wunsch. Denn diese Welt, so gewaltig sie auch ist, ist dem Untergang geweiht und kann nicht ewig existieren. Wenn der Mensch begreift, dass sein Kernwesen nicht stofflicher Art und sein Leben nicht auf das Diesseits beschränkt ist, dann wird er seine Liebe zur Beständigkeit in die richtige Bahn bringen und etwas für seine wahre Unsterblichkeit tun. Bildet er sich jedoch ein, seine Existenz sei auf das diesseitige Leben beschränkt, dann hat er die richtige Bahn verlassen und das hat unangenehme Folgen.
Im Menschen ist nicht nur das Verlangen nach ewigen Leben vorhanden, sondern er bringt auch die Eignung dafür mit. Der Mensch hat zahlreiche Begabungen, ist moralisch motiviert, besitzt hohes geistiges Potential und bringt eine große Kapazität für die spirituelle Erhöhung mit, ebenso wie Eifer und Kreativität. Einige dieser nützlichen Fähigkeiten gehen über das hinaus, was er im begrenzten irdischen Leben braucht. Zur Veranschaulichung dieses Gedankens kehren wir zu dem Beispiel des Ungeborenen im Mutterleib zurück. Der Mensch wird vor seiner Geburt mit mehreren Systemen ausgestattet – wie das Atem- und Nervensystem, das Verdauungssystem und Seh- und Hör- und Geschlechtsorgane, und die Zunge zum Sprechen usw. Die meisten dieser Systeme kommen jedoch beim Ungeborenen im Mutterleib gar nicht zum Einsatz sondern sind für das Leben nach der Geburt bestimmt. Dann erst wird ihre Rolle deutlich.
Zwischen dem Leben im Diesseits und Jenseits liegt ein ähnliches Verhältnis vor. Bei Betrachtung der Potentiale und besonderen Eigenschaften des Menschen sehen wir, dass dem Menschen Fähigkeiten für eine Ära mitgegeben wurden, die über das irdische Leben hinausgeht. Oder mit anderen Worten: diese Kräfte und Fähigkeiten, die dem Menschen zur Verfügung stehen, sind für ein Ewiges Leben gedacht. D.h. der Mensch besitzt das Potential für Ewiges Leben
Ein weiteres einfaches Beispiel kann die Sache vielleicht noch besser verdeutlichen. Fassen wir ein Fahrzeug mit der modernsten Ausstattung ins Auge, das vollgetankt für eine lange Reise bereitsteht. Würde nun jemand erklären, dass dieses Auto eine Strecke von nur 10 m zurücklegen soll, würden sich alle wundern, da das Fahrzeug für längere Strecken ausgerüstet ist. Ähnlich ist es mit dem Menschen. Seine Kräfte und Fähigkeiten sind für einen viel längeren Weg als eine Lebensstrecke von 70 bis 80 Jahren gedacht. Das ist in sich schon ein Beweis für sein Ewiges Leben.
Der Koran unterstreicht, dass nur das jenseitige Leben beständig ist. Wer nach Ewigem such, soll nach dem ewigen Leben fragen. Im Vers 16 und 17 der Sure 87 (Sure Ala) steht:
„... Vielmehr zieht ihr das diesseitige Leben vor,
während das Jenseits besser und beständiger ist.“
Meistens achten die Menschen wenig auf das Jenseits. Manchmal durchdringen den Menschen die Liebe zum Weltlichen wie die Liebe zu Besitz, oder falscher Ehrgeiz, Genusssucht und Überlegenheitsbestrebungen oder sogar Rachegefühle so sehr, dass er nicht mehr richtig unterscheiden kann und Hässliches tut. In den Islamischen Überlieferungen wird die Liebe zum Weltlichen als Quelle aller Sünden bezeichnet. Dies ist eine konkrete Tatsache, die wir bei der Betrachtung des Schicksals von verdorbenen Menschen feststellen. Der Koran warnt die Menschen davor, ihr Herz zu sehr an das Diesseits zu hängen und weist darauf hin, dass nur das Jenseits beständig ist aber das Diesseits vergeht, so dass der Mensch sich nicht ins Diesseits vernarren darf.